Was uns die Corona-Pandemie über das Wesen der Seuche und den Zustand unserer Medizin lehren kann…

von Dr. Rosina Sonnenschmidt

Ich möchte mit einer Begebenheit beginnen: 1978 stand ich ratlos in Mirzapur (Nordindien) vor einem Rattentempel, in dem jeden Tag die Armen, „Unreinen“ (Parias) ein wenig von ihrer kargen Nahrung den dort lebenden, kaninchengroßen Gangesratten opferten. Mirzapur ist berühmt für die großen Teppichmanufakturen, in denen an den Webstühlen Männer, Frauen und Kinder bis zur Erschöpfung arbeiten. Mirzapur gehört zum Gebiet der häufigsten Pestepidemien bis in unsere Zeit hinein. Da ich eine Feldforschung über religiöse Gesänge in den verschiedenen Kasten betrieb, wollte ich verstehen, wie man auf die verrückte Idee kommen kann, Ratten zu füttern und ihnen gar einen Tempel zu widmen, wo doch genügend Müll auf den Straßen und Gassen liegt, um Millionen Ratten zu ernähren.

Die Erklärung war sehr aufschlussreich: „Die nachtaktiven Ratten zeigen sich nur dann am Tag, wenn die Menschen gegen die Naturgesetze durch Habgier, Neid und Geiz verstoßen. Dann bricht die Pest aus und die Menschen lernen wieder, die göttliche Ordnung zu achten. Wir geben den Ratten wertvolle Nahrung, um sie zu beschwichtigen und ihnen mitzuteilen, dass wir uns bemühen, gute Menschen zu sein.“ Das sagten mir Analphabeten am Rande der indischen Gesellschaftsschicht – Menschen, die bis heute nicht wissen, dass der Rattenfloh den Menschen infiziert und nicht die Ratte selbst! Für mich war das „Gold wert“, um im Rahmen meiner Studien in Ethnologie und Kulturgeschichte, später als Therapeutin, das Wesen der Seuche zu verstehen. Warum? Weil es immer Epidemien gab, auch Pandemien, denen interessanterweise – modern formuliert – ein Paradigmenwechsel folgte.

Da man eine weitere Pandemie verhindern wollte, forschte man natürlich nach dem Grund. Im Abendland suchte man die Ursache für die Pandemie nicht primär im kollektiven Bewusstsein und Verhalten der Menschen (wie das, so das obige Beispiel, viele Inder machen), sondern hielt nach einer äußeren Art Feind Ausschau, der der Verursacher sein musste. Die Pest im 14. Jh. hielt man in diesem Sinne für eine Gottesstrafe, im Falle der Syphilis im 16. Jh. wurden die Spanier als die Schuldigen ausgemacht. Erst ab dem frühen 18. Jh. wird die Suche nach der epidemischen Ursache differenzierter und mündete im Abendland in eine dreigleisige Entwicklung.

Der Kampf gegen Mikroben

Eine der drei Medizinrichtungen entstand dank der Mikrobiologie, indem man Mikroben bzw. Krankheitserreger unter dem Mikroskop sichtbar machen konnte. Der Chemiker und Physiker Louis Pasteur (1822-1895) griff diese Forschungsrichtung auf und legte den Grundstein für den Siegeszug der „Vorbeugung von Infektionskrankheiten“ in Gestalt von Impfstoffen. Pasteur richtete seinen Fokus auf den Erreger. Das tat man dann bei jeder Epidemie, so auch bei der „Spanischen Grippe“ nach dem 1. Weltkrieg. Dass Impfstoffe aus dieser Linie, die den Erreger als Feind sah, hervorgingen, ist ein großer Fortschritt. Ich lernte vor zwanzig Jahren noch einen alten Lungenfacharzt kennen, der einst eine Tuberkuloseklinik leitete. Er sagte, es sei aus heutiger Sicht einfach, Impfen abzulehnen. Aber er habe erlebt, wie die Tuberkulosekranken täglich wie die Fliegen starben, und erzählte, wie erlösend er es empfand, als man endlich einen Impfstoff hatte und das elende Sterben aufhörte.

Das hat mich genauso bewegt wie die Erfahrung im Rattentempel. Es ist in diesem Sinne unfair zu polarisieren im Sinne von Impfen ja oder nein, gut oder schlecht. Beide Sichtweisen enthalten Wahrheit. Unser Immunsystem ist das beste Vorbild: Es gibt die spezifische Immunabwehr und die unspezifische. Keine ist besser als die andere, beide arbeiten zum Wohl des Menschen zusammen. Spezifisch den Erreger anzugehen ist genauso wichtig wie unspezifisch dafür zu sorgen, dass das Immunsystem der Menschen auf den Erreger eingestellt wird, so dass es stärker wird als dieser. So zu tun, als hätte der Wirt (= der Mensch) nichts mit der Mikrobe bzw. der Infektanfälligkeit zu tun, provoziert das Bild von Täter und Opfer. Das hat wiederum nichts mit Heilkunde zu tun, weil echte Heilkunde immer beide Seiten bedenkt: den Erreger und das System, auf das er trifft. Wer in der Opferrolle bleibt, übernimmt keine Verantwortung für sein Leben. Folglich braucht das „Opfer“ einer Epidemie und Pandemie Hinweise, wie es sich selber besser schützen kann, während aber gleichzeitig versucht wird, die Mikrobe in ihrem Wesen und Wirken zu verstehen und zu eliminieren. Doch dieses sinnvolle und demokratische Vorgehen, gemeinsam eine Lösung zu finden und das Wesen der Seuche zu verstehen, wurde schon bei der „Spanischen Grippe“ nach dem 1. Weltkrieg versäumt.

Das Milieu des menschlichen Wirts

Eine zweite Richtung, mit Infektionskrankheiten umzugehen, beschritt der Zeitgenosse von Pasteur, der Arzt und Pharmazeut Antoine Béchamp (1816-1908). Von ihm stammt die berühmte Erkenntnis „Die Mikrobe ist nichts, das Milieu ist alles“: Antoine Béchamp und Louis Pasteur waren erbitterte Gegenspieler. Letzterer setzte auf den Erreger, ersterer auf den Wirt als Hauptursache für die Entstehung von Krankheit. Es gilt nicht als gesichert, wird aber gern kolportiert, dass Pasteur auf dem Sterbebett seinem Widersacher recht gegeben haben soll.

Schaut man sich die heutige Diskussion um SARSCoV 2 und die Corona-Infektionen an, so werden die letzten hundert Jahre Infektiologie und Immunologie ad absurdum geführt. Haben wir denn gar nichts aus den erbittert geführten Debatten im 19. Jahrhundert gelernt? Das lesen wir auf der Website des Thieme Verlages (www.thieme-connect.com), der sich um die Erkenntnisse der Ganzheitsmedizin bemüht. Béchamp richtete seinen Fokus auf den Wirt, den eine Mikrobe heimsucht. Das gesunde Milieu des Menschen zeigt sich vor allem in den Schleimhäuten von Mundhöhle und Darm und bedeutet, dass genügend aerobe Bakterien und Mikroorganismen vorhanden sind. Sie können Substanz (Schleim) aufbauen und abbauen. Das Virus kann nur Substanz aufbauen. Zum Abbau der Schleimprodukte des Virus benötigt der Mensch aerobe Bakterien, also eine gesunde Schleimhautflora!

Trifft ein Virus auf ein schwaches Milieu in Form von Schleimhäuten mit kaum aeroben Bakterien und Mikroorganismen, baut das Virus stetig Substanz auf, vermehrt sich und erobert den Organismus des Wirts. Trifft das Virus auf gesunde Schleimhäute und einen starken Darm mit ausreichend areoben Mikroorganismen, kann das Virus zwar zunächst Substanz aufbauen, würde jedoch durch die Bakterien und aeroben Mikroorganismen auch wieder abgebaut werden.

Besäßen die heutigen „Wirte“ gesunde Schleimhäute und stabile Immunsysteme, hätte ein Virus wie das SARS-CoV 2 weitaus geringere Chancen, sich in dieser Schnelligkeit und Großflächigkeit zu verbreiten. Diese Zusammenhänge gehören zum Basiswissen der Ganzheitsmedizin und sind Ausdruck unsere Kulturerbes zum Wesen der Seuche.

Die Ursachenforschung der Homöopathie und das Wesen der Seuche

Eine dritte Heilungsrichtung entwickelte Dr. Samuel Hahnemann (1755-1843): die Homöopathie. Warum? Weil die Maßnahmen der damaligen Akutmedizin für die Behandlung chronisch Kranker nicht mehr ausreichten. Ihm ist als geniale Errungenschaft der Heilkunde zu verdanken, dass er die Ursache – „die Krankheit unter der Krankheit“ – erkannte, nämlich die in seiner Epoche grassierenden Seuchen der Krätze, Syphilis und Gonorrhoe. Die Ärzte, die sich der Homöopathie anschlossen, erwarteten somit, dass sie mit potenzierten Arzneien schwere Infekte und chronische Krankheiten heilen könnten. Das waren Ärzte, keine „Esohopper“, Spinner oder Dilettanten, die mal was Energetisches ausprobieren wollten!

Die Homöopathie musste sich in dieser Zeit behaupten, was sie auch tat, wenn man nur daran denkt, wie Hahnemann die Cholera-Epidemie in seiner Zeit erfolgreich behandelte. Es war aber auch Hahnemann, der sich fragte, was eine chronische Krankheit mit dem geistigen Milieu des Menschen zu tun hat, und entsprechende Forschungen einleitete. Heute gehen wir in der Ganzheitsmedizin nicht mehr nur vom individuellen Bewusstsein, sondern auch vom kollektiven Bewusstsein aus, das eine bestimmte Seuche „ruft“. Somit ist klar, dass eine Epidemie oder Pandemie eine chronische Körper-Geisterkrankung im größten Maßstab ist. Da das Establishment der Akutmedizin und Pharmaindustrie bis auf den heutigen Tag nur die von Pasteur eingeleitete Richtung favorisiert, wird in den Medien nur die Maxime „Kampf dem Virus!“, Kampf gegen Mikroben vermittelt. Als Folge davon jagt man hinter der Mikrobe her, die sich, weiter mutierend, die passenden Wirte aussucht. Durch die Jagd nach dem Impfstoff ist man so beschäftigt, dass die Frage nach der Ursache, warum so viele Immunsysteme weltweit schwach geworden sind und dem Corona-Virus keinen Widerstand entgegensetzen können, ignoriert wird. Man sucht nur Schuldige wie die Chinesen aus Wuhan als Verbreiter und das Virus selbst.

Das Wesen der Seuche

Übertüncht von Expertenwissen und oft blindem Aktionismus folgt Lockdown auf Lockdown – auf einer unterbewussten Ebene begleitet von der Angst, die pandemische Seuche könnte eventuell doch etwas mit dem eigenen Bewusstsein zu tun haben. Doch dann müssten wir selbst etwas ändern in unserem Lebensstil, müssten hinschauen, wo wir uns zu weit von den Naturgesetzen entfernt haben. Sind uns etwa die Kastenlosen in Mirzapur mit ihrem Verständnis von Seuchenplagen voraus? Ja und nein. Ja, weil die Allgemeinheit der modernen Medizin- High-Tech-Anbeter den Menschen als spezifischen Wirt ignoriert und damit im „Erreger-Feindbild“ festhängt. Nein, weil wir seit Béchamp und Hahnemann eine lückenlose und vorbildliche Erforschung des menschlichen Immunsystems vorweisen können und wissen, wie man sich gegen Erreger wappnen kann und was sie mit unserem Zeitgeist zu tun haben.

Dieses Wissen wird zwar massiv von den Medien in einen Latenzzustand verbannt, aber unsere Heilkunde, die eine Erfahrungsheilkunde ist, lässt sich nicht wirklich unterdrücken oder gar auslöschen. Sie wirkt, indem Bürger Fragen stellen und bei Ganzheitsmedizinern Rat suchen, wie sie ihr Immunsystem stärken können. Entspricht es nicht dem Gesetz der Demokratie, alle Möglichkeiten der Überwindung einer solchen Krise in Betracht zu ziehen und das Wesen der Seuche zu verstehen?

Es ist die Einseitigkeit der Krisenbetrachtung – sterile Masken, sterile Kleidung, Desinfektionsmittel und Impfstoffe –, die das unangenehme Gefühl weckt, es ginge um den Profit, der sich aus dem Kampf gegen die Mikrobe schlagen lässt. Aufwändiger wäre es, uns Bürger darin zu unterweisen, wie wir unser Immunsystem in der Krise stärken können. Dadurch würden wir auch erfahren, was wir besser machen können, um künftig entwichene Viren oder sonstwie aktive Erreger in ihre Schranken zu weisen. Was hindert die verantwortlichen Instanzen in Politik, Akutmedizin und Gesundheitswesen daran, die Errungenschaften der Ganzheitsmedizin zu nutzen? Sie verkünden über die Medien, dass sie ihr Bestes tun. Aus ihrer Sicht stimmt das. Aus ganzheitlicher Sicht, die Eigenverantwortung der Bürger einschließend, reicht es nicht, nur die Pharmaindustrie zu befragen und zu fördern. An diesem Punkt stehen wir momentan und es wäre an der Zeit, die Einseitigkeit der Betrachtung einer Epidemie und Pandemie aufzugeben und das Wesen der Seuche zu verstehen.

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