von Susanne Hackel

Der Beifuß (Artemisia vulgaris) ist eine bemerkenswerte Heilpflanze, deren Anwendung in der Geschichte der Naturheilkunde und Medizin tief verwurzelt ist. Mit seinen vielfältigen Inhaltsstoffen, faszinierender Geschichte, wichtiger Rolle in der Räucherkultur und bedeutenden Anwendungen in der Frauenheilkunde bietet der Beifuß eine breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten für deine körperliche Gesundheit oder die spirituelle Verwendung. Hier möchte ich diese spannende Heilpflanze, die überall als Kraut am Wegesrand zu finden ist, genauer vorstellen.

Die Verwendung des Beifußes als Heilpflanze reicht Jahrtausende zurück. Schon im alten Ägypten wurde der Beifuß in medizinischen Anwendungen gefunden und war Teil von magischen Räucherzeremonien. Im antiken Griechenland empfahl der berühmte Arzt Hippokrates, der auch als „Vater der Medizin“ bekannt ist, den Beifuß zur Behandlung von verschiedenen Magen-Darm-Beschwerden und Menstruationsschmerzen. Im Mittelalter wurde der Beifuß in Europa weit verbreitet und galt als wichtige Schutzpflanze gegen böse Geister und Krankheiten. Die Pflanze fand magische Verwendung in Schutzamuletten und wurde vielseitig in Räucherritualen genutzt.

Beifuß – Schutzpflanze der Frauen

Die Pflanzennamen verraten uns oft sehr viel über die Geschichte, mit der ein Kraut verbunden ist. Beim Beifuß finde ich den lateinischen Namen „Artemisia“ besonders interessant. Artemis ist als Göttin der Jagd bekannt. Sie ist außerdem die Schutzgöttin gebärenden Frauen. Darstellungen der Artemis werden oft durch den Mond ergänzt, was einerseits ihre enge Verbindung zu unserem Himmelkörper darstellt, aber auch ein Hinweis auf die Verbindung zum weiblichen Zyklus zeigt. Dieser ist ja auf geheimnisvolle Weise mit dem Rhythmus des Mondes verwoben.

Dass der Beifuß eine wichtige Rolle in der Frauenheilkunde spielt, ist darum nicht verwunderlich. Der würzige Teeaufguss wird aufgrund seiner krampflösenden Eigenschaften in der Volksheilkunde häufig zur Linderung von Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Regelmäßig getrunkener Beifußtee kann helfen, Krämpfe zu reduzieren und den Menstruationszyklus zu regulieren. Beim Zerreiben der Blätter entströmt der Pflanze ein würziger Geruch. Dafür sind ätherische Öle Verantwortlich. Ihre wärmend wohltuende Wirkung kann dir helfen, Blasenentzündungen vorzubeugen. In einigen Kulturen wird Beifuß auch während der Geburt verwendet, um Wehen zu erleichtern und Schmerzen unter der Geburt zu reduzieren. Darum sollte in der Schwangerschaft auf  den Wehen anregenden Beifußtee verzichtet werden.

Jedes Jahr im Herbst stelle ich aus den Beifußwurzeln einen Ölauszug her, den ich zu einer wärmenden Salbe für die kalte Jahreszeit verarbeite. Damit reibe ich meine Füße ein, wenn sie vom langen Sitzen am Schreibtisch kalt geworden sind. Die beste Erntezeit der Wurzeln ist im Herbst bis Ende Oktober.

Spannend finde ich, dass der Beifuß auch in anderen Kulturen für ganz ähnliche Beschwerden empfohlen wird. In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Tees mit Beifuß zur Unterstützung der Fruchtbarkeit und zur Harmonisierung des weiblichen Zyklus empfohlen.

Beifuß – Wichtige heimische Räucherpflanze und Begleiter durch den Jahreswechsel

Nicht zu vergessen ist die Verwendung des Beifußes als verdauungsförderndes Würzkraut für die Weihnachtsgans. In der Zeit des Jahreswechsels wurde der Beifuß traditionell sehr vielseitig eingesetzt und auch als vielschichtiges Räucherkraut gerne verwendet. Räucherungen mit duftenden Kräutern und Harzen gehörten zu den täglichen Ritualen während der Raunächte um die Weihnachtstage, um einen guten Start in das neue Jahr zu garantieren. Um Beifuß als Räucherwerk zu verwenden, muss das Kraut zuerst getrocknet werden, bevor es anschließend verbrannt werden kann. Seine Wirkung wird gerne bei Räucherritualen genutzt, die spirituelle Reinigung, Schutz und Heilung fördern sollen. In der schamanischen Praxis wird Beifuß oft verwendet, um Kontakt mit spirituellen Welten herzustellen und Träume zu intensivieren. Der Rauch des Beifußes hat beruhigende und klärende Eigenschaften, die dazu beitragen, den Geist zu beruhigen und die Sinne zu schärfen. Die Räucherkultur des Beifußes hat übrigens eine spirituelle Bedeutung in vielen indigenen Kulturen weltweit.

Beifuß – das steckt drin

Der Beifuß enthält eine komplexe Mischung von Inhaltsstoffen, die seine vielseitigen Heilungseigenschaften ausmachen. Dazu gehören:

  1. Ätherische Öle: Der Beifuß ist reich an ätherischen Ölen wie Thujon, Campher, Cineol und Borneol. Diese Öle verleihen der Pflanze ihren charakteristischen Duft und tragen zu ihren therapeutischen Eigenschaften bei.
  2. Bitterstoffe: Allen voran das Absinthin, ein Bitterstoff, der den Appetit anregt und die Verdauung fördert. Diese Bitterstoffe sind in der traditionellen Medizin für die Behandlung von Magen-Darm-Beschwerden von großer Bedeutung.
  3. Flavonoide: Diese antioxidativen Verbindungen spielen eine wichtige Rolle im Schutz vor freien Radikalen und Entzündungen im Körper.
  4. Tannine: Tannine im Beifuß haben adstringierende Eigenschaften, die bei der Linderung von Entzündungen und Durchfall helfen können.

Insgesamt ist der Beifuß eine faszinierende und vielseitige Heilpflanze, deren Geschichte und Anwendungsbereiche breit gefächert sind. Seine Inhaltsstoffe verleihen ihm eine beeindruckende Bandbreite therapeutischer Eigenschaften, von der Verdauungsförderung über die Linderung von Menstruationsbeschwerden bis hin zur spirituellen Reinigung in der Räucherkultur. Es ist jedoch wichtig, vor der Anwendung von Beifuß zu therapeutischen Zwecken einen qualifizierten Fachmann oder eine Fachfrau zu konsultieren, um die richtige Dosierung und Anwendung sicherzustellen.

 

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