Es gibt viele Studien, die die positiven Auswirkungen von Yoga auf das Atmen bei COPD bestätigen. Yoga, als Form der pneumologischen Rehabilitation ist nicht nur sanft und frei von Nebenwirkungen, sondern kann von den Betroffenen auch leicht erlernt und jederzeit Zuhause durchgeführt werden.

von Oliver Schlupp

Wir zeigen Ihnen die besten Übungen und erläutern, wie Yoga das Befinden eines an COPD erkrankten Menschen verbessern kann.

Was ist COPD?

Die Abkürzung COPD steht für Chronic Obstructive Pulmonary Disease und bezeichnet eine nicht heilbare Krankheit der Atemwege. Hierbei sind die Atemwege und Lungen derart verengt, dass das Atmen besonders schwerfällt und auch Medikamente nur sehr bedingt helfen können. Vielfach verschlimmert sich der Zustand im Laufe des Lebens weiter.

COPD wird in vier Schweregrade (GOLD 1 bis GOLD) eingeteilt oder unter einem anderen Ansatz in vier verschiedene Gruppen (A bis D). Der Schweregrad richtet sich nach dem Grad der Atemwegsverengung und die Gruppen nach der Zahl der Exazerbationen (Verschlimmerungen der Krankheit). Die Ursachen sind nicht eindeutig geklärt. Wie äußert sich eine solche Exazerbation? Wird eine COPD nicht behandelt, lässt die Lungenfunktion immer weiter nach und das Risiko einer exazerbierten COPD steigt. Diese äußert sich durch eine Zunahme der allgemeinen Symptome, eine Veränderung des ausgeworfenen Schleims, sowie Müdigkeit und ggf. auch Fieber.

Je höher der Schweregrad der COPD, desto höher ist das Risiko einer Exazerbation. In extremen Fällen kann es gar zu komatösen Zuständen kommen oder lebensbedrohlichen Atembeschwerden. Zu einer Exazerbation kann es durch Infekte, Smog, Herzleiden, Unfälle oder auch bei feuchtkalter Witterung kommen.

Was passiert bei COPD im Körper?

Bei COPD beginnt alles mit einer chronischen Entzündung der Atemwege, insbesondere der Bronchien und der Lunge. Natürliche Mechanismen zur Abwehr und Reparatur dieser Entzündungen werden dadurch gestört. Langfristig findet daher ein Umbauprozess in den Lungen statt.

Dieses, als Remodeling bekannte Phänomen, führt zu weitreichenden Veränderungen des Lungengewebes. Durch die Bildung einer Art von Narbengewebe werden die Atemwege immer weiter verengt. Auch der Spannungszustand der glatten Muskulatur in den Bronchien ist oftmals dauerhaft gestört und führt zu einer weiteren Verengung.

Die chronische Entzündung sorgt des Weiteren für ein Anschwellen der Schleimhaut in den Bronchien, was die Atemwege zusätzlich verengt. In späteren Stadien lassen auch die Selbstreinigungsmechanismen der Bronchien nach und der Schleim sammelt sich vermehrt an. COPD kann sich auf den ganzen Körper ausweiten Obwohl es sich bei COPD eigentlich um eine Lungenerkrankung handelt, kann sie Auswirkungen auf den ganzen Körper haben. Das Herz kann in Mitleidenschaft gezogen werden, die Muskeln können sich abbauen oder starker Gewichtsverlust kann beobachtet werden.

Das Hauptproblem bei COPD ist und bleibt aber das Atmen. Die typischen COPD Symptome sind Atemnot, Husten und Auswurf. Gerade Raucher sind besonders gefährdet. Zunächst macht sich die Atemnot nur bei körperlicher Anstrengung wie dem Treppensteigen bemerkbar. Später dann auch im Ruhezustand.

Insbesondere wenn ein Lungenemphysem der COPD zugrunde liegt, bei dem die Trennwände zwischen den Lungenbläschen unwiderruflich zerstört werden und sich die Fläche für den Gasaustausch immer weiter verkleinert, wird das Atmen zu einer Pein.

Der Körper wird zudem nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zu einer allgemeinen Energielosigkeit führt. Yoga kann eine deutliche Verbesserung der Ausdauer und damit auch der allgemeinen Lebensqualität bringen Yoga ist zwar keine Wunderwaffe bei COPD, aber mindestens so effektiv wie deutlich teurere traditionelle Rehabilitationsmaßnahmen, die häufig aus Muskelaufbau- und Ausdauerübungen, sowie einem Training der Atemmuskulatur oder auch autogenem Training bestehen.

Eine indische Studie konnte dies eindeutig nachweisen. Wissenschaftler empfehlen daher seit Längerem, Yoga offiziell zur Rehabilitation und Langzeitbehandlung bei COPD-Patienten anzuerkennen. Yoga als wirkungsvolle, nicht medikamentöse Maßnahme bei COPD Die krankheitsspezifische Lungenüberblähung wird in aller Regel durch Bronchodilatation, also einer medikamentösen inhalativen Therapie, behandelt. Immer häufiger empfehlen Ärzte jedoch auch die Stärkung der Atemfunktion durch regelmäßige körperliche Aktivitäten.

Hier haben sich die aus dem Yoga bekannten Atemübungen, Pranayama, als sehr wirkungsvoll gezeigt. Kommen wir noch einmal kurz zurück auf vorgenannte indische Studie. Hierbei würden täglich für 12 Minuten Pranayama Übungen ausgeführt. Dies hatte zum Ende der Studie zur Folge, dass sich die H2O2- und 8-Isoprostan-Werte deutlich verbesserten, auch im Gegensatz zu der Kontrollgruppe.

Gerade bei Patienten, denen es körperlich oder auch organisatorisch nicht möglich ist, an einem pulmonalen Rehabilitationsprogramm teilzunehmen, sind die Yogaübungen Zuhause eine wunderbare Alternative.

Die Lippenbremse und das Atmen aus dem Zwerchfell heraus sind oftmals bei COPD oder auch bei Asthma-Patienten bekannte Atemtechniken, die ihren Ursprung im Yoga haben. Zwei Yoga-Atemübungen, die bei COPD helfen können

Wir zeigen Ihnen zwei ganz konkrete Übungen aus dem Pranayama-Yoga zum einfachen Nachmachen Zuhause:

1. Die Bauchatmung: Diese einfache Übung können Sie im Liegen oder Sitzen ausführen. Legen Sie hierzu Ihre Hände seitlich auf den Bauch. Heben Sie beim Einatmen den Bauch an und zählen Sie bis 3. Beim Ausatmen zählen Sie ebenfalls bis 3 während der Bauch sich wieder senkt. Mit zunehmender Übung können Sie versuchen, das Ausatmen bis zum Zählen von 6 zu verlängern. Wiederholen Sie diese Übung für rund 3–5 Minuten.

2. Nachhaltige Yoga-Atmung: Wenn Sie die Bauchatmung beherrschen, können zu zur nachhaltigen Yoga-Atmung übergehen. Hierzu legen Sie im Liegen oder sitzend eine Hand auf den seitlichen Bauch und eine auf den oberen Rippenbogen. Beim Einatmen soll sich zunächst der Bauch heben und mit demselben Atemzug anschließend die Brust, bis Sie den Sauerstoff in den letzten Lungenspitzen spüren.

Beim Ausatmen gehen Sie genau umgekehrt vor. Zunächst senkt sich die Brust und zuletzt der Bauch. Dies können Sie schön an der Bewegung Ihrer Hände hoch und runter erkennen. Auch diese Übung sollten Sie einige Minuten durchführen. Yoga kann aber noch viel mehr Neben der Verbesserung der Atmung und einer Verbesserung spezifischer COPD Werte kann Yoga noch einiges mehr. So bewirkt Yoga unter anderem

• eine Senkung des Blutdrucks
• eine bessere Entspannung
• einen reduzierten Stress-Level und mehr Selbstvertrauen sowie
• eine deutlich verbesserte Fitness im Allgemeinen.

Auch wenn Yoga ursprünglich einen religiösen oder genauer gesagt spirituellen Hintergrund hat, kann man es selbstverständlich auch ohne eine entsprechende Gesinnung praktizieren. Bevor Sie mit Yogaübungen beginnen, sollten Sie als COPD-Betroffener einiges beachten Auch wenn Yoga seit Jahrhunderten praktiziert wird und als sehr sicher gilt, sollten Sie vor dem Start Ihren Arzt konsultieren. Möglicherweise gibt es bei Ihnen Umstände, die gegen gewisse Yogaübungen sprechen. Es gibt in der Tat gewisse Yogaübungen, die sich für COPD-Patienten nicht eignen, da sie unnötigen Druck auf die Lungen oder das Zwerchfell ausüben.

Gerade zu Beginn sollten Sie Ihren Inhalator stets dabeihaben, falls es zu Problemen kommen sollte. Stoppen Sie die Übungen sofort, wenn Sie eine erhöhte Kurzatmigkeit spüren oder sich anderweitig unwohl fühlen.

Eine Meta-Analyse konnte einen eindeutigen Nachweis erbringen, dass Yoga bei COPD hilft. Bei einer im Jahr 2019 durchgeführten Meta-Analyse wurden elf vorangegangene Studien mit insgesamt über 500 Patienten ausgewertet. Dabei wurden “robuste Auswirkungen” von Yoga auf die körperliche Leistungsfähigkeit und Lungenfunktion bei Patienten mit COPD nachgewiesen. Insbesondere Yoga-Atemtechniken können demnach eine wirksame, ergänzende Intervention für Patienten mit COPD sein.

Fazit: Yogaübungen haben sich als effektive Methode zur Verbesserung der Atmung bei COPD bewiesen. Studien konnten dies eindrucksvoll untermauern. Wenn Sie täglich Ihre Übungen machen, können Sie leichter atmen und benötigen in aller Regel auch weniger Medikamente. Der besondere Charme von Yoga liegt in der Tatsache, dass Sie es Zuhause unkompliziert selbst machen können und zusätzlich die Effekte der allgemeinen Entspannung spüren werden.

Oliver Schlupp ist leidenschaftlicher Autor und Blogger. Er hat sich insbesondere auf Medizin- und Gesundheitsthemen spezialisiert, wenngleich er auch unzählige Fachbeiträge zu vielen anderen Themen verfasst hat. Oliver Schlupp hat mehrere Managementbücher für einen Deutschen Fachverlag geschrieben und arbeitet vollkommen remote.

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