von Martina Simon und Gabriele Oppermann

Fürsorge macht stark. Fürsorge weckt das Selbstvertrauen und die Selbstachtung. Fürsorge kommt von Herzen und geht Hand in Hand mit dem Mitgefühl. Fürsorge ist heilsam und erlöst jede Angst. Fürsorge schenkt Raum für Achtung, Heilung und Entfaltung. Fürsorge leben heißt ein Leuchtturm zu sein für die Welt. 

Das Eigene oder die Anderen? Intelligente Fürsorge

Fürsorge ist eine Kunst, die mit Selbstfürsorge beginnt und mit ihr endet. Sorge für sich und für andere zu tragen ist von besonderer Bedeutung, stehen wir vor der Herausforderung, Familienmitglieder oder Patienten zu betreuen. Es ist die Frage nach der Zuständigkeit, die als allererstes beantwortet werden will. Ist es wirklich meine Angelegenheit?

Im Ayurveda ist dafür die Meditation sehr hilfreich. Wir begeben uns in die Stille und lassen das Herz sprechen, dem Haus unserer Seele. Die Seele – die Verbindung zur kosmischen oder kollektiven Intelligenz „Mahad“ – wird diese Frage beantworten können. Sie ist rein, ohne Wertung und Vorurteile und ist in der Lage kollektives Wissen abzurufen.

Unser Verstand kann diese Frage oft nicht klar beantworten. Er wertet, beurteilt und sucht nach dem Gewinn einer Handlung und vergisst dabei, dass er unter Umständen Grenzen überschreitet. Grenzen zu überschreiten, bedeutet unsere Energien zu verbrennen – mit entsprechenden Folgen. So geben manche Menschen mehr, als ihnen gut tut, aus Gründen der Harmonie, um Anerkennung zu bekommen oder auch aus Eitelkeit und Unüberlegtheit, den Dingen gegenüber, die nicht zu Ende gedacht wurden. In der Folge landen sie in der Überforderung.

Die Fürsorge beginnt – neben guter Nahrung und ausreichend Schlaf – mit der täglichen Selbstfürsorge. Im Ayurveda gehören dazu die Meditation zur Klärung des Geistes und Reinigungsrituale für den Körper, wie Waschungen (Hände, Gesicht, Füße), Nasenspülungen, Zungenreinigung und Ölziehen.

Im nächsten Schritt benötigen wir einen angemessenen Abstand zu den Ereignissen, die uns begegnen. Dieser erlaubt uns, ein bewusstes „sich öffnen“ und Empfangen der Worte unseres Gegenübers ohne allzu starke Wertung oder Emotionen. Es ist eine Kunst, offen und gleichzeitig wertfrei Dinge geschehen zu lassen und sie will erlernt sein. In der Regel benötigen wir dafür die Unterweisung von kompetenten Lehrern. 

Mit zunehmender Reife und Erfahrung kommen wir vielleicht zu der Erkenntnis, dass wir zu einem Werkzeug werden, zu einem Werkzeug der kosmischen oder kollektiven Intelligenz.
Im Ayurveda sprechen wir von Intelligenz, wenn eine Ordnung in der Lage ist, sich selbst und dem Kollektiv zu einer gesunden Lebensweise zu verhelfen. Die daraus entstehende Energie nährt das Selbstbewusstsein und ist der Schöpfung dienlich. Nähren wir uns mit dem Falschen, wird es nicht in Selbst-Bewusstsein verwandelt, sondern bleibt als unreifes Gebilde in uns stecken und erfüllt uns mit Unbehagen, einer energetisch unreifen Form und Auslöser von Krankheit.

Wenn ich danach gefragt werde, wie es möglich ist zu helfen, antworte ich stets: “Frage dich nach der Zuständigkeit und beginne mit der Selbstfürsorge.“ Ein Seufzen der Erleichterung füllt stets den Raum – die Entscheidungsfindung ist damit leichter geworden.

 

Wie ich lernte Fürsorge anzunehmen

Meine eigene Geschichte mit der Fürsorge hat vor zwei Jahren unerwartet eine ganz neue Dimension erfahren, als mein alter Lebensabschnitt in Süddeutschland zu Ende ging. Ich plante damals für ein bis zwei Monate bei meiner Schwester zu wohnen, um von dort einen neuen Ort, ein neues Leben zu wagen. Da stand ich ohne Arbeit, Geld, Wohnung und Sicherheit. Natürlich kam alles ganz anders als erwartet und aus den zwei Monaten wurde fast ein Jahr. In dieser Zeit lernte ich dankbar die Fürsorge meiner Familie, meiner Schwester anzunehmen, die mich auf vielen Ebenen praktisch und emotional stärkten. Das half mir mit meinen Grenzen und tiefen Zweifeln umzugehen. Und ich nahm diese wertvolle Zwischenzeit an, um Klarheit zu finden und alte überholte Bilder über meine Familie über Bord zu werfen!  Nach dieser intensiven Zeit von Fürsorge und Neuordnung führte es mich vor einem Jahr glücklicherweise nach Potsdam. Die Krisen der Vergangenheit haben mir in so vielen Schicksalen dieser Welt gezeigt, wieviele Stärken in uns aufbrechen, wenn Sicherheiten gehen. Wir sind flexibler und achtsamer, kreativer und mitfühlender denn je.

Die Fürsorge ist eine dieser großartigen Qualitäten, die sich so vielfältig in unserem Teilen in den Krisen zeigen konnten. Dabei ist sie sicher nicht auf die Familie begrenzt. Haben wir nicht auf heilsame und kreative Weise erlebt, wie über Grenzen der Nationen hinweg die Sorge füreinander stärker wurde als die Angst. Dass wir staunend wieder lachen lernten, Hoffnung und Zuversicht teilten. 

Es ist berührend zu erleben, dass Fürsorge Brücken baut und verbindet. Täglich erfahren wir das. Sie macht stark und beflügelt. Sie gibt Trost, Zuversicht und stärkt den Glauben an das Gute. Doch Fürsorge setzt Achtsamkeit und Selbstfürsorge voraus.
Sind wir in guter innerer Balance, können wir ganz natürlich fürsorgend für andere wirken. Fühlen wir uns kraftlos und überfordert, braucht es einen Schritt der Achtsamkeit nach innen, um uns aufzuladen. Da ist Selbstfürsorge angesagt, um danach mit neuen Kräften wieder in den Fluss des Lebens zu tauchen. Spüre ich meine Grenzen, hilft mir der Rückzug in die Natur oder eine Meditation. Manchmal ist es die Musik, die mit dem richtigen Song und Rhythmus meine Balance wieder herstellt und neue Lebensgeister weckt.

Ich bin dankbar, dass ich mithilfe der Fürsorge meiner Familie und Freunde die eigenen Widerstände und Sichten verwandelte und aus den Tiefen der Krise herausklettern konnte.
Schau mit Wertschätzung zurück auf die vergangenen zwei Jahre.

Was hast du erfahren in der Fürsorge und Selbstfürsorge? Wie sehr bist du über dich hinausgewachsen und gereift? Wieviel mitfühlende Hilfe hast du empfangen?
Wie oft warst du ein strahlender Leuchtturm der Fürsorge für Andere!

 

Netzwerk für ganzheitliche Gesundheit in Potsdam
Termin: 2. Erlebnistag für ganzheitliche Gesundheit am 12. September: HIER

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