„Ich hab´ mich impfen lassen!“. Völlig unvorbereitet fuhren mir die Worte meiner Partnerin nicht nur durchs Trommelfell, sondern auch durch – das imaginäre – Mark und Bein. Geschockt, sprachlos und randvoll mit absolutem Unverständnis rasten die unterschiedlichsten Gedanken durch die Wahrnehmung und trafen voll ins unbekannte Schwarze – ins tiefste Dunkel der unbewusst schlummernden Wissensfragmente, die seit Kindheit die Echtheit der Existenz des Körper-Geist-Objektes Mario vorgaukeln und die Leidensreise bestimmen. Die Worte erschütterten den partiell immer noch mit Konditionierungen und vermeintlichem Wissen vollgepackten Verstand. Ich war entsetzt und schockiert, da ich es nach dem bis dato noch geglaubten Wissen nicht verstehen konnte, wie man bei all den kontrovers diskutierten „Fakten“ dieses Risiko für die eigene Gesundheit eingehen kann. Da mir aber durch den bisherigen Lebensweg die Abgründe eines emotional durchtränkten Verstandes schon mehr als geläufig waren, zog ich mich, wie ich es bei solchen Situationen immer mache, erst einmal in eine ablenkungsfreie Stille zurück, um dem Raum zu geben, was sich jenseits aller Worte den Weg in die Wahrnehmung bahnen wollte.

Wissen = reine Fiktion

Es dauerte mehrere Tage, in denen die Machen-schaften (oder besser Wissenschaften) des Verstandes in allen emotionalen Facetten hochsprudelten und schlussendlich die vermeintlichen Fakten (Informationen rund um Corona und die Impfung: Statistiken, Zahlen und Inzidenzwerte, Entwicklung und Wirkweise des Impfstoffes, Nebenwirkungen, Schaden größer als Nutzen, Impfung nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern um “Freiheit“ zurück zu bekommen, Spaltung in „Zweiklassengesellschaft“, Einschränkungen der Freiheit für Ungeimpfte etc.) als reine Fiktion, als bloße, völlig haltlose Vorstellung entlarvt wurden und sich das gedachte Wissen wiederum in den unendlichen Weiten des Seins auflöste.

Eine unendliche Traurigkeit war präsent und mit ihr löste sich ein weiterer völlig unbewusster Teil der gedanklichen „Es-gibt-mich-Konditionierung“ auf. Klare Stille breitete sich aus. Ich merkte: Ich weiß überhaupt gar nichts und all meine Konzepte von „so ist die Welt und so bin Ich“ waren nur noch Erinnerungsfragmente. Die Frage „Was kann man eigentlich wirklich wissen?“ nahm nun den gesamten Gedankenraum ein und relativ schnell eröffnete sich das „big picture“ mit einer gefühlten Grenzenlosigkeit und Freiheit, der kein Attribut gerecht werden kann. Man kann gar nichts wissen. Wissen ist per se nur unüberprüfter Glaube aus mindestens zweiter Hand. „Es irrt der Mensch, so lang er strebt“, liest man in Goethes Faust, und nicht umsonst heißt es auch, dass Wissen nur der aktuelle Stand des Irrtums ist.

Das Selbstbild wackelt

Nichts kann man wirklich wissen. Wenn das nicht nur ein kognitives Verstehen ist, sondern wenn der Inhalt der Worte wirklich „durchsickert“ und ihr Wahrheitsgehalt erfahren wird, ist es das Ende für den Ich-haften Verstand. Damit stürzt das eigene Selbstbild – das, was ich denke zu sein – genauso zusammen wie das ganze Kartenhaus aus Wissenschaft, Technik, Politik, Wirtschaft, Geschichte, Religion, Spiritualität, Naturgesetzen, Logik, Moral, Ethik, etc. Seit jeher strebt der Mensch nach Wissen, immer tiefer und immer detaillierter dringt er in alle Bereiche vor und versucht, das Sein zu erklären. Er will alles wissen und verstehen und denkt, damit die Kontrolle zu haben, aber das ist ein Irrtum. Wir sind eher wie die Feder im Wind oder das Stück Treibholz im Gebirgsbach: Einer Marionette gleich werden wir gespielt, wie es der Quellen-Spielplan vorsieht – mit jedem physischen und psychischen Symptom, jedem Gefühl, jedem Gedanken und jeder Handlung. Der unbewusste Antrieb in diesem Spiel scheint der – zum Scheitern verurteilte – Versuch, die inhärente Angst besiegen zu wollen. Die Angst vor dem Unbekannten, die Angst vor dem Tod.

Aber, machen wir uns nichts vor: Egal, wie viel wir wissen und verstehen, gleichgültig, wie gebildet, weise und heil wir auch immer sein mögen – sterben wird jedes Ich sowieso irgendwann. Wie und woran ist unterm Strich völlig gleichgültig. Die einen sterben an Krebs, gebrochenem Herzen oder ´ner Lungenentzündung, die anderen an Impffolgen, Corona, einem Brotkrümel in der Luftröhre oder durch Erleuchtung. Das einizg Wichtige – wenn überhaupt – ist höchstens die Zeit davor. Diese hält nämlich die Erkenntnis bereit, dass das Leben eine determinierte illusionäre Show ist, die nur dadurch existiert, dass sie die Aufmerksamkeit der vermeintlichen Mitspieler erhält, die denken, eigenständig als Person zu existieren, zu handeln und zu wissen, was richtig und falsch ist. Dadurch entsteht sowohl die Illusion der Trennung als auch die Spaltung in die Guten und die Bösen, wobei jeder sich aus seiner Sicht den Guten und Richtigen zugehörig fühlt.

Es irrt der Mensch…

Aus absoluter nondualer Sicht löst sich aber der Wichtigkeits-Gedanke genauso auf wie Gut und Böse, Wissen und Glauben, ja sogar der Existenzgedanke an sich. Man sagt,“ich weiß es“ und stützt sein Wissen auf gemachte Erfahrungen und wissenschaftliche Untersuchungen. Anders formuliert, man glaubt dem, was man sieht, hört und denkt. Und je nach Bestimmung wird entweder das eine oder das andere geglaubt bzw. für wahres Wissen gehalten. Die Wissenschaft hat herausgefunden… hört man immer wieder, aber das ist eine Lüge. Sie hat noch nicht aus dem Leidens-Spiel herausgefunden. Sie irrt noch immer – wie alle anderen auch – in dem Spiel aus Ich, Zeit und Raum herum und gibt immer nur den aktuellen Stand des Irrtums wieder.

Entsprechend zu Einsteins Aussage „Materie gibt es nicht“ muss man auch ganz klar erkennen, dass es Wissen per se nicht geben kann, da es keine objektive Welt außerhalb von uns gibt, sondern die Welt als Gedanke in uns ist. Alles, was wir zu wissen glauben, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung nicht nur als bloßer unüberprüfter Glaube, sondern schlichtweg als Irrtum. Es gibt keine Fakten, es ist alles reine Fiktion. Und langsam wird das im vermeintlichen Außen mit dem Geschehen auf der Weltenbühne mehr und mehr sichtbar. Der konditionierte Verstand bindet sich mit der Wahrnehmung einen Bären auf. Er nimmt wahr. Das heißt: Er hält das, was er sinnlich erfährt, für wahr, dabei ist es doch, wenn überhaupt, höchstens wahrscheinlich, es scheint nur wahr, da es der unhinterfragten geglaubten Konditionierung aus Kindheitstagen entspricht.

Glaube niemandem

Der Querdenker denkt, er ist erwacht, weil er das Verschwörungsspiel erkennt. Das wahre Erwachen, das, was der Mensch eigentlich sucht und wissen will, geht aber nicht mit Quer-Denken, sondern mit Garnicht-Denken einher. Es gibt allerdings eine Art Wissen, das jenseits des Denkens ist, über den Verstand hinausgeht und nicht mit Worten beschrieben werden kann. Der Begriff „noumenal“ beschreibt dieses paradoxe Phänomen. Ein Noumenon ist, einfach erklärt, ein „Gedankending“. Etwas, was nicht existiert, über das man aber nachdenken, schreiben und sprechen kann und es damit zu „etwas“ macht, obwohl es gar nichts ist. Paradox eben und ähnlich wie ein Koan völlig unbegreifbar. „Was mach ich nun mit dem Wissen, dass es gar kein Wissen gibt?“, wirst du jetzt vielleicht fragen. Erkenne, woran du immer noch als „echt & wahr“ festhältst, um nicht deiner tiefsten Angst zu begegnen. Deiner Angst vor dir! Erkenne das Paradoxon … Du suchst dich, aber hast gleichzeitig Angst vor dir. Glaube niemandem, hinterfrage und überprüfe alles, ob es wirklich – wirklich – wahr ist.

Über den Autor

Avatar of Mario Hirt

bekam nach jahrelanger erfolgloser spiritueller Suche das größte Geschenk – das komplette Erwachen aus der Ich-Illusion. Er starb und überlebte ohne einen Überlebenden. Seitdem gibt er regelmäßig Satsang, spricht in Einzelsettings und veranstaltet mehrmals jährlich Retreat-Wochen. Auf seinem Youtube-Channel gibt es immer wieder neue kostenlose Wachmacher-Videos und bei Facebook und Instagram ist er mit nahezu täglich neuen Posts vertreten. Was kann Mario dir geben? Nichts… wozu auch – du hast bereits von allem viel zu viel. Zu viel „falsches“ Wissen über dich und die Welt und in dir zu viele ungefühlte Emotionen. Diese Kombination lässt dich unentwegt leiden. Von daher kann er dir nur alles nehmen – bis absolut nichts mehr übrig bleibt. Durch seinen Lebenslauf ist er ein Weltenwanderer, der sowohl in der Psychotherapie, im Schamanismus, in den energetischen Heilmethoden als auch im Advaita- Vedanta zu Hause ist und so das Existenzdenken von jeglichem Ich ad absurdum führen kann.

Kontakt
Tel.: 0173-232 95 00

Unterstütze SEIN

Vielen Dank an alle, die den Journalismus des SEIN bisher unterstützt haben.
Die Unterstützung unserer Leser trägt dazu bei, dass wir unsere redaktionelle Unabhängigkeit behalten und unsere eigene Meinung weiter äußern können. Wir sind sicher, dass unsere redaktionelle Arbeit und unsere Themenvielfalt und Tiefe den gesellschaftlichen Wandel beflügeln. Wir brauchen Deine Unterstützung, um weiterhin guten, kreativen "Lösungs-Journalismus" zu liefern und unsere Offenheit zu wahren. Jeder Leserbeitrag, ob groß oder klein, ist wertvoll. Wenn Du unsere Arbeit wertschätzt, unterstütze SEIN noch heute - es dauert nur wenige Minuten. Vielen Dank.
SEIN unterstützen





7 Responses

  1. MaryAnn
    Keine Kompromisse

    So viiiiiiiiele Worte!
    Würde mein Partner sich impfen lassen, müsste ich mich von ihm körperlich von ihm trennen, allein und vor allem schon meiner Gesundheit zuliebe, für die ich vollumfänglich selbst verantwortlich bin.
    Die Liebe berührt das nicht.

    Antworten
  2. Mario Hirt

    Kein Impuls da, dies zu tun.

    Wie die Geschichte ausgeht, steht erst fest, wenn die körperliche Reise zu Ende ist.

    Antworten
  3. Margitta

    Die Konversation zwischen Mario und Oliver ist unglaublich bereichernd. Statt Guten Tag fragt man inzwischen, hast du dich auch impfen lassen oder bist du geimpft. Zeugt von „hoher“Intelligenz, allerdings nicht von Empathie und Herz.

    Antworten
    • Oliver Bartsch

      Margitta,
      sorry, wenn das so unfreundlich rüberkommt. Da der Artikel davon handelt, dass seine Partnerin sich hat impfen lassen, und das bei Mario allerhand auslöst, wollte ich einfach nur wissen, wie die Geschichte ausgeht….Also total empatisch und zugewandt…

      Antworten

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*