Vielen Frauen fällt es nicht leicht, aus ihrem gut gefüllten Alltag auszubrechen und sich ihrer Lebensfreude zu widmen. Zudem macht eine industrialisierte Optimierungsszene  es zunehmend schwerer, auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Denn Lebensfreude hat viele Gesichter – an zwei homöopathischen Frauenmitteln wird deutlich, wie unterschiedlich Frauenfreude aussehen kann.

Die meisten Frauen, die ich kenne, sind so sehr damit beschäftigt, die Fülle ihrer Lebensaufgaben geschickt zu jonglieren, dass es ihnen kaum möglich erscheint, die Bälle einmal beiseite zu legen und in Ruhe dem Raum ihrer Lebensfreude nachzuspüren. Sie bewältigen nicht nur ihr berufliches Arbeitspensum, sondern lieben und erziehen ihre Kinder, pflegen Ihre Partnerschaft oder sind alleinerziehend, halten ihren Haushalt am Laufen und gehen regelmäßig zum Sport. Fast alle sind berufstätig und die, die sich entschlossen haben, es nicht zu sein, um sich intensiver ihren Kindern widmen zu können, entschuldigen sich artig dafür, wenn die Sprache darauf kommt.

Dass Frauen in dieser Vielfalt ihr Leben frei gestalten können, ist eine große gesellschaftliche Errungenschaft der vergangenen hundert Jahre. Die Freiheit zur Selbstbestimmung, die wir so selbstverständlich leben, ist ein unschätzbares Gut und die vielen Medienberichte über unfreie und gequälte Frauen in anderen Gesellschaften spiegeln die Kostbarkeit unserer Lebenssituation.

Und doch fordert eine solche Fülle an Aufgaben in allen Lebensbereichen ihren Tribut und so sind die meisten der Frauen, die in eine homöopathische Praxis kommen vor allem eins: erschöpft. Erschöpfung  ist jedoch kein guter Nährboden für Freude.  Hinzu kommt der ständig zunehmende Trend zur Selbstoptimierung: Ratgeberliteratur füllt zu allen erdenklichen Themen die Regale –  von Anweisungen zum Stillen, Glücklichsein, lustvollem Sex bis hin zur perfekten Selbstpräsentation im Job.  Eine Ernährungsdoktrin jagt die nächste – Weizen macht dumm, Kohlehydrate dick und wahlweise ernähren wir uns optimal mit viel Fleisch oder vegan. Mit entsprechenden Apps können wir rund um die Uhr unsere Kalorien und Schritte zählen, unseren Schlaf kontrollieren und uns daran erinnern lassen, mehr zu trinken und weniger Süßes zu essen. Wir leisten und definieren unser Leben über die Leistung, die wir erbringen. Permanent wird uns medial suggeriert, dass es eine korrekte und stets verbesserungswürdige Art und Weise gibt, zu leben und gesund und lebensfroh zu bleiben.

Aber wenn wir alle unsere Lebensbereiche nur noch mit Hinblick auf größtmögliche Effizienz planen und bewerten, was hat das mit Lebensfreude zu tun, bleibt da noch ein Freiraum für das, was  uns mit Freude erfüllt  – und vor allem, wie sieht der denn aus?

Lebensfreude sieht so unterschiedlich aus wie Frauen vielfältig sind – was die eine erfüllt, treibt die andere in den Wahnsinn. Werfen wir einen Blick auf zwei große Archetypen unter den homöopathischen Frauenmitteln mit sehr unterschiedlichen Quellen und Stolpersteinen für ihre weibliche Lebensfreude.

Pulsatilla – Freude mit Familie

Pulsatilla liebt ebenso wie die Küchenschelle, aus der das Medikament gewonnen wird und die stets in Gruppen wächst,  die Geborgenheit von Gesellschaft, vor allem die ihrer eigenen Familie. Als Archetyp der Mütterlichkeit bekommt sie gerne Kinder und genießt ihre Schwangerschaften und Stillzeiten in vollen Zügen. Wenn die Kinder einer Pulsatilla-Frau erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen, kann sie das bis in die Depression führen, denn kaum eine Frau definiert ihren Lebenssinn so über das Familienleben wie sie. Eine Gabe Pulsatilla kann in diesem Fall ihren Schwermut lindern und sie auf sanfte Weise wieder an ihre Eigenständigkeit und neue Ziele erinnern.

Lebensfreude bezieht die Pulsatilla-Frau aus Aktivitäten gemeinsam mit ihren Lieben. Für sie wäre ein Meditations-Retreat eine einsame Angelegenheit, aus den gleichen Gründen würde sie auch nicht allein in den Urlaub fahren. Dagegen blüht sie auf, wenn sie es ihrer Familie so richtig schön machen kann. Sie hegt eine innige Leidenschaft für das Essen und die liebevolle Zubereitung von sahnigen Speisen ist ihre Form der Meditation und das gemeinsame Aufessen in großer Runde eine Quelle der Freude.

Sepia – Frei wie der Wind

Was die Pulsatilla-Frau beglückt, kann Sepia in eine echte Lebenskrise führen. Sie ist der Archetyp der freien, unabhängigen Frau, der Amazone. Für jede Frau stellt sich im Zusammenleben mit anderen die Frage nach  ihrem persönlichen Bedürfnis von Nähe oder Distanz. Und während manche Frauen eine große Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit verspüren, sind Frauen, denen das homöopathische Mittel Sepia gut tut, vor allem eins – unabhängig. Die Sepia-Frau tut und lässt, was sie möchte.  Sie ist ganz sie selbst, ungeachtet dessen, was andere – und insbesondere Männer –  von ihr erwarten. Wenn die Sepia-Frau ihre Unabhängigkeit  in Gefahr sieht, gerät sie aus ihrem Gleichgewicht. Auch durch eine Schwangerschaft und ein forderndes Familienleben verliert die Sepia-Frau ihre Freiheit. Je eingeschränkter sie ist, desto erschöpfter wird sie und wenn sie ihren hoch gesteckten Anforderungen an ihre Rolle als Frau und Mutter nicht mehr gerecht werden kann, wird sie zunehmend gereizter und sehnt sich nur noch nach einer einsamen Insel weit weg von Partner und Kindern.

Lebensfreude findet für die Sepia-Frau in Bewegung statt, sie will sich in ihrem Körper spüren. Amazonen waren Reiterkriegerinnen und Reiten kann eine ihrer größten Freuden sein. Aber bereits ein ausgedehnter Spaziergang in der Natur, ein Jogginglauf oder Tanzen können ihr Wohlbefinden und Energielevel heben. 

Die genannten Beispiele für sehr unterschiedliche weibliche Wege in die Lebensfreude zeigen, dass wir uns nichts Gutes tun, wenn wir uns von allgemeinen Ratschlägen überzeugen lassen, die eigentlich gar nicht unserem inneren Sehnen entsprechen. Gerade zart besaiteten Frauen fehlt oft der Mut, sich abzugrenzen, ihre eigenen Wege zu gehen, um ihrer Freude auf ihre ganz individuelle Weise Ausdruck zu verleihen. Eine andere Gefahr liegt darin, vom eigenen Alltag überrannt, gar keinen Raum für die eigenen Träume mehr frei zu lassen. Das ist jedoch eine Stolperfalle – wenn die Zeit knapp wird, streichen wir die Elemente, die auf den ersten Blick keinen Nutzen bringen. Aber wenn wir das tun, schneiden wir uns von unseren schönsten Kraftquellen ab. Ob Sie lieber pilgern, ganze Wochenenden im Bett verbringen, Bilder malen, Geschichten schreiben, Familienfeste ausrichten, Tango tanzen, Kleider nähen oder Blumen pflanzen –  lassen Sie doch mal für eine Weile die Betriebsamkeit hinter sich, lauschen  nach innen, finden Ihre ureigene weibliche Melodie wieder – und singen Ihr ganz persönliches Lied der Lebensfreude.

 

Nächstes Lebensfreude-Wochenende für Frauen im Ökodorf Brodowin: 24. Bis 26. April 2015

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