Die heutige Zeit ist sehr bewegt und dem Autoren ist bisher kaum ein Mensch begegnet, der sich nicht in einem Umbruchprozess befindet. Das Konstrukt der bisherigen, modernen Gesellschaft scheint nicht mehr zu funktionieren. Die Suche nach Sinnhaftigkeit, Liebe und die Verbindung zur Natur scheinen wichtiger denn je. Aber wo findet man sie in einer Welt, die uns vieles gleichzeitig abverlangt? Es scheint, als sei diese Suche bisher oft daran gescheitert, dass die Menschen konditioniert sind Lösungen im „Äußeren“ zu suchen.

Die „äußere“ Dimension beinhaltet prinzipiell alle Elemente oder Aspekte, mit denen ein Mensch in einer dualen Beziehung steht. Es ist nicht grundsätzlich falsch äußere Lösungen zu suchen, jedoch entscheidend ist, welcher Prozess der „äußeren Lösungs- oder Entscheidungsfindung” dem vorausgegangen ist.

Der Prozess der Selbsterkundung bzw. der Selbsterkenntnis erscheint dafür entscheidend, um letztlich Veränderungen einzuleiten, die nachhaltig sind und die nicht zu wiederkehrenden Fehlern und Sackgassen führen. So lässt sich der Sinn unseres Da-Seins auch für zunehmend spirituelle bewusste Menschen schon lange einfach erklären: das Leben sei eine Schule.

Bei der Fähigkeit zur Selbsterkundung geht es nicht nur darum zu sehen was „da drinne ist“, sondern darüber hinaus auch die eigene, seelische Landschaft mit all ihren Eigenarten, rohen Impulsen und Beschränkungen zu verstehen, sie zu akzeptieren und im eigenen Leben zu integrieren. Menschen sehen nur so viel, wie sie sehen können und wollen. Denn der Blick nach innen ist oft schmerzhaft und unbequem.

Um dem zu begegnen, konnte man in den vergangenen Jahren beobachten, wie förmliche Ekstasen in der Coachings- und Beratungsbranche im Zusammenhang mit dem Gesetz der Anziehung entstanden sind: unzählige Inspirationsmaterialien in den sozialen Medien, glorreiche Berater und Erfolgsgeschichten packen uns an den Kragen und schreien uns förmlich an, um unser Potenzial endlich zu zeigen, die öde Routine der modernen Gesellschaft zu verlassen und stattdessen endlich mit dem „wahren Leben“ zu beginnen! 

Doch es scheint bei aller Überzeugung nicht so einfach zu sein das eigene Potenzial auszuschöpfen. Einerseits, weil die Ur-Frage der Menschheit „Schicksal oder Selbstbestimmtheit“  bis heute noch nicht ganz geklärt wurde. Einige spirituelle Lehrer weisen auch darauf hin, dass das Gesetz der Anziehung – abgesehen davon, dass es nicht das einzige Gesetz in diesem Universum ist- nur so weit greifen kann, wie es der individuelle Lebensplan zulässt. Der prädestinierte Lebensplan kann also unter Umständen mehr oder weniger lange Phasen beinhalten, die weitaus weniger sexy sind, als es die Videos und Koryphäen aus den sozialen Medien suggerieren. Die Träume sind dabei häufig „äußerer“ Natur, denn manche würden vielleicht gar nicht den hohen materiellen Wohlstand anstreben, sondern möchten lediglich in der Natur und ruhiger leben oder einer anderen, erfüllenden Tätigkeit nachkommen. 

Das „Eine“ (der Lebensplan) muss das „Andere“ (die Erfüllung der Träume) nicht ausschließen. Jedoch darf und sollte bei aller Euphorie und möglicherweise auch Notwendigkeit etwas Neues, Sinnvolles und Erfüllendes machen zu wollen, der offene Blick nach innen nicht fehlen. Denn wenn man vom spirituellen oder „karmischen“ Lebensplan spricht, so muss man den Aspekt berücksichtigen, dass es sich im Leben primär um seelische Entwicklung und emotionale Reifung dreht. 

Der Blick nach innen kann zunächst zu einer Spaßbremse werden. Ein zentrales dahinterstehendes Phänomen ist der im Volksmund bekannte, jedoch oft nicht wirklich differenziert verstandene Mechanismus des Narzissmus. Was versteht man unter Narzissmus und was hat es mit dem Lebensplan und der Fähigkeit zur Selbsterkundung zu tun? Ein tiefer und fundierter Blick darauf lohnt sich. 

Umgangssprachlich werden zunächst Menschen darunter kategorisiert, die man für selbstverliebt, egoistisch oder egozentrisch hält. Man vermutet, dass Narzissten ein zu starkes Selbstbewusstsein haben und sich daher zu viel Raum einnehmen. 

 

Das falsche Selbst

Doch es ist genau umgekehrt. Menschen, die in Fachkreisen als „narzisstisch gestört“ gelten, sind Menschen, die unter einer Selbstwertstörung leiden. In anderen Worten: sie lieben sich nicht in einem Übermaß, sondern leiden im Gegenteil unter einem mehr oder weniger chronischen Selbsthass. Das Selbstwertgefühl fluktuiert dann je nach Bestätigung von außen. Eine gesunde, autonome, ausreichend stabile Selbstwertregulation ist gestört. Kritik, Enttäuschungen, Trennungen, oder sonstige Rückschläge im Sinne eines Ausbleibens von Erfolg, Verständnis und Anerkennung der Mitmenschen führen zu tiefen Rissen in der Seele. 

Daher sind narzisstisch gestörte Menschen abhängig von der Bestätigung der Anderen, auch wenn sie sich nach außen als unabhängig und souverän präsentieren. In dieser Rolle zeigen sie sich unantastbar. Das dient auch dem Schutz und der Aufrechterhaltung des „Größenselbst“ oder des „Falschen Selbst“, der im Gegensatz zum sehr verletzlichen und in der Kindheit tief verwundeten Kern der Seele, die Fassade darstellt, für die man bewundert werden möchte.

Denn für den inneren Kern kann es keine Liebe und keine Bewunderung geben; das jedenfalls, ist die meist unbewusste Überzeugung der Narzissten, die auf entsprechende, kindliche Beziehungserfahrungen fußt.

Spaltung und Empathiemangel

Je tiefer die Risse in der Kindheit, desto schwerer die Fähigkeit gesunde Beziehungen zu leben, desto mehr richtet sich auch der Blick nach außen mit dem Ziel das falsche Selbst zu einem Größenselbst zu trimmen. Liebe über Leistung, so lautet die unbewusste Devise, die zu weiten Teilen hinter der modernen Volkskrankheit Burn-Out steckt. Doch nicht herkömmliche Liebe, denn diese wirkt aufgrund ihrer Nähe eher verängstigend. Die Liebe, die das falsche Selbst sucht, ist von hoher Intensität und kurzer Dauer geprägt: Ansehen, Erfolg und Beifall.  

Es ist bekannt, dass viele der charismatischsten, intelligentesten, erfolgreichsten und mächtigsten Menschen ihren Treibstoff aus genau dieser seelischen Fehlentwicklung beziehen. Wenn der Wunsch nach Erfolg eine seelische Notwendigkeit erhält, werden gewaltige Kräfte und eine eiserne Disziplin freigesetzt. Das gilt sowohl für konstruktive wie leider auch für destruktive Kreationen: künstlerische Werke, Managerkarrieren und blutige Kriege können neben einander stehen, wenn sie dem Impuls entspringen, etwas Äußeres zu schaffen, um einen inneren Mangel zu kompensieren.

 

Identitätskrepanz und Authentizität

Neben dieser eher kleinen Minderheit gibt es eine große Mehrheit, so könnte man sagen, die die große Masse beschreibt. Denn Narzissmus ist nicht ein Merkmal, das man hat oder nicht hat; es ist vielmehr ein Muskel, den wir alle haben, der bei manchen stärker und bei anderen schwächer ausgeprägt ist. Es ist der Selbstwertmuskel. 

Und der Begriff deutet im psychodynamischen Kontext auch etwas Anderes an: Narzissmus ist nicht per se etwas Pathologisches. Vielmehr beschreibt er die Beziehung, die man zu sich zu selbst führt. Diese wiederum entspringt zu weiten Teilen der Spiegelung, die wir durch unsere Eltern oder Bezugspersonen erfahren haben: je weniger Wertschätzung, Präsenz, gesunde Grenzen ich erfahren habe, desto schlechter ist meine Beziehung zu mir selbst, desto eher werde ich ein falsches Selbst entwickeln und mich von meiner inneren Natur entfernen.

Wenn ein Kind feststellt, dass es für seine spontanen Ideen und Verhaltensweisen bestraft oder beschämt wird oder unbeachtet links liegen gelassen wurde, wird es aus dem angeborenen, existenziellen Bedürfnis nach Liebe und Anerkennung reagieren, um irgendwie gesehen und geachtet zu werden.

Die wahre Natur eines Menschen ist durch seine schlichten, individuellen Gefühle und Bedürfnisse charakterisiert. Daher verweist Narzissmus auf diese Weise auf die Diskrepanz zwischen der inneren seelischen Verfassung und dem äußeren Ausdruck eines Menschen. Narzissmus ist ein Barometer für Authentizität. 

 

Narzissmus und die moderne Gesellschaft

Das Prinzip dieser Diskrepanz zwischen „innen und außen“ in der psychischen Regulation beschreibt dann wiederum viele Menschen. 

Also lohnt sich die Frage nach dem allgemeineren oder gewöhnlicheren Narzissmus. Gemessen an der Tatsache, dass die moderne Zivilisation Menschen von klein auf lehrt, sachlich, professionell zu agieren und Emotionalität bzw. Intimität gerade im Umgang mit fremden Menschen und im Beruf zu vermeiden, dürfen wir die Hypothese aufstellen, dass die moderne Gesellschaft (möglicherweise aber auch die ganze bisherige Geschichte der Menschheit) darauf abzielt, Bürger zu produzieren, die früh lernen sollen sich von ihrem wahren Kern zu distanzieren, diesen zu unterdrücken und schon im jungen Alter Kompetenzen entwickeln sollen, um letztlich ihre Grundbedürfnisse nach Autonomie, Liebe und Anerkennung über äußere Errungenschaften zu erfüllen. 

Die Unterdrückung des Inneren und die Suche im Äußeren wäre die übergreifend zu verstehende Formel. Das Erstaunliche und teilweise Erschreckende dabei, ist, dass diese Formel an vielen unerwarteten Stellen zu finden ist. 

Ein Chamäleon namens Narzissmus

Der Narzissmus blüht in allen Kreisen und ist auch dort beheimatet, wo man ihn nicht vermutet oder wo er weniger Platz haben sollte: unter sozial Tätigen und diversen Menschen, die ihren Altruismus in ihren Bestrebungen und Fachkompetenzen nach außen betonen: zum Beispiel unter Politikern, Pädagogen, Geistlichen, Psychologen, Psychotherapeuten oder unter Medizinern. 

Die Studie eines Psychologen aus der Oxford Universität, Prof. Kevin Dutton, verwies darauf, dass die ausgeprägtesten Narzissten unter Vorstandsmitgliedern, Rechtsanwälten und Fernseh- und Rundfunkjournalisten vertreten seien. Also die einflussreichsten Entscheidungsträger der Gesellschaft! 

In manchen spirituellen und speziell religiösen Kreisen versteht man unter Narzissmus und falsches Selbst das auch umgangssprachlich geläufige Ego-gesteuerte Bewusstsein. Für manche gilt es daher, diesem Teil der Identität möglichst wenig Energie zu schenken. In spirituellen Milieus begegneten mir viele Menschen, die nicht vordergründig nach wirtschaftlichem Erfolg lechzten. Ein verbreitetes Merkmal ist dort zuweilen die Anpassung und Unterdrückung eigener Gefühle. Oft werden gerade in spirituellen Milieus eigene sozial bedrohliche Gefühle verleugnet oder verdrängt und in einem Konstrukt von „positiver Verdrängung“ abgewehrt, um die „Harmonie” nicht zu gefährden. Doch das klärt selten eine tiefe Kränkung oder eigene, nicht verstandene Ängste. Im Zweifelsfall wechselt man dann doch lieber den Lehrer, die Schule, den Meister und in manchen Fällen betreiben manche somit eine Art „Guru-Hopping“ auf der Suche nach Harmonie, Glück und Zugehörigkeit.

Auf der Suche nach sich Selbst

Ein Universitätsdirektor und Meditationslehrer entgegnete mir einst, dass man Streit vermeiden sollte, „weil Konflikte nicht zur menschlichen Natur gehören“. Differenzen vermeiden, ignorieren, verdrängen, verleugnen oder in Keim ersticken lassen, am besten, bevor sie überhaupt entstehen. Das ist aus meiner Sicht eine nicht ungefährliche Haltung. Wenn jemand rational definiert was richtig ist und alles andere unterdrückt oder gar verbietet, lauert eine große Gefahr die innere Wahrheit der Einzelnen abzutöten. Diese rationale Unterdrückung repräsentiert einen idealen Nährboden für das Gedeihen der Dämonen in der seelischen Schattenwelt.

In pädagogischen Kreisen, erleben Kinder und Jugendliche, die aus gravierenden, familiären Verhältnissen befreit wurden, nicht selten ein weiteres Waterloo, entweder, weil Erzieher ihre eigene Geschichte emotional nicht bewältigt haben, sich hinter- äußeren theoretischen Konstrukten sicher wähnen und ihr teilweise destruktives Verhalten rationalisieren. Oder, weil die wirtschaftlich gerichtete Geschäftsführung eine Fluktuation des betreuenden Personal in Kauf nimmt. Das Gleiche gilt in Lehr- und Erziehungseinrichtungen, wo der pädagogische Ansatz über allem steht, aber oft zu beobachten ist, dass ein kaum kritikfähiges Kollegium heftige Konflikte austrägt.

Man wäre sonst zu Recht davon ausgegangen, dass Pädagogen, Geistliche, Berater, Erzieher oder Psychologen, Experten auf dem Gebiet der Kommunikation und des zwischenmenschlichen Umgangs sind, aber nicht selten zeigen sie ein wenig empathisches Verhalten.

Anscheinend kommt es am Ende nicht auf die vertretenen Glaubenssätze, theoretischen Konstrukte oder Systeme, sondern darauf an, wie nah Menschen bei sich sind. Das bedeutet, dass das Spannungsfeld zwischen innen und außen überschaubar ist. Das ist auf der Narzissmus Skala ein eher niedriger Wert und bedeutet, dass ein Mensch über ein realistisches und ausgewogenes Selbstbild verfügt, authentisch ist, die eigenen Bedürfnisse, Beschränkungen und Gefühle wahr- und -annimmt und dadurch empathisch mit anderen umgehen kann.

Es spielt dann auch eine untergeordnete Rolle, ob ein Mensch dieser Religion, jenem Guru oder dieser Yoga-Form folgt, ob ein Schullehrer nach diesem oder jenem Ansatz arbeitet, oder ob man politisch mehr links oder rechts orientiert ist.

Ein Prinzip oder ein System kann auch noch so gut und menschlich erscheinen, es darf die Individualität der Einzelnen und der Minderheiten nicht in Keim ersticken lassen. Und es darf die Beziehung zu anderen Menschen nicht schädigen.

Der Mangel an Empathie fördert das polarisierende und dogmatische Denken. Es schafft Trennung und Abstand zur sich selbst und zu anderen, speziell zu denen, die äußerlich nicht gleichgesinnt sind. Destruktives Verhalten bis hin zur Kriegsführung können die Folge sein.

 

Der gute Narzissmus

Viele Probleme unserer Zeit sind auf Narzissmus zurückzuführen. So erscheint es bspw. plausibel Geflüchteten und bedürftigen, bedrohten Menschen zu helfen. Es ist aber weniger plausibel zu akzeptieren, dass man auch Menschen integrieren könnte, die dagegen sind, die davor Angst haben, sich davon bedroht fühlen so viele fremde Menschen aufzunehmen. Es erscheint manchen sogar wichtig und notwendig sie mit verurteilenden „richtigen Werten“ zu bekämpfen. Bei extremen, gewaltbereiten Gruppen mag das stimmen. Aber das wäre im Umgang mit anderen, eher moderaten Gruppen ein Zeichen für einen vergleichbaren Empathie-Mangel und würde einer vom Prinzip her ähnlich intoleranten Haltung wie die der Rassisten entspringen. Das ist Narzissmus auf der „guten Seite“.

Die Lösung wäre eine Enttabuisierung der kritischen Gefühle und eines entsprechend differenzierten Umgangs mit Geflüchteten. Die Angst vor destruktivem Hass darf nicht zu seiner Unterdrückung führen. Der Fokus auf Inhalt und auf die reellen Bedürfnisse der Menschen ist generell ein fruchtbarer Weg, um jeglichem Populismus den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Es ist übrigens auch deswegen überflüssig Menschen nach ihrer religiösen oder kulturellen Zugehörigkeit zu bewerten. Warum? Weil Menschen mehrdimensional sind und unterschiedliche innere Werte und Wahrheiten in sich tragen, die ihr Verhalten lenken. Die Religion ist nur ein Teil davon. Am Ende sollten Menschen nach ihrem Verhalten bewertet werden, wodurch viele projektive Zuschreibungen realitätsfremd erscheinen würden. Im Guten wie im Schlechten. Ein Montessori- Lehrer ist nicht zwingend empathischer als andere Lehrer aus einer öffentlichen Schule. Was würden Sie bevorzugen: Montessori oder Empathie?

Ein „Montessori“ Siegel könnte jedoch die Wahrscheinlichkeit des empathischen Verhaltens innerhalb eines Kollegiums erhöhen, auch wenn es bei weitem keine Garantie darstellt. Äußere Werte und Prinzipien sind daher trotzdem wichtig und können für die Struktur, Orientierung und Ordnung einer gesellschaftlichen Organisation sogar essentiell sein. Sie sollten aber idealerweise einen Raum schaffen, wo individuelle, innere Wahrheiten hervorgebracht werden und somit neben der ordnenden auch eine katalytische Funktion erfüllen. Sie sollten aber auf keinen Fall und das tun sie nur zu oft, innere Prozesse der Selbstentfaltung blockieren.

Im pathologischen Narzissmus setzt sich das äußere, falsche Selbst gegen die innere Natur durch und unterdrückt diese über eine falsche Fassade, die durchaus ästhetisch und sinnvoll wirken kann, aber die Seele bluten lässt und globale Probleme schafft.

 

Weibliche Energie

Nicht alle Schwierigkeiten sind mit Narzissmus und Selbstwertproblemen verbunden, aber ein gesundes Selbstwertgefühl verschafft Akzeptanz äußerer wie innerer Gegebenheiten. Und das ist in einer Welt, die sehr männlich gepolt und leistungsorientiert ist, eine Energie, die sehr gebraucht wird. Die weibliche Energie repräsentiert die Qualitäten der Akzeptanz, der Wärme, des Schutzes, der Ruhe und der Sicherheit. Wo der männliche Blick sich nach außen richtet, um etwas im Äußeren zu realisieren, richtet sich der weibliche Blick eher nach innen, um die Dinge zu beobachten und sein zu lassen, sie so zu akzeptieren wie sie sind.

Die Hinwendung nach innen, die Akzeptanz eigener Beschränktheit und die Integration seelischer Schattenseiten auf individueller wie auf globaler Ebene wären die Schlüssel, um unsere Welt zu heilen, zur Not auch von bisher geschätzten Dogmen zu befreien, um eigene Wahrheiten zu entdecken, individuelle Potenziale zur Entfaltung zu bringen, von der Summe der Einzelnen zu profitieren, womit auch die diversen politischen und wirtschaftlichen Gespenster, die unseren Planeten und seinen Bewohner bedrohen, ganz schnell de-potenziert und überflüssig gemacht werden könnten.

Aber sind wir bereit dazu? Sind wir bereit uns zu stellen, unsere Fassaden auf das Spiel zu setzen und unsere „erwachsene“ Souveränität zu bekleckern, uns den einfachsten, kindlichen Fragen nach dem Warum unseres Handelns hinzugeben und unbequem für andere zu werden?

Denn dieser neue Weg würde bedeuten, dass wir uns alle erlauben miteinander spontan und emotional zu sprechen, unsere Andersartigkeit auch im Beruf zu explorieren, uns gegenseitig zumindest für einen Moment zu vertrauen, unsere diversen Namensschilder und sonstigen äußeren Zugehörigkeiten abzulegen, um durchaus mal lauter, unvermittelter, natürlicher zu werden, Kränkungen anzunehmen und mehr produktive Streitkultur zuzulassen.

Dieser neue Weg würde bedeuten, dass wir unsere Gefühle zulassen und unsere Beziehungen heilen.

 

 

 

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Ahmed Al-hafedh (M.A.)
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Ahmed Al-hafedh gründete seine Praxis für Psychotherapie in Potsdam und arbeitete zugleich an der präventiv-ganzheitlichen Konzeption von psychodynamisch basierten Programmen für Betriebe sowie für „gesunde Menschen“. Zudem sind die fremdsprachige/ kultursensitive Psychotherapie ebenso wie die Traumatherapie weitere Schwerpunkte.  Sein Studium absolvierte er zuvor in Wien, später in IOWA (U.S.A.) sowie teilweise auch in Beirut, Libanon. In den U.S.A. arbeitete er an Studien über die Wirkung von Meditation auf das Gehirn. Die Meditation ist ein ständiger Begleiter seit 1995. Er strebt seitdem die Symbiose vieler scheinbar gegensätzlicher Aspekte, bspw. die Fusion von Ethik und Erfolg sowie Wissenschaft und Spiritualität, an.



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