Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Kein Licht am Ende des Tunnels

Eigentlich wollte ich gar nicht ran an die homöopathische Stutenmilch.
Das Pferd ist ein Beute- und Fluchttier und ich weiß aus Erfahrung, dass die entsprechenden homöopathischen Arzneien genau diesen Beutetiermodus sehr unangenehm in uns fokussieren. Denn damit Traumatisches heilen kann, müssen wir in diesen energetischen Raum der Ohnmacht noch einmal hinein und die entsprechenden – meist sehr schmerzlichen – Gefühle zulassen.

Bereits nach der ersten Einnahme inszeniert sich bei mir dieses Stutenmilchthema im Traum.
Mit meinen 1.90 Meter Größe und fast hundert Kilo Gewicht würde ich mich als durchaus wehrhaften Mann bezeichnen. In diesem Traum aber sitze ich an meinem Praxisschreibtisch und plötzlich steht jemand drohend über mir und kann sich kaum beherrschen, mir Gewalt anzutun. Ich bin in einem seltsamen Zustand von Schockstarre, in dem ich mich vollkommen handlungsunfähig und absolut wehrlos fühle. Mir bleibt nichts übrig, als zu warten, dass die Situation vorübergeht, und zu hoffen, dass der Angreifer nicht die Beherrschung verliert und von seinem Gewaltimpuls übermannt wird.

Die homöopathische Pferdemilch ist da angezeigt, wo wir resignieren, das Gefühl haben, wir können ja eh nichts mehr machen. Sie führt uns zurück zu unverarbeiteten Lebenssituationen, in denen wir vielleicht als Kind wirklich ohnmächtig und ausgeliefert waren. An diesem Punkt sind wir oft hängengeblieben. Hierzu ein Klienten-Feedback nach Einnahme von Pferdemilch:

„Ich befinde mich gerade in einer völligen Verlorenheit. Ich suche im Außen immer wieder die Bestätigung, dass ich richtig bin, dass ich es für die anderen richtig gemacht habe. Andererseits will ich auch diese ganzen Ketten sprengen, die mich so an die Bestätigung der anderen fesseln. Ich kann das aber im Moment immer nur angucken und bin unfähig, etwas zu machen!“.

Mit homöopathischer Pferdemilch befinden wir uns damit auch unmittelbar am Nerv der Zeit.
Angesichts sich verschärfender Einschränkungen unserer Handlungs- und Bewegungsfreiheit kommen immer mehr Menschen in meine Praxis, die sich in einem Zustand von Resignation, Ohnmacht und Verlorenheit befinden und das Gefühl haben, selbst absolut nichts daran ändern zu können.

Zügel anlegen lassen oder sich aufbäumen?

Nach Einnahme von homöopathischer Pferdemilch messe ich bei mir einen erhöhten Blutdruck. Das ist ein zentrales Leitsymptom dieser homöopathischen Arznei. Der erhöhte Druck entsteht aus einem inneren Konflikt. Einerseits besteht ein starker Herdentrieb, also ein großer Wunsch nach Zugehörigkeit, nach Lob und Zuwendung, was dazu führt, dass ein enormer Leistungsdruck entsteht, diese Zuwendung durch Anpassung auch zu erhalten, um „sicher in der Herde“ leben zu können. Dieser Druck begegnet allerdings einem anderen starken Druck, nämlich der freiheitsliebenden Seite des Pferdes, dem Wunsch, sich all dieser Fesseln zu entledigen. Und genau das führt auf der körperlichen Ebene zu dem erhöhten Blutdruck.

Das homöopathische Arzneiprofil der Pferdemilch spiegelt damit einen tiefen Konflikt in uns Menschen, der jetzt gerade durch Corona aufbricht wie eine vernarbte Wunde, die wieder anfängt zu bluten. Lasse ich mir Zügel anlegen wie ein domestiziertes Pferd (Maske, Kontaktverbot und Bewegungseinschränkung auf ein Minimum) oder bäume ich mich auf wie ein Wildpferd (Querdenken, etc….)?

Pferdemilch: Sicher getragen vom Leben

Das Pferd ist, wie gesagt, ein Beutetier. Die Fähigkeit, vor Gefahr zu fliehen und das absolute Vertrauen in eine verlässliche Führung sichern sein Überleben. Wild lebend ist es zwar ein Hengst, der die Herde bewacht, aber es ist eine Stute, die die Herde führt. Das ist entscheidend für das Arzneiverständnis der Stutenmilch. Sie stärkt unsere Verbindung zu dem sicheren Getragensein im Leben (Genährtsein durch die Mutter), einem zentralen Thema der homöopathischen Milch. Die Milch nährt uns zu Beginn unseres Lebens – wenn wir absolut schutzlos und fragil sind – körperlich und seelisch und schafft überhaupt erst das Vertrauen ins Leben, das wir brauchen, um die anderen Menschen als Mitmenschen und nicht als mögliche Gegner wahrnehmen zu können. Ob ich mir nun im Moment Zügel anlegen lasse aus Angst, meine Zugehörigkeit zur Herde zu verlieren oder mich aufbäume aus Angst, dass meine Freiheit eingeschränkt wird – beides ist letztendlich Ausdruck dieses fehlenden tiefen Vertrauens und Getragenseins, das ganz natürlich von innen kommt und letztlich nie ausreichend durch irgendein Tun oder Verhalten im Außen kompensiert werden kann…

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich immer auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

 

 

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