Annehmen was ist – ein zentrales Element der Achtsamkeit. Annehmen was ist, ohne es anders haben zu wollen. Ja, so ist es. Ich habe es mir anders vorgestellt und jetzt ist es so. Das ist mehr als etwas nur zu “tolerieren”. Toleranz kommt vom lateinischen „tolerare“, was soviel wie „erdulden“ oder „ertragen“ bedeutet. Nun gibt es Dinge, die wir kaum oder gar nicht tolerieren bzw. annehmen können. Auf körperlicher Ebene ist es relativ leicht zu bestimmen, z.B. bei bestimmten Substanzen wie Gluten, Laktose oder Histamine. Wir nennen das z.B. eine “Laktose-Intoleranz”. Auf psychologischer Ebene wird es schon schwieriger, unsere Grenzen zu definieren. 

Was tun mit Ohnmachtsgefühlen und Aggressionen? 

Neulich wurde ich am helllichten Tag Zeuge einer Rangelei auf dem Bürgersteig, in einem sonst überaus friedlichen und gesitteten Wohnviertel Babelsbergs. Da war der eine Fußgänger gleich auf 180, nur weil der Entgegenkommende offenbar zu wenig oder zu spät ausgewichen war und seine Begleiterin leicht touchiert hatte. So “intolerant” war er gegenüber dieser Grenzverletzung, dass er sogleich auf den Passanten losstürmte und ihn wüst anging. Der wiederum entgegnete: “Fass mich nicht an!”. Manchmal ist die Toleranzschwelle eben sehr niedrig. Wie beim Autofahren, wenn wir uns über den “Vollidioten” vor uns aufregen, der ohne zu blinken immer langsamer wird und dann unvermittelt links abbiegt. Oder jemand drängelt sich an der Bäckertheke vor. Das löst mitunter existenzielle Ohnmachtsgefühle und Aggressionen aus. Ich werde nicht gesehen, nicht respektiert, missachtet. Ich muss mich wehren! Ja, durchaus. Die Frage ist nur wie. Ruhig, freundlich und doch bestimmt oder zornig aufbrausend wie ein Rumpelstilzchen. 
Wenn wir unser Verhalten selbst mit einem gewissen Abstand beobachten könnten, würden wir vielleicht sagen: Mensch, kannst du nicht etwas cooler, gelassener reagieren? Nein, kann ich nicht! Oder doch? 

“Der Mensch ist das Wesen, das immer entscheidet. Und was entscheidet es? Was es im nächsten Augenblick sein wird.” 
Viktor Frankl

Du bist mehr als dein Kummer

Das gütige Lächeln des Buddhas zu bewahren, fällt im Alltag nicht leicht. Je angespannter wir sind, desto weniger Abweichungen von erwünschtem Verhalten können wir “erdulden” oder “ertragen”. Diese Grenze ist ein guter Gradmesser für unser Wohlbefinden und für den Zustand unseres Nervenkostüms. Wenn es uns gut geht, können wir großzügig sein. Wenn nicht, dann werden die anderen schnell zum Blitzableiter und kriegen unseren aufgestauten Frust zu spüren. Andersherum betrachtet können wir also sehen, dass ein aufbrausendes Gegenüber wohl gerade nicht in bester Verfassung ist. Und können vielleicht sogar etwas Mitgefühl (siehe Dezember-Ausgabe) aufbringen. 

„Wie kann ich lächeln, wenn ich von so viel Kummer erfüllt bin? Es ist natürlich – du musst zu deinem Kummer lächeln, denn du bist mehr als dein Kummer.“ 
Siddhartha Gautama (“Buddha”)

Wofür werden wir uns entscheiden? Wer wollen wir sein, welche Welt wollen wir? Eine freundliche, gelassene Welt voller Güte und Mitgefühl mit uns selbst und anderen oder eine affekthaft-aggressive Welt, in der jeder gleich über den anderen herfällt? Es ist eine Frage der Achtsamkeit, die “niederen Instinkte” zu meistern. Wir haben immer eine Wahl. 

Andreas Fiedler

Mehr zum Thema: https://www.ganzheitlich-gesund-brandenburg.de/blog

Über den Autor

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Systemischer Coach für Unternehmens- und Persönlichkeitsentwicklung in Potsdam und Berlin, begleitet Gründer und FreiberuflerInnen bei der Verwirklichung ihrer Ideen. Selbstbewusstheit, Vertrauen und Struktur sieht er als wesentliche Erfolgsfaktoren einer nachhaltigen Businessentwicklung für Selbständige und Freiberufler.

 



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