von Daniela Schuchardt und Ellen Port

Liebend zu sein, ist ein Bewusstseinsprozess vom Verstand ins Herz. In diesem Prozess geht es darum sich der Liebe gewahr zu werden. Aus diesem Liebesbewusstsein heraus öffnet sich ein Horizont des Mitgefühls, der Dankbarkeit und der liebevollen Selbstumarmung. Ein Kontakt wird mit Anderen auf Augenhöhe möglich. Diesen Weg ins Herz gehen wir selbst. Wir arbeiten in dem Bewusstsein, dass der Klient das Gleiche ist wie wir selbst. Unsere Arbeit mit der Klientin basiert auf der Anerkennung des universellen Spiegelprinzips sowie einer intelligenten Hinterfragung von Glaubenssätzen, die wie bleierne Schichten das Bewusstsein der Liebe verdecken.

Besonders wenn ich im Streit mit den Eltern bin, der Nachbar seine Musik zu laut aufdreht, mich ein Vorgesetzter zurechtweist, die Kinder nicht auf mich hören, mich jemand kritisiert, jemand eine andere Meinung z.B. zum Thema Impfen hat, kann ich diese Liebe nicht finden. Es fehlt der Herzkontakt. Wenn sich jemand anders verhält, als ich es für richtig halte, reagiere ich genervt, distanziert oder wütend. Indem ich Recht haben und mich durchsetzen möchte, verstricke ich mich mit dem anderen in eine schmerzliche Kontroverse. Dabei entsteht Distanz, Verurteilung, Feindseligkeit, Kälte, Hass. Ich fordere in meinem Ärger Respekt vom anderen, beschwere mich und bemerke nicht, dass ich in dem Augenblick selbst respektlos bin.

Warum tue ich das?

Hinter meinem Tun steckt stets der Wunsch nach Erfüllung eines Bedürfnisses. Genauer betrachtet sehe ich, dass ich gehört und akzeptiert, angenommen und wertvoll sein möchte. Wird dies nicht erfüllt, distanziere ich mich, werte den anderen als falsch oder rücksichtslos ab und beschuldige ihn. Er wird zu meinem Gegner, zum Feind. Wo Ablehnung ist, kann keine Liebe sein. In diesem Fall bin ich ein streitender Mensch, der in der Verteidigungshaltung agiert. Diesen Streit trage ich entweder aus oder er läuft als aufreibender Dialog in mir ab.

Es ist schockierend, zu sehen, was ich mir und anderen antue. Zu welch ablehnendem Denken und Tun ich in der Lage bin. Wenn ich im Widerstand und in der Ablehnung bin, kann ich nicht liebend sein. Nur soweit die Liebe in mir selbst bewusst ist, kann ich sie auch weitergeben. Man kann andere nicht mehr lieben als sich selbst. Wer voller Hass und voller Angst ist, kann nicht lieben.

Die Entscheidung – Weg der Liebe

Wer sich die Frage „Möchte ich so leben, so sein?“ jetzt mit „Nein“ beantwortet, beginnt mit seinem Bewusstseins- und Liebesprozess. Es ist ein Prozess der Selbsterkenntnis. Basis hierfür ist die Bereitschaft ehrlich zu schauen, sich im anderen zu erkennen und seine Gedanken intelligent zu hinterfragen. Hier ist es still und friedlich. Es stellt sich ein Berührtsein ein, und ich erkenne, dass Liebe in mir ist. Wenn hier von Liebe gesprochen wird, ist nicht die egozentrierte, an Bedingungen geknüpfte (Selbst-)Liebe gemeint, sondern reine Liebe.

Im Kontakt zu dieser reinen Liebe kann ich respektvoll und liebevoll sein – auch mit meinem Gegenüber. Statt gehört werden zu wollen, zu diskutieren, Recht haben zu wollen und mich mit meiner Meinung wichtig zu machen, kann ich in einer offenen Haltung meinem Gegenüber wirklich zuhören und ihm mit Wertschätzung begegnen. Ich kann jede Meinung akzeptieren, bin interessiert und offen für die Beweggründe.

Dem Vater oder der Mutter kann ich mit Mitgefühl begegnen. Ich erkenne, dass das, was ich an ihnen abgelehnt habe, ich selbst bin. Ich kann sie erstmals sehen, weil ich sie nicht bewerte, verurteile. Ich kann den Kindern auf Augenhöhe begegnen, mit ihnen sprechen, statt sie einfach nur aufzufordern zu funktionieren. Mit der Nachbarin kann ich aus einer Ruhe heraus erwartungsfrei in Kontakt treten und sie oder ihn fragen, ob er bereit wäre, die Musik zu bestimmten Zeiten leiser zu stellen, statt mich gleich zu beschweren. Ich bin bereit, Kritik z.B. von meinem Chef zu hören, offen dafür zu sein ohne mich persönlich angegriffen zu fühlen und zu hinterfragen, aus welcher Motivation heraus ich so gehandelt habe und mit ihm ins Gespräch gehen. Dankbarkeit als eine Qualität der Liebe kann sich einstellen. Neue Verhaltensoptionen tun sich auf. Es wird ent-spannter, leichter. In diesem Wertbewusstsein giere ich nicht nach Wertschätzung und Akzeptanz durch andere Menschen. Wenn die Liebe in mir selbst bewusst ist, kann ich sie leben. Dann bin ich liebend. Diese Liebe verströmt sich. Das ist ein Zustand voller Lebendigkeit und tiefer Lebensfreude.

 

2 Responses

  1. Anton
    Da kommt Freude auf

    Ja klar, das, was ich bei anderen sehe und ablehne, lehne ich bei mir selbst ab. Und ich sehe, erst wenn ich mich dafür nicht mehr schäme und schuldig spreche, bin ich auch bereit hinzuschauen, was denn so schmerzt in mir.

    Ihr zeigt auf, dass ich selbst die Liebe in mir habe, oder sie selbst bin. Huchu, dann brauche ich sie ja nicht mehr von anderen einzufordern und mich ständig dabei verdrehen.
    Schön, dass ihr diesem auffordernden religiösen Slogan ein Leben gebt!

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  2. Karin Karina Gerlach
    Der Schock, der zur Einsicht führt

    Oh ja, der Schock: „Oh, was habe ich getan“ wird gebraucht, um bewusst die Entscheidung für Frieden zu treffen. Ich liebe es, wenn Menschen von dieser Einsicht sprechen.
    Mayakarina

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