Der Februar neigt sich dem Ende zu nach einem milden Winter. Die Sonne verführt jetzt, die alten Kräuterrispen zurückzuschneiden. Die ersten Brennesseln, Giersch, Schafgarbe und Fenchel schauen aus der Erde, Krokusse und Winterlinge erfreuen das Herz. Die Hasel in ihrer Blüte lockt die Bienen an und ihr rauschhaftes Ernten animiert die Kräuterfrau Antje Kierstein es ihnen gleich zu tun und jetzt den Jahreskreis der Kräuter zu beginnen.

In einem Dorf groß geworden, war die Arbeit mit dem Garten, mit der Erde, das Spiel in Wald und Wiese für mich etwas Selbstverständliches. Ein Zauber der stetig gewachsen ist, der mich auch jetzt noch begleitet. Durch meine Arbeit mit der Erde, mit den Pflanzen konnte ich beobachten, lernen. Wo gedeihen sie am besten? Welche Pflanzen werden durch andere in ihrer Wirkung synergetisch verstärkt? Wie passen sie sich dem Standort an, den Wetterbedingungen, den Bodengegebenheiten? Was macht ihre ganz individuelle Heilkraft aus?

Wir können die Heilkraft der Pflanzen ganz unterschiedlich nutzen. Ihre Inhaltsstoffe regen unseren Stoffwechsel an, stärken die Nieren, die Leber, das Blut, das Herz. Getrocknet können und sollten wir sie rhythmisch nutzen. Uns überlegen, was speziell in uns unterstützt werden darf. Wenn wir in Kräuterbüchern lesen, finden wir viele Heilpflanzen für ähnliche Beschwerden. Wie entscheiden wir uns, welche für uns am besten ist?

Wenn wir noch unerfahren sind, ist es wichtig, eher Pflanzen zu nehmen, die unseren ganzen Organismus unterstützen, nicht zu stark in eine bestimmte Richtung anregen. Sondern eine sanfte Anregung und Aktivierung bewirken.

Gerade jetzt im Frühling ist es gut den Körper zu reinigen. Über den Winter bewegen wir uns meist weniger, wir essen mehr und die Sonnenenergie und die vitalen, regionalen Gemüse fehlen unserem Stoffwechsel. Alles in uns ist ein wenig träger geworden, nicht mehr so gut im Fließen.

Kräuterkräfte im Frühling

Die Frühlingskräuter können uns dabei gut mobilisieren. So ist die Brennessel für mich die wichtigste Kräuterweise. Sie nährt uns mit vielen Mineralien wie Eisen, Calzium, Kalium, Magnesium und Kieselsäure. Sie spült unsere Niere, geht tief ins Gewebe und hilft Schlacken auszuleiten. Sie stärkt unsere Immunkraft, unsere Aufrichtung, den freien Fluss. In ihrer Erscheinung sehen wir eine klar aufgerichtete, zentrierte, gut abgrenzende Kraft. Dies stärkt sie auch bei uns. Sie hilft uns klarer in uns zu sein, eine gute gestärkte Mitte zu haben, aus der wir den Alltag leichter und beschwingter erleben können. Die jetzt langsam sprießende Schafgarbe hat noch nicht die ätherischen Öle ihrer Blüten, die so wundervoll entkrampfen. Doch hat sie dennoch gute Bitterstoffe, die unsere Leber unterstützen. Diese ist so wichtig für unsere entgiftende Kraft. Gerade im Winter erlebe ich in der Praxis viel häufiger, dass die Energie der Leber stark beansprucht wird. Essen wir vermehrt Süßes, oft spät ein üppiges Mahl, wird sie belastet, wird müde, muss sehen, wie sie mit dem Überschuss umgeht und der Gallensaft wird dicker. Schafgarbe und Löwenzahn helfen ihr, den Stoffwechsel wieder stärker anzukurbeln, den Gallensaft auszuleiten und all ihre vielfältigen Arbeiten von Hormonstoffwechsel bis Blut-Balance wieder leichter für uns zu machen.

Frühlingsregneration

Besonders um diese Zeit ist es wichtig in sich hineinzuhorchen. Leichter zu essen, bewusst tiefer zu atmen. Die Sauerstoffversorgung anzukurbeln, das Zwerchfell sanft die Bauchorgane massieren zu lassen. In einem vom Winter trägen Körper fühlt sich vieles belasteter an. Wir sind meist müder als sonst, obwohl wir von den aufstrebenden Kräften angeregt werden. Tatendrang spüren im Wollen. Vielleicht gestresster sind. Gönnen wir unserem Körper bewusste Spaziergänge, leichteres Essen, tieferes Atmen und entschlackende, regenerierende Kräuter, dankt er es uns oft mit einer besseren Laune, inneren Ausgeglichenheit und Zuversicht. Unser Körper ist wie ein Spinnennetz durchwirkt und es ist kaum vermeidbar, dass einige Spinnenfäden durch ein Zuviel an Stress, an nicht benötigter Nahrung, durch für uns nicht zuträgliche Bestandteile dicker werden und mit der Zeit auch mit anderen Netzfäden verkleben können. Dies fühlen wir in einer festen Muskulatur, in einem gefühlten Zuviel auf neue auf uns einwirkende Reize.

Kräuter als Wegbegleiter

Doch es gibt auch Themen, die uns zu tief beschäftigen, als dass sie „nur“ durch eine Frühjahrskur aufgelöst werden können. Auch hier können uns Pflanzen helfen. Sie haben in einem langen evolutionären Prozess gelernt sich anzupassen, auch mit unwirtlichen Umständen umzugehen und zu überleben. Sie haben darüber so wie wir eine ganz eigene Individualität ausgeprägt. Gerade in Urtinkturen können wir diese speichern. Die vitale Kraft der Pflanze geht in den Alkohol über und kann uns unterstützen. Unsere seelischen Prozesse spiegeln sich in körperlichen Symptomen, in Ängsten und Dysbalancen. Wenn wir rhythmisch mit ihnen in Resonanz treten, stärken wir unsern Umgang mit ihnen. 

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*