Bayern hatte als erstes Bundesland die von der großen Koalition in Berlin geforderten Ankerzentren für Asylbewerber vor sechs Monaten eingeführt. Eine gemischte Bilanz…

Seit dem 1. August 2018 sollen Ankerzentren die Aufnahmestellen für Asylbewerber in Deutschland sein. Die Bezeichnung erscheint im Koalitionsvertrag der Großen Koalition von 2018 und steht für „Zentrum für Ankunft, Entscheidung, Rückführung.“ In einem Ankerzentrum sollen Flüchtlinge unterkommen, bis sie in Kommunen verteilt oder aber in ihr Herkunftsland abgeschoben werden.

Bundesweit läuft die Einführung schleppend, in Bayern aber gibt es inzwischen in jedem der sieben Regierungsbezirke ein Ankerzentrum mit insgesamt 19 Außenstellen. Rund 8.400 Menschen leben darin, davon fast 2.000 Kinder und Jugendliche.

Die Ankerzentren waren Teil des „Masterplans Migration“ von Innenminister Horst Seehofer und sollen schnelle und sichere Asylverfahren ermöglichen, da die Bundesagentur für Arbeit, Jugendämter, Justiz- und Ausländerbehörden dort vertreten sein sollen. Die kurzen Wege sollen die Verfahren beschleunigen. Die Menschen sollen dort bleiben, bis ihre Asylverfahren abgeschlossen sind.

Laut bayerischem Innenministerium dauert es inzwischen durchschnittlich drei Monate, bis über einen Erstantrag entschieden ist. Das Konzept, alle Behörden unter einem Dach zu vereinigen, geht für Innenminister Joachim Herrmann also auf: „Ganz Wesentlich ist, dass alle Flüchtlinge, die neu in unser Land kommen, ausnahmslos sofort in diese Ankereinrichtungen kommen, dass die Verfahren deutlich beschleunigt werden und wir dadurch rascher zu einem Ergebnis kommen, wer wird anerkannt als Flüchtling und wer nicht.“

Für die, deren Asylantrag innerhalb von drei Monaten anerkannt wird, hat sich etwas verbessert, sagt Georg Falterbaum, Caritasdirektor von München und Freising. Sie können dann nämlich schneller ausziehen. Verschlechtert habe sich die Lage aber für diejenigen, deren Erstantrag abgelehnt wird: „Wir haben keine genaue Statistik, aber wir haben mehre hunderte Asylbewerber, die länger als eineinhalb Jahre dort sind und wo nicht erkennbar ist, dass es zu einer baldigen Entscheidung kommt. Bei denen, die schon länger da sind, erkennen wir den Durchbruch nicht.“

Die Ankerzentren sind direkt aus den früheren Ankunfts- und Rückführungs- bzw. Transit-Zentren hervorgegangen. Allein im Regierungsbezirk Manching leben nach Auskunft der Regierung von Oberbayern 520 Kinder und Erwachsene länger als ein Jahr – das ist jeder Dritte.

Laut Koalitionsvertrag sollen nur noch diejenigen auf die Kommunen verteilt werden, für die eine positive Bleibeprognose bestehe. Alle anderen sollen aus den Ankerzentren in ihre Heimatländer zurückgeführt werden. Doch viele im Erstverfahren abgelehnte Asylbewerber würden auch in Zukunft in Deutschland bleiben, sagt Stephan Dünnwald vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Sei es, weil sie vor Gericht irgendwann doch erfolgreich sind, oder weil sie aus anderen Gründen nicht in die Heimatländer zurückkönnen. Sie alle über lange Zeit in Ankerzentren unterzubringen, hält er für einen großen Fehler: „Das was Flüchtlinge mitbringen, nämlich die Energie, es hier zu schaffen, das wird in diesen Ankerzentren kaputtgemacht und dann entlässt man diese Leute, die man in vielen Fällen nicht abschieben kann, in eine Gesellschaft, in der sich die Ehrenamtlichen wieder darum kümmern sollen – und das empfinde ich als ausgesprochenen Zynismus und als migrationspolitische Fehlplanung.“

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