In der Chinesischen Medizin können die Jahreszeiten, die Lebensphasen, aber auch die Konstitution, Krankheiten und Organe,  sowie die Emotionen den 5 Elementen bzw. Wandlungsphasen zugeordnet werden. Die Wandlungsphasen beschreiben die Zusammenhänge in der Natur und dem Menschen – im Makrokosmos wie auch im Mikrokosmos.

Die einzelnen Elemente brauchen sich untereinander, bringen sich hervor und bändigen sich gegenseitig. Durch konstitutionelle Schwächen, ungesunden Lebensstil und Erkrankungen verschiebt sich dieses sensible System.

Dieser Artikel ist der Anfang einer Serie von Artikeln über die Wandlungsphasen. Es soll eine Übersicht sein und vereinfacht deshalb das komplexe System der fünf Elemente. Bei Interesse gebe ich gerne Literaturempfehlungen.

In nachfolgenden Artikeln möchte ich auf die einzelnen Wandlungsphasen, die einzelnen Konstitutionen, ihre Zuordnungen, ihre Rolle in unserem Leben sowie auf der psychoemotionalen Ebene eingehen. Gemäß den Jahreszeiten werde ich nach und nach die einzelnen Elemente und ihre Bedeutung in der Chinesischen Medizin ausführlicher beschreiben.

Die fünf Elemente und Wandlungsphasen sind: Wasser, Holz, Feuer, Erde und Metall.


Die fünf Elemente im Jahres- und Lebenszyklus

Den sogenannten Hervorbringungszyklus kann man am besten anhand eines Baumes erklären. Die einzelnen Elemente  können dem Lebenszyklus zugeordnet werden. Besteht eine Schwäche, Stagnation oder eine Fülle, kommt der Zyklus aus dem Gleichgewicht.

Das Wasser kann man mit einem Samen vergleichen, es birgt das Potenzial und wird dem Winter zugeordnet. Auf den Lebenszyklus bezogen ist es die Befruchtung: Die Essenz des Lebens Jing entsteht. Im Menschen ist das Wasser das Potenzial, welches ruht und darauf wartet, sich entwickeln zu dürfen. Es ist die eigene Identität und Persönlichkeit, die sich im Zusammenspiel mit den anderen Elementen zeigt.

Die verwirklichte Natur des Holzes ist die Expansion. Der Samen wächst und wird zum Baum, er breitet sich in alle Richtungen aus, naturgemäß im Frühling. Die Zeit des Holzes ist die Kindheit und die Pubertät. Das Kind / der Jugendliche wächst, testet Grenzen, entfaltet seine Persönlichkeit und fordert seinen Platz im Leben ein. Holz steht im Menschen für die Fähigkeit das bestehende Potenzial (Wasser) in einen Plan umzusetzen und durchzuführen.

Das Feuer symbolisiert die Blüte des Lebens sowie den Sommer. Die sind junge Erwachsene, welche lachend und tanzend ihr Leben genießen.

Im Spätsommer, welcher der Erde zugeordnet ist, wird die Ernte eingefahren, das Obst und Gemüse ist reif. Dies ist die Zeit der Familiengründung und des Familienlebens. Im Mikrokosmos Mensch steht die Erde für das soziale Leben, für Mitgefühl und das Kümmern um andere. Ernähren und sich selbst nähren sind hier zentrale Themen.

Das Element Metall wird mit Abschied und Trennung assoziiert: Im Herbst verlieren die Bäume die Blätter. In der Erde schlummert jedoch bereits der Samen und wartet darauf, sich entfalten zu dürfen und ein neuer Zyklus beginnt. Die Zeit des Metalls ist das Alter. Die Kräfte und Energie richten sich nach innen, der Mensch wird weise. Die Zeit des Rückzuges, des in sich Schauens und auch des Abschiedes ist gekommen. Metall im Mikrokosmos Mensch ist die Fähigkeit, Dinge loszulassen und Trauer zulassen zu können. Wichtig ist auch hier, nicht im Metall zu stagnieren sondern mit dem Wasser erneut einen Zyklus zu beginnen.

Die Erde wird je nach Theorie entweder dem Spätsommer zugeordnet oder steht in der Mitte der anderen Wandlungsphasen. Diese Variante bedeutet, dass die Energie vor jedem Übergang in das nächste Element zurück zur Erde geht und die Kraft aus ihr geschöpft wird. Außerdem wird so ihre zentrale und stabilisierende Rolle verdeutlicht.

Neben dem Hervorbringungszyklus gibt es auch den Kontrollzyklus, welcher die gegenseitige, physiologische Kontrolle aufzeigt sowie den Verachtungszyklus, welcher pathologische Entgleisungen beschreibt.

Die Wurzel der Symptome behandeln

Nach der 5-Elemente-Schule kann jede Krankheit sowie jeder Pathomechanismus den Elementen zugeordnet werden. Wie in anderen Theorien auch ist hier die Wurzel wichtig. Die Wurzel ist entweder die konstitutionelle Schwäche, ein großer Einschnitt oder ein schädlicher Lebensstil. Je nach Element reagiert der Körper dann durch unterschiedliche Symptome. Der Zweig bzw. die Symptome können sich jedoch in einem anderen Element äußern.

Durch Ernährung ein schwaches Element stärken

Die 5 Elemente spielen auch in der Ernährungsberatung eine große Rolle. Die Nahrungsmittel, Getränke und Gewürze werden den Elementen zugeordnet. Besonders wichtig ist auch die Zuordnung des Geschmacks: Sauer ist der zusammenziehende, regulierende Geschmack des Holzes; möchte man jedoch ein zu schwaches Holz stärken und die Bewegung nach außen fördern, ist Schärfe im Essen notwendig.

Eine ausgeglichene Ernährung besteht aus allen Geschmäckern und Elementen. Um ein Ungleichgewicht zu therapieren ist eine individuelle Ernährungsberatung anzuraten.

Fülle, Leere oder Stagnation akupunktieren

Gemäß der Fülle oder Leere der einzelnen Elemente kann der Zyklus nun ausgeglichen werden. Jede der zwölf Leitbahnen hat Akupunkturpunkte eines jeden Elements: Zum Beispiel hat der Milz Meridian, welcher dem Element Erde zugeordnet wird, einen Holz-, Feuer-, Erd-, Metall- und Wasserpunkt. Diese Punkte können nun stärkend oder ausleitend genadelt werden; nach verschiedenen Konzepten und Punktekombinationen mit anderen Leitbahnen können so Stagnationen-, Leere- oder Füllemuster behandelt werden.

Die 5 Elemente in meiner Praxis

In den vergangenen Jahren habe ich mich mit verschiedene Theorien und Behandlungsweisen der Chinesischen Medizin beschäftigt, unter anderem mit der 5-Elemente-Schule nach Worsley. Die fünf Elemente, die Wandlungsphasen und die Diagnostik gehören zum Basiswissen der Chinesischen Medizin und sind ein spannendes Themengebiet.

In meiner Praxis in Potsdam verknüpfe ich das Wissen von verschiedenen Theorien und Modellen der Chinesischen Medizin, um eine bestmögliche Behandlung zu geben. Durch das Kombinieren von verschiedenen Theorien und Methoden wird die Person aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Zum Beispiel verwende ich gerne die Elementepunkte oder erkläre gesundheitliche und emotionale Probleme anhand der Elemente, auch wenn ich meine Diagnose oder die Behandlungsstrategie immer durch andere Systeme ergänze.

 

Bild Mitte: © Eva Schmitt

Literaturempfehlung / Fachliteratur:

  • Konstitutionelle Akupunktur nach den fünf Wandlungsphasen; A. Hicks,J. Hicks, Mole; Elsevier Verlag; 2014
  • Die Wandlungsphasen der traditionellen Chinesischen Medizin; A. Noll, U. Lorenzen; 5 Bände; Verlag Müller und Steinicke, München
  • Den Geist Verwurzenln; Josef Müller; Verlag Müller und Steinicke München; 2012

 

 

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