von Markus Schwarzäugl

Es gibt einen neuen Grund für eine Reise in das mittelalterliche Jüterbog in Brandenburg: Ein in die Stadtwiesen gemähtes, begehbares Herzlabyrinth. Der Künstler Markus Schwarzäugl lädt darin ein zum Sich-Selbst-Begegnen, zum Eintauchen in die Natur, zum Loswerden von Lasten und Fragen beim alleinigen oder gemeinsamen Achtsamen Gehen durch das Labyrinth.

Achtsamkeit und Herz

Für mich ist beides sehr wichtig. In dem von mir in die Wiese gemähten Labyrinth habe ich das Herz als Symbol der Liebe mit dem uralten Symbol des Labyrinthes verbunden, im klassischen Stil mit sieben Umgängen, als Variante des keltischen Labyrinths – nur eben in Herzform. Es führt wie alle Labyrinthe ganz nach Innen in die Mitte – diese auch in Form eines Herzens. Bis man dahin gelangt, ist achtsamen Gehen angesagt, ca. 1.250 m Weglänge, gesäumt von Mäuse-, Hasen- und Schlammlöchern, Schnecken, Tierlosungen, Disteln und Brombeeren – Natur halt.

Auf dem Weg dahin könnt ihr euch mit einer Frage befassen, in der Mitte symbolisch den Ballast abwerfen und dann befreit den Rückweg antreten. Der Weg ins Labyrinth ist die direkte Begegnung mit sich selbst und dem Unbekannten. Ein Labyrinth ist ein Spiegel, ein Bild, ein Symbol – für den schwierigen und verschlungenen Lebensweg des Menschen. Es spricht von den Wahrheiten des Lebens, von den Hindernissen und von den Kämpfen, aber auch vom Ankommen in der Mitte und von der neuen Freiheit, wenn man aus dem Labyrinth wieder hinausgeht.

Und – auch laut der Rückmeldungen – hat mein Herzlabyrinth mit seinen geschwungenen Wegen um das Herz in der Mitte herum eine sehr besondere aufbauende Energie.

Wie alles anfing

Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich schon als kleiner Junge sehr fasziniert von Irrgärten war. Mitte der 90er Jahre habe ich dann einen Bericht über den ältesten historischen Hecken-Irrgarten Deutschlands in Altjeßnitz (Sachsen-Anhalt) gesehen, der in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet worden war. Erst 1998 habe ich es im Rahmen einer Berlin-Reise geschafft, mir den Irrgarten anzuschauen.

Am Achtsamhof in Hamm hatte ich 2017 endlich passende Wiesenflächen zur Verfügung, auf denen ich große Naturlabyrinthe mähen konnte. Nach den ersten Spiral-Versuchen lernte ich das Labyrinth-Zeichnen von einer Land-Art-Künstlerin. Die Faszination wuchs weiter an, als ich in den ersten Büchern feststellen durfte, dass es Labyrinthe schon seit über 3200 Jahren gibt. Mir wurde auch klar, wo der Unterschied zwischen einem Labyrinth und einem Irrgarten liegt – im Irrgarten kann ich mich verlaufen – im Labyrinth gibt es hingegen nur einen Weg, der zum Ziel führt.

Wie entsteht ein Labyrinth?

Ich selbst bevorzuge das Ein-Weg-Labyrinth, bei dem der Weg – ähnlich wie der Lebensweg – irgendwann – nach etlichen Um-Wegen und Um-Kehrungen immer zum Ziel führt. Zuerst spüre ich mich in die Wiese ein und dann kommen die Ideen zu dem Labyrinth einfach so und ich lege los…….. Ich mache Naturlabyrinthe, weil sich die Natur täglich ändert: „So wie Du heute durch das Labyrinth gehst, wird es morgen nicht mehr möglich sein“.

Im Herbst 2022 bekam ich in Jüterbog zwei große Wiesen von der Jüterboger Agrargenossenschaft zur Verfügung gestellt. Hier habe ich im Oktober 2022 zwei Labyrinthe gemäht, das in Herzform und den Stadtrundgang in Form der Silhouette der Stadt Jüterbog, auf dem die wichtigsten Gebäude der Stadt abgelaufen werden könne     

Die Skizzen des Herzlabyrinths hatte ich schon lange auf meinem Schreibtisch liegen. Zuerst stecke ich mit Stöcken die Wege ab – dann verbinde ich die Stöcke mit Fäden – und schließlich mähe ich die „vorgezeichnete“ Strecke mit meinem Rasenmäher in einem Zug.

Die jeweilige Form entscheide ich auch ganz kurzfristig – die Wiese spricht sozusagen mit mir. So war es im Klostergarten des Jüterboger Mönchenklosters im Rahmen meiner Ausstellung „Herzwärts“ im Frühjahr 2023, ein an die Wiese angepasstes Oktagon im römischen Stil, und in Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) gibt es den Springer im Baumschulenhof.

Gehe den Weg in die Mitte!

Das erste gemeinsame Achtsame Gehen fand am 6. Mai 2023 im Rahmen des Welt-Labyrinth-Tages statt, der jedes Jahr am ersten Samstag im Monat um 13 Uhr begangen wird. Zu diesem Anlass haben meine Frau und ich das Labyrinth beschildert, und seitdem hängt auch ein kurzer Text über Labyrinthe am Eingang. Wir haben dort auch einen Korb mit Steinen aufgestellt – so können die Menschen mit einem oder mehreren Steinen – in der Hand oder in der Tasche – als Symbol der Last oder einer Frage – ins Labyrinth hineingehen und ihn/sie in der Mitte ablegen – und etwas leichter wieder herausgehen.

Seitdem biete ich das Achtsame Gehen monatlich auf Spendenbasis an. Es ist jedes Mal anders – weil kein Moment wiederholbar ist – aber auch, weil sich das Labyrinth täglich verändert. Im Frühjahr war es lange gar nicht begehbar, weil die Wiese teilweise unter Wasser stand, und es selbst mit Gummistiefeln zu nass war. Ende Mai war das Gras so satt und grün und kräftig – und genau so hat sich auch die Energie darin angefühlt. Ende Juni war das Gras schon hüfthoch – und die Sonne so stark, dass wir durch Schirmchen geschützt gelaufen sind. Die Vegetation verändert sich ständig – jetzt gegen den Herbst kommen die Disteln – und barfuß Laufen erfordert große Achtsamkeit. Im Juli wurde die Wiese komplett gemäht – das ist die Absprache mit der Agrargenossenschaft, der Pächter macht dort Heu für seine Biolandwirtschaft.

Es war nicht ganz klar, was nach dem Mähen noch zu sehen sein würde – und nachdem das Gras weg war, konnten wir glücklich feststellen, dass die Wegspuren noch deutlich sichtbar waren.

Wieso machst Du das?

Diese Frage wird mir sehr oft gestellt. Wahrscheinlich, weil in unserer heutige Welt vieles zweck- und vor allem gewinnorientiert ist. Ich habe viel über eine passende Antwort nachgedacht – es gibt mehrere. Für mich sind Labyrinthe so eine Art Vision. Wenn ich mit dem Rasenmäher durch die Wiese laufe, fühle ich mich geführt. Ich glaube, dass das mein Beitrag dazu ist, die Menschen mehr in ihre Gefühle zu bringen. Ich bin dankbar für diese Begabung. Und ich möchte sie gerne teilen.

Und regelmäßig bekomme ich positive Rückmeldungen und Fotos von Menschen, die das Labyrinth alleine begehen und das macht mich glücklich. Ich stecke sehr viel Liebe und Herzblut in die Wiese – mehrmals im Jahr müssen die Wege nachgemäht werden – und diese Liebe kommt dann wieder zu mir zurück. Ich stelle mein Labyrinth den Menschen zur Verfügung – und: Gehen darf jeder seinen Weg selbst!

Über den Autor

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Die nächsten Termine zum Achtsamen Gehen in Jüterbog sind:
Sonntag 08.10.23 um 17.00 Uhr
Samstag 21.10.23 um 17.00 Uhr

Einzel- oder Gruppenführungen auf Anfrage möglich.
Barfuß oder beschuht, mit Schirm oder ohne, still oder singend. Vor allem: ACHTSAM
Das Herzlabyrinth befindet sich in Jüterbog, ca. 10 Gehminuten vom Bahnhof entfernt, an der Kreuzung Wilhelm-Kempff-Weg (Schönwetterweg) mit dem Spitzbubenweg. Wer mit dem Auto anreist fährt die Mozartstraße bis zum Ende, parkt dort das Auto und geht weiter geradeaus über die Fußgängerbrücke.
Ich freue mich auf Euch!

Mehr Informationen über Markus unter www.leuchtigel.de (gerade im Aufbau)

Zur Person:
Markus Schwarzäugl (früher Braun), Jahrgang 1968, Elektro-Meister, stammt aus dem Ruhrgebiet und beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der heilsamen Wirkung von Labyrinthen. Im September 2020 zog er der Liebe wegen nach Jüterbog in Brandenburg. Hier lebt er glücklich mit seiner Frau als Labyrinthbauer, Herz- und Aktionskünstler.



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