Das Gefühl, ein Opfer zu sein, geht mit einem Mangel an Energie einher. Daraus resultiert Entscheidungsunfähigkeit – aus Angst, etwas falsch zu machen und noch tiefer zu sinken. Durch bewusst gewählte Entscheidungen und die Begegnung mit unseren Ängsten können wir unsere Energie Stück für Stück heben und uns aus dem Opferdasein befreien. Raus aus dem Opfersein!

 

Das Leben ist eine bunte Mischung aus Hochs und Tiefs, aus Erfolgen und Misserfolgen. Bei manchen Menschen überwiegen die Erfolge, bei anderen die Misserfolge. Bei manchen scheint das ganze Leben unter einem schlechten Stern zu stehen, sie erleben sich permanent als Opfer der Einflüsse von Anderen. Weshalb ist das so? Gibt es Zusammenhänge, und kann man seine Erfolgsphasen beeinflussen?

Das Energiebarometer der Heilenergetik nach Stefanie Menzel ist ein Indikator für Hochs und Tiefs im Leben, wie ein meteorologisches Barometer ein Indikator für die Wetterentwicklung ist. Das bekannte Wetterbarometer zeigt Hochs und Tiefs anhand des Luftdrucks an. Die Folge des Luftdrucks ist das erlebte Wetter, nämlich Sonnenschein oder Sturm und Regen.

Wenn man das Energiebarometer der Heilenergetik betrachtet, stellt man fest, dass es Bereiche mit hoher und niedriger Energie aufzeigt. Diese gelten für alle Menschen und sind die Spielregeln des Lebens. Wenn die Energie im oberen Bereich ist, gelingt das, was man im Leben anpackt. Wenn die Energie niedrig ist, fühlt man sich als Opfer der Abläufe und die Misserfolge überwiegen. Wie kann man diese Spielregeln verstehen und für die eigene Lebensgestaltung nutzen?

 

Was bringt, was zieht Energie?

Stellen wir uns zunächst vor, das Potenzial eines Menschen, das über die Möglichkeiten des Lebens entscheidet, ist wie ein großes Fass, angefüllt mit Energie. Von der Fülle dieser Energie ist abhängig, ob wir unser Leben so gestalten, dass wir viel Freude haben, kraftvoll und gerne leben und Dinge tun, die uns Spaß bereiten. Sie mögen jetzt sagen: „So ein Quatsch, ich muss arbeiten und mein Geld verdienen, da kann ich nicht auch noch schauen, wie es mit meiner Energie ist.“ Aber wir können einer Arbeit nachgehen, die uns liegt, oder eben nur einen Job machen, damit wir über die Runden kommen. Das eine bringt Energie, das andere zehrt! So verhält es sich in allen Lebenssituationen. Haben wir eine Partnerschaft, die voller Liebe und Kraft ist, oder sollten wir uns schon längst trennen und neue Wege gehen? Wie gehen wir mit den Kindern um? Sind wir entspannt und kreativ oder schimpfen wir nur und sind genervt? Das eine bringt uns in unsere Mitte, das andere macht unzufrieden und kraftlos.

Gehen wir nun davon aus, dass uns in unserem Energiefeld nur 50 Prozent der möglichen Energie zur Verfügung steht. Dann erleben wir unseren Alltag so, dass wir uns ständig entscheiden müssen. Wir stehen an der Entscheidungsschwelle. Oberhalb der 50-Prozent-Schwelle steigt die Energie tendenziell weiter an. Unterhalb dieser Schwelle sinkt die Energie tendenziell weiter ab.

 

Nutze die Kraft der ­Entscheidung

Wer bei sich feststellt, dass er sich ständig entscheiden muss, dass seine Mitmenschen und seine Lebenssituation ständig Entscheidungen fordern, befindet sich energetisch bei 50 Prozent. Er sollte sich dann möglichst kraftvoll entscheiden, denn allein durch die Entscheidung steigt die Energie unseres Feldes von selbst an und wir kommen in den energetischen Zustand der Entwicklung. Sie kennen den Satz: „Nutze die Kraft der Entscheidung“ – genau das ist hiermit gemeint.

Viele Menschen stehen vor Entscheidungen und merken es überhaupt nicht. Ihnen ist es egal, was sie essen oder was sie trinken, wo sie sich hinsetzen, welche Zeitung sie lesen, welchen Film sie anschauen, welche Bluse sie anziehen. Sie bekommen dann das, was Andere ihnen geben oder überlassen, und wenn kein Sitzplatz mehr frei ist, bleiben sie stehen. Sie können bei sich selbst den Versuch unternehmen, all solche kleinen Fragen in Ihrem Leben mit einer Entscheidung zu beantworten, und dann in sich fühlen, wie Ihre Energie steigt, je präsenter Sie im Leben sind und nicht mehr übersehen werden.

Man kann das Entscheiden üben! Morgens die Zähne mit der anderen Hand putzen, Tee statt Kaffee trinken, Käse statt Marmelade essen, einen anderen Weg zur Arbeit nehmen, durch einen anderen Eingang die Firma betreten, die Kollegen mit einem freundlichen Lächeln grüßen anstatt stumm vorbeizugehen, woanders zu Mittag essen, abends etwas anderes trinken usw. Sie werden eine Veränderung in sich spüren!

Allein die Tatsache der Entscheidung bringt Energie und führt aus der Ohnmacht heraus.

Es geht nicht in erster Linie darum, die „richtige“ oder „wesensgerechte“ Entscheidung zu finden. Wenn der Mensch keine Kraft hat, hilft ihm allein der Schritt, eine Entscheidung zu treffen, Bewusstsein in den Alltag zu bringen und dadurch den Sumpf zu verlassen. Ziel ist natürlich immer, aus dem höheren Selbst zu leben. Wenn man in dieser Verbindung, die sich über die Intuition ausdrückt, allerdings noch nicht lebt, braucht man die Energie, die in Entscheidungen steckt, für die eigene Entwicklung. 

 

Raus aus dem Opfersein: Das Energieniveau steigt an

Entscheiden wir uns – und das gilt auch in kleinen Alltagsdingen –, steigt das Energieniveau und wir merken schon bald, dass alles immer zur rechten Zeit am rechten Platz ist. Der gewünschte Parkplatz ist frei, die Ampeln zeigen Grün und die Menschen, denen wir begegnen, sind freundlich und hilfsbereit. Das ist der Bereich der Entwicklung einer langsam steigenden, wohltuenden Energie. Wir sagen auch „ich bin glücklich“ und fühlen uns rundherum wohl.

Doch auch dieser angenehme Zustand verändert sich, wenn das Energielevel weiter steigt. Irgendwann wartet eine Alltagsprüfung. Wir machen den Führerschein, müssen zum Amt, kündigen und wechseln die Arbeit, besuchen die Schwiegermutter oder müssen zum Zahnarzt. Vor einer solchen Prüfung steht ein „Hüter der Schwelle“, das bedeutet: Vor der Prüfung, die auf uns zukommt, fühlen wir Angst, die es zu besiegen gilt. Wir neigen gerne dazu, vor der Angst zurückzuweichen. Damit fallen wir jedoch sofort auf ein niedriges Energieniveau zurück. Wir sparen uns zwar die unangenehme Prüfung, verzichten jedoch auf die Chance uns weiterzuentwickeln. Sinnvoller ist es, sich der Angst zu stellen, den „Hüter der Schwelle“ zu besiegen, denn seine Frage ist eigentlich nur: „Willst du dich in deinem Leben weiterentwickeln oder nicht?“

Die Angst ist wie der Scheinriese der Augsburger Puppenkiste. Sie ist riesengroß und bedrohlich, kommt sie näher und betrachtet man sie genau, wird sie klein und handhabbar. Sie dient der Flucht und ist sinnvoll, um den Körper in seinen Funktionen gesund zu halten und zu schützen. Wenn wir uns aber um unsere Angst Gedanken machen, entwickelt sie sich zu einer bedrohlichen Blase und wird ungreifbar und übermächtig. Sie bindet unsere Kraft und fordert dazu auf hinzuschauen. Man kann der Angst vor dem inneren Auge eine Form geben. Sie wird zu einer Gestalt, meist bedrohlich und hässlich. Dann kann man in der Vorstellung mit der Gestalt sprechen, fragen, was sie einem sagen möchte. Und in der Auseinandersetzung sieht man, wie die Angst ihre Form verändert. Sie wird kleiner, freundlicher und man kann sich immer mehr mit ihr verbinden. Zum Schluss kann man sie in der Vorstellung sogar in den Arm nehmen. Diese Art der Integration ist die sinnvollste Weise mit Angst umzugehen, denn sie führt aus der Abspaltung und gibt uns die Energie zurück, um wieder mehr Lebensenergie zu haben.

 

Die Wachstumsenergie

Haben wir die Angst bewältigt, ist die Prüfung danach mit Leichtigkeit zu bestehen und unser Energieniveau steigt als Belohnung weiter an. Wir bewegen uns jetzt energetisch in Richtung Wachstum, denn wir haben so viel Energie gesammelt, dass wir den Bedarf verspüren uns auszudehnen. Wir werden schwanger, bauen ein Haus, überlegen Seminare zu geben, laden Freunde zum Essen ein oder wachsen auf andere Art und Weise. Wir haben so viel Energie, dass wir getrost davon abgeben können. Im Stadium des Wachstums hat man manchmal das Gefühl, Bäume ausreißen zu können.

Leider gibt es im Leben Zeiten, in denen die Energie im Keller ist. Dann liegt das Energieniveau unterhalb von 50 Prozent. Diesen großen unteren Bereich nennen wir Ohnmacht. Man fühlt sich hier kraftlos, schlapp, kränklich, vernachlässigt, ausgenutzt, bedroht und hat das Gefühl, nicht selbst über sein Leben bestimmen zu können, sondern von anderen fremdbestimmt zu sein. Man fühlt sich als Opfer seines eigenen Lebensumfelds. Selbst nicht kraftvoll genug, um mit eigenen Entscheidungen und Handlungen sein Leben und sein Umfeld bestimmen zu können, erlebt man, wie Andere handeln. Sie tun dies natürlich entsprechend ihrer eigenen Wünsche und Ziele.

Sind wir mit der Energie im Keller gelandet, hilft nur eine Entscheidung, um aus der Ohnmacht auszusteigen. Entscheiden wir nicht, fällt unser Niveau weiter ab, wir werden krank und brauchen schon bald fremde Hilfe, um wieder auf die Füße zu kommen.

 

Opfer der Anderen

Im Bereich der Ohnmacht, wenn wir also mit einem ziemlich leeren inneren Akku unterwegs sind, haben wir nicht die Kraft, unser Leben nach unserem Willen zu gestalten. Wir sind dann das Opfer der Kraft der „Anderen“. Die Anderen weisen an, was wir zu tun haben, sie bestimmen unseren Tagesablauf und unsere Zeiteinteilung, sie kassieren Geld von uns, sie verlangen bestimmte Anstrengungen von uns, erlegen uns Pflichten auf, haben Erwartungen an uns und setzen uns unter Druck. Mindestens genauso schlimm ist es, wenn die Anderen uns in unserer kraftlosen Situation gar nicht beachten, wenn wir vernachlässigt oder übersehen werden, wenn wir allein sind und sich niemand um uns kümmert, wenn die Anderen den Kuchen, die Eintrittskarten, die besten Plätze und das Geld unter sich aufteilen und wir außen vor sind.

In solchen Situationen fühlen wir sehr deutlich unsere Wertlosigkeit, die scheinbare Unmöglichkeit, etwas tun zu können, kurzum, wir fühlen uns ohnmächtig. Wenn wir in dieser Ohnmachtsphase verharren, sinkt unsere Energie tendenziell weiter ab, und irgendwann reicht die verbleibende Restenergie nicht mehr aus, um unseren Körper vital und gesund zu erhalten. Dann werden wir durch Krankheiten darauf aufmerksam gemacht, dass der Energievorrat zur Neige geht und wir einen weiteren Raubbau mit unseren Reserven vermeiden sollten. 

 

Wir haben die Veränderung in der Hand

Die Art der Krankheit ist ein hilfreiches Zeichen. Wer sich immer körperlich überlastet, bekommt Rücken- oder Knieprobleme. Wer sich immer alles gefallen lässt und den Ärger in sich hinein frisst, bekommt Verdauungsprobleme. Wer sich immer zu viele Gedanken macht, bekommt Kopfschmerzen. Diese Aufzählung ist sehr vereinfacht und keineswegs als therapeutische Diagnose misszuverstehen. Sie soll lediglich die Zusammenhänge aufzeigen.

Die Heilenergetik ist keine Heilmethode im Rechtssinne und ersetzt nicht den Besuch beim Arzt. Sie ist allerdings eine wertvolle Möglichkeit, mit sich selbst und seinen körperlichen, geistigen und seelischen Möglichkeiten in einen ­gesunden Einklang zu kommen und in seine Mitte zu finden.

Wichtig zu wissen ist, ganz gleich, wo wir uns gerade energetisch befinden: Wir selbst haben die Veränderung in der Hand. Wir können sehr bewusst Entscheidungen fällen, uns den Anforderungen, Ohnmachten, Ängsten und Widrigkeiten des Lebens stellen und Verantwortung im Leben übernehmen. Dann entwickeln wir uns stetig und mit Leichtigkeit weiter. Das Leben ist immer im Fluss. Manchmal begegnen wir ­einem alten Thema erneut auf einem anderen Bewusstseins- oder Energie­niveau und haben die Möglichkeit, es hier zu lösen. Wenn wir diese Zusammenhänge einmal begriffen haben, macht uns das Leben wieder Freude und wir können auch die Tiefs als wichtigen Lebensaspekt annehmen.


Abb. : © XYZproject – Fotolia

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