Die neue Homepage geburt.de steht nun nach langer Vorbereitungszeit in den Startlöchern. Ihr Auftrag ist kein geringerer, als die Welt ein kleines bisschen besser zu machen und für einen guten Start ins Leben zu werben. Denn schenkt man den Ergebnissen der prä- und perinatalen Psychologie- und Medizinforschung Glauben, begünstigt eine genussvolle und angstfreie Schwangerschaft eine natürliche und komplikationsfreie Geburt. Diese wiederum bringt gestärkte Kinder hervor, die den Grundstein für eine entspannte, zufriedene Gesellschaft legen … Es ist ein weiter gedanklicher Bogen, der hier geschlagen wird. Umso mehr lohnt es sich, einmal genau auf den Punkt zu schauen, an dem alles beginnt.

 

geburt.de – Worum geht es bei Deutschlands neuem Geburtsportal?

Wer ab Januar 2020 das Portal geburt.de betritt, wird viel darüber erfahren, wie prägend bereits die Schwangerschaft für den zukünftigen Erdenbürger ist, wie viel Liebe bei der Geburt durch das „Liebeshormon“ Oxytocin frei werden kann, wie wichtig eine frühe Mutter-Kind-Bindung für die Entwicklung ist und was es für Frauen und ihre Kinder bedeutet, wenn sie sich ihrer eigenen Kräfte bewusst werden und „normal“ gebären, im Beisein einer vertrauten Hebamme.

So braucht es für eine glückliche Geburt eigentlich gar nicht viel: eine Atmosphäre, in der sich die Gebärende geborgen und geschützt fühlt, ausgewählte Vertraute, die ihr zur Seite stehen, sowie das Bewusstsein der Schwangeren: „Mein Baby und ich werden das Kind schon schaukeln.“ Warum diese Botschaften derzeit besonders wichtig sind und mit geburt.de Gehör finden sollen?

 

Es ist fünf vor zwölf für den Erhalt von natürlichen Geburten!

„Wir leben in einer Zeit, in der medizinische Interventionen zunehmen, die an sich nicht notwendig gewesen wären. Bestes Beispiel ist die künstliche Geburtseinleitung“, so Prof. Dr. med. Sven Hildebrandt . Als Präsident der Internationalen Gesellschaft für prä- und perinatale Psychologie und Medizin (ISPPM) setzt er sich für eine frühe Mutter-Kind-Kommunikation ein und kritisiert die unhinterfragten Routinen und vorschnellen Interventionen in der Geburtshilfe. Denn: „Die Interventionsdichte bringt den natürlichen Rhythmus der Frau aus dem Takt und zieht weitere Interventionen nach sich – bis hin zum Kaiserschnitt.“ In Deutschland finden nur zirka sieben Prozent aller Geburten ohne medizinisch-technische Eingriffe statt – vom Weheneinleiten über die Anästhesie bis hin zum Dammschnitt – und das, obwohl die World Health Organization (WHO) die Auffassung vertritt, dass 70-80 Prozent aller Geburten „normal“ verlaufen könnten, wenn man es nur zuließe…

Mit einer Kaiserschnittrate von über 30 Prozent zählt Deutschland zu den europäischen Spitzenreitern. Diese Entwicklungen sind überaus bedenklich. Neben der häufigeren potenziellen Traumatisierung fehlt Kaiserschnittkindern laut neuester Erkenntnisse aus der Mikrobiologie und Epigenetik eine gravierende Voraussetzung zur Ausbildung ihres Immunsystems: Da sie nicht durch den Geburtskanal „schlüpfen“, werden sie auch nicht mit genau den mikrobiellen Organismen versorgt, die sie als ihren zukünftigen gesundheitlichen Schutzschild benötigen. Die Folge ist ein erhöhtes Risiko, an Asthma, Allergien, Diabetes oder Fettleibigkeit zu erkranken. „Jetzt ist der Kaiserschnitttrend noch zu stoppen, weil es mehr Spontan- als Kaiserschnittgeburten gibt, aber schon jetzt haben die Kaiserschnittgeburten einen Kumulationseffekt“, mahnt Prof. Dr. Hildebrandt.

 

Klinische Geburten dominieren – eine Frage der Angst?

Fest steht, dass im klinischen Kontext – aufgrund von Zeitmangel, aus Planungsgründen, wegen Personalengpässen und vermutlich gelegentlich auch aus wirtschaftlichen Gründen – schneller in das Geburtsgeschehen eingegriffen wird als außerhalb der Klinik. Dennoch kommen weit über 90 Prozent der Kinder in Krankenhäusern auf die Welt. Wir Deutschen scheinen einfach mehr technisch-medizinische Sicherheit, mehr Kontrolle und mehr Planungssicherheit zu benötigen als zum Beispiel unsere holländischen Nachbarinnen, bei denen jede Dritte ihr Kind zu Hause gebärt. Die Angst vor der Geburt, vor potenziellen Komplikationen, scheint tief in unseren Köpfen verwurzelt. Die Geburt wird oftmals als hochriskante Angelegenheit betrachtet – eine Einstellung, die auch unsere Hebammen ganz konkret zu spüren bekommen.

 

Hebammen haben heute einen schweren Stand

Mehr und mehr Geburtshäuser schließen. Viele Hebammen können sich die Geburtshilfe als eigentlichen Kern ihres Berufes nicht mehr leisten. Die extrem gestiegenen Haftpflichtversicherungsprämien (von 413 Euro jährlich im Jahr 2000 auf 6.843 Euro in 2016) schmälern die Attraktivität des Berufsstandes und reduzieren den Nachwuchs drastisch. Wenn es am Ende immer weniger Hebammen gibt, die überhaupt noch eine physiologisch normale Geburt betreuen können, droht das uralte Hebammenwissen verloren zu gehen.

All das wirkt sich auch auf die werdenden Eltern aus, denn es wird für sie immer schwieriger, im erreichbaren Umkreis eine Hebamme zu finden, die sie betreuen kann. Die eigentlich vom Gesetzgeber vorgesehene Wahlfreiheit über den Entbindungsort – Klinik, Geburtshaus oder Hausgeburt – scheint zu bröckeln.

 

Weil es eben nicht egal ist, wie wir geboren werden …

…wollen wir auf geburt.de die verschiedensten Expertenstimmen zu Wort kommen lassen – allen voran unsere Hebammen, deren Schwangerenbetreuung und Geburtsbegleitung ein wichtiges zu erhaltendes Kulturgut ist. Außerdem möchten wir Schwangeren Mut machen, sich mit vollem Herzen auf diese besondere Zeit zwischen Himmel und Erde einzulassen. Um zu zeigen, dass man vor der Geburt keine Angst zu haben braucht, veröffentlichen wir auch beispielhafte Geburtserlebnisse von Frauen, die die Geburt als zutiefst beglückend empfunden haben. Wie die von Christina, die ihre Tochter im vergangenen Jahr in Rüdersdorf bei Berlin geboren hat:

„Das Wunder in mir“ – ein persönlicher Geburtsbericht

„Von dem Moment an, als wir den zweiten Strich auf dem Schwangerschaftstest sahen, veränderte sich alles. Es war so abstrakt, für den Verstand nicht greifbar, so voller Gefühl und Wunder …

Merkwürdig war bloß, dass rund um die Geburt so viele Geschichten an mich herangetragen wurden, in denen es um Schmerz, Angst und jede Menge Drama ging. Mir wurde mehrfach eingebläut: „Geburt tut weh“, „ist ein gewaltsamer Akt“, „schön ist das nicht“, „Schrei, so laut du kannst“ und „Geh erst in die Klinik, wenn du vor Schmerzen in die Tischkante beißt“. Mein Arzt klärte mich mehr als deutlich über sämtliche möglicherweise eintretenden Risiken auf – am Ende hörte ich schon gar nicht mehr hin, wenn mir irgendjemand irgendetwas zum Thema Geburt sagen wollte. Das alles hatte so rein gar nichts mit dem Zauber zu tun, den mein wachsender Babybauch aber ganz eindeutig verbreitete.

Von einigen Frauen hatte ich jedoch gelesen, dass Geburten ohne Schmerzen durchaus möglich sind, dass der Körper, wenn man sich, so gut es geht, entspannt und nicht gegen die Wehen stemmt, wunderbare Stoffe freisetzen kann, die einem helfen, die Geburt zu meistern. Dass man aber, wenn man verkrampft, Schmerzen erzeugt.

Noch wenige Stunden vor der Geburt hörte ich eine Schwangerschaftsselbsthypnose-CD, bei der es darum ging, Vertrauen in die ureigenen Kräfte des Körpers zu haben. Die Übungs- und Senkwehen in den Wochen zuvor hatte ich fast nie bemerkt, nur manchmal als Hartwerden des Bauches oder als leichtes Ziehen. Die tatsächlichen Geburtswehen waren deutlich intensiver. Es kamen undefinierbare Gefühle hinzu, ich fühlte mich etwas flau und so, als ob ich ohnmächtig würde – wurde ich aber nicht. Es war, als würde mein Körper mit voller Kraft durchweht. Ich atmete während der Wehen auf „ffff“ aus und war ganz bei mir. Es war unglaublich kraftvoll, aber tatsächlich schmerzfrei.

… und dann war sie da, meine kleine Tochter, mein Engelchen.

… und auf einmal war da so viel Liebe.

Es war wie ein Rausch. Mein Körper hatte all die Hormone, die meine Kleine und ich brauchten, damit alles gut läuft, freigesetzt. Ich hätte nie gedacht, dass das Mama-Werden so schön sein kann. So bin ich unendlich dankbar für diese Erfahrung. Mein Körper wurde mit so viel Wunder gefüllt und ich als Mutter neu geboren.

Natürlich ist jede Geburt anders und vielleicht hatte ich auch einfach Glück. Ich will auch niemanden mit meiner Geschichte verprellen, der eine schmerzhafte Geburt erlebt hat. Aber wenn der Fokus in der Geburtsvorbereitung weniger auf Schmerz und Angst liegen würde, wäre schon viel gewonnen.“

 

Geburt.de-panthermedia.deBleibt nur noch eines: geburt.de will gefüttert werden

Reden wir also über unsere Schwangerschaften und Geburten und sprechen wir über die Dinge, die uns geholfen haben, diese besondere Zeit als das zu erleben, was sie ist: das Natürlichste, Liebevollste und zugleich Lebensveränderndste der Welt.

Für geburt.de sammeln wir daher die hoffnungsvollsten Geburtsgeschichten, die schönsten Bilder, die hilfreichsten Bücher und die herzerwärmendsten Videolinks.

Wir wollen aber auch für all diejenigen da sein, die mit ihrer Elternrolle hadern, die ein Geburtstrauma aufarbeiten müssen oder die eine Fehl- oder Totgeburt erlitten haben, und ihnen Anregungen liefern, wie sie aus ihrem Tief wieder herauskommen.

Hebammen sind eingeladen, sich bei uns zu melden, wenn sie zum Beispiel Leserfragen beantworten oder bloggen möchten. Vereine rund um das Themenfeld Geburt haben die Möglichkeit, sich mit uns zu vernetzen. Und Schwangere oder frisch gebackene Eltern können all das teilen, was sie in ihrem Inneren bewegt.

Und wer weiß – wenn wir jetzt mit geburt.de viele gute Gedanken säen, werden wir vielleicht schon bald die Früchte in Form eines neuen Bewusstseins ernten…

Vertrauen unsere Leserinnen wieder auf ihre Intuition und bauen schon ganz früh eine liebevolle Beziehung zu ihrem Baby auf, ist auf jeden Fall der erste Schritt getan.

 

Foto imText: © panthermedia.net-mishatc

Eine Antwort

  1. Tanja
    Frauen und ihr persönlicher Feind

    Das Problem beginnt doch bereits viel früher. Mädchen und Frauen sind so geprägt, dass sie in der Regel ihren Körper verabscheuen. Wie soll da eine natürliche Geburt funktionieren?

    Antworten

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