Umfassende Perspektive – die globalen Konfliktthemen aus Sicht der integralen Theorie 27. September 2016 Wissen & Weisheit 4 Kommentare Trump, Islamischer Staat, AfD – die Liste aktueller Konfliktthemen, bei denen Angst, Wut, Hass, Vorurteile und platte Feindbilder eine zentrale Rolle spielen, ließe sich fast endlos fortsetzen. Und Lösungen scheint es nicht zu geben. Stattdessen verbale und militärische Gegenschläge, rechthaberische Eigendarstellungen, vereinfachende Gut-Böse-Weltbilder. Die Lage für Politik und Gesellschaft erscheint hoffnungslos, der Knoten unentwirrbar. Doch die Entwicklungspsychologie in Kombination mit einer Betrachtungsweise auf Basis der integralen Theorie bietet die Möglichkeit, einen umfassenderen Blick auf das globale Geschehen zu werfen – sofern wir bereit und in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und auch eigene Positionen kritisch zu reflektieren. Von Michael Habecker Die relative Stabilität, die Mitteleuropa seit dem Zweiten Weltkrieg erleben durfte, mit einer Welle an Demokratisierung, Wohlstand und Europäisierung, ist vorbei. Durch Terror, Migrationsströme, wirtschaftliche Unsicherheit und Schuldenkrise wird deutlich, was vorher verdeckt war und worüber nur spekuliert werden konnte: wo die Länder jeweils in ihrer kollektiven Entwicklung stehen. So lässt sich an den Wahlergebnissen der AfD in Deutschland bis hinters Komma ablesen, wo die soziologische Grenze zwischen der Gruppe der Nationalisten und der Globalisten – als zwei der gängigsten Grundüberzeugungen – gerade aktuell verläuft. Grundüberzeugungen und wie sie entstehen sind ein Thema, das in der allgemeinen Debatte allerdings oft zu kurz kommt. Ein weitgehend materialistischer Mainstream, bei dem meist unbewusst Wissenschaft mit Naturwissenschaft gleichgesetzt wird, tut sich schwer mit geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen wie der Entwicklungspsychologie. Das Thema der Erwachsenenentwicklung wird so gut wie gar nicht wahrgenommen. Doch es ist enorm wichtig. Es kann die politischen und gesellschaftlichen Positionen (er)klären und könnte auch die Debatte entpolarisieren – ohne die Unterschiede zu verwischen –, denn unser aller Denken, Fühlen, Reden und Handeln „kommt“ aus bestimmten Grundüberzeugungen, die sich wiederum im Laufe unserer Biografie gebildet und entwickelt haben (und weiter entwickeln können). Stufen der Entwicklung Die Ursprünge dieser Grundüberzeugungen sind Forschungsgegenstand der Entwicklungspsychologie. Deren Erkenntnisse lassen sich wie folgt ganz kurz beispielhaft darstellen: Mit dem Entstehen des ersten Ich-Erlebens ist das Bewusstsein egozentrisch – das ist nicht wertend, sondern beschreibend gemeint. Ein Säugling kann sich noch nicht in andere Menschen hineinversetzen, sondern erlebt nur sich selbst und andere als eine Verlängerung des eigenen Selbst. Nennen wir dies die Entwicklungsstufe 1. Mit dem Erlernen der Regeln und Rollen seiner Umgebung tritt der Mensch in die Stufe 2 ein, die mit Begriffen wie soziozentrisch, konformistisch und traditionell beschrieben wird. Können diese Regeln und Rollen reflektiert werden, auch kritisch, erreicht der Mensch die Stufe 3, mit Beschreibungen wie wissenschaftlich, modern, leistungsorientiert. Diese Stufe hat einen stark vereinheitlichenden Charakter (Beispiel: Die Erkenntnisse der Wissenschaft – meist sind damit die Naturwissenschaften gemeint – sind für alle gleich. Auch in modernen politischen Systemen wie der Demokratie gilt Gleichheit für alle.). Diese Gleichheit wird in der Stufe 4 überwunden, auf der Vielfalt und Unterschiedlichkeit im Vordergrund stehen. Typische Begriffe dafür sind postmodern, pluralistisch, multikulturell und relativistisch. Bis hierher stehen alle Stufen miteinander im Konflikt und „Werte-Clash“: Das Traditionelle beispielsweise ruft den Egoismus zur Ordnung (Klassisches Beispiel sind Regeln wie „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Was uns heute archaisch erscheint, war zu seiner Zeit ein großer Fortschritt, weil die unbegrenzte Rache der Stufe 1 eine Obergrenze bekam.). Dies ist auch der Schritt der Sozialisation generell. Eltern verbringen viel Zeit damit, ihren Kindern zu sagen, was sie tun sollen und was sie nicht tun sollen. Die Moderne allerdings will nichts zu tun haben mit den „Mythen“ der Traditionalisten. Zu diesen gehören alle Regeln, die absolutistisch von oben verordnet unhinterfragt zu gelten haben, so zum Beispiel alles, was von den traditionellen Religionen vorgegeben wird. Die pluralistische Postmoderne wiederum kritisiert die Modernisten wegen ihrer Vereinheitlichungstendenzen. Aus ihrer Sicht kann die Staatsform „Demokratie“ auf viele unterschiedliche Weisen gelebt werden, je nach Kultur, Religion, Geografie, Geschichte usw. Bis hierher fehlt es zwischen den Stufen an gegenseitigem Verständnis. Doch dann geschieht, jedenfalls in den Augen einiger Entwicklungsforscher, ein besonders großer (Bewusstseins)Sprung. Die nächsthöhere Stufe , die auch als „integral“ oder „integrierend“ bezeichnet wird, ist erstmals in der Lage, die Bedeutung der gesamten Entwicklungsspirale zu erkennen und wertzuschätzen. Die Stufen bauen demnach aufeinander auf; frühere Stufen sind grundlegender, spätere Stufen bedeutender im Sinne von umfassender. Aber alle sind gleichermaßen wichtig für die menschliche Entwicklung, und jede kann in gesunden und ungesunden Ausprägungen gelebt werden (Das „mir san mir“ in Bayern ist ebenso soziozentrisch wie ein „wer nicht für uns ist, ist gegen uns“. Letzteres klingt jedoch deutlich kriegerischer.). (* Ein integraler Abstraktionismus würde die integrale Landkarte mit der Wirklichkeit verwechseln. Die Landkarte ist jedoch lediglich Hilfsmittel und Einladung, sich auf Wirklichkeit einzulassen.) Anhand derartiger Entwicklungsmodelle können praktisch alle gesellschaftlichen Geschehnisse grob eingeordnet werden. (Natürlich sind die Dinge in Wirklichkeit komplexer, aber hier geht es um eine erste Orientierung und die Vermittlung der Bedeutung einer entwicklungspsychologischen Betrachtung.) Hier ein paar Beispiele: Terror (wie der des Islamischen Staates): eine Grundüberzeugung der Stufe 1, oft gepaart mit einer Ideologie der Stufe 2. Nationalismus: Stufe 2, mit einer klaren Unterscheidung von Gut und Böse bzw. Richtig/Falsch, welche die Gegner dessen, was als richtig betrachtet wird, im Inneren und Äußeren bekämpft. (Wenn dann noch eine Verdrängungs- /Projektionsdynamik hinzukommt, wie „die Juden sind an allem schuld“ oder „die Ausländer sind an allem schuld“ kommt es schnell zur Diffamierung und Bekämpfung ganzer Menschengruppen, bis hin zu Völkermord.) Neoliberalismus: eine ungesunde Ausprägung der Stufe 3, wo der Markt zwar global ist, das heißt, niemand ist prinzipiell ausgeschlossen, es jedoch kaum Spielregeln gibt, so dass die Starken immer stärker und die Reichen immer reicher werden, auf Kosten der Ärmeren und Benachteiligten (Als typisch neoliberale Politik gilt die „Öffnung“ (= Deregulierung) der Märkte unter Reagan und Thatcher.). Donald Trump: egozentrisch gemäß der Stufe 1 und nationalistisch gemäß der Stufe 2 in der Grundhaltung, gepaart mit einem großen Charisma und einer massiv-suggestiven Rhetorik. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Donald Trump und Hillary Clinton ist aus meiner Sicht, dass Trump fast ausschließlich aus seiner subjektiven Überzeugung argumentiert – „was für mich richtig ist, ist richtig“, und die Objektivität der Aussagen dabei kaum eine Rolle spielt. Das ist bei Clinton nicht so. Clinton ist auch mehr international ausgerichtet, das heißt, sie ist bemüht um die Einbeziehung der Perspektiven von Nicht-Amerikanern, wobei sie im Wahlkampf natürlich auch auf der „America first“-Schiene fährt und damit Stufe 2 bedient. Insgesamt traue ich ihr aber eine Politik der Stufe 5 zu, die natürlich alle vorhergehenden Stufen zu berücksichtigen hätte, jedoch die Interessen aller Menschen (und Wesen) einbezieht. Interessant ist zu schauen, wo man selbst in seiner eigenen Reaktion auf welches Ereignis auch immer steht. Hier ein kurzer Überblick: Stufe Typische Reaktion (innerlich und äußerlich) 1 Wut, Hass, Rache. 2 Gut gegen Böse, Richtig gegen Falsch. 3 Eintreten für Freiheit und Demokratie. 4 Berücksichtigung von Vielfalt, Multikulturalität und Hintergründen. 5 Berücksichtigung der Werte aller Entwicklungsstufen bei der Reaktion auf Ereignisse und bei Entscheidungsfindungen – auch unter Einbeziehung der Gesund/Ungesund- Dynamik und der Tatsache, dass frühere Stufen grundlegender und spätere Stufen umfassender sind. Beispiel Terror Die Reaktionen der Stufe 1, wenn Terror erlebt wird, sind Wut und Rache, und jedes Gegenmittel ist ohne Einschränkungen gerechtfertigt. Wird die Stufe 2 von Terror attackiert, wird Terror als das Böse unbarmherzig bekämpft, jedoch nach Regeln, welche sich die Gemeinschaft für derartige Fälle gegeben hat (z. B. Auge um Auge …). Terror wird auf der Stufe 3 als ein Angriff auf die Zivilisation insgesamt erlebt und es wird entsprechend reagiert, wiederum nach den Regeln einer jetzt demokratischen Gesellschaft. Auf der Stufe 4 interessiert man sich für die Motive der Terroristen, dafür, wie sie wurden, was sie sind, und ob auch das eigene Verhalten sie zu dem gemacht hat, was sie sind. In einer extremen Ausprägung würde man hier sagen: „Wir ernten nun – beispielsweise Terror –, was wir selbst gesät haben.“ Stufe 5 betrachtet Terror – weltzentrisch – unter einer größtmöglichen Anzahl von Perspektiven, einschließlich der der Terroristen und einschließlich der Perspektiven jeder der Entwicklungsstufen, und ist um eine abgewogene Entscheidung und Reaktion bemüht. Welche der Reaktionen ist typisch für dich? Ein zentraler Aspekt bei den eigenen Reaktionen ist das Wertesystem. Die Unterschiede bestehen darin, dass die Wertungen der tieferen Stufen innerhalb eines viel begrenzteren Wahrnehmungshorizontes geschehen. Hier einige allgemeine ethische Leitlinien: Stufe 5: Die größtmögliche Bewusstheit für die größtmögliche Anzahl von Menschen und allen empfindenden Wesen zu fördern, ist richtig. Es wird eine größtmögliche Anzahl von Perspektiven eingenommen, dann gewichtet und entschieden. Stufe 4: Was den Interessen der Multikulturalität und Pluralität dient, ist richtig. Im Unterschied zur integralen Stufe 5 tut sich die – relativistische – Stufe 4 schwer mit Werteunterscheidungen (und übersieht dabei häufig, dass eine Grundüberzeugung wie „nicht zu werten ist besser als zu werten“ eine klare Wertepräferenz enthält). Stufe 3: Was den Interessen der globalen Demokratisierung und einer freien Weltwirtschaft dient, ist richtig. Stufe 2: Was für uns – unsere Gemeinschaft, unsere Nation, unsere Religion … – richtig ist, ist richtig. Stufe 1: Was für mich richtig ist, ist richtig. Integrale Theorie – Die Transzendenz der fünf Stufen Soweit die Aktionen und Reaktionen in einer (geistig und physisch) manifesten Welt, die aus den Grundüberzeugungen der Beteiligten heraus tut, was sie tun muss. Ereignisse, die wiederum aus früheren Ereignissen hervorgehen, rufen ihrerseits Reaktionen hervor, auf die wiederum reagiert wird – eine endlose Spirale in Aktion, die sich jedoch im Verlauf der Menschheitsgeschichte beachtlich in Richtung Frieden entwickelt hat und weiter entwickeln wird. So legt der Vertreter der evolutionären Psychologie Steven Pinker dar, dass wir in einer der friedlichsten Zeiten seit Menschheitsbeginn leben, auch wenn die Nachrichten einen anderen Eindruck zu vermitteln scheinen (TED Talk: Steven Pinker über den Mythos der Gewalt). Und es gibt darüber hinaus auch noch eine ganz andere Dimension: Folgt man den Mystikern und Mystikerinnen der Jahrhunderte und auch den Worten aktueller Weiser, sind wir einerseits von dieser Welt, haben aber gleichzeitig Zugang zu einer Seinsdimension, die nicht von dieser Welt ist, die keiner Entwicklung unterliegt, weder Zeit noch Raum hat und aus der heraus diese unsere Welt in jedem Augenblick neu entsteht. Diese Dimension wird annäherungsweise mit Begriffen wie Seinsgrund, Leerheit oder Stille beschrieben. Menschen, die Zugang zu dieser Dimension haben, erleben, dass die Welt zutiefst in Ordnung ist, und zwar genau so, wie sie ist, und mit allem, was ist. Doch dieses Ganz-in-Ordnung-Erleben bedeutet keinesfalls, keinerlei Emotionen mehr zu spüren, nichts mehr zu denken oder nichts mehr zu tun – im Gegenteil. Die stille Freude wird tiefer, ja, aber die Trauer und das Entsetzen auch. Der Gleichmut ist tief, doch ebenso tief können Schmerz und Mitgefühl gehen. Die Handlungen sind befreit, ja, und es kann ein befreites und nicht-verhaftetes Tun erfolgen, entsprechend der eigenen Persönlichkeitsstruktur. Das Lachen wird tiefer und das Gleiche gilt für das Weinen. Der US-amerikanische Philosoph und Mystiker Ken Wilber schreibt über diesen Bewusstseinszustand – kurz nach den Terrorattacken vom 11.9.2001 – in seinem Aufsatz The Deconstruction of the World Trade Center: „Du kannst gleichzeitig das relativ Richtige und Falsche erkennen – die Gegensätze sind vereint, nicht ausgelöscht – und daher wirst du so hart wie möglich daran arbeiten, Gutes zu tun, Böses zu vermeiden, Ungerechtigkeiten zu beheben, Kranke zu heilen, Obdachlose zu beherbergen, Hungrigen Nahrung zu geben, Imperialismus zurückzuweisen, Terrorismus zu beenden. Doch bei all dem wirst du niemals mehr glauben, dass das Spiel der Gegensätze für sich genommen etwas anderes ist als ein vor übergehender Alptraum, dazu bestimmt, Kinder zu ängstigen.“ Leidenschaftliche Gelassenheit Leidenschaftliche Gelassenheit könnte man diese innere Haltung nennen, die beides verbindet. Voll und ganz in der Welt zu sein und dabei gleichzeitig verbunden mit dem, was „nicht von dieser Welt“ ist, diese jedoch in jedem Augenblick vollständig und gänzlich durchdringt. Wie geht das konkret, das Sich-Einbringen und Lösen aktueller Probleme aus diesem Bewusstseinszustand? Leidenschaftliche Gelassenheit: ganz im Hier und Jetzt, aber auch verbunden mit dem, was „nicht von dieser Welt“ ist. (Abb: © Floydine – Fotolia.com) Es gibt kein Patentrezept, keine Formel, in der man Ereignisse als Variable eingibt, um eine Lösung zu erhalten. Und es hängt auch von der jeweiligen Person ab – und ihrer Orientierung mehr zur Gelassenheit oder zum leidenschaftlichen Engagement –, was wiederum auch von Situation zu Situation variieren kann. Und es liegt natürlich auch an den Fähigkeiten und Möglichkeiten des Einzelnen – oder des Staates Ein erster wesentlicher Schritt wäre, das Thema „Entwicklung/Grundüberzeugung“ in die Öffentlichkeit zu bringen und politische Äußerungen und Handlungen entsprechend zu verorten. Dadurch würde die vertikale Dimension von Werteunterscheidungen – wie anhand der Stufen aufgezeigt – erkennbar. Dann ist die Frage, wie es gelingen kann, dass Politik (und das bezieht alle Entscheidungsträger und Machtinhaber in Wirtschaft und Gesellschaft mit ein) idealerweise von der Ebene 5 als eine integrale Politik ausgeübt wird, um so die Interessen möglichst vieler und nicht nur einiger weniger zu berücksichtigen – mit einer Ausgewogenheit von individueller Freiheit, sozialer Gerechtigkeit und systemischer Nachhaltigkeit. Eine – zugegebenermaßen utopische – Möglichkeit wäre, politischen Kandidaten einen psychometrischen Entwicklungstest zu verordnen, dessen Ergebnis – wie die Steuererklärung der Kandidaten in den USA – zu veröffentlichen wäre. Es ist wirklich grotesk: Wir wissen von Kandidatinnen und Kandidaten mehr über deren Geschmacksvorlieben bei Getränken als über deren wirkliche Grundüberzeugungen hinter ihren Äußerungen. Hier kommt den Medien eine wichtige Aufgabe zu. Letztendlich ist das spannende Thema hinsichtlich der stattfindenden Globalisierung nicht so sehr die überwiegend thematisierte Vereinheitlichung der Systeme (Verkehr, Information, Verwaltung, Wirtschaft, Finanzen …) – dies wäre die Außenbetrachtung –, sondern die Diskussion der unterschiedlichen (individuell und kollektiv innerlichen) Wertevorstellungen mit der Frage, was ist anders (und damit gleichwertig) und Ausdruck einer notwendigen Vielfalt, und was ist besser/schlechter bzw. mehr oder weniger weit entwickelt? Dabei geht es ans Eingemachte. Die wissenschaftliche Methodik, die wir dafür haben, ist die Entwicklungspsychologie. Doch Wissenschaft, vor allem Geisteswissenschaft, kommt erst auf den oberen Entwicklungsstufen überhaupt ins Blickfeld … So bleibt nur die Hoffnung, dass sich die Evolution bei all dem mehr gedacht hat, als menschlichem Verstehen zugänglich ist. Gemeinsame Merkmale psychologischer Modelle individueller Bewusstseinsentwicklung Entwicklungsstufen wie die im Haupttext genannten existieren, auch wenn man sie im Außen nicht sieht (und eine materialistische Weltsicht vergeblich nach ihnen sucht). Sie haben als Grundüberzeugungen einen enormen Einfluss darauf, was Menschen denken, sagen und tun. Sie sind alle wichtig und werden nicht verschwinden. Frühere Stufen sind grundlegender, spätere sind bedeutender im Sinne von umfassender. Entwicklung funktioniert nach dem Prinzip von „Transzendieren und Bewahren“: Beim – gesunden – Durchlaufen der Stufen bleiben deren Grundkompetenzen erhalten, werden jedoch in ihrer Ausschließlichkeit überwunden bzw. transzendiert. Von der Stufe 1 bleibt idealerweise ein gesunder Selbstwert erhalten, von der Stufe 2 ein sozialisierter Mensch, von der Stufe 3 ein zu Objektivität fähiger Mensch, von der Stufe 4 ein Mensch, der Vielfalt und Unterschiede erkennt und würdigt … Sie können in gesunden und ungesunden Ausprägungsformen auftreten. Es besteht kein Entwicklungszwang: Jede Stufe kann als eine Haltestation betrachtet werden, und die entsprechenden Gedanken sind sowieso frei. (Der Bereich, den Politik durch Gesetze regeln kann und sollte, ist das öffentliche Verhalten. Jeder kann in seinem Bewusstsein ein Rassist sein, er oder sie darf jedoch seinen Rassismus im öffentlichen Raum nicht ausleben.) Die Stufen sind relativ stabil, das Überspringen einer Stufe nach „oben“ ist nicht möglich. In Zeiten von Stress oder (existentieller) Angst können die Stufen in besonderer Weise individuell und kollektiv aktiviert werden und es können Regressionen stattfinden (Existenzielle Angst wird dann erlebt, wenn die Wertvorstellungen der eigenen Stufe angegriffen erscheinen. Wenn beispielsweise – auf einer soziozentrisch-traditionellen Entwicklungsstufe – meine „Religion“ und Identität darin besteht, dass Deutschland den Deutschen gehört, fühle ich mich durch Migranten bedroht und überfremdet, in meinem Bewusstsein existentiell herausgefordert und in meiner Identität verletzt.). 4 Responses Peter Jenson 21. Oktober 2016 Wenn Sie tatsächlich die beschriebene Auffassung von Clinton haben, haben Sie schlicht und ergreifend eine miserable Menschenkenntnis oder Reflektionsfähigkeit oder beides. Antworten pedro bergerac 30. September 2016 „……………Deutschland den Deutschen gehört, fühle ich mich durch Migranten bedroht und überfremdet,…….“ Das Problem liegt danei nicht an den Migranten als solche, ich bin ja selber Einer, sondern an deren Sozialisation, welch dermaßen gegensätzlich zu Unserer, dass daraus massive Probleme mit den damit verbundenen Ängsten einhergehen. Diese Tatsache sollte man in einer „integralen Theorie“ nicht ausblenden. Genauswenig wie die Beschaffenheit unseres Geldsystem, welches die letzten 5000 Jahre Geschichte der „zivilisierten Welt“ bestimmt hat, damit verbunden die kulturellen Entwicklungen der einzelnen Nationen. Dieses Geld – System müssen wir überwinden. Genau da müssen wir Alle miteinander durch. Vorher gibt es keine Weiterentwicklung der Menschheit. Die aktuelle Krise bietet dafür die ideale Gelegenheit. Antworten Kathy 10. Oktober 2016 ….man aber trotzdem nicht in die Falle tappen sollte, seine eigene Sichtweise von Sozialisation auf andere zu übertragen. Ich glaube da liegt grade die Schwierigkeit. Ich bemerke wie gerade alle Gruppen den Wunsch nach Entwicklung haben. Auch 1. Übersetzt man es zb in die Chakren wären das ja auch Wurzelthemen. Ich glaube das ist wirklich die größte Schwierigkeit Kollektiv, hier die Systeme anzugleichen und keines das existiert als geringer zu betrachten. Antworten Holger Roloff 22. Oktober 2016 Der ewige Mythos @pedro bergerac „…Beschaffenheit unseres Geldsystem, welches die letzten 5000 Jahre Geschichte der „zivilisierten Welt“ bestimmt hat…“ Das würde ich bezweifeln. Ein typischer Mythos. Da darf man sich nicht allein durch die Schuldenproblematik täuschen lassen (wie z.B. auch David Graeber beschrieben). Geld war im Mittelalter z.B. in Europa in Wirklichkeit teils völlig aus der öffentlichen Sphäre verschwunden und spielte folglich auch keine Rolle. Erst im Spätmittelalter tauchte es wieder stärker auf, blieb aber dennoch unterschwellig. Erst mit Beginn der Revolution der Feuerwaffen begann die sogenannte „Monetarisierung der Steuern“ (Merkantilismus) und die Bevölkerung wurde genötigt die Abgaben nicht mehr in Naturalien zu liefern. Grund: Söldner bildeten nun stehende Heere und verlangten nach klingender Münze…und Musketen / Kanonen kosteten sehr viel Geld, da die Metallurgie sehr große Ressourcen verschlang und entwickelt werden musste. Das war der Anfang vom und Übergang zum Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft mit der Entstehung neuer Klassen wie Bourgeoise und Proletariat (ca. um 1600). Ab da regierte das Geld (Plutokraten), egal welche formale Herrschaftsform (Absolutismus, Demokratie, parlamentarische Monarchie, Diktatur) existierte. In der Antike und davor spielte Geld auch nur eine unterschwellige, aber unterschiedliche Rolle. Kann man alles nachlesen, z.B. in „Geld ohne Wert“ (Robert Kurz, 2012) oder („Im Takt des Geldes: Zur Genese modernen Denkens“, Eske Bockelmann, 2004) oder auch aktuelle Forschungen über as Mittelalter (z.B. „Geld im Mittelalter“, von Jacques LeGoff und Caroline Gutberlet, 2011). Das Geld an sich überwunden werden muss – o.k., das ist wieder richtig, wird aber vermutlich auch mehrere Zwischenschritte erfordern bis dahin (z.B. BGE, Monetative, öffentlicher Beschäftigungssektor usw.), um die teilhabe allmählich umzubauen. Es ist letztlich immer mit der Machtfrage verbunden und somit mit der Vorherrschaft über die öffentliche Meinung…vor allem die, die das alte System bewahren will. Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. 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Peter Jenson 21. Oktober 2016 Wenn Sie tatsächlich die beschriebene Auffassung von Clinton haben, haben Sie schlicht und ergreifend eine miserable Menschenkenntnis oder Reflektionsfähigkeit oder beides. Antworten
pedro bergerac 30. September 2016 „……………Deutschland den Deutschen gehört, fühle ich mich durch Migranten bedroht und überfremdet,…….“ Das Problem liegt danei nicht an den Migranten als solche, ich bin ja selber Einer, sondern an deren Sozialisation, welch dermaßen gegensätzlich zu Unserer, dass daraus massive Probleme mit den damit verbundenen Ängsten einhergehen. Diese Tatsache sollte man in einer „integralen Theorie“ nicht ausblenden. Genauswenig wie die Beschaffenheit unseres Geldsystem, welches die letzten 5000 Jahre Geschichte der „zivilisierten Welt“ bestimmt hat, damit verbunden die kulturellen Entwicklungen der einzelnen Nationen. Dieses Geld – System müssen wir überwinden. Genau da müssen wir Alle miteinander durch. Vorher gibt es keine Weiterentwicklung der Menschheit. Die aktuelle Krise bietet dafür die ideale Gelegenheit. Antworten
Kathy 10. Oktober 2016 ….man aber trotzdem nicht in die Falle tappen sollte, seine eigene Sichtweise von Sozialisation auf andere zu übertragen. Ich glaube da liegt grade die Schwierigkeit. Ich bemerke wie gerade alle Gruppen den Wunsch nach Entwicklung haben. Auch 1. Übersetzt man es zb in die Chakren wären das ja auch Wurzelthemen. Ich glaube das ist wirklich die größte Schwierigkeit Kollektiv, hier die Systeme anzugleichen und keines das existiert als geringer zu betrachten. Antworten
Holger Roloff 22. Oktober 2016 Der ewige Mythos @pedro bergerac „…Beschaffenheit unseres Geldsystem, welches die letzten 5000 Jahre Geschichte der „zivilisierten Welt“ bestimmt hat…“ Das würde ich bezweifeln. Ein typischer Mythos. Da darf man sich nicht allein durch die Schuldenproblematik täuschen lassen (wie z.B. auch David Graeber beschrieben). Geld war im Mittelalter z.B. in Europa in Wirklichkeit teils völlig aus der öffentlichen Sphäre verschwunden und spielte folglich auch keine Rolle. Erst im Spätmittelalter tauchte es wieder stärker auf, blieb aber dennoch unterschwellig. Erst mit Beginn der Revolution der Feuerwaffen begann die sogenannte „Monetarisierung der Steuern“ (Merkantilismus) und die Bevölkerung wurde genötigt die Abgaben nicht mehr in Naturalien zu liefern. Grund: Söldner bildeten nun stehende Heere und verlangten nach klingender Münze…und Musketen / Kanonen kosteten sehr viel Geld, da die Metallurgie sehr große Ressourcen verschlang und entwickelt werden musste. Das war der Anfang vom und Übergang zum Kapitalismus und der bürgerlichen Gesellschaft mit der Entstehung neuer Klassen wie Bourgeoise und Proletariat (ca. um 1600). Ab da regierte das Geld (Plutokraten), egal welche formale Herrschaftsform (Absolutismus, Demokratie, parlamentarische Monarchie, Diktatur) existierte. In der Antike und davor spielte Geld auch nur eine unterschwellige, aber unterschiedliche Rolle. Kann man alles nachlesen, z.B. in „Geld ohne Wert“ (Robert Kurz, 2012) oder („Im Takt des Geldes: Zur Genese modernen Denkens“, Eske Bockelmann, 2004) oder auch aktuelle Forschungen über as Mittelalter (z.B. „Geld im Mittelalter“, von Jacques LeGoff und Caroline Gutberlet, 2011). Das Geld an sich überwunden werden muss – o.k., das ist wieder richtig, wird aber vermutlich auch mehrere Zwischenschritte erfordern bis dahin (z.B. BGE, Monetative, öffentlicher Beschäftigungssektor usw.), um die teilhabe allmählich umzubauen. Es ist letztlich immer mit der Machtfrage verbunden und somit mit der Vorherrschaft über die öffentliche Meinung…vor allem die, die das alte System bewahren will. Antworten