Gegen Massentierhaltung, Glyphosat und Monokulturen richten sich zahlreiche Initiativen, die eine Agrarwende von unten organisieren wollen.

Die Insekten sterben aus, in den Ställen herrscht Massentierhaltung und Monokulturen zerstören die Artenvielfalt. Da die Politik nicht in der Lage ist, eine Wende in der Landwirtschaft durchzuführen, haben sich zahlreiche Bewegungen gegründet, die eine Agrarwende von unten organisieren.

Um die Landwirtschaft fairer, nachhaltiger und ökologischer zu machen, gründen sie Erzeugergemeinschaften, Ernährungsräte, Selbsternteprojekte und landwirtschaftliche Investitionsgenossenschaften. Sie gärtnern mitten in der Stadt oder unterstützen eine solidarische Form der Landwirtschaft (Solawi). Verbraucher kommen mit Erzeugern ins Gespräch und erproben neue Modelle der Nahrungsmittelversorgung. Auch wenn man damit gegen die zunehmende Macht der Agrarkonzerne nicht ankommt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten mitzumachen, die weit über unsere Kaufentscheidung im Supermarkt hinausgehen.

Allen voran geht die Initiative Solidarische Landwirtschaft (Solawi). Treffender wäre eigentlich die englische Bezeichnung „Community Supported Agriculture (CSA)“, übersetzt heißt das „eine von der Gemeinschaft unterstützte Landwirtschaft“. Denn die Grundidee ist, dass eine Gemeinschaft von Verbrauchern einen Bauern direkt unterstützt. Einerseits, indem die Verbraucher garantieren, regelmäßig Produkte von ihm zu kaufen, deren Preise vorab festgelegt wurden. Andererseits, indem sie regelmäßig auf seinem Bauernhof mitarbeiten. Die Kundinnen und Kunden erhalten dann jede Woche eine Kiste mit frischem Gemüse und anderen Produkten aus ihrer Landwirtschaft.

Auf der Internetseite www.ernte-teilen.org gibt eine interaktive Karte darüber Auskunft, wo sich die nächste Solawi-Initiative befindet. Zahlreiche weitere Projekte sind im Entstehen. Stephanie Wild vom Netzwerk Solidarische Landwirtschaft freut sich über das Interesse: „Die Sache nimmt definitiv gerade Fahrt auf.“ Gab es bis 2009 noch weniger als zehn Solawi-Projekte in Deutschland, beteiligen sich heute schon über 175 Betriebe.

Einen weiteren Weg, die regionale Landwirtschaft zu unterstützen, haben die Ernährungsräte gefunden. In solchen Räten schließen sich Bürger zusammen und organisieren zum Beispiel Bauernmärkte, versuchen an Schulen, das Thema gesunde Ernährung auf den Lehrplan zu bringen oder unterhalten landwirtschaftliche Flächen in Stadtnähe. Ziel ist es, ganz lokal Ernährungspolitik zu machen. Mittlerweile gibt es im deutschsprachigen Raum 40 Ernährungsräte. Die ersten Ernährungsräte in Deutschland wurden 2016 in Berlin und Köln gegründet. Seit November 2017 haben sie sich im Netzwerk Ernährungsräte zusammengeschlossen.

Wer statt Zeit lieber Geld investieren möchte, für den gibt es Bürgeraktiengesellschaften und Investitionsgenossenschaften. Dort kann man Geld anlegen und gleichzeitig die ökologische Landwirtschaft unterstützen. Pionierarbeit hat hier die Freiburger Regionalwert AG geleistet. Seit ihrer Gründung vor zwölf Jahren kann man mit Aktien, die 500 Euro kosten, Landwirte, Bioläden oder Gastronomiebetriebe aus der Region fördern, die bestimmte ökologische und soziale Kriterien erfüllen. Inzwischen gibt es auch eine Regionalwert AG im Rheinland. Neue Ableger in Berlin und Brandenburg sind geplant.

Und zu guter Letzt gibt es noch Bauernmärkte und Hofläden, Initiativen gegen die Verschwendung von Nahrungsmitteln wie Tafeln und Foodsharing-Läden. Oder Projekte wie die Urbane Farm Dessau, wo auf den Grünflächen zwischen Plattenbauten Kartoffeln, Tomaten und Möhren wachsen. All diese Bewegungen könnten eines Tages eine Agrarwende von unten einleiten.

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