Eine tantrische Schule, in der Kunst und Yoga auf den Schamanen treffen

von Iris Disse

Ich möchte zurück nach Hause. Friede, Freude, das „Eine“. Licht. Ein tiefer, geiler, abenteuerlicher Friede in mir – unabhängig von dem, was außerhalb meiner abgeht. Das Außerhalb nervt. Das Bankenwesen – Kriminalität gegen die Völker, die sich als legal ausweist. Menschen hungern sich zu Tode – dabei gibt es Nahrung für alle. Die Mächtigen des Planeten, die noch nicht begriffen haben, dass auch ihre Kinder und Kindeskinder das Erdöl nicht atmen können. Wer Waffen verkauft, sät Flüchtlinge. . Wo ich hingucke – der Wahnsinn der Normalität. In meinem Leben habe ich was dagegen getan – als Theaterfrau, als soziale Filmemacherin. Jetzt kommen wieder Zweifel. Was jetzt tun?

Was will ich weitergeben?

Halt gibt mir immer wieder der tantrische Weg nach Innen. Alles was existiert, ist heilig. Auch der Börsenmakler. Auch der Kriegstreiber. Was der Allmächtige nicht will, ist nicht existent. Au, das tut weh. Ok, ok, göttliche Logik ist nicht meine, kapiert. Dann: Wenn doch die Menschen alles wissen, also laut Buddha nur aufzuwachen brauchen – dann gründe ich eine Schule, wo Menschen wieder wach werden. Welche Techniken haben mir die Erfahrung gegeben, dass ich weiß, dass ich Macht habe mein Leben zu gestalten, einzugreifen, erst mal in meinem engsten Umfeld? Dass mein Sein einen Sinn hat, dass ich verbunden bin mit dem „Großen Mysterium“? Welches Wissen, welche Techniken haben mich in meinem Leben angstfrei gemacht? Was will ich weitergeben?

So entstand „Durga´s Tiger School“ für Tantra, Yoga, Schamanismus und Kunst. Eine tantrische Schule. Was das heißt? „Tu was Du willst – in Bewusstheit und Liebe“. Eine Schule der Erfahrung. Ich tanze die Schöpfung, feiere das Viele. Bin ganz kreativer Mensch, versuche mich in den 64 ästhetischen Künsten des Tantra – vom Sterne schauen zum Tanzen zum Debattieren zum Yoga zum Gedichte schreiben zum Rituale leiten zum Sex… um nur einige zu nennen. Und kehre dann wieder um, reich am „Vielen“ in das „Eine“ zurück.

Tantra: Kommunikation macht geil

Vor 27 Jahren wird unser Sohn geboren, Frucht einer großen Liebe. Meine Welt bricht auf allen Ebenen ein. Ich weiß zu lieben, habe aber keine Struktur, die mich zur Freiheit in der Liebe führt und einen Alltag nicht nur als Theatermacherin, sondern auch als Geliebte und Mutter leben lässt. Ich reagiere panisch, schicke den Mann weg – das Kind ist da, ohne Theater kann ich nicht sein.

Wir stoßen auf das Sky Dancing Tantra – und die Techniken, die wir dort lernen, retten uns als Paar. Unser Sex ändert sich: allein, zu zweit und dann zusammen. Das große Glück steigt auf aus dem Nirgendwo wie Luftblasen aus dem Schlamm, die an die Oberfläche drängen, um sanft zu zerplatzen.
Also – weitergeben.

Schamanismus: Die Mücke bin ich

Als ich das Theater lasse, um Mutter und Partnerin zu sein, will ich weit weg. Wir kommen nach Ecuador, in die Mitte der Welt. Vierzehn indigene Ethnien! Ich arbeite als Radiomacherin, das ist übersichtlicher. Wir machen Features über die Ethnien und ich nehme den Sohn mit in den Dschungel, wir jagen Töne. Das Lachen der anderen, wenn ich das Seil zu früh loslasse und statt im Fluss im Schlamm lande. Nächtliche Angriffe von Stachelschweinchen, Tarantulas und Mücken. Ich esse Würmer und spucke in den Chicha. Schamanistische Rituale bringen Kunst, Heilen, soziales Denken, Spiritualität zusammen. Das geht tief, symbolische Vernetzungen mit dem ALLEN. Ich bin die Mücke. Ich bin die Natur, die mich umgibt.
Also – weitergeben.

Yoga: Ich bin kein Auto

Kaula Tantra Yoga beruht auf Tiefenentspannung. Eine Session ist eine Meditation in Bewegung – mindestens anderthalb Stunden lang, meist aber zweieinhalb bis drei Stunden. Körper, Geist und Seele fließen wieder zusammen. Schluss mit der Zerstückelung meines Körpers: „dieses Asana repariert die Leber, dieses macht einen schönen Arsch, jenes funktioniert für den Rücken“. Bin doch kein Auto. Meine Muskeln erinnern sich, wie wundervoll es war sich zu bewegen vor der sozialen Zensur (sei still, zappel nicht, renn nicht… nicht… nicht…. niiiiicht ). Sie tun das wieder entspannt und mit Freude, und ich fließe in jedes Asana. Ich ruhe… und nichts strengt an.

Revolutionär auch das Vertrauen, das ich mir schenke: mein Körper findet das Asana. Ich brauche kein Alignment. Es sind alte heilende archetypische Haltungen. Ich WEISS sie – so ich nach Innen tauche. Keiner muss mir von aussen sagen, ob ich richtig bin. Wow. Nach Tagen der Unsicherheit eine Welle des Vertrauens, wenn ich das Asana gefunden oder das Asana meine Körper-Geist-Seele-Einheit bewegt. Nie mehr im Leben lasse ich zu, dass man mir von Außen sagt, ob ich ok bin. Ich finde es in mir. Welche Sicherheit.
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Kunst: Ich tanze Durgas Tiger

Wie innen, so außen, wie außen, so innen. So viele Gefühle kommen hoch, bewegen mich. Wenn alte Muster sichtbar werden und sich auflösen wollen, alte Ängste langsam entmachtet werden, knallt es. Die Weisheit des Ostens macht uns nicht gefühllos. Negative Gefühle gibt es nicht. Lass das Urteilen – schlag Dich zu Deinem inneren Zeugen und schau einfach zu. Und drück es dann aus.

So kommt der Heyoka ins Spiel, der schamanische Clown. Du hältst Dir selbst den Spiegel vor. Yoga der Gefühle. Befreites Schreien, Weinen, Lachen, Schweigen. Ich tanze jeden Tag. Meine Dämonen werden bewegt, tauchen auf, lösen sich auf im Licht des Atems, der Stimme, der Bewegung. Im Forum stehe ich in der Mitte. Nutze den theatralischen Ausdruck, um das zu erzählen, was mich tief in mir bewegt … was ich noch gar nicht benennen kann. Selbstdarstellung kann unterhaltsam sein – für Alle. Und tief bewegend.
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Meditation: Ich sterbe. Ich lebe

Ich halte den Atem. Bin in der Ewigkeit, hier und jetzt. Die Meditation hält mich. Kurze Besuche beim Ich und Ich. Das tut gut. Nach Hause kommen. So wie ich bin. Konzentriert, fahrig, traurig, glücklich, energielos, vibrierend – alles darf sein. Jetzt. Die Chakren drehen sich, Lotusblüten werden geboren, vergehen. Licht weht in jede Zelle. Jede Zelle sendet Licht. Ich leuchte, oh Mann.
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Rebellion: Ich gehe

Durga´s Tiger School ist gefährlich. Rebellion ist angesagt, die fließt durch mich wie ein steigender Fluss. Widerstand wird fortgespült. Ich werde angstfrei. Weiß: Das große Mysterium, Gott, spricht, handelt, schöpft durch mich.
Die Teilung des Lebens in Arbeit und Freizeit ist eine Fiktion. Viele Yogis und Yoginis der Durga´s Tiger School kündigen ihre Jobs und fangen an zu leben. Wachen auf, werden zu Samen, die vom Wind der Veränderungen in die Welt geblasen werden. Sie füttern unser morphogenetisches Feld mit Alternativen zum aktuellen globalen Selbstmordprogramm.
Ja zum Mysterium. Leben ist geil.
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Über den Autor

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Mehr Infos

Iris Disse ist Filme-, Theater- und Radiomacherin; Autorin und Dozentin für Kommunikation auf Festivals und an Universitäten. Seit 1994 pendelt sie zwischen Europa und Ecuador. Ihre Hörspiele und Filme wurden mehrfach prämiert. Sie arbeitet viel mit Indigenen aus Lateinamerika zusammen. In ihrem internationalen Yoga- und Kulturzentrum in Ecuador, der »Durga’s Tiger School for Tantra Yoga Shamanism«, kann man sich das ganze Jahr über zur international zertifiziertenYogalehrerIn ausbilden lassen (YA/YAI) – vom 28.6.-20.7.2020 auch im ZEGG bei Berlin oder vom 15.8. – 8.9.2020  in Korfu/Alexis Zorbas Zenter

Tigersmile: Auszeichnung für Durga´s Tiger School for Tantra Yoga Arts & Shamanism, Ecudor: Die internationale Yoga Platform“ Book Retreats“ hat uns ausgezeichnte als eine der der  5 weltweit besten  Yogaschulen, um einen  international anerkannten Abschluss als „Fortgeschrittener Yogalehrer “ zu machen. 

 

 



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