Daniel Wunderer ist Geschäftsführer des Bildungs- und Kulturhauses Villa Fohrde e. V. Ob als engagierter Mensch, Geschäftsführer oder Blogger, Daniel Wunderer strebt danach, das gute Miteinander in Gemeinschaften zu stärken und setzt sich hierfür über all seine Kanäle für Themen wie Vielfalt, Offenheit und Nachhaltigkeit ein. 

Stell Dich bitte kurz vor. 

Ich bin Daniel Wunderer und lebe mit meiner Familie in Brandenburg an der Havel. Ich habe Politik und Geschichte auf Lehramt studiert, weil mich schon sehr, sehr lange die Frage beschäftigte, wie ich Inhalte oder Wissen vermitteln kann. Bereits als Jugendlicher habe ich Kindergottesdienste geleitet und mich gefragt, wie ich 6-Jährigen Bibelgeschichten so erzählen kann, dass sie die Kleinen verstehen. Nach dem Studium habe ich neun Jahre für die Kreisau-Initiative e. V. in Berlin gearbeitet und zwischendurch auch mal ein Jahr als Deutschlehrer in Polen. Seit drei Jahren leite ich das Bildungs- und Kulturhaus Villa Fohrde e. V. Ich habe hier die Chance und das Privileg Leben und Arbeiten noch mehr zusammen zu haben und kann Bildung an verschiedenste Zielgruppen vermitteln.

Die Villa Fohrde möchte „den Respekt der Menschen voreinander“ fördern. Was sind eure Anliegen? 

Das ist erst einmal ein platter Satz. Aber in der Villa Fohrde versuchen wir diesen auch 24 Stunden lang zu leben. So machen wir beispielsweise Seminare zu Arbeitsbedingungen in der Welt und reden über die Ausbeutung der Arbeitskräfte im Globalen Süden. Dann ist es auch wichtig, dass wir Fairtrade-Kaffee anbieten. Wir arbeiten zum Thema Nachhaltigkeit, dann ist auch klar, dass wir unsere morgendliche Buffetauslage nicht mit den 15g Nutella-Einzelportionen aus Plastikbehältern bestücken oder den Kaffee in To-go-Bechern anbieten. Das 24 Stunden umzusetzen ist ein großer Anspruch und es gelingt auch nicht immer. Aber wir nehmen diesen Anspruch ernst, sowohl im Haus, als auch in den Seminaren. Hier versuchen wir es über Themen, die die Menschen erreichen. So erklären wir im Lehmbauseminar nicht nur, wie ein Lehmofen gebaut wird, sondern auch, warum Lehm ein sinnvoller und wiederverwertbarer Rohstoff ist. Und im Kräuterseminar im Bereich der Gesundheitsbildung zeigen wir, wie und mit welchen Wald- und Wiesenkräutern ein tolles Pesto gemacht werden kann.
 
Das Hauptanliegen der Villa Fohrde ist seit der Gründung 1991 die Förderung eines konstruktiven und respektvollen Umgangs der Menschen mit sich selbst, sowie mit ihrer sozialen und natürlichen Umwelt. Dabei gilt das Motto: „Lernen und Genießen“. So ist die Villa Fohrde ein weltoffenes Bildungs- und Kulturhaus im Land Brandenburg. Wir setzen uns für eine nachhaltige Lebensweise ein. Dies bezieht sich auf ökologische, soziale, kulturelle und ökonomische Bedingungen. So haben wir bei unserem lokalen Handeln immer die globalen Auswirkungen im Blick. Ein wichtiger uns leitender ideeller Wert ist Gerechtigkeit: in Bezug auf Geschlechter, Generationen, Herkunft, Bevölkerungsschichten sowie Stadt-Land-Differenzen. Wir fördern den positiven Umgang mit Vielfalt: Unsere Arbeit richtet sich gegen rassistischen Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung. Wir treten dafür ein, dass alle Menschen ein Recht auf Bildung und Kultur haben, dabei möchten wir mit- und voneinander lernen.
 
Diese Anliegen leben wir im Alltag der Villa Fohrde: Von der Zusammenarbeit im gesamten Team und mit unseren Referent*innen über die Gestaltung des Hauses und die besondere Verpflegung bis zu den Themen und pädagogischen Ansätzen unserer vielfältigen Bildungsangebote. Wir sind in fünf Bildungsbereichen aktiv: Politische Bildung, Gesundheitsbezogene Bildung, Ökologische Bildung, Kulturelle Bildung sowie Pädagogik & Beratung. Die Angebote reichen von der Familienbildung über die Jugendbildung bis hin zur Erwachsenenbildung. Wir bieten einen großen Teil der Seminare im Rahmen der Bildungsfreistellung an.

Nenne eine Eigenschaft, die für Dich die typischen Brandenburger/innen charakterisiert.

Der typische Brandenburger bzw. die typische Brandenburgerin meint es gar nicht so böse. Wer hier herkommen möchte, soll sich nicht abschrecken lassen. Wenn du zur Begrüßung einmal angerumpelt wirst und dann dennoch weitersprichst, klappt es meistens. 

Du betreibst auch den Blog „inklusionsgedanken – alle anders verschieden“. Was ist das Anliegen des Blogs?  

Als ich nach Brandenburg gezogen bin, bin ich digitaler geworden. Ich hatte das Gefühl, in mein Netzwerk rufen zu wollen, dass ich noch da bin. Und ich hatte zudem den Wunsch, ab und an ein Statement zu bestimmten Fachfragen abzugeben. So freue ich mich, wenn es andere lesen und Gedanken des Blogs aufnehmen. Die Idee, über den Blog auch Beiträge für Kinder zu schreiben, kam daher, dass es mir wichtig ist, Kinder ernst- und mitzunehmen. Dazu gehört es, eine Sprache zu wählen, die sie verstehen. Die Beiträge werden auch hier mehrheitlich von Erwachsenen gelesen. Aber der Effekt ist wie bei den Kindernachrichten Logo, durch die Eltern oft auch lernen, die Inhalte dieser Nachrichten ihren Kindern besser zu vermitteln. 

Villa Fohrde - Steg

Was sind Deine Lieblingsplätze hier in der Region?

Es gibt gar nicht nur den einen Ort, den ich empfehlen kann oder die zwei oder drei besonderen Plätze. Wenn ich meine Ruhe haben möchte, gibt es so viele Orte, an denen ich hier die Landschaft und Weite genießen kann. So auch, unter vielen anderen, am Breitlingsee. In Brandenburg an der Havel schlendere ich gerne nachts über den Domhof. Und ein weiterer toller Platz ist auch immer der Steg hier bei der Villa Fohrde. Aber wie gesagt, es gibt so viele mehr.

Gibt es etwas, dass Du in Deinem Leben gelernt hast und das Du anderen gerne mitgeben möchtest? 

Das ist eine Frage, auf die sich die Antwort sicher gut bei einer Flasche Wein in gemütlicher Runde finden lässt. Auf die Schnelle würde ich sagen, dass es wichtig ist, eine Aufgabe zu finden, die Spaß macht. Und man sollte nicht aufhören, danach zu suchen. Arbeit und Kollegen müssen nicht doof sein. Man sollte sich auch von der Idee lösen, dass Work und Life etwas ist, was man in Balance bringen muss. Ich fände es furchtbar, wenn die Arbeit auf der einen Seite und das Leben auf der anderen Seite steht. Ich finde es ein riesiges Privileg, eine Arbeit zu haben, die mein Leben so sehr bereichert und mir Spaß macht, aber ich denke, noch viel mehr Menschen könnten danach suchen, statt sich mit dem Vorhandenen abzufinden. 

Bild unten: © Steg / Villa Fohrde    
Erstveröffentlichung auf www.befluegelt-von.de

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