Wonder Woman steht für wilde, freie, ungebändigte Kraft, die Unbe-herr-schbarkeit, die für sich selbst einsteht, sich nicht abhängig macht – und genau deshalb dem Männlichen auf Augenhöhe begegnen kann.

Von Ursula Werling und Etna Marx

Wonder Woman im gleichnamigen Film zeigte uns im Sommer 2017 in den deutschen Kinosälen, wie echte weibliche Kraft sich ausdrücken kann. Die Heldin war selbstbewusst und voller Optimismus, Herzensgüte und Uneigennützigkeit, zugewandt und mitfühlend, für sich selbst und die eigenen Ideale einstehend und gleichermaßen mutig, tapfer und kämpferisch – und konnte dabei dem Männlichen ganz natürlich auf Augenhöhe begegnen. Trotz aller Zerstörung, Krieg und Verlust trifft Wonder Woman ihre Entscheidungen auf der Basis der Liebe.

Wonder Woman wurde als Comic-Figur 1941 von einem US-amerikanischen Psychologen als Gegenpol zu den männlichen Superhelden Batman und Superman geschaffen und erhielt 2017 nun endlich – 76 Jahre danach – einen eigenen Film und die Wertschätzung, die dieser Figur gebührt. Auf der metaphysischen Ebene kommt die Botschaft von Wonder Woman genau zum richtigen Zeitpunkt und erklärt damit wohl auch den weltweiten großen Erfolg des Blockbusters. Der Film trifft den Nerv der Zeit. Die Süddeutsche Zeitung bestätigt in einem ihrer Artikel über diesen Kinofilm, dass Wonder Woman sehr, sehr viel richtig mache und damit ganz besonders Frauen regelmäßig zu Tränen rühre.

„Wonder Woman“ erzählt die Geschichte von Diana, der Prinzessin von Themyscira, und dem unsterblichen Kriegervolk der Amazonen unter der Herrschaft von Königin Hippolyta und ihrer Schwester Antiope. Vor ihrem Siegeszug als Wonder Woman wird die Amazonenprinzessin Diana zu einer unüberwindlichen Kriegerin ausgebildet. Sie wächst in einem abgelegenen Inselparadies im Mittelmeer auf – erst von einem notgelandeten amerikanischen Piloten erfährt sie von den fürchterlichen Konflikten im Rest der Welt, dem Ersten Weltkrieg. Daraufhin verlässt sie ihre Heimat, weil sie überzeugt ist, dass sie der bedrohlichen Situation Herr werden kann. Im Krieg kämpft Diana an der Seite der „normalen“ Menschen, entdeckt allmählich ihr volles Potenzial – und ihre wahre Bestimmung.

Freie ungebändigte Kraft

Dianas Name ist bewusst an den Namen der römischen Göttin Diana angelehnt, die ihre Entsprechung in der griechischen Göttin Artemis findet. Diana (bzw. Artemis) stehen unter anderem für die wilde, freie, ungebändigte Kraft, die Unbe-herr-schbarkeit, die für sich selbst einsteht, sich nicht abhängig macht – und genau deshalb dem Männlichen auf Augenhöhe begegnen kann, ohne dabei wie ein Mann sein zu müssen. Die mythische Welt der starken, noblen und königlich-stolzen Amazonen auf Themyscira lässt uns fühlen, dass etwas gefehlt hat – auch wenn wir nicht bewusst darauf gewartet haben – und lässt vor innerer Berührtheit Tränen aufsteigen. Vielleicht erinnert uns Themyscira auch unbewusst an unsere anderen Inkarnationen, in denen wir in ähnlichen matriarchalen, weiblich-kraftvollen Kulturen gelebt haben.

Niemand hat Wonder Woman als Mädchen je subtil vermittelt oder vorgelebt, dass Frauen irgendetwas nicht könnten, dass sie ängstlicher seien oder nur schön sein sollten etc. Wonder Woman ist auf Themyscira zu der Frau geworden, die sie sein wollte – ohne einschränkende oder subtile gesellschaftliche Handlungs- und Wahlmöglichkeiten, was man als Frau tun, wie man sich verhalten oder wie man als Frau sein sollte etc. Diana beugt sich keinen Restriktionen, sie tut einfach das, was sie tut, lebt das, was sie ist – und entfaltet dabei ihr volles Potenzial.

Balance des männlichen und weiblichen Prinzips

Hier wird die spirituelle Wahrheit offenkundig: Nur wer seine eigenen männlichen und weiblichen (Persönlichkeits-)Anteile in sich selbst geheilt, ausgesöhnt und beide Prinzipien in sich ausbalanciert hat, kann der anderen Person (egal ob Mann oder Frau) auf Augenhöhe und mit bedingungsloser Liebe begegnen. In dieser Balance erblüht unser großartiges Selbst, unser wahres Sein und ermöglicht uns, jedem Menschen zutiefst respektvoll zu begegnen. In jedem Menschen ist diese kraftvolle positive Lebensenergie vorhanden.

Allerdings haben besonders wir Frauen in den letzten Jahrhunderten und ganz besonders seit der Epoche der „Aufklärung“, in der die Macht des analytisch denkenden Verstandes ihren Siegeszug antrat, genau diese Fähigkeit zur inneren Balance unserer männlichen und weiblichen Anteile vernachlässigt und so quasi unsere wilde, freie, intuitive Macht abgegeben. Im Verlauf der Evolution unseres individuellen Selbst haben wir Inkarnation für Inkarnation den vermeintlich erfolgreichen rationalen „männlichen“ Strategien, dem Ego-Verstand, den Vorrang mit seinem Tun, Machen, Arbeiten, Ziele verfolgen, Kontrollieren, Anstrengen, Wettbewerb gegeben.

Das Intuitive, Fließende, Wilde, Freie, Zyklische, Ekstatische, die innere Weisheit wurde abgewertet, immer weniger gelebt und geriet dabei zunehmend in Vergessenheit. Der Fokus der Mehrheit lag (bzw. liegt in der heutigen Zeit immer noch) auf dem Rationalen, dem Greifbaren, dem Messbaren – und erzeugte innere Dysbalancen, die sich in Krankheiten und Krisen widerspiegeln. Langsam zeigt sich bei den Menschen allerdings ein Bewusstseinswandel, infolge dessen sich gerade die Frauen wieder mehr an ihre ureigenen Wesenszüge und ihr wahres Sein – nämlich an ihre weibliche Urkraft – erinnern. Leider gibt es nur sehr wenige weibliche Vorbilder, die uns zeigen, wie sich diese kraft- und machtvolle Urkraft in Alltag und Beruf umsetzen und leben lässt. Dabei geht es nicht darum, eine neue Feminismus-Welle zu initiieren, sondern um die innere Balance des männlichen und weiblichen Prinzips in jeder Person selbst – dies gilt für Frauen und Männer gleichermaßen.

Aus unserem wahren Selbst heraus handeln

Wir haben heutzutage zwar nicht die Chance wie Diana bei den Amazonen aufzuwachsen, von ihnen zu lernen oder mit ihnen zu trainieren. Allerdings stehen uns vielfältige Methoden, Techniken, Bücher und Seminare zur Verfügung, um uns genau diese Fähigkeiten wieder anzueignen oder sie auszubilden: unsere wilde, freie, unabhängige Kraft, unsere weibliche Urkraft – oder anders ausgedrückt: unsere Macht über unser eigenes Leben – wieder zu uns zurückzunehmen und dann aus diesem Bewusstseinszustand heraus zu handeln.

Das heißt auch, uns nicht sagen zu lassen, was wir tun oder wie wir sein sollten, sondern aus unserem Inneren, unserem wahren Selbst heraus zu handeln – mental und emotional vollständig frei zu sein, das auszudrücken, was sich individuell durch uns ausdrücken möchte, unabhängig von Geschlecht, gesellschaftlicher und kultureller Zuschreibung. Vollkommen frei und so zu sein, wie man einfach ist, ist nicht nur das größte Geschenk, das wir uns selbst (und zugleich allen Menschen in unserem Umfeld) machen können – es ist auch das größte Abenteuer unseres Lebens, aus dieser liebevollen, kraftvollen, authentischen und selbst-bewussten Position heraus zu handeln und unser Leben zu gestalten – egal ob als Frau oder Mann.

Wie kann das Leben von Frauen und Männern konkret aussehen, das sich aus weiblichen Qualitäten speist? Wenn sich Frauen und Männer der eigenen Stärken und Fähigkeiten voll bewusst sind, werden sie das eigene Leben im Einklang mit ihrer inneren Weisheit selbstbestimmt leben können. Bisher übliche, das Leben stark einschränkende Lebensphilosophien wie zum Beispiel das Schuldprinzip oder Täter- Opfer-Denken werden genauso der Vergangenheit angehören wie die destruktiven Gefühle Angst, Wut, Schmerz, Verurteilung und Schuldzuweisung, ebenso Machtmissbrauch und depressive Verstimmungen. Psychische und physische Erkrankungen werden aufgrund unserer tiefen Bewusstseinsveränderung als Konsequenz nicht mehr entstehen.

Die freigesetzte Kraft und Macht ist den Menschen dann ökovoll bewusst und kann ganz natürlich eingesetzt werden, ohne diese zu missbrauchen, andere Menschen geringzuschätzen oder sie zu manipulieren. Frauen (und auch Männer) müssen nicht (mehr) beweisen, dass sie bessere, wertvollere Menschen sind, weil sie erkannt haben, dass sie alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort ihre Aufgabe erfüllen und aus der (Be-)Wertung ausgestiegen sind.

Frieden und bedingungslose Liebe in einer starken Gemeinschaft leben

Um zu dieser bewussten und bejahenden Ausrichtung zu gelangen, ist es notwendig, die eigenen vermeintlichen Fehler und Schwächen bedingungslos lieben und wertzuschätzen zu lernen, was dazu führt, andere so akzeptieren zu können, wie sie sind, und respektvollen Umgang auf Augenhöhe zu pflegen. Soziale Kompetenz zeigt sich in Verständnis, Mitgefühl, Empathie dem Umfeld gegenüber. Gleichzeitig ruhen bewusste und erwachte Menschen souverän in ihrer Mitte, überzeugen durch ihre Eloquenz und Authentizität. Im Beruf, welcher dann im Einklang mit der eigenen Berufung gelebt wird, werden Frauen und Männer auf ihre ganz eigene Weise führungs- und durchsetzungsstark, teamfähig, erfolgreich und wohlhabend sein, ohne der Profitgier zu verfallen.

Bewusste und erwachte Menschen denken werteorientiert und agieren aus dem Flow heraus. In der Verbindung mit ihrer inneren Wahrheit können sie ihr volles Potential entfalten und ihre Qualitäten in den Dienst des Ganzen stellen. Je größer die Gemeinschaft der bewussten Frauen und Männer werden wird, desto mehr wird sich die Gesellschaft verändern, mehr ökologisch handeln, nachhaltig denken zum Wohle aller Menschen, der Flora und Fauna – und der Erde insgesamt. Aggressionen, Gewalt und Kriege werden sich nach und nach auflösen, weil sich immer mehr Menschen ihren eigenen Themen, ihren bewussten und unbewussten Schattenanteilen stellen und sich in bedingungsloser Liebe annehmen. Damit verschwinden die Triggerthemen, was zu innerem Frieden führt und somit auch letztendlich den langersehnten Frieden im Außen zur Konsequenz haben wird.

Die Autorinnen

Ursula Werling ist Coach und Mentorin für das bewusste Sein, Spiritualität, Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung. In ihren Weisheitstrainings und Seminaren vermittelt sie die Umsetzung einer funktionierenden Lebensweise aus dem Sein, die für alle Bereiche des Berufsund Privatlebens Gültigkeit hat. Info und Kontakt unter: Tel.: 06136-92 24 88 oder info@ursulawerling.de www.ursulawerling.de

Etna Marx ist Coach und Mentorin für Spiritualität, Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung, außerdem Seminarleiterin, Ausbilderin, multidimensionale Aufstellerin und Künstlerin. Zunächst Betriebswirtin und Geschäftsführerin, wurde sie durch Krankheit zur Spiritualität geführt. Studienreisen und Weiterbildungen führten sie zu schamanischen Kulturen (Maya, Inka, Huna, Kelten) und der Yogaphilosophie. Info und Kontakt unter Tel.: 06131-62 37 360 oder info@etnamarx.com, www.etnamarx.com

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