Die Landschaften rings ums Mittelmeer sind durch Jahrtausende lange kulturelle Nutzung überfordert. Durch den Klimawandel beschleunigt drohen irreparable Schäden, insbesondere die Verschlechterung von  Böden, Wasserressourcen und Pflanzenwelt. Wiederbewaldung ist das geeignete Mittel um diesen Prozess aufzuhalten. Mit Enthusiasmus und einer Trial-and-Error Struktur sind Achim Ecker und Arnold Schonhardt vor 22 Jahren auf dem sieben Hektar großen Gelände der “Retumbana nova” in Alentejo, Portugal gestartet. Wer die Initiative unterstützen und den eigenen CO² Ausstoß kompensieren will, kann sich an den gemeinnützigen Verein wenden.

Aufforstungsprojekt aus dem Hohen Fläming wiederbewaldet den europäischen Mittelmeerraum

Die Aufgabe ist nicht Naturschutzgebiete zu schaffen, sondern Räume, in denen sich Mensch und Natur in einem balancierten Gemeinwesen gegenseitig erhalten und stärken. Ziel ist die dauerhafte Etablierung von Mischwäldern in ihrer natürlichen Zusammensetzung.

Unser Aufforstungsprojekt wird Gruppen und Initiativen rings um das Mittelmeer einen Baukasten in die Hand geben, mit dessen Hilfe eine erfolgreiche Wiederbewaldung auf verödeten Flächen gelingen kann. Natürlich werden wir auch selbst Waldflächen anlegen, um in Zusammenarbeit mit Eigentümern, Verwaltungen, Universitäten und den teilnehmenden Projektträgern die notwendigen Grundlagen, Werkzeuge und Fähigkeiten zu entwickeln und zu verbessern.

Wie es anfing

Die Retumbana-Nova ist ein sieben Hektar großes Gelände mit altem Stampflehmhaus, das ich mit Arnold Schonhardt 1996 im Alentejo gekauft habe. Das alte Bauernhaus war eine Ruine, die wir ökologisch wieder auf- und ausgebaut haben. Gleichzeitig bauten wir den ersten Retentions-Teich oder -See in diesem Gebiet. Mittlerweile gibt es auf der Retumbana zwei große Seen, zwei kleine Teiche und ca. fünfzehn Köhlergruben, die den Winterregen weitgehend am Ablaufen hindern und versickern oder aufspeichern für die heißen und trockenen Sommer.

Das Regenwasser kann heute nicht in den Boden einsickern, weil vor ca. 500 Jahren die ursprünglichen Wälder abgeholzt wurden, was zu einer Verkarstung der Landschaft führte. Gäbe es noch den ehemaligen Mischwald aus verschiedenen Eichensorten, Buchen, Kastanien und Pinien – in niederen Lagen auch Weide und Esche, wäre der Boden reicher und im Sommer gäbe es manchmal Niederschläge.

Die vorherrschenden Eichen wurden für den Schiffsbau für die Eroberungsflotten der Portugiesen abgeholzt und nie wieder aufgeforstet. Der Humus verschwand und mit ihm das Bodenleben und die Fähigkeit Wasser zu speichen. Darunter litt erst die Flora und Fauna und dann auch der Mensch.

Arnold und ich haben seit 1996 das Land hier wieder aufgeforstet und in dem Prozess viel gelernt. Zwangsläufig haben wir gelernt ohne großartige Bewässerung und Kunstdünger, und somit mit niedrigem Aufwand an Arbeitskraft und Kosten einen Wald aufzuforsten. Über einen Zeitraum von 15 Jahren haben wir hier mehr als 20.000 Bäume gepflanzt. Teilweise sind sie schon 15 m hoch. Inzwischen sind hier schon ca. 70 verschiedenen Baumarten heimisch. Darunter sind Pionierarten, die wir über kurz oder lang im Rahmen der Waldpflege wieder herausnehmen werden, die aber den Boden aufbauen, auf dem die heimischen Arten wieder wachsen können. Alle ursprünglich heimischen Arten sind hier auch schon wieder vertreten.

Erste Erträge

Seit ca. fünf Jahren wirft der neu aufgepflanzte Wald die ersten Erträge ab. Die notwendige Aufastung der Bäume und der Rückschnitt der schnell wachsenden Pionierarten beschenken uns mit mehr Brennholz, als wir brauchen. Folglich verkaufen wir seit einigen Jahren Brennholz. Der Erdbeerbaum warf dieses Jahr üppigst Früchte ab, die wir an die Kneipen verkauften zum Brennen von Schnaps. Ein willkommenes Nebenprodukt mit vielen Anwendungsmöglichkeiten ist der anfallende Reisig, den wir zu Biokohle verköhlern. Diese wird dann über unser Kompostklo mit Nährstoffen aufgeladen und allmählich zu Terra Preta. Terra Preta ist viele Jahrhunderte fruchtbare Schwarzerde, die viele Nährstoffe und Wasser speichert. Außerdem bindet sie das CO², das die Bäume im Laufe ihres Lebens aus der Atmosphäre aufgenommen haben dauerhaft (mehr als tausend Jahre) im Boden.

Seit ebenfalls fünf Jahren schneiden wir die Pionierarten wieder zurück und fällen sie, um Platz zu machen für die natürliche Bewaldung. Die Pionierarten waren meist Stickstoff sammelnde Bäume. Sie haben gute Arbeit geleistet und den Boden an vielen Stellen wieder aufgebaut. Dadurch säen sich inzwischen viele Arten durch die vorhandenen Samenbäume selber wieder aus und beginnen den gepflanzten Wald zu ergänzen und zu verjüngen.

Die Idee der Wiederbewaldung größerer Gebiete

Ich hatte schon lange die Idee, dass man mit den von uns entwickelten Methoden die Iberische Halbinsel wieder aufforsten könnte. Momentan schreitet hier massiv die Wüstenbildung voran und von dem ehemals ganzflächigen Wald ist fast nichts mehr zu sehen.

Zugegeben, die Idee grenzt für einen kleinen Privatmann an Wahnsinn. Aber mein Freund und Landschaftsgärtner Rocco Lothar Hammes hat im letzten Februar die Retumbana besucht und war so begeistert, dass er begann, einen Plan zu entwickeln. Wir hatten einen Professor für Waldarbeit der Uni Eberswalde in der Retumbana zur Planung von Praktika von Studenten und nun im Winter zum ersten Mal zwei Studenten zu Besuch. Einer von ihnen war drei Monate hier, half im Gelände mit und machte eine Bestandsaufnahme der Pflanzenarten. Diese Bestandsaufnahmen brauchen wir für die Zusammenarbeit mit Behörden, ohne die wir sicher nicht die Iberische Halbinsel aufforsten können. Rocco widmete einen gemeinnützigen Verein um, baute eine Webseite und kontaktierte viele interessante Projekte und Personen.

Der nächste Schritt ist die Aufforstung von einer Fläche von ca. 500 ha. Flächen sind uns schon angeboten worden, teilweise sogar ehemalige Eukalyptus-Plantagen. Dort ist der Boden völlig ausgelaugt und versauert. Die Rekultivierung dieser Flächen wird eine interessante und höchst herausfordernde Aufgabe. Aber wenn man mit, statt gegen die Natur arbeitet, ist das möglich.

Ziel ist es damit ein nachahmbares Beispiel zu setzen für weitere 500ha Flächen im ganzen südlichen Europa, denn überall in Portugal, Spanien, Italien, Serbien usw. bis Griechenland ist das Problem dasselbe: die Abholzung vor Jahrhunderten hat zur Zerstörung der natürlichen Böden geführt. Versalzung, Erosion und Wüstenbildung waren die Folge, an die wir uns schon als „normal“ gewöhnt haben, obwohl sie das nicht sind.

Aktuell

Im Januar und Februar finden auf der Retumbana mit Rocco zwei Workcamps statt. Da werden Versuchsflächen angelegt für die Wiederbewaldung im großen Stil und eine Brandschutzwand gepflanzt aus Zypressen. Zypressen sind schwer entflammbar und haben bei Waldbränden bewiesen, dass sie Brände stoppen können, wenn sie dicht gepflanzt werden. Das ist unser Ziel. Gleichzeitig bremsen sie noch die im Sommer sehr austrocknenden heißen Winde.

Wer das unterstützen möchte und den eigenen CO² Ausstoß kompensieren will, kann dem gemeinnützigen Verein spenden. Die Gelder werden für die Wiederbewaldung im südlichen Europa verwendet. Dadurch wird CO² aus der Atmosphäre gebunden und über Biokohle und Terra Preta für Jahrtausende im Boden gespeichert. So entsteht nebenbei ein dauerfruchtbarer Boden und ein einzigartiges Biotop, das das Mikroklima verändert. Bisher geschieht alle Arbeit ehrenamtlich, wie auch die Aufforstung von Arnold und mir über mehr als 20 Jahre.

Wir haben jetzt schon so viel Reisig geschnitten und schon so viel verköhlert, dass es dieses Jahr 7-8 m² Biokohle sein werden und damit ca. 13-14t CO² dauerhaft der Atmosphäre entzogen sind. Ohne Technik und Aufwand. Es ist meines Wissens das erste und einzige Aufforstungsprojekt, das die CO² Speicherung durch Biokohle im Boden mit einbezieht und so dauerhaft macht und gleichzeitig fruchtbare Böden aufbaut. Aus der Schönheit eines wachsenden Waldes, wo schon Jahrhunderte keiner mehr war. Der Boden lebt wieder und die Flora und Fauna regenerieren sich.

 

Spenden an: REIF eV, IBAN DE42 1605 0000 3651 0387 68, Verwendungszweck: Investition in die Zukunft

Über den Autor

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Gründungsmitglied des ZEGG, geboren 1959, seit seiner Jugend aktiv für die Umwelt und für eine kooperative Art des Zusammenlebens.

Motiviert von einer tiefen Fürsorge, Mitgefühl und Liebe für die Menschen und das Leben, sucht er immer neue Herausforderungen. Seit 1995 hat er das integrale Forums- und Bewusstseinstraining in Deutsch, Englisch und Spanisch entwickelt und geleitet.

1984 schloss er sich der Urgemeinschaft des ZEGG, der „Bauhütte“ mit hohem sozialen Anspruch und mit freier und authentischer Liebe an. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs organisierte und leitete er internationale Jugendcamps v.a. in Osteuropa. Für drei Jahre war er Präsident von GEN-Europe. Er ist eine tragende Säule im Gemeinschaftsaufbau und im ökologischen Wandel des ZEGG und an vielen Orten der Welt. Mit viel Feingefühl und Wissen baut er den Boden für reiche, authentische und freie Beziehungen auf. Er ist herausfordernd und einfühlsam, und erweitert sein Wissen ständig.

Ökologie: Auf eiszeitlichen Endmoränen baut er mit Permakulturwissen seit drei Jahrzehnten fruchtbaren Boden und eine Essbare Landschaft auf. In Portugal leitet er seit 1996 ein Aufforstungsprojekt im Alentejo. Er lernte Permakultur und ließ sich u.a. von Fukuoka und Sepp Holzer inspirieren. Seit 2013 hat er im ZEGG ein Terra Preta Projekt ins Leben gerufen, das er immer noch leitet und inspiriert. Von Zeit zu Zeit ist er ein inspirierter Maler.

Seine fast 40 Jahre intensiver Gemeinschaftserfahrung und Arbeit mit dem ZEGG-Forum ergänzte er seine Fähigkeiten durch viele andere Methoden. Mit seiner Partnerin Ina Meyer-Stoll begleitet er seit drei Jahrzehnten Gemeinschaften und arbeitet als Coach und Paarberater.

Er ergänzte seine Fähigkeiten durch viele weitere Methoden. Darunter besonders erwähnenswert sind:

  • einige Jahre Assistenz bei Thomas Hübl
  • Tiefenökologie (The work that reconnects) bei Joana Macey
  • eine informelle Ausbildung in Prozessarbeit/Worldwork nach Arnold Mindell
  • einige Jahre Possibility Management mit Clinton Callahan.
  • Ausbildung in Integral-operationale Strukturaufstellungen IOSA

In seiner Arbeit mit Menschen geht es ihm um die innere Befreiung und Weitung. Einer seiner Leitgedanken ist: „Mein größter Schutz ist meine größte Offenheit“. Für diese Erfahrung setzt er sich im Zusammensein mit Menschen ein.



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