Ein internationales Konsortium von interdisziplinären Wissenschaftlern und Ärzten hat sich auf einem Symposium der UN zusammengetan, um die Natur des Bewusstseins und seine Beziehung mit dem Gehirn zu erforschen. Das „Human Consciousness Project“ genannte Forschungs-Projekt wird die weltweit erste großangelegte wissenschaftliche Studie zu der Frage durchführen, was passiert, wenn wir sterben und wie die Beziehung zwischen Geist und Gehirn während des klinischen Todes ist.

Dazu hat sich ein interdisziplinäres Team von Forschen zusammengefunden, die Erfahrungen aus Bereichen wie Herzstillstand in der Nähe von Tod-Erfahrungen, Neurowissenschaften und Neuroimaging, Notfall-Medizin, Immunologie, Molekularbiologie, psychischer Gesundheit und Psychiatrie mit in das Projekt bringen.

Medizin in der Domäne der Philosophie?

Das Geheimnis von dem, was passiert, wenn wir sterben und die Natur des menschlichen Geistes fasziniert die Menschheit seit der Antike bis zur Gegenwart. Obwohl es traditionell als eine Angelegenheit für die philosophische Debatte angesehen wird, machen Fortschritte in der modernen Wissenschaft und insbesondere der Reanimation nun einen objektiven, wissenschaftlichen Ansatz möglich, um Antworten auf diese zwingenden Fragen zu finden. Fragen, die nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für die Menschheit insgesamt weitreichende Auswirkungen haben.

Seit den 1950er und 60er Jahre haben deutliche Verbesserungen der Wiederbelebungs-Techniken dazu geführt, dass die Überlebensrate für Patienten mit Herzstillstand drastisch gestiegen ist. Obwohl viele Studien sich natürlicherweise mit Fragen zur Prävention und Behandlung von akutem Herzstillstand befasst haben, wurden die kognitiven Funktionen und der Zustand des menschlichen Geistes sowohl während als auch nach dem Herzstillstand bisher relativ wenig erforscht. Die eingehende Untersuchung von Herzstillstands-Patienten könnte jedoch erhebliche Fortschritte bei der Verbesserung der medizinischen Versorgung mit sich bringen und faszinierende Aufschlüsse über das Geist-Hirn-Problem bieten.

Bewusstsein nur ein „Abfallprodukt“?

Heute haben die meisten Wissenschaftler einen traditionell materialistischen Blick auf das Geist-Hirn-Problem, mit dem Argument, dass der menschliche Geist, Bewusstsein und das Selbst nicht mehr als Nebenprodukte der elektrochemischen Aktivität im Gehirn sind – ungeachtet des Fehlens von wissenschaftlichen Erkenntnissen oder auch nur einer plausiblen biologische Erklärung, wie das Gehirn zur Entwicklung des Geistes und des Bewusstseins führen könnte.

Aber einige prominente Forscher, wie der Nobel-Preisträger und Neurowissenschaftler Sir John Eccles, haben auch eine dualistische Sicht des Problems, mit dem Argument, dass der menschliche Geist und das Bewusstsein in der Tat eine separate, unentdeckte Einheit darstellen könnten – unabhängig vom Gehirn.

Was ist der Tod?

Entgegen der weit verbreiteten Auffassung ist der Tod ist nicht ein bestimmter Zeitpunkt, sondern ein genau definiertes Verfahren. Aus biologischer Sicht ist Herzstillstand gleichbedeutend mit dem klinischen Tod. Bei einem Herzstillstand sind alle drei Kriterien des klinischen Todes erfüllt: Das Herz hört auf zu schlagen, die Lunge arbeitet nicht mehr und das Gehirn hört auf zu funktionieren.

Anschließend daran gibt es eine gewisse Zeit, die von einigen Sekunden bis zu einer Stunde oder länger dauern kann, in dem medizinische Bemühungen zur Wiederbelebung des Herzens gelingen können und der Prozesses des Sterbens noch umgekehrt werden kann. Die Erfahrungen, die der/die Einzelne in diesem Zeitraum des Herzstillstandes hat, bieten ein einzigartiges Fenster zum Verständnis, was wir alle wahrscheinlich während des Sterbens erfahren werden.

Nahtod-Erlebnisse

In den letzten Jahren haben eine Reihe von wissenschaftlichen Studien durch unabhängige Wissenschaftler festgestellt, dass nicht weniger als 10-20 Prozent der Personen, die einen Herzstillstand überleben von klarem, gut strukturiertem Denken, Argumentation, Erinnerungen und manchmal detaillierten Erinnerungen auch des Herzstillstandes berichten. Was diese Erfahrungen so bemerkenswert macht, ist, dass Untersuchungen des Gehirns bei Herzstillstand nachweisen, dass es keine Aktivität des Gehirns während dieser Zeit gibt, diese Personen aber trotzdem berichten, eine detaillierte Wahrnehmung zu haben, die auf das Vorhandensein einer höheren Ebene des Bewusstseins in der Abwesenheit von messbaren Aktivitäten des Gehirns hinweist.

Diese Studien scheinen darauf hinzudeuten, dass der menschliche Geist und Bewusstsein in der Tat-Funktion zu einem Zeitpunkt haben können, wo alle klinischen Kriterien des Todes vollständig erfüllt sind und das Gehirn nicht mehr funktioniert. Wenn diese einzelnen, kleineren Studien durch die endgültigen, großangelegten Studien des Human Consciousness Project reproduziert und verifiziert werden können, kann das nicht nur die medizinische Versorgung von kritisch kranken Patienten und die wissenschaftliche Erforschung von Geist und Gehirn revolutionieren, sondern auch eine tiefgreifende universelle Bedeutung für unser gesellschaftliches Verständnis von Tod und dem Sterben mit sich bringen.

 

Quellen

Text: horizonresearch.org

„Human Consciousness Project“

 

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