Zurück zu den Wurzeln christlicher Mystik: Ein spiritueller Weg von Kontemplation und Handauflegen unterstützt die Selbstheilung und ebnet den Pfad zu innerer Stille.

In allen Weltreligionen gibt es neben den nach außen gerichteten Wegen auch nach innen gerichtete mystische Wege. Dabei ist mit Mystik gemeint: die Erfahrung des Göttlichen im Menschen suchend. Im Buddhismus findet man Zen oder Vipassana, im Hinduismus werden Yoga und Meditation gepflegt. Auch Tantra, das die Verbindung zwischen Spiritualität und Sexualität lehrt, gehört hierzu. Im Islam kennen wir die Wege des Sufismus, im Judentum gibt es Kabbalah und Chassidismus, im Christentum ist es die Kontemplation, die als Weg nach innen gelehrt wird.
Kontemplation, das ist Sitzen in der Stille oder liebendes Aufmerken, wie Johannes vom Kreuz es genannt hat. Vom Wort her heißt es: betrachten. Der Segen der Kontemplation ist die erfüllende Stille, die in unserer so hektischen Zeit wie ein Balsam für unsere Seele wirken kann.

Diesen traditionsreichen mystischen Weg praktizierten bereits die Wüstenväter. Die Blüte dieses christlich-mystischen Weges wurde im Mittelalter von Frauen wie Hildegard von Bingen, Theresa von Avila, Mechthild von Magdeburg und Männern wie Meister Eckhart, Johannes vom Kreuz, Johannes Tauler gelehrt.

Kontemplation und Meditation

Theresa von Avila unterschied unter anderem zwischen Gebet, Meditation und Kontemplation. Gebet ist die mündliche Zwiesprache mit Gott. Bei der Meditation wird die Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand gelenkt, beispielsweise auf ein Bild, auf einen Text oder auf eine Musik. Kontemplation ist die gegenstandsfreie Form der Meditation. Heute ist es vor allem das Verdienst des Benediktinerpaters und Zen-Meisters Willigis Jäger, diesen in Vergessenheit geratenen Weg der Kontemplation in Erinnerung gerufen zu haben.

In der Kontemplation üben wir, uns ausschließlich auf den Atem zu konzentrieren. Oder wir verbinden den Atem beim Ein- und Ausatmen mit einem Wort, zum Beispiel Shalom (Frieden). Einatmen: Sha, Ausatmen: – lom.

Eigene Erfahrungen

Nachdem ich in den Jahren von 1981 bis 1998 Meditation und Kontemplation als meinen Weg erfahren durfte, erkrankte ich 1998 an Krebs. Für mich war beim Nennen der Diagnose sofort der Gedanke da: Das ist eine Chance zu einem neuen Leben. Monate zuvor wurde mir die erste tiefe und lang anhaltende Einheitserfahrung in der Kontemplation während einer Schweigewoche geschenkt. Im Nachhinein betrachtet war das für mich der Zugang zu meiner Intuition, die hier freigelegt wurde. Ich sehe es in erster Linie als Gnade und Geschenk und sehe zugleich meinen Beitrag dazu, durch meine langjährige Disziplin (das tägliche Üben, durch das ich mich geöffnet und gereinigt habe) und durch psychotherapeutische Unterstützung in der Zeit meiner „dunklen Nacht der Seele“ (wie Johannes vom Kreuz es nennt), einer tiefen spirituellen Krise.

Ausgelöst durch meine Krebserfahrung, suchte ich nach einer Entspannungsmethode, um aktiv etwas für meine Gesundwerdung zu tun. So lernte ich unter anderem Reiki kennen, verband es mit einer innerlichen Übung der Kontemplation und entdeckte dabei einen Schatz, der mich seitdem täglich begleitet. Durch das Auflegen der Hände bei mir selbst als meine tägliche spirituelle Übung fühlte ich mehr und mehr: „Alles ist in mir.“ So entdeckte ich meinen neuen spirituellen Weg: Kontemplation und Handauflegen.

Zugang zur Intuition

Im selben Jahr lernte ich auf der Tagung der Würzburger Schule der Kontemplation mehrere Menschen kennen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und wir alle nannten diesen Weg Handauflegen. Im Unterschied zum Reiki verbinden wir das Handauflegen mit Kontemplation und sprechen vor der Übung ein Gebet. Für mich war das Heilsame, dass ich durch die Übung der Kontemplation einen Zugang zu meiner Intuition erfahren habe. Ich fühlte zu lebenswichtigen Entscheidungen, wie der Frage, ob ich nach meiner Operation noch eine Strahlentherapie brauchte, mit innerer Gewissheit und Klarheit die Antwort. Aus der Tiefe meines Herzens tauchte ein Satz auf: „Jetzt ist alles gut und heil“. Seitdem wurde das Handauflegen zu meiner alternativen „Strahlentherapie“. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Entscheidungen immer nur der innere Arzt und Heiler in uns treffen kann. Das kann uns niemand von außen abnehmen.

Zum Thema Handauflegen habe ich mich schon als Kind gefragt: Wo sind die Christen, die das tun, was im Evangelium an vielen Stellen erwähnt wird (siehe zum Beispiel Markus, 16,18, „und die Kranken, denen sie die Hände auflegen, werden gesund werden“, Apostelgesch. 28,8, „dann legte er ihm die Hände auf und heilte ihn“)? Das Wunderbare an diesem Weg ist, dass ganz entspannt im Liegen geübt werden kann.

Dadurch, dass der Kopf auf der Erde liegt, fällt es leichter, die Gedanken loszulassen – eine der größten Herausforderungen auf jedem spirituellen Weg.

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