Ich mag Fastfood. Essen, das superschnell zubereitet ist – oder besser noch, das man gar nicht zubereiten muss! Etwas, das man in der Eile greifen und sofort mitnehmen kann. Klar, genau von solchen Produkten wimmelt es ja nur so in sämtlichen Supermärkten. Aber ich meine hier ein komplett natürliches Lebensmittel, eines, das Getränk und Mahlzeit zugleich in einer perfekten Verpackung ist: Die Kokosnuss! Für mich ist sie das ideale Futter für unterwegs…

von Illian Sagenschneider

In meinem Kühlschrank finden sich fast immer ein paar Kokosnüsse. Jedes Mal, wenn ich ihn öffne, fühlt es sich ein bisschen wie ein Tropenurlaub zu Hause an. Ich habe nicht nur die klassische Kokosnusssorte darin liegen, sondern einige sehr spezielle Ölfrüchte. Denn ehrlich gesagt hasse ich die gewöhnlichen Kokosnüsse aus dem Supermarkt. Die sind meist alt, muffig und häufig schon sauer, wenn man sie zu Hause aufmacht. Meine Kokosnüsse beziehe ich mittlerweile alle über einen speziellen Fruchtversand. Das erspart mir die häufigen „Nieten“ beim Öffnen. Meine Lieblinge sind dabei die jungen Trinkkokosnüsse, die manchmal auch als „Pagodenkokosnüsse“ bezeichnet werden. (Einige Händler verkaufen sie noch mit dem umliegenden Fasergewebe, das die Form einer „Pagode“ hat). Habe ich es eilig oder muss schnell zu einem Termin oder einer Verabredung, schnappe ich mir einfach zwei Pagoden, einen Löffel und ’nen Strohhalm.

Jetzt könnte man einwenden, dass so eine Kokosnuss unterwegs schwierig zu öffnen sei, aber das stimmt so nicht. Oben – quasi am „Nordpol“ der Nuss – gibt es drei „Augen“. Zwei davon sind ziemlich hart, das dritte aber sehr weich. Es lässt sich leicht mit einem Kugelschreiber oder dem Stil eines Löffels eindrücken. Danach schiebt man den Strohhalm rein und kann eines der besten Getränke auf diesem Planeten genießen…

„Isotonisches Sportgetränk“

Kokoswasser ist nicht nur extrem lecker, sondern auch ein perfektes isotonisches Sportgetränk. Denn der Saft ist reich an Mineralien wie Kalium, Magnesium, Kalzium und Phosphor – den fünf wichtigsten Elektrolyten – und er wird sehr leicht vom Körper absorbiert. Darüber hinaus ist er steril. Das Regenwasser wird von den Fasern der Pflanze so gefiltert, dass nur das kostbare, reine Wasser durch die Nuss aufgenommen wird – Bakterien und Verschmutzungen werden zurückgehalten. Im zweiten Weltkrieg wurde Kokoswasser sogar als Ersatz für Blutplasma bei Transfusionen genutzt. Das Plasma macht ungefähr die Hälfte unseres Blutvolumens aus und ist die Flüssigkeit, die unsere roten Blutkörperchen transportiert. Als die Blutkonserven knapp wurden, konnte man diesen isotonischen Saft hervorragend benutzen, da Kokoswasser einen ähnlichen Salz- und Nährstoffgehalt wie unser Blut hat. Und nein, der abgefüllte, konservierte Saft aus dem Tetrapack ist keine Alternative.

Ich trinke seit fast zwanzig Jahren dieses wunderbare frische Wasser – und im Vergleich dazu schmeckt dieses abgefüllte Zeug ziemlich widerlich. Ist die Nuss leergetrunken, kann man sie wieder einpacken oder mit dem Hauptgang beginnen: Die dünne Schale der Trinknüsse ist sehr einfach zu öffnen. Ein paar Schläge auf den „Äquator“ an einer Mauer oder einer Treppenstufe genügen oft und sie platzt auf. Im Notfall kann man sie auch mit Schwung auf einen Stein- oder Betonboden werfen – dann platzt sie in der Regel in zwei Hälften auf, ohne dass das Innere schmutzig wird. Das Fruchtfleisch einer jungen Kokosnuss ist ein bisschen wie ein Überraschungsei – man weiß nie so genau, wie es wird –, es ist aber nie so hart oder „holzig“, wie man es von der reifen „gewöhnlichen“ Kokosnuss kennt. Es ist viel weicher und süßer – und es fällt unterschiedlich dick aus. Auch die Konsistenz ist unterschiedlich. Manchmal ist das Fruchtfleisch wie eine dünne Puddingschicht, ein andermal mehr wie ein cremig-festes Stück Käse. Es lässt sich gut mit einem Löffel herauslösen. Nicht selten ist man danach komplett satt – als hätte man eine Pizza gegessen.

„Die perfekte Monomahlzeit“

Man hat gleichzeitig etwas sehr Süßes zu trinken gehabt und etwas schönes Fettiges, Eiweißhaltiges gegessen. Da die meisten unserer „Zwischenmahlzeiten“ ohnehin sehr zuckerund kohlenhydratlastig sind, ist das eine gute Abwechslung. Zusätzlich haben wir nur ein einziges Produkt gegessen, also eine Monomahlzeit gehabt, die daher sehr gut verdaut werden kann. Häufig essen wir ja viel zu viele verschiedene Sachen durcheinander (und sind am Ende immer noch nicht zufrieden, sondern einfach nur voll). Bei einem Kokosnuss-Menü ist das anders. Gerade der Reichtum an gut verwertbaren Mineralien lässt uns schneller satt werden. Wenn der Körper das hat, was er braucht, signalisiert er nämlich Ruhe und Befriedigung.

Die Kokosnuss ist ein Basislebensmittel mit einem guten Eiweißprofil und sie gehört zu den selenhaltigsten Lebensmitteln überhaupt. Wichtig, denn gerade in Deutschland sind die Böden besonders selenarm. Selen ist ein wichtiges Antioxidans, fungiert somit als Radikalenfänger und ist gut gegen Schwermetalle.

Selen-Gehalt pro 100 Gramm messbarem Anteil eines Lebensmittels in Mikrogramm:
• Paranuss bis zu 1917 μg
• Kokosnuss, Fleisch 810 μg
• Sesam 800 μg
• Pistazie 450 μg
• Kohlrabi 167 μg
• Steinpilz 150 μg

Leider finden sich solche Trinkkokosnüsse im normalen Handel so gut wie gar nicht. Unsere Supermärkte wollen uns immer vermitteln, es gäbe eine Riesenvielfalt, Frische und Auswahl. Aber das stimmt nicht. Nur die vitalstoffarmen, hochindustriell verarbeiteten Nahrungsmittel, die monatelang haltbar sind, sind dort in großer Zahl vertreten. Die Obst- und Gemüseabteilung ist meist armselig. Es gibt weltweit über 80 verschiedene Kokosnusssorten – und diese jeweils in verschiedenen Reifegraden. Aber was bieten unsere Supermärkte?! Eine einzige Kokosnuss.

„Scheinbare Vielfalt in Supermärkten“

Von jungen Pagodentrinknüssen, halbreifen Nüssen oder bereits gekeimten Kokosnüssen fehlt dort jede Spur. Gekeimte Ölfrüchte haben eine „styroporartige“ Konsistenz und ein mildsüßes Aroma. Ganz andere Sorten, zum Beispiel die Kokosnuss Kopyor, haben ein lockeres, flockiges Fruchtfleisch, das nicht nur sahnig weich am Innenrand der Schale klebt, sondern auch im Saft herumschwirrt. Sein feiner Geschmack nach Milchreis ist etwas Besonderes. Die Butterkokosnuss oder Macapuno hingegen hat ein wunderbar buttriges und geleeartiges Fruchtfleisch, mit dem man eine völlig neue Geschmackswelt betritt. Überall sind feine Kokosaromen anzutreffen, aber trotzdem sind all diese Varianten in Konsistenz und Geschmack höchst unterschiedlich. Es ist schade, wenn wir glauben, im Bereich der Lebensmittel viel Auswahl zu haben – und dabei doch die Vielfalt der Früchte unseres Planeten nie kennenlernen.

Natürlich kann man all diese unterschiedlichen Fruchtfleischtypen auch gut in der Küche weiterverarbeiten. Als Soßenbinder eignet sich die Butterkokosnuss oder das Pagodenfleisch hervorragend: Würzige Soßen mit Olivenöl und „wässrigen“ Zutaten wie Zitronen, Orangen oder Essig lassen sich damit schnell zu einer Creme verarbeiten. Auch bei Pudding- und Eisrezepten verbinden sich Pagoden oder Kopyornüsse perfekt mit Mangos oder Babybananen. Habe ich übrigens doch mal zuuu viele Trinkkokosnüsse eingekauft, friere ich den Saft in Eiswürfelform ein und trockne das dünne Fleisch bei 37° C im Dörrgerät. Die Safteiswürfel kann ich später wunderbar in grüne Smoothies geben und die getrockneten Pagodenstückchen nehme ich gern mit auf Reisen. Sie halten sich wochenlang in meiner Tasche und schmecken wie Butterkekse und Spritzgebäck mit leichter Kaugummikonsistenz.

Natürlich fällt man auf, wenn man unterwegs ist und plötzlich so eine völlig ungewohnte hellbeige Kokosnuss mit einem Strohhalm in der Hand hält. Dann ist man schnell der „Freak“ und darf erklären, was, wie, warum… Aber ich will eben keinen industriellen Flüssigzucker wie Cola, Säfte oder gar Energydrinks trinken. Mein Kokossaft ist sicher. Er hat mehrere Millionen Jahre „Produktsicherung“ hinter sich und bestanden! Ich muss mir hier keine Gedanken machen, ob sich da irgendwelche isolierten Fabrikzucker oder Süßstoffe in zwanzig Jahren doch als krebserregend herausstellen. Ich bin nächste Woche auf die Vernissage eines befreundeten Künstlers eingeladen. Und ich weiß jetzt schon, dass mich einige dort beim Sektempfang wieder für verrückt halten werden, wenn ich dann meine Kokosnuss auspacke. Aber gut, müssen wir nicht immer ein bisschen verrückt sein, wenn wir etwas bewegen wollen…?! g Kokosnüsse können bezogen werden über: www.jurassicfruit.com oder https//:orkos.com/de

Vortrag „Alterungsprozesse und Kohlenhydrate“
Do., 27.6.19 um 15 Uhr – Eintritt 5 €
Vortrag „Mikrozirkulation und Gefäßtherapie“
Mi., 3.7.19 um 15 Uhr – Eintritt 5 €
Veranstaltungsort:
Tagespflege Vier Jahreszeiten,
Mollwitzstr. 9-10, 14059 Berlin,
Charlottenburg-Wilmersdorf
Info und Anm. bei Illian Sagenschneider unter Tel. 0176-844 843 33,
www.abenteuer-ernährung.com

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