Die Verbindung von Ich bin und Ich will 1. August 2013 Bewusstsein 1 Kommentar „Echtes spirituelles Leben ist nichts Abgehobenes“, sagt der bekannte Berliner Seminarleiter Frank Fiess, „sondern die Fähigkeit, aus der Liebe, aus dem Sein heraus kristallklar, mutig, ohne Angst in der Welt zu handeln – und zwar nicht nur zum eigenen Vorteil, sondern ethisch integer auch immer das Gemeinwohl im Herzen tragend.“ Jürgen Häger sprach mit ihm über bewusste, schöpferische Spiritualität im Alltag und über die Verbindung von „Ich bin“ und „Ich will“. Welche Veränderungen beobachtest du in der Seminarlandschaft in den letzten 25 Jahren? Als 1989 die Mauer fiel, herrschte eine großartige Aufbruchstimmung! Dementsprechend waren auch die Seminarthemen, die die Menschen damals interessierten: Neu-Aufbruch, eine große Bereitschaft zu lernen und das eigene Potenzial auszuschöpfen, der Wunsch das Leben voll auszukosten. Heute sind die Hauptthemen aus meiner Erfahrung erfüllende, nährende Liebesbeziehungen und eine seelenvolle Sexualität. Das beinhaltet natürlich die Arbeit an den eigenen, sich wiederholenden Hauptlebensmustern und die oftmals ernüchternde Erkenntnis, dass diese tiefsten Prägungen eben nicht – wie so oft versprochen – auf Knopfdruck oder wie von Zauberhand verschwinden, sondern dass wirkliche Heilung und wirkliches Erwachen kontinuierliche Aufmerksamkeit, Am-Ball-Bleiben und eine Menge Hingabe erfordern. Fragen nach Erleuchtung, nach spiritueller Befreiung und einer tieferen Verwurzelung in der eigenen Essenz und Göttlichkeit sind wichtiger geworden. Es geht auch immer mehr darum, die eigene Spiritualität in die Gesellschaft zu tragen, um Gemeinschaft, darum, auch im Alter würdevoll zu leben, und um die Beschäftigung mit Vergänglichkeit und Tod. Was sind die zentralen Erkenntnisse deines spirituellen Weges? Meisterschaft ist ein langer und abenteuerlicher Weg voller Herausforderungen, inneren und äußeren Prüfungen. Mit der Weisheit des Herzens betrachtet ist alles ein Ruf nach Liebe – auch die Angst – oder ein Ausdruck von Liebe. Sicherheit gibt es nur in uns selbst – in der reifenden Fähigkeit, das zu sein und zu verkörpern, was wir in unserem authentischen Wesen sind. Alle Menschen machen Fehler und begehen Irrtümer. Vergebung und Güte helfen uns, die daraus entstehenden Schmerzen und Missverständnisse immer wieder aufzulösen. Jeder Mensch trägt alles in sich, was er/sie für seine Heilung und sein Erblühen braucht. Menschen beginnen zu leuchten, wenn sie in ihrem Wert, ihrem Wesen und ihrer Einzigartigkeit erkannt, gefördert und ausdauernd bekräftigt werden. Leichtigkeit, Humor und die Bereitschaft, unser Leben immer wieder mit den Augen eines unschuldigen Kindes zu betrachten, helfen uns zu erinnern, dass wir nur für kurze Zeit Gast auf der Erde sind. Und dass alles eine Frage des Standpunktes, des Bewusstseins und der Tiefe unserer Liebe ist. Was ist die größte Herausforderung, der wir uns als Menschen in der jetzigen Entwicklungsphase zu stellen haben? Zu glauben, zu wissen und in dem sich ständig erweiternden Bewusstsein zu leben, dass wir schon ganz sind. Die Wunde der Trennung von uns selbst, unserer Umgebung und von Gott zu heilen durch gelebte und verkörperte Liebe! Und das Vertrauen aus der eigenen Vollständigkeit und Ganzheit heraus, in unserer Gesellschaft, in der Welt und auf der Erde ethisch, integer und liebend zu wirken! Was bedeutet eigentlich spirituelles Wachstum – wer oder was wächst da eigentlich genau? Spirituelles Wachstum – wenn du „spirit“ als Wortsinn nimmst, heißt es ja Geist – spirituelles Wachstum hat also etwas mit Geist und Seele zu tun. Es bezieht sich darauf, was den Menschen beseelt. Und die Seele ist – aus meiner Erfahrung in den langen Jahren mit Meditation – etwas Ewiges, Grenzenloses, was der Verstand nicht verstehen kann. Spirituelle Entwicklung bedeutet – nachdem die Persönlichkeit gereift ist – dass ich irgendwann sehe, dass es mit der Materie nicht getan ist, sondern es gibt eine Sehnsucht. Und in allen Süchten steckt auch die Suche… nach Seele, Sinn, Ganzheit. Und was der Polarität auf der Erde die Erfahrung von Ganzheit gibt, was die Pole auf der Erde verbindet, ist natürlich die Liebe, ist natürlich Seele. Und dann sind wir bei der spirituellen Entwicklung. Spirituelle Entwicklung ist letztendlich die Kultivierung des göttlichen Wesenskerns eines Menschen, die Erfahrung von Ganzheit und Liebe. Natürlich bin ich Persönlichkeit, ich sehe so aus, wie ich aussehe, ich habe einen Namen und noch mehr Etiketten. Und doch bin ich in Wahrheit eine unsterbliche göttliche Seele und ein Kind der Liebe. Wie drücken sich denn polares Sein und Seele im Leben aus, wie sieht das Zusammenspiel aus?“ Das 3500 Jahre alte Rig-Veda beschreibt, dass es im Universum zwei Haupt-Wirkprinzipien gibt. Das eine ist die heilige Senkrechte, die ich das Lot nenne, das Sein, da endet die Zeit, da ist alles nur jetzt, in diesem einen Moment. Wenn es heißt, es ist etwas im Lot, dann gibt es nichts zu mäkeln, nichts zu kritisieren, es ist makellos. Diese vertikale Achse ist das heilige Ich bin. Und dann gibt es die Waagrechte, die horizontale Achse. Sie ist das Ich will. Ein Leben auf der Erde ist im Idealfall die Verbindung von Ich bin und Ich will. Sein und Handeln sind die zwei Seiten einer Medaille. Es ist die Möglichkeit, die Fähigkeit, aus dem Sein heraus zu verkörpern, was ich bin. Die Verbindung von Sein und Handeln. Es sind die mächtigsten Wirkprinzipien des Universums. Wenn der Mensch diese beiden Prinzipien auf höchster Ebene innerlich authentisch verwirklicht, dann steht er in seiner maximalen Schöpferkraft. Deshalb heißt mein neues Training „Liebe und Erfolg“. Es ist die Verbindung von Sein und Handeln. Worum geht es dabei? Menschen dazu zu befähigen, aus der Lebenshaltung der Liebe, aus dem Sein heraus, kristallklar, mutig, ohne Angst in der Welt zu handeln – und zwar nicht nur zu ihrem eigenen Vorteil, sondern ethisch integer auch immer das Gemeinwohl im Herzen zu tragen. Auch wenn wir Streit haben, dich nicht zu meinem Feind zu machen, sondern zu wissen, du bist trotzdem weiter das gleiche liebevolle Wesen und ich auch. Wir haben vielleicht auf der Sachebene oder auf der Beziehungsebene ein Problem, aber auf der tiefsten Wesensebene bist du Liebe. Wenn ich mich auf dein Wesen beziehe und von dort aus auf die Liebe, die du bist und die ich bin, können wir jede Sachebene, jede Emotion klären. Und wenn ich das kann, dann stellt sich die Frage, was möchte ich aus Freude, aus Liebe in meine Gesellschaft, in die Welt bringen? Ich habe zum Beispiel vor, im Oktober 2013 eine Initiative zu gründen, die „Starke Männer mit Herz“ heißen wird, in der ich Männer aus allen gesellschaftlichen Schichten ermutigen möchte, ein kraftvolles Bündnis für die Liebe und für die Achtung vor dem Leben zu formen. Die entscheidenden Impulse für mich, dies zu tun, waren der Tod der indischen Studentin Jyoti Singh Pandey nach der Vergewaltigung durch sechs Männer und der Tod von Jonny K. auf dem Alexanderplatz. Dieses Bündnis ist etwas, wofür ich brenne und wo ich spüre, es ist Zeit, dass Männer zeigen, dass sie Väter sind mit Liebe, Partner mit Liebe, Arbeitgeber mit Liebe. Ethisch integre Männer. Was bedeutet die Liebe für deine Arbeit? Wenn du ein Neugeborenes in den Armen hältst, dann ist der ganze Raum voller Zauber, Unschuld und Liebe. Alles leuchtet. Genauso empfinden es diejenigen, die die Ehre hatten, einen sterbenden Menschen in den Armen zu halten und bei diesem Übergang zu begleiten. Da bleiben kein Status und kein Geld – nur Liebe und Vergebung. Wenn du die Essenz einer Form verstehen möchtest, dann schau auf den Anfang und das Ende der Form. Und wenn du auf die Geburt und den Tod schaust, dann siehst du die überragende Bedeutung der Liebe. Liebe ist die essentielle Grundhaltung in unserer Arbeit. Deshalb heißt unsere Ausbildung „Der Weg der Liebe“. Und zwar Liebe nicht als Emotion, schwülstiges Gefühl oder romantische Verklärung, sondern als essenzieller Seinszustand, als die Haltung, die es uns ermöglicht, alle polaren, scheinbar unauflöslichen Gegensätze zu vereinen. Wenn ich wirklich liebe, brauche ich dann noch Erfolg? Gute Frage. Ich würde sagen, ja. „Ja“ deshalb, weil die Erde ein polarer Planet ist. Die Erde ist ein Planet voller Wahlmöglichkeiten. Und die Wesen, die sich auf der Erde als Menschen inkarnieren, kommen hierher, um die Materie und die Polarität zu meistern. In der geistigen Welt geht es nicht darum, Materie zu meistern, dort gibt es ganz andere Themen, „Lehrpläne“ und Seinszustände. Auf der Erde geht es darum, dass ein Mensch lernt, Sein und Handeln zu verbinden, Körper und Seele. Und das ist meine Definition von Erfolg: dass jemand im Sein ruht, in sich, in seiner Mitte und von dort aus fähig ist, die eigenen Herzens- und Wesensanliegen zu verkörpern – ob es nun darum geht, eine Lebensgemeinschaft zu gründen, mit erneuerbaren Energien unseren Energiebedarf zu decken, dass der Hunger auf der Erde endet, dass Frieden ist oder dass Berlin wieder die Wasserbetriebe in kommunale Verwaltung nimmt. Der Mensch ist schöpferisch und möchte aus dem Sein heraus auch schöpferisch sein Wesen zum Ausdruck bringen. Das ist für mich Erfolg. Das, was mein Herz und meine Seele zutiefst erfüllt und begeistert. Abb: © Hans-Jörg Nisch – Fotolia Veranstaltungen Do, 8.8. Infoabend zum Thema Liebe und Erfolg, Beginn: 19.30 Uhr Sa, 31.8. Sommerfest des Instituts für Lebenskunst und des Vereins Lebenskunst e. V., Beginn: 20 Uhr Fr, 13.9. Beginn des neuen Trainings „Liebe und Erfolg“ (6 Abschnitte bis 3/2014) So, 6.10. Werkstatt der Kulturen: Gründung der gesellschaftsübergreifenden Initiative „Männer mit Herz“, 16 Uhr Info/Kontakt unter Tel.: 030-252 987 00 info@institut-lebenskunst.de www.tantra-in-berlin.de Eine Antwort Stefan 8. Oktober 2013 Einfach nur toll und wahr der Text! Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. 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