Über die verschiedenen Arten von Scham und den Moment, in dem das ganze Kartenhaus unserer Selbstverurteilungen, Selbstbewertungen und Schutzmaßnahmen zusammenfällt und wir nackt und bloß dastehen.

Von Veit Lindau

Wann hast du dich das letzte Mal geschämt? Warum? Wie hat es sich angefühlt? Kennst du die Erfahrung von Scham überhaupt? Denn nicht jeder kann sich schämen.

Einige international renommierte Psychologen gehen zum Beispiel einhellig davon aus, dass Donald Trump an bösartigem Narzissmus leidet. Diagnose: Unheilbar. Ein Symptom: Die Unfähigkeit, Scham zu empfinden. Es gibt ernsthafte Überlegungen, ob es viele Führungskräfte in großen Konzernen nur deshalb bis in die oberen Etagen schaffen, weil sie nicht fähig sind, Scham zu empfinden. Wenig schmeichelhaft spricht man auch von kontrollierten Psychopathen. Wenn du die furchtbar lähmende Wirkung dieses Gefühls am eigenen Leib gut kennst, denkst du vielleicht: „Haben die es gut!“

Scham ist auf der Emotionalskala – neben Schuld – die mit Abstand destruktivste (energieraubendste) Erfahrung. Wenn wir uns schämen, sackt unser Selbstwert in den Keller. Wir denken nicht mehr klar, sondern eng und meist schlecht über uns. Es kann zu heftigen körperlichen Reaktionen kommen – vom leichten Erröten bis zum kompletten Blackout. Scham trifft nicht nur unsichere Menschen. Ich habe starke, selbstbewusste Klienten unter ihrer Last zusammenbrechen sehen. Sie kann spontan auftreten oder zur tief verwurzelten Lebenshaltung werden. Ich habe mit Klienten gearbeitet, die sich – völlig irrational und dennoch real spürbar – dafür schämten, überhaupt am Leben zu sein. Dennoch hat Scham – bewusst wahrgenommen und weise integriert – ihren positiven Wert für unsere Entwicklung. Lass uns das näher untersuchen.

Nicht dem Standard entsprechen

Wo kommt sie her, die Scham? Dies ist ein umfangreiches Thema, dennoch möchte ich hier einige ihrer zentralen Ursachen auf verschiedenen Ebenen unseres Lebens beleuchten.

Doch zuerst erscheint es mir wichtig, Scham von Schuld zu differenzieren. Um dich schuldig zu fühlen, brauchst du keinen anderen Menschen. Schuld signalisiert dir, dass du deine oder die dir von Gesellschaft, Familie, Kirche auferlegten Werte verletzt hast. Du kannst allein auf einer Insel sitzen und dich dennoch für etwas, was du getan hast, schuldig fühlen.

Um Scham zu empfinden, brauchst du allerdings ein Gegenüber. Ein reales oder eingebildetes. Wir wurden nicht allein auf dem Mond ausgesetzt, sondern als interaktive Wesen in eine soziale Gemeinschaft hereingeboren. Eines unserer bedeutsamsten Bedürfnisse ist der Wunsch, von anderen richtig gesehen und erkannt zu werden. In ihren Reaktionen suchen wir nicht nur nach Liebe und Anerkennung, sondern auch nach der Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“

Scham hat immer auch etwas mit dem Aufdecken eines Aspekts zu tun, von dem wir nicht wollten, dass ihn andere sehen bzw. den wir selbst sogar verdrängt hatten. Indem unser Gegenüber ihn wahrnimmt, wird er auch für uns selbst wesentlich präsenter. Es gibt mindestens fünf Ebenen der Scham.

Da wäre zuerst die gesellschaftlich induzierte Scham. Wir schämen uns, wenn wir nicht den vorgegebenen Standards entsprechen. Jungs schämen sich in der Dusche, wenn andere über ihren (angeblich) zu kleinen Penis lachen. Frauen schämen sich manchmal ein Leben lang, weil sie nicht den irren Schönheitsidealen entsprechen, die ihnen die Modeindustrie aufdiktiert. Männer fühlen Scham, weil sie nicht so erfolgreich sind wie der Nachbar. Die „Spiris“ schämen sich (insgeheim), wenn sie doch noch Ego-Gelüste verspüren.

Je weniger wir mit unserem wahren Wesenskern verbunden sind, desto mehr Energie werden wir aufwenden, um dieser Scham zu entgehen. Wir tun cool. Wir verleugnen unsere Schulden, bis wir einen Offenbarungseid leisten müssen. Wir leben Doppelleben. Wir spritzen Botox …

Diese Scham fühlt sich extrem unangenehm an, doch du kannst sie nutzen, um deine eigenen Maßstäbe zu überprüfen, an denen du Potenz, Erfolg, Schönheit oder Erleuchtung misst. Manchmal schämst du dich nämlich, weil du deine eigenen Werte verletzt und dich von anderen dabei ertappt fühlst. Darüber solltest du froh sein, auch wenn es sich peinlich anfühlt. Steh dazu und kümmere dich darum, die Lücke zwischen deinem Anspruch und deiner Realität zu schließen. Außerdem kann dir deine Scham helfen, dein Bedürfnis aufzudecken, von anderen eine Bestätigung zu bekommen, die du dir letztendlich nur selbst geben kannst.

Zu sich und der eigenen Sexualität stehen

Besonders hervorheben möchte ich die sexuelle Scham. Interessanterweise verwenden wir das Wort „Scham“ ja auch für die äußeren Geschlechtsorgane des Menschen, insbesondere für die der Frauen. Ist es nicht erstaunlich, dass Adam und Eva vom Baum der Erkenntnis naschen und danach als Erstes nichts Wichtigeres zu tun haben, als ihre „Scham“ mit einem Feigenblatt zu bedecken? Wenn du mich fragst, klang diese Story nie nach einem gütigen Gott, sondern einem puritanischen Vater, der versucht, die Lust seiner Kinder einzudämmen, um sie besser kontrollieren zu können. Stell dir vor, kein Mensch würde sich mehr für seine Lust schämen? Wir würden offen darüber sprechen und unsere Wünsche direkt kommunizieren. Wie viel mehr leuchtende Gesichter würdest du auf den Straßen sehen? Halleluja!

Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Lebensbereich, in dem wir uns schneller schämen und stärker versucht sind, diese nackten Momente mit gespielter Coolness oder rigider Moral zu übertünchen. Sexualität ist neben unserer Arbeit und unseren nahesten Beziehungen die stärkste Quelle unserer Selbstachtung. Wenn wir hier über unsere Grenzen gehen bzw. die von außen gesetzten Moralgrenzen überschreiten, schämen wir uns schnell und oft sehr tief. Wir sprechen in unseren Seminaren von würdevoller Sexualität. Jeder von uns ist eingeladen, seine für ihn angemessene Form der Sexualität behutsam zu entdecken und mit gleichgesinnten Spielgefährten zu feiern. Dies ist ein Weg. Er braucht Ehrlichkeit und Achtsamkeit. So viele von anderen übernommene Tabus und Klischees sitzen mit auf der Bettkannte, wenn wir „es“ tun. Frauen schämen sich für ihre Wildheit, Männer für ihre Unbeholfenheit. Wir schämen uns für unsere Fantasien oder dafür, dass wir Dinge mit uns machen lassen, die uns nicht guttun. Sprecht, sprecht, sprecht miteinander! Es gibt nicht die EINE richtige Sexualität. Doch es gibt DIE, die dir Spaß macht und deine Scham heilt.

Wie weit will ich transparent sein?

Die nächste Quelle nenne ich die intime Scham. Eine der effektivsten Foltermethoden besteht darin, den Inhaftierten jegliche Intimsphäre zu rauben. Jeder Mensch sollte das Recht haben zu wählen, wie viel seines Lebens er welchem Menschen preisgibt. Das betrifft unseren Körper, aber auch unsere Gefühle und Gedanken. Ich stehe zum Beispiel auf maximale Transparenz. Du kannst so gut wie alles von mir erfahren. Dies ist ein bewusst gewählter Lebensweg. Ich habe die Sommerferien meiner Kindheit am FKK-Strand verbracht. Nacktheit ist für mich kein Problem. Doch ich habe auch zartbesaitete Freunde, die sehr genau unterscheiden, wer was von ihnen sehen darf. So hat jeder von uns seine individuelle Intimsphäre. Wird diese verletzt, empfinden wir Scham. Wir können diesen Moment nutzen, um uns zu fragen, ob es an der Zeit ist, eine nicht mehr aktuelle Barriere aufzugeben oder sie klar zu verteidigen, weil sie für unsere Würde essentiell ist. Interessanterweise sind wir bei ausreichender Empathie fähig, uns „fremd“ zu schämen, wenn die Intimsphäre eines anderen Menschen verletzt wird – zum Beispiel in all den Menschen entwürdigenden Fernsehshows, „Bauer sucht Frau“, „Dschungelcamp“,…

Bloßgestellt und erniedrigt

Wir müssen auch über traumatisierte Scham sprechen. Dies ist ein tief im Unterbewusstsein verankertes Gefühl einer generellen Scham, „einfach nicht gut, sondern hässlich, böse, unzulänglich, schmutzig zu sein“. Diese tiefe seelische Wunde kann durch ein einzelnes Erlebnis (Missbrauch) ausgelöst worden sein oder wurde durch ein kontinuierliches Feld von Vorwurf, Erniedrigung und Bloßstellung getriggert. Unreife und unbewusste Autoritäten (Eltern, Priester, Lehrer, Offiziere) können stark versucht sein, Herabsetzung und Liebesentzug zu nutzen, um das Kind bzw. anvertraute Adepten zu kontrollieren.

Als Kinder sind wir extrem von der Meinung unserer Umgebung abhängig. Wir wollen ja dazugehören. Wir wollen geliebt werden. Wir wollen durch die Reaktionen der anderen begreifen, wer wir wirklich sind. Also trifft uns der Liebesentzug doppelt. Er verunsichert uns und hinterlässt die Information, dass wir so, wie wir sind, nicht richtig sind. Dann wird Scham eventuell zum Dauerzustand. Du schämst dich, da zu sein, und weißt später nicht einmal mehr, warum. Das kannst du verschieden kompensieren. Vielleicht entwickelst du eine devote, leise durch das Leben huschende Persönlichkeit – in der Hoffnung, andere mögen dich und deinen von dir gefühlten Makel am besten ganz übersehen. Oder – wie es bei manchen Narzissten der Fall ist, du entwickelst ein aufgeblähtes, lautes, scheinbar extrem selbstsicheres Ego.

Du hältst alle anderen auf Trab, erniedrigst sie und bringst sie dazu, sich zu schämen. Du vermeidest alle Momente tiefer Berührung, die den Bluff enttarnen könnten. Wenn dich dieser Abschnitt berührt, empfehle ich dir, dich mit Hilfe kompetenter psychologischer Begleitung langfristig mit dem Thema auseinanderzusetzen. Hier helfen Ratgeberbücher nur begrenzt weiter.

Das große Missverständnis

All die bis hierher beschriebenen Formen der Scham existieren nur auf Grund eines existentiellen Missverständnisses. Die letzte Scham in Worte zu fassen, ist für mich herausfordernd. Wenn du sie bereits erlebt hast, weißt du sofort, was ich meine. Ich nenne sie die essentielle Scham. Jedes Ego ist letztendlich nichts weiter als ein Programm aus Denk-, Gefühls- und Verhaltensgewohnheiten. Wir legen es uns im Laufe unserer Entwicklung zu, um gut zu funktionieren, einen halbwegs lukrativen Platz in der Herde zu ergattern, Beziehungspartner zu gewinnen…

Nichts gegen das Ego. Es ist ein nützliches Konstrukt, um den Alltag zu meistern. Doch das bist nicht DU! Tiefer als Ego existiert in jedem von uns essentielles Bewusstsein. Ursprünglich. Nicht geprägt. Immer frisch. Immer staunend. Selbst wenn du nicht auf spirituellen Pfaden unterwegs bist, kennst du den Unterschied. Unsere Essenz kommt oft unerwartet zum Vorschein. Im Verliebtsein. Beim Lachen. In einem Moment nackter Verletzlichkeit beim Sex. In deiner Liebe für ein Kind oder ein Tier. Wer sich einer essentiellen Arbeit hingegeben hat – zum Beispiel Meditation, holotropem Atmen oder dem Enneagramm – der weiß sicher auch, was ich meine.

Die Momente, wenn unser Ego ins Stolpern gerät und DAS zum Vorschein kommt, was wir wirklich sind, sind so kostbar. So nährend. So erhellend. Und doch werden sie häufig begleitet von einer kurz, doch intensiv gefühlten Scham. Ich nenne es nach dem Märchen von Andersen den „Kaiser-ohne- Kleider“-Effekt. Denn wenn wir die Welt aus den Augen unserer ursprünglichen Essenz schauen, erkennen wir auch, wie lächerlich die Versuche unseres Egos waren, sich eine Besonderheit zuzulegen, die es nie hatte.

Wir sehen, wie oft wir aus dem Ego heraus unsere liebsten Mitmenschen missinterpretiert haben. Wie wir uns gegenseitig wie Objekte benutzten und es auch noch „Liebe“ nannten. Wie banal und automatisch die Mechanismen unseres Programms sind. Da hat das kleine Ego so viel Zeit investiert, um für uns in dieser Welt des Scheins eine Hülle aufzubauen, mit der wir möglichst gut punkten können. Wichtig, wissend, dramatisch,…

Wir haben es uns selbst geglaubt! Und da stehen wir plötzlich. Nackt. Nicht körperlich. Aber seelisch. Eigentlich ein so befreiender Moment. Denn wenn du weißt, wer du wirklich bist, kann dich die Scham aus den anderen vier Quellen nicht mehr antasten. HIER, in deiner tiefsten Essenz, warst du unschuldig, natürlich schön und wirst es immer sein. Dennoch fühlst du Scham. Doch die ist jetzt gut. Sie lässt dich noch einmal sehr bewusst den Unterschied wahrnehmen – zwischen einem urteilenden, mechanisch agierenden Ego und deinem wahren, staunenden, frischen Sein. Diese Scham macht dich nicht klein, sondern wach. Sie bricht feine Fissuren in die glatte Schale deines Egos, durch die ein Licht dringt, nach dem du dich immer gesehnt hast. Du verstehst die Worte von Marianne Williamson aus ihrem berühmten Zitat: „Wir haben Angst vor unserer wahren Größe…“

Diese wahre Größe in dir muss sich mit niemanden messen. Sie muss niemanden gefallen. Sie kann sich nicht schämen. Sie heilt all die alte Scham. Sie lässt dich deine Mitmenschen in ihrem wahren Licht sehen. Und zum ersten Mal erkannten sie einander und es gab keinen Grund mehr für Scham. Sie waren frei. Immer schon gewesen.

19 Responses

  1. Karin Bauer
    Umfrage zur Spiritualität

    Guten Tag,

    bitte darf ich auf Ihrer Seite auf meine Umfrage zum
    Thema Religiosität / Spiritualität und Mutter / Vater
    hinweisen: http://relspi.blogspot.com .

    Danke, falls ja. MfG Karin Bauer

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  2. Anton
    Schäm dich, Veit!

    >>>Einige international renommierte Psychologen gehen zum Beispiel einhellig davon aus, dass Donald Trump an bösartigem Narzissmus leidet.

    Weder gehen sie einhellig davon aus, noch sind das überhaupt Experten. Das Trump-Bashing ist einfach billige Propaganda der NWO-Finanzmafia.

    Schäm dich, Veit! Das ist unter deinem möglichen Niveau!

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  3. Karin Karina Gerlach
    Wer ist denn hier der "Trump"

    Ohje, ich sehe da ein grosses und gefährliches Missverständnis in Bezug auf Sexualität und das verherrlichte Ego. Ausserdem ist in achtsamer Selbstbetrachtung auch klar, dass an das persönliche Schuldgefühl immer auch Scham (falsch zu sein oder etwas Falsches getan zu haben) gekoppelt. Deine letzten Worte, lieber Veit, treffen mich im Herzen: Ich erkannte mich im anderen und zwar in JEDEM anderen. Das ist Liebe. Durch dieses erwachte Bewusstsein der inneren Liebe ist die Körperidentität beendet. Hier ist klar, das Körper-sein verkörpert stets eine Trennung durch „Ich“ und weil das eine Lüge ist, fühlen wir Schuld und Scham. An die Körperidentität ist also immer auch Scham gekoppelt und ja, manche verdrängen diese Scham zugunsten der schönen Sex-Gefühle! Es gibt viele „Trumps“ unter uns. Lange hab ich auch meine Sexualität verherrlicht, weil es sich soooo gut anfühlt. Doch nun, im Zustand des In-Liebe-Seins ist das Gewahrsein dieser Liebe tausendmal schöner als Sex. Im Zustand des In-Liebe-Seins findet eine Herauslösung aus dem gewaltigen sexuellen Getriebe statt, das die Welt beherrscht. Also, wer ist denn hier der Trump?

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  4. Constanze
    Scham in Beziehung mit einem Narcissten

    Danke Veit, ich bin sehr tief berührt von Deinem Artikel. Vor allem wenn es um das seelisch“nackt machen“ geht. Ich war vor ein paar Jahren mal an einem Punkt, wo ich das zum ersten Mal in einer Beziehung zu einem Mann zu 100% gemacht habe. Ich habe alle Konzepte und mein Ego losgelassen und mich voll und ganz mit meinem tiefsten Herzen hingegeben. Ich fühlte mich mit diesem Mann so nah…wir waren wie zwei glückliche Kinder, die schon immer nacheinander gesucht hatten und unglaublich liebevoll, verständnisvoll und offen miteinander waren. Es war eine Verschmelzung von Herzen, die mich zu Tränen rührte, und wie ich sie vorher noch nie erlebt hatte. Leider stellte sich nach einiger Zeit heraus, dass dieser Mann psychisch sehr starke Probleme hatte, und immer mehr meine Offenheit und Verletzbarkeit ihm gegenüber dafür benutzt hat, mir durch Zynismus und Sarkasmus Schmerzen zuzufügen. Er trank. Er war teils depressiv. Er zeigte ein verbittertes Gesicht gegenüber der Welt und den Menschen. Er wurde von Dr.Jackyll zu Mr. Hyde für mich. Es wurde zu einem Psychotrip, durch den ich im tiefsten Inneren spirituell, emotional und psychisch extrem starke Schmerzen erlitt. Gott sei Dank hielt es nur ein Jahr. Ich erinnere mich an ein Gefühl der Scham, überhaupt anwesend zu sein, das in seiner Gegenwart so große wurde, dass ich am ganzen Körper zu zittern begann, wenn er im selben Raum war wie ich. Von einer selbstbewussten, starken, alles alleine meisternden Frau war ich zu einem Häufchen Elend verkümmert (ich denke heute, er ist ein pathologischer Narzisst, Soziopath und eventuell noch einiges andere). Ich bin zwar schon seit zwei Jahren aus der Beziehung raus, aber die Wunden sind tief (hatte schon Hypnotherapie und hat auch geholfen). Ich weiß aber nicht, ob ich mich trauen würde, mich jemals einem Mann gegenüber noch einmal so verletzbar zu machen…es würde sich anfühlen wie über die Klippe springen ohne Netz und Boden und mit dem sicheren Tod vor Augen…

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    • Susanne
      Antwort an Constanze

      Hallo Constanze, dein Kommentar hat MICH sehr berührt! Sei stolz darauf, dass Du den Mut hattest, das zu wagen. Das zeigt mir zumindest, dass Du eine grosse Frau bist! Du hast etwas neues probiert und dabei auch grosses Glück erlebt. Gleichzeitig stolpert man schonmal, wenn man den Weg noch nie gegangen ist, man kann auch hart aufschlagen dabei – … war es deshalb verkehrt den neuen Weg einzuschlagen? Liebe Grüsse Susanne

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      • Constanze
        danke 🙂

        Danke Dir liebe Susanne. Es war sicher nicht verkehrt, diesen Weg einzuschlagen. Durch das Ganze habe ich auch viel gelernt. Z.B. Selbstrespekt und mehr Selbstliebe. Allein kann ich es schon super! Ob ich es auch in einer Beziehung zu einem Mann könnte? Müsste ich ausprobieren. Habe im Moment noch keine…;-) Alles Liebe, Constanze

    • Elke
      Elke Borgmann

      Liebe Constanze,
      Als ich Deine Zeilen eben las, dachte ich, das bin ja ich. Hab ich das jetzt geschrieben?

      Mit dem Unterschied, ich habe diesen Kranken bipolaren Menschen geheiratet ind stecke noch mittendrin in dieser Katastrophe…… und wähle mich erst sooo langsam raus.
      Dieses Forum humantrust hilt mir sehr dabei, auch mich selbst zu erkennen.
      LG von Elke

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    • sadhu
      zum Leben gehört auch etwas Mut zu Fehlern und Tiefschlägen

      RamRam Constanze

      Deine letzten drei Zeilen bergen aus meiner Sicht eine Frage, die vielleicht sehr hilfreich sein kann. Brauchst du denn das Aussen, um deine Tiefen wahrnehmen zu können.
      Es mag sein, dass für den Einen oder die Andere ein kontinuierlicher Auslöser (Partner ) für das Wahrnehmen des eigenen Seins notwendig ist, andere haben die Möglichkeit vom Leben bekommen sich ohne fremde Einwirkung wahrzunehmen.
      Ich denke nicht, dass es notwendig ist die Bedingtheiten deines ehemaligen Partners zu definieren. Er hat dich dir selbst näher gebracht, nur das zählt.
      Ich bin sicher, dass wenn du dich bemühst bei dir selbst zu bleiben, wieder jemand kommt, mit dem du einen Schritt weiter gehen kannst.
      Um seinem eigenen Jesus zu begegnen, muss man auch dafür was tun.
      Stell dir vor, dein Traumpartner wäre dir zu einer Zeit begegnet, wo du noch nicht bereit für ihn warst.
      Gleiches zieht gleiches an. Ich bin überzeugt, wenn du deine neuentdeckten Freiheiten als einen Gewinn und als ein wertvolles Geschenk ansiehst, wird das Gegenstück nicht lange auf sich warten lassen. Man muss es nur korrekt machen. Also wahrhaftig.
      Ich kenn die Freiheit von der du sprichst. Ich durfte sie ohne Partner erfahren – fühlt sich genauso an – und hab dann angefangen sie mit einer Partnerin nochmal zu erreichen. Alleine ist es ein Spaziergang. Zusammen eine recht heftige Herausforderung.
      Mit einem Partner zusammen kann man allerdings eine nachhaltige Veränderung in sich erreichen. Der Partner ist nur ein Werkzeug, wichtig ist die Freiheit in seiner Weltbetrachtung, je freier desto mehr das Gefühl von Liebe, und an der solltest du vielleicht festhalten.

      Antworten
      • Constanze
        Sehr gut erkannt!

        Lieber Sadhu, ich danke Dir von Herzen für Deine weisen und genau ins Schwarze treffenden Worte. Woher kennst Du mich so gut? Ich hatte gerade Gänsehaut beim Lesen! Genau darum geht es: bei mir zu bleiben in der Beziehung zu einem Mann. Ich bin dran. Alleine klappt es schon sehr gut! Ich genieße meine Freiheit und werde immer mehr ich. Auch durch die Ausbildung bei Veit. Ich vertraue dem Leben, dass es mir immer das Richtige bringt. Und ich gebe mich dem Prozess hin.
        Alles Liebe!
        Constanze

  5. Aron
    Trifft ins Mark

    Mitten ins Schwarze getroffen, schmerzhaft alte Wunden berührend und doch so unterstützend.

    Antworten
  6. Hubert
    Scham

    Es ist schlimm wenn man mit über 70 feststellen muss, daß man eigentlich nicht gelebt hat, sondern gelebt wurde. Diese Scham begleitet mich und gibt mir zugleich Kraft auch jetzt noch zu ändern was zu ändern ist. Dazu g ehört Vergebung, so schwer es auch fällt. Danke lieber Veit für Deine Erklärungen! L.G. Hubert aus Münchberg

    Antworten
    • Bärbel
      Scham

      Hallo Hubert,
      ich kann dich trösten- DU BIST NICHT ALLEIN- ich bin immerhin noch 5 Jahre älter, mich hat das Thema ganz stark berührt und „erwischt“ im wahrsten Sinn des Wortes als ich in die Rentenzeit ging und sehr viel Zeit plötzlich hatte über alles nachzudenken. Da kamen die Themen hoch und ich stellte genau wie Du fest: Für wehn lebst DU eigentlich? Es folgte eine tiefe depressive Phase in der alle diese Themen, und besonders SCHAM über mich, mein Leben und vieles ANDERE hoch kam.Von Aussen hatte ich überhaupt keinen Grund mich zu schämen oder zu grämen- was m.M. nach eng zusammen hängt. Der Prozess ist immer noch im Gange, aber es kommt die Erkenntnis mehr und mehr durch: Es ist DEIN LEBEN- NIMM ES SO AN WIE ES IST. Und SAcham ist ja nur ein Gefühl, wenn auch ein sehr negatives und blockirendes- nur wir sind ja nicht nur Gefühl, wir sind doch weit mehr. Dieser Gedanke tröstet mich und gibt mir Kraft positiv in die Zukunft ztu schauen.
      Liebe Grüße aus dem Norden von Bärbel

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  7. Alexandra
    Aus dem Schatten geholt

    Danke für das Thema, das als Unterhaltungsthema bislang ein Schattendasein führte. Meine Erfahrung ist:in dem Moment als ich Ja zu meiner Scham gesagt habe, gingen in mir neue Freiräume auf. Seitdem kann ich leichter dazu stehen, dass ich mich in manchen Situationen schäme und es sogar auch aussprechen, dass es so ist.

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  8. Astrid
    Sehr gut beschrieben!

    Wow! Sehr schön beschrieben!
    Ich kenne das Gefühl der Scham sehr gut. Die Botschaft „schäm Dich! “ kenne ich nur allzu gut aus meiner Kindheit. In vielen Momenten meines Lebens würde ich so gerne soviel mehr von mir zeigen. In mir drin ist dann soviel Freude und Begeisterung die ich teilen möchte. Und dann tu ich es doch nicht. Das ist dann ein trauriges Gefühl.

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  9. Gudrun
    Es ist Zeit!

    Warum wird das nicht in den Schulen gelehrt? Es wäre so essentiell notwendig!
    Ich meine das ernst. Wie könnte das initiiert werden?

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  10. Sarita
    Danke

    Es ist super beschrieben und sehr holfreich. Machst du auch ein seminar über scham?
    Alles gute und herzliche grüsse sarita

    Antworten
  11. Carmen Goglin
    Super geschrieben!

    Vielen Dank für die sehr informative Darstellung dieses nicht einfachen Themas. Ich kann für mich einige Erkenntnisse mitnehmen.

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