Wie ich lernte, meine Angst vor dem Tod zu überwinden

Der Tod kann einem den Boden unter den Füßen wegreißen. Er kann aber auch eine Tür öffnen, die das ganze Leben für immer positiv verändert, wie der Erfahrungsbericht eines jungen Mediums zeigt.

Er ist tot

Diese Nachricht erschütterte mich bis ins Mark. Mein Großvater hatte Kehlkopf-Krebs, welcher sich nach und nach auf den restlichen Körper ausgeweitet hatte. Sein Tod war auch aus ärztlicher Sicht absehbar gewesen und doch trug man immer noch einen Funken Hoffnung in sich, dass er den Kampf vielleicht doch gewinnen würde. Zu dieser Zeit war ich gerade achtzehn und hatte mich so gut wie überhaupt nicht mit dem Thema Tod auseinandergesetzt. Einerseits, weil ich davon nichts wissen wollte und andererseits, weil ich große Angst davor hatte. Sterben – schon als Kind hatte ich mir immer vorgestellt, wie es wohl sein würde, wenn man stirbt.

Sobald ich die Augen schloss, hatte ich immer die gleiche Vorstellung: ein unendliches schwarzes Nichts und komplette Einsamkeit. Angst überkam mich. Unendliche Angst, dass ich eines Tages ganz allein sein würde. Panik, dass alle Menschen, die mir lieb und teuer waren, plötzlich verschwanden und mich zurücklassen würden.

Wo bist du jetzt?

Als ich vom Tod meines Großvaters erfuhr, blieb ich erstaunlich ruhig. Der psychische Zusammenbruch, das wirkliche Realisieren dessen, was geschehen war, passierte erst knapp zwei Wochen später. Bereits nach wenigen Tagen beschlich mich das Gefühl, dass irgendetwas anders war. Ich fühlte mich beobachtet und immer öfter liefen mir kalte, aber wohlige Schauer über den Rücken. Es schien, als hätte sich die Energie in unserem Haus geändert und ich begann Fragen zu stellen. Ich fragte mich selbst, ob meine Theorie von dem schwarzen, einsamen Nichts noch richtig war und wollte Antworten. – Die Antworten bekam ich. Von einer Person, die ich vorher wohl niemals kontaktiert hätte…

Ich kann dir helfen

Im darauf folgenden Jahr machte ich mich, fest entschlossen endlich Antworten zu bekommen, auf die Suche nach einem Medium für Jenseitskontakte. Was hatte ich jetzt noch zu verlieren?

Ich stieß nach längerer Recherche auf ein Internetforum, das sich mit spirituellen Themen auseinandersetzt. Kurzerhand bat ich um Hilfe bezüglich der Kontaktaufnahme zu einer verstorbenen Person. Noch am selben Tag bekam ich Nachricht von einer Frau, die von sich behauptete medial veranlagt zu sein. Ich blieb skeptisch, doch die Neugierde gewann die Oberhand und so vereinbarte ich mit ihr einen Termin für eine Telefonsitzung. Sie bestand ausdrücklich darauf, dass ich ihr keine Vorabinformationen gebe. Je weniger sie von mir und dem Verstorbenen wisse, umso besser sei das für die Kontaktaufnahme. Also erfuhr sie lediglich meinen Vornamen.

Du hast mediales Potenzial

Der Tag, an dem der Jenseitskontakt stattfand, war der persönlicher Wendepunkt in meinem bisherigen Leben. Die Aussagen des Mediums waren so zutreffend, dass ich wirklich das Gefühl hatte, mein verstorbener Großvater würde mit im Raum stehen. Zu wissen, dass er noch immer an meiner Seite war, weckte in mir ein unbeschreibliches Glücksgefühl, welches bis heute, sechs Jahre danach, immer noch anhält. 

Ich erzählte der Frau am anderen Ende der Leitung von meinen Erlebnissen seit dem Tod meines Großvaters und sie kicherte. Im nächsten Moment sagte sie: „Du selbst hast großes mediales Potenzial – du musst es nur zu nutzen wissen.“
An diesem Tag und mit eben jener Aussage änderte sich mein Leben für immer.

Ich will dich ausbilden

Innerhalb kürzester Zeit wurde dieses wundervolle Medium eine meiner engsten Vertrauten. Trotz geografischer Entfernung versuchte sie mir so viel wie möglich beizubringen und mein eigenes Vertrauen in mich und meine wachsende Medialität zu stärken. Aus eigener Erfahrung verstand sie meine anfänglichen Selbstzweifel und Ängste und vielleicht war es genau das, was mich an ihr so faszinierte.

Nach und nach wurde mir bewusst, dass ich bereits in frühen Jahren Erlebnisse mit der geistigen Welt hatte und ich hätte bestimmt noch mehr davon haben können, wenn mich meine kindliche Angst nicht davon abgehalten hätte.

Im Frühjahr 2012 beschlossen wir, ein Seminar zu organisieren, damit sie mich auch „von Angesicht zu Angesicht“ ausbilden konnte. Wir machten über Monate hinweg Werbung und suchten nach Teilnehmern. Doch irgendetwas schien uns immer kurz vor dem Ziel im Weg zu stehen…

Wir werden einen Weg finden

Nach Monaten der vergeblichen Suche nach Teilnehmern war ich kurz davor, die Planung auf Eis zu legen. Warum war es so schwierig, Menschen zu finden, die sich auf dieses Thema einlassen wollten? So oft hörte ich Sätze wie: „Ich interessiere mich schon dafür, aber ich habe Angst.“

An einem Tag, als ich besonders deprimiert war, muss mein Medium wohl gespürt haben, dass es mir nicht gut ging. Ich bekam eine Nachricht von ihr, in der sie schrieb: „Mach dir keine Sorgen, wir werden einen Weg finden, wie ich dich persönlich ausbilden kann.“ – Und wahrlich, den Weg fand sie.

Ich werde immer bei dir sein

Wenige Tage nach ihrer Nachricht fühlte ich, dass sich etwas verändert hatte. Irgendetwas stimmte nicht. Ich wusste, dass etwas passiert war. Am Abend bekam ich eine Nachricht von ihrer Schwester. Noch heute fühle ich den Schmerz, als ich lesen musste, dass der Mensch, der mir in den vergangenen zwei Jahren so viel Lebensfreude und Kraft gegeben hatte, verstorben war! – In dieser Nacht weinte ich mich in den Schlaf und sagte zu mir, ich würde die Medialität nun wirklich aus meinem Leben verbannen.

Die erste Lektion, die ich von ihr gelernt hatte, war, dass unsere Verstorbenen uns in unseren Träumen besuchen und dort mit uns kommunizieren können. Es ist für die Seelen der einfachste Weg, uns zu kontaktieren, da unser Verstand im Schlaf ausgeschaltet ist und unserem Unterbewusstsein nicht dazwischenfunken kann.

Ich träumte, dass ich in einem dunklen Raum ohne Licht war. Ich kniete auf dem Boden und weinte bitterlich. Plötzlich erfüllte sich der ganze Raum mit hellem, strahlenden Licht und ich fühlte, wie mich jemand hochzog. So stand ich da und blickte auf die Person, die vor mir stand. Sie war es. Sie nahm mich in den Arm und flüsterte mir ins Ohr, dass es ihr jetzt gut ginge und sie immer bei mir sein würde, wenn ich sie brauchte.
Sie im Traum zu sehen, mit ihr zu sprechen und zu wissen, dass es ihr gut ging, machte ihren Tod erträglicher.

Sie hat uns von dir erzählt

Im Laufe der Zeit bin ich Menschen begegnet, die der Ansicht waren, dass medial Begabte es in Zeiten der Trauer leichter haben und bis zu einem gewissen Punkt gebe ich ihnen auch recht. Die Medialität macht es mir leichter, mit der Trauer fertig zu werden. Ich hatte die Gewissheit, dass wir nur durch einen dünnen Schleier getrennt waren. Unsere Welten waren untrennbar miteinander verbunden und diese Gewissheit tröstete ungemein.

Wenn geliebte Menschen sterben, dann versuchen sie, ihre Hinterbliebenen zu trösten und zu zeigen, dass sie immer noch da sind. Einige geben Zeichen, andere erscheinen in Träumen und wieder andere geben einem auf unglaubliche Art neuen Mut und Selbstvertrauen. Mein Medium hatte sich bei mir wohl gedacht: Wenn du mir nicht glaubst, dass du medial bist, dann schicke ich dir Leute, die es dir beweisen.

Nach ihrem Tod bekam ich viele Nachrichten von Menschen, die ich nicht kannte. Und der Kontext war immer der gleiche: „Du kennst mich vielleicht nicht, aber ich kenne dich. Sie hat uns von dir erzählt.“ Sie wollte mir Mut machen, nicht aufzugeben und andere mit meiner medialen Fähigkeit zu unterstützen.

Aus all den Menschen, die sie mir in mein Leben geschickt hat, sind wundervolle Freundschaften entstanden. Und hätte mir damals jemand erzählt, dass ich durch ihren Tod zu meinem besten Freund finde, hätte ich denjenigen wohl für verrückt erklärt.

Das Leben als Medium

Wenn mich heute jemand fragt, ob ich etwas in meinem Leben rückblickend ändern würde, dann verneine ich. Mittlerweile habe ich verstanden, dass selbst der schwierigste Weg etwas Positives beinhalten kann.

Jeder von uns erlebt dunkle Zeiten, aber es liegt auch an uns selbst, wie wir damit umgehen, ob wir uns innerlich zerstören lassen oder ob wir neue Kraft und Stärke finden.

Das Leben mit medialen Fähigkeiten ist nicht immer einfach vor allem in der Anfangszeit, aber ich weiß, dass sich dieser Weg lohnt. So schlimm der Tod meines Großvaters auch war, ohne ihn hätte ich wohl nie nach Antworten gesucht und nicht zu diesem einzigartigen Medium und Seele von Mensch gefunden.

Inzwischen ist der erste mediale Kontakt sechs Jahre her und manchmal scheint es, als wäre es erst gestern gewesen, als ich mir sagte: „Was hast du schon zu verlieren? Trau dich.“ – Vor zwei Jahren kam die eigene Seminar-Reihe hinzu.

War das Leben mit der Medialität immer Friede, Freude, Eierkuchen? Definitiv nicht. Ich musste Freundschaften aufgeben und lernen zu akzeptieren, dass es Menschen gab, die meinen Weg nicht verstanden und aus meinem Leben verschwanden. Heute, mit 25 Jahren, sehe ich diese Dinge aus einer höheren Perspektive. Jeder Mensch, der mein Leben gekreuzt hat, sei es für Jahre oder nur für wenige Tage, war auf irgendeine Art eine lehrreiche Erfahrung und dafür bin ich dankbar. Es wird immer Menschen geben, die meinen Weg nicht verstehen, aber das ist in Ordnung so.

Ich bin nicht dazu da, um andere auf Biegen und Brechen zu überzeugen, weil ich der Ansicht bin, dass sowieso jeder eines Tages überzeugt wird – spätestens dann, wenn wir alle in die geistige Welt zurückgekehrt sind. Aber vielleicht schaffe ich es ja, dem einen oder anderen die Angst vor dem Tod zu nehmen, so wie sie mir genommen wurde. Denn die Verstorbenen sind nur einen Gedanken von uns entfernt.

 

 

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