Loslassen von alten Geh-wohnheiten

Eines Tages lauschte der Arzt Dr. Peter Greb dem Hall seines gewohnten Fersengangs und wurde sich plötzlich dessen Härte bewusst.Bei jedem Schritt über die Ferse nahm er eine Erschütterung mit Stößen in der Wirbelsäule wahr, die bis hinauf in den Schädel vibrierte. Er gelangte zu der augenblicklichen Einsicht, dass wir von Grund auf verkehrt laufen.Seitdem erforscht er voller Hingabe und Neugier die Evolution des Gehens mit besonderem Augenmerk auf die Auswirkung auf den gesamten Körper- Geist- Seele Organismus.

Das Leben des achtsamen Gehens wurde für ihn zu einem neuen Zugang zur Meditation. Der abrollende Fersengang zählt bis heute zu der „normalen“ Fortbewegung des Menschen und der gesamte Planet wird hiervon beherrscht. Soldaten marschieren mit schweren Stiefeln, Menschen hasten zur Arbeit im strammen Hackenschritt – sogar in der Freizeit sieht man viele „Walker“ mit ernsten Gesichtern die Erde mit den Füßen treten. An fast jeder Ecke gibt es Orthopäden und Physiotherapeuten. Fünfundachtzig Prozent der Bevölkerung leiden an Fehlhaltungen, Fußproblemen und Schmerzen. Doch wer oder was läuft eigentlich verkehrt?

Erinnern wir uns an einen vergangenen Moment größter Freude.Verspielt tanzen wir leichtfüßig auf dem Vorderfuß durch die Welt, begegnen herzoffen unseren Nächsten.Der gesamte Körper drückt so sein Wohlgefühl aus. Wir werden wieder zu Kindern, die ihre ersten Schritte tänzelnd als Ballengänger auf diese Erde tun. In diesem Augenblick vollkommender Einheit ist es schier unmöglich die Erde weiter mit den Hacken zu treten.

Der Ballengang ist unser ursprünglichster Ausdruck, sich Schritt für Schritt fühlend mit der Welt zu verbinden. Indem wir bewusster gehen, leben wir auch bewusster. In der dynamischen Aufrichtung des schreitenden Ballengehens entfalten wir unser reinstes Ich, denn dieses Ich drückt sich, laut Rudolf Steiner, in der aufrechten Haltung aus.

GODO-Meditation

Dr. Peter Greb verließ die viel zu eng gewordene Praxis der Schulmedizin und entwickelte die GOGO-Meditation. „GODO“ ist ein Wort aus zwei Silben: „GO“- „gehe“ und „DO“- „handle“. Die GODO-Meditation beschreibt drei Phasen des Ballen-Gehens:
1. Ruhen: Vor jedem Schritt kommt die Bewegung zur Ruhe.
2. Wollen: Um aus dem Stand in die Bewegung zu kommen, bedarf es eines Willenimpulses. In diesem Moment löst sich die Ferse von der Erde, wir atmen ein.
3. Fühlen: Durch das Loslassen des Fußes kommt der Ballen zuerst mit der Erde in Kontakt. Hierbei können alle „Geh-fühle“ wahrgenommen werden.
4. Ankommen: Der Fuß kommt vollständig mit der Sohle auf die Erde und wir atmen aus. Das Wort „Sole“ (Sohle) wird interessanterweise im Englischen auf die gleiche Weise ausgesprochen wie “Soul“ (Seele)!

Fersengang oder Ballengang?

Die weiche Ballenregion wird in der Fußreflexzonenarbeit mit der Herzzone in Verbindung gebracht.Der Ballengang ist eine Möglichkeit, wieder mit unserer ursprünglichen Seelenqualität des Fühlens in Kontakt zu kommen, denn er richtet uns auf und aus zu achtsamen bewußten Menschen.Die Gestik des Hackengangs hingegen drückt eine uralte Information des Gespaltenseins aus. Beim Auftreten wird der Vorderfuß angespannt und hochgezogen, denn nur so kann im nächsten Moment die Ferse auf die Erde (r)auftreten. So vorsichtig manche über die Ferse abrollen mögen, ein gewisses Stampfen, eine Erschütterung bleibt immer zu hören (man kann einfach die Finger in die Ohren stecken und abwechselnd Ballen- oder Fersengang probieren und dabei lauschen).Der Fersengang erzeugt unbewusst eine gefühlsabweisende Geste, die sich im Gehirn als Programm der mentalen Abwehr festsetzen kann.Es macht einen großen Unterschied, ob wir im gefühlsbetonten Ballengang auf Menschen zugehen oder mit hochgezogenem Fußspann. Der Hackengang macht uns zu Zweiflern und Gespaltenen, denn wir wollen zwar einerseits die Erde spüren, andererseits bleiben wir aber durch das Hochziehen des Fußes in einer Abwehrhaltung. Diese Geste des Fersengangs bedeutet: „Ich will fühlen – oder vielleicht doch nicht?“GODO zeigt uns: wer einmal schreitet und es verinnerlicht, möchte nie wieder marschieren. Oder auf unseren Alltag bezogen:„Das Fühlen ist wichtiger als das Funktionieren.“ Ein Soldat marschiert, ein GODOgänger schreitet. Wie sähe eine Welt der Ballengänger aus?

Warum tragen „Barfüßler“ Barfußschuhe?

Nach vielen Jahren der eigenen Erfahrung mit dem Ballengang empfinde ich Barfußschuhe als sinnvoll, da sie die Beweglichkeit des Fußes nicht einschränken wie herkömmliche starre Schuhe. Deshalb sind nicht alle sogenannten Barfußschuhe für den Ballengang geeignet. Die Sohlen sollten unbedingt flach, dünn und möglichst flexibel sein. Die Zehen brauchen ausreichend Platz um sich frei bewegen zu können. Viele barfuß lebende Völker gehen im Ballengang. Die Tarahumara, ein Bergvolk aus Mexiko, fertigten die ersten Huarache-Barfuß-Sandalen aus alten Autoreifen. Die moderne Variante ist eine vier Millimeter weiche, flexible Sohle mit Leder oder einem Recyclingmaterial z.B. aus Walnüssen (vegane Variante). Sie werden mit einer speziellen Schnürung an den Fuß fixiert. Das Gehen bleibt leicht und weich. Schuhe benötigen kein Fußbett, Einlagen oder dicke Sohlen. Die Fußmuskulatur wird optimal durch Barfußlaufen oder minimalistisches Schuhwerk gestärkt. Sehnen- und Gelenkprobleme werden dadurch spürbar verringert.

Je offener das Schuhwerk ist, desto mehr nehmen wir Temperatur, Wetter und andere Reize direkt wahr und werden dadurch sensibler. Natürlich ist das direkte Barfußlaufen die urmenschlichste Art des Gehens, doch da wir viele Schadstoffe über die Füße aufnehmen oder uns Scherben eintreten können, empfehle ich geeignete Minimalschuhe in der Stadt und auf unbekannten Wegen. Auch für die ganz Kleinen gibt es passende Barfußschuhe, denn Kinder sind unglaublich dankbar, wenn sie Ballengänger bleiben dürfen. Um sicher laufen zu lernen, müssen Kleinkinder den Untergrund gut spüren. Warum sollte man ihnen später dicke Schuhsohlen verpassen? Kinder imitieren alles, was Eltern ihnen in den ersten Jahren vermitteln. Sind ihre Eltern Fersengänger, verwickeln sie sich meist auch in diese Gangart. Die Sprachentwicklung bei Kindern ist an das aufrechte Laufenlernen gekoppelt und wirkt sich auf die innere Haltung beim Lernen in der Schule aus. Stotterer weisen meist ein abruptes Gangverhalten auf. Der Ballengang könnte in den Schulen im Sportunterricht spielerisch vermittelt werden. Viele Kinder werden sich glücklich an ihre ersten tänzelnden Schritte rückerinnern und dadurch aufmerksamer mit mehr Freude lernen.

Barfußlaufen macht uns sensibler im Alltag

Barfußlaufen verstärkt die Tiefensensibilität, auch Propriozeption genannt. Dieses Sinnessystem gewährleistet die Empfindung von Lage, Haltung und Bewegungen des Körpers im Raum. Das bedeutet, dass sich der Körper durch Barfußlaufen leichter selbst korrigieren kann und zu einer gesünderen Haltung findet – was sich natürlich auch auf die geistig-seelischen Ebenen auswirken kann. Die Entwicklung der Propriozeption ist eine immense Kräftesteigerung für Menschen in Bewegung, sei es beim Sport, Wandern oder im Alltag. Der Ballengang wirkt sich außerdem positiv auf das venöse System im Körper aus, indem er eine doppelte Muskelpumpe beim Auftreten auf den Vorderfuß aktiviert. So können sich sowohl der Kreislauf als auch der Emotionalkörper entspannen. Beim Hackengang hingegen staut sich das Blut im venösen System. GODO drückt eine lebensbejahende dankbare Haltung aus und setzt physische und psychische Kräfte frei. Das Ballenlaufen ist keine Philosophie, sondern das direktes Erleben einer Rückerinnerung.

Menschen, die zu Ballengängern wurden, sind meist Forscher, die ihre eigenen Erfahrungen jenseits von Konzepten sammelten. Bei mir hat es einige Zeit gedauert, den hartnäckigen Fersengang als mein konditioniertes Gangmuster zu entlassen. Es benötigte viel Hingabe, Ausprobieren und Geduld bis sich mein Körper im Ballengang zuhause fühlte. Ich möchte gern jedem Mut machen und dabei Unterstützung geben, diese wunderbare Gehweise zu erleben, denn Gehen hat eine enge Verbindung zu unserem Herzen und den „Geh-fühlen“. Wer Interesse hat, den ureigenen menschlichen Ballengang selbst zu erforschen ist herzlich eingeladen zu unseren Seminaren und Kursen im Rahmen unserer Naturheilpraxis „Inner Chi“. Es besteht die Möglichkeit eines Laufcoaching in einer Einzel- oder Gruppenstunde. Unser kleiner Barfußladen ist nach telefonischer Absprache für euch geöffnet.

Über den Autor

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ist seit 17 Jahren Heilpraktikerin, Dozentin und Coach im Bereich ganzheitlicher Gesundheit. Ihre eigene Geschichte hat sie zur „natürlichen Bewegung“ zurückgeführt, die sie heute viele Menschen in Einzelund Gruppen – coachings lehrt. Da sie selbst begeisterte Läuferin und Wanderin ist, entwickelte sich aus ihrer zehnjährigen neu ausgerichteten Wander- und Lauf – erfahrung das „Tara- Walking/-Running“ sowie die „Ballengang- Schule“. Neben der bestehenden „Online-Ballengang- Schule“ und regelmäßigen Ballengang- und „Natural Running“-Seminaren in der Natur sind weitere Online-Kurse und demnächst eine Ausbildung über mehrere Monate geplant.

Kontakt
Tel.: 030-57 70 23 46
www.barfusswege.wordpress.com
www.tarasoles.com
Mehr Infos

Nächstes Barfuß-Ballengang-Seminar: 14.-15. April 2018 in Berlin Grunewald
Schulung zum Barfußcoach: 19.-24. Juni 2018 in Rieth am Stettiner Haff
Erfahre mehr über den Ballengang, Erdungsprodukte und die Tarasoles-Sandalen: www.tarasoles.com

 



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