Mit Hilfe der Symbolik der Astrologie hat die Menschheit schon seit jeher versucht, die Geschichte(n) und Umbrüche der Menschheit zu erklären und zu verstehen.

Von Esther Lamers

Die Beziehungen der Planeten zueinander verläuft in festgelegten Bahnen durch unser Sonnensystem, Tagundnachtgleichen und Sonnenwenden, die den Beginn der Jahreszeiten anzeigen. Für den griechischen Philosophen Aristoteles waren Planeten und Sterne Werkzeuge des „Ersten, unbewegten Bewegers“. Die vier Elemente und damit alles, was auf der Erde und in der Natur im Großen geschieht, wie Kriege, Wetterkatastrophen, Seuchen oder Erdbeben entstehen durch die Bewegung der Planeten. Der Mensch allerdings ist zweierlei Ursprungs, er ist ein Teil der Natur und besitzt gleichzeitig einen freien Willen. Soweit die Natur in ihm herrscht, ist er den Sternen unterworfen und sein Verhalten ist determiniert. Je mehr er sich seines freien Willens bedient, desto weniger determiniert ist er. 

Schon seit einigen Jahren haben sich Astrologen weltweit Gedanken zu den nun stattfindenden, herausragenden Zeitgeschehen gemacht, dass im Januar 2020 begonnen hat und in den kommenden rund 10 Jahre für weitere Umbrüche im globalen Leben, in Gesellschaft, Wirtschaft und im persönlichen Leben sorgen wird.

Den Auftakt machte im Januar 2020 ein Treffen der Planeten Saturn/Pluto, der immer mit einem grundlegenden globalen Strukturwandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zusammenhängen. Damit verbundenen sind intensive Auseinandersetzungen und Kämpfe um kollektive Leitbilder, Autorität, Macht und Kontrolle und um Gesetzte, Zwänge, Be- und Einschränkungen und diese Begrenzungen haben wir alle im Zusammenhang mit der Corona Pandemie erfahren. 

Entwicklungsimpuls, der uns langfristig prägen wird

Dabei wird es auch weiterhin um Themen wie Reglementierungen, Nachhaltigkeit, Besinnung auf das Wesentliche, sowie Selbstverantwortung und Verantwortung und gegenüber der Gemeinschaft/Gesellschaft gehen. Denn diese Krise hat nicht nur etwas mit schlecht bezahlten Pflegekräften und ihrer mangelnder Wertschätzung zu tun. Wie in einem Brennglas können wir erkennen, dass die Probleme in unseren Gesellschaften vornehmlich durch unsere Wirtschaftsform, einem ungeregelten Kapitalismus, entstanden sind. Umweltprobleme, die wir seit langem kennen, die Ausbeutung von Ressourcen, die Zerstörung von Arten – wir wissen, wohin uns unsere Gier, unsere Machtgelüste geführt haben. 

Kognitive Dissonanz

Es wird Zeit, dass wir aufhören uns selbst zu belügen, denn ein Teil von uns weiß schon lange, das wir nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Denn nun beginnt eine wirklich neue Zeitqualität die es uns, best case, erlaubt, die geistigen Bewusstseinskräfte, die spätestens seit Mitte der Sechziger Jahre in den Gesellschaften der Welt angekommen sind, in unseren konkreten persönlichen und gesellschaftlichen Alltag zu integrieren. 

Aufbruch in eine neue Zeit  

Bewusst oder unbewusst, jeder global orientierte Mensch spürt es, wir scheinen im Augenblick alle Teil eines weltanschaulichen Paradigmenwechsel im Mainstream des gesellschaftlichen Bewusstseins zu sein und es wird immer deutlicher, dass es eine Veränderung der bis dato bevorzugten Lösungsstrategien für gesellschaftliche, soziale und wirtschaftliche Probleme geben muss.

Bei der Zusammenkunft der Planeten Jupiter und Saturn, die im Dezember 2020 stattgefunden hat, geht es um nichts weniger als um einen Wechsel und Wandel von weltanschaulichen Bildern und Glaubenssätzen der gegenwärtigen Zeitepoche. Auch wenn man heute, anders als im Mittelalter, eine „Große Konjunktion“ nicht zwangsläufig mit Umbrüchen in Herrschaftshäusern verbindet, geschehen unter diesem Einfluss einschneidende gesellschaftspolitische Ereignisse.

Denn treffen beide Planeten aufeinander, werden Wachstum, Bewegung und Sinnhaftigkeit innerhalb von Gesellschaften, aber auch im ganz persönlichen Erleben, angestoßen. Da Jupiter und Saturn weder ganz individuell noch ganz überpersönlich sind, ziehen sie eine Grenzlinie und schaffen so gleichzeitig eine Verbindung zwischen unseren individuellen Bedürfnissen und kollektiven Entwicklungen von Gesellschaften sowie unserer Haltung dazu. Die zyklischen Bewegungen dieser Planeten spiegeln wider, wie wir als Gruppen agieren und uns zu Systemen mit gleichen Kulturen, Gesetzen, Werten, Sprachen, Religionen und Institutionen formen.

Die alle 20 Jahre stattfindende Zusammenkunft von Jupiter/Saturn bildet die Grundlage, um persönliche, aber vor allem auch kollektive Entwicklungen in größeren Zeiträumen insbesondere für Nationen, Gesellschaften und Berufswelten zu überschauen. Hier kommen Künftiges (Kairos) und Vergangenes (Chronos) zusammen, indem wir vertrauensvoll und positiv in die Zukunft schauen, aber gleichzeitig auch aus der Vergangenheit lernen, was sich bewährt hat, visionäres Vorausschauen und realitätsbezogene Absicherung gehen zusammen. 

Zeit für Reformen

Das Treffen beider Planeten geschieht sehr regelmäßig und zwar alle 20 Jahre und immer im gleichen Element (Erde, Wasser, Feuer, Luft) über rd. 200 Jahre hinweg. Die letzten 200 Jahre fanden die Zusammenkünfte immer in einem Erdelement statt, d.h. globale gesellschaftliche, wirtschaftliche und persönliche Entwicklungen und Expansion waren vornehmlich auf materielle, praktische und konkrete Ziele gerichtet und bescherte uns den Materialismus, den Kapitalismus und die Herrschaft des Geldes, die mit der industriellen Revolution ihren Anfang nahm.

Das Besondere an der am 21. Dezember 2020 stattgefundenen Zusammenkunft der „großen Chronokatoren“ , den Herrschern der Zeit, ist, dass nun eine sogenannte „große Mutation“, eine „conjunctio aurea“, stattfand, d.h. das nun zum ersten Mal seit über 800 Jahren wieder eine Konjunktion in einem Luftzeichen, für die nächsten 20 Jahre im Wassermann, stattfindet. 

Damit wird ein neuer, rund 200 Jahre dauernder Luft-Zyklus initiiert, der einen umfassenden Bewusstseinswandel in Bezug auf die Rolle, Funktion und Verantwortung des individuellen Menschen in Gemeinschaften und Institutionen und letztlich auch in der Menschheit als Ganzes bringen wird.

Wir gehen in eine neue Zeit in der es ganz entscheidend darum gehen wird, unser geistiges Potenzial, unser Bewusstsein, unser Wissen mehr und mehr zu entfalten. Nicht nur für unsere eigene persönliche Erfüllung und Vervollkommnung unseres Lebens, sondern ebenfalls als Schöpfer und Botschafter einer neuen Welt. Denn indem wir spirituell handeln und wirken, helfen wir auch anderen in ihrer Entwicklung.

Bürgerrechte, globale Gemeinschaften und Menschlichkeit – Wie wollen wir leben?

Die Symbolik ist von großer Bedeutung und stellt einen Anfangspunkt des Übergang zur Neuausrichtung in der menschlichen Aktivität dar, eine kollektive Verschiebung der Ausrichtung, vom Zeitalter (Erde) der industriellen Revolution, der fossilen Brennstoffe, des materiellen Wohlstands und der bürgerlichen Demokratie zu einem geistig-flexiblen Zeitalter (Luft) der Informations- und Wissenstechnologie, global-pluralistischer Autonomie, geistiger und wissenschaftlich-schöpferischer Erforschungen und Erfindungen sowie bahnbrechenden Erkenntnissen über das menschliche Bewusstsein. Der anstehende Entwicklungsschritt führt uns alle in den nächsten 200 Jahren zu einem globalen gesellschaftlichen Wertewandel von einer Konsum- hin zu einer Wissens- und Informationsgesellschaft. 

Der Wassermann – Unkonventionalität und Individualität

Das Tierkreiszeichen Wassermann (fixes Luftzeichen) steht für die Zukunft, für neue Trends, neue Ideen, neue Erfindungen, für die Jugend und revolutionäre neue, aber auch unberechenbare Ansätze im kollektiven und individuellen Leben.

Er steht für Reformen aller Art, für humanistische Ziele für alle Menschen, für soziale Netzwerke und für Teamgeist. Er macht keine Unterschiede zwischen Menschen und bringt alles auf einen Nenner. Es wird an uns liegen, ob wir bereit sind, künftig mehr Ebenbürtigkeit und Gleichberechtigung zu leben. 

Das Motto des Wassermann könnte lauten: „Ich sprenge alle Normen, Grenzen und Vorstellungen“. Seine Ideale sind Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit  – und zwar mit allen progressiven kollektiven Entwicklungen, die den Status quo in Frage stellen, er will, dass wir die Vergangenheit, unsere Herkunft und vielleicht sogar unser Schicksal überwinden. Alle großen Revolutionen (Französische-, Amerikanische-, Russische-) sind Zeichen und Ergebnis dieser Energie – und gleichzeitig auch Zeugnis für die Brutalität und Grausamkeit, die im Namen einer gemeinsamen Idee entstehen kann.

In seiner reinsten Form drückt das Prinzip des Wassermann/Uranus ein Ideal als freiwillige Übereinkunft vieler Individuen aus, von denen jedes seine Einzigartigkeit ausdrückt und doch die Gesamtheit, deren Teil es ist, stützt. Das archetypische Schattenbild zeigt uns einen Querdenker mit verkrampften Überbetonung der individuellen Eigenart, jemand, für den Das-Besonders-sein-Wollen zum Selbstzweck wird und der seiner übergeordnete Maxime „Freiheit um jeden Preis“ auch nur eingebildete Regeln und Gesetze mit wassermanntypischen Ignoranz gegenüber allen emotionalen und seelischen Bedürfnissen anderer unterordnet, die mit jeder Entscheidung oder Handlung unabdingbar auch zusammengehören.

Die Lösung der anstehenden Probleme (Klimawandel, Ressourcenverschwendung, Migration, soziale Ungerechtigkeit, Wachstumswahn, religiöse oder ideologische Weltherrschaftskonzepte etc. pp) können nur durch Kooperation, einer gemeinsamen, mitfühlenden, solidarischen und verantwortlichen globalen Idee und Zusammenarbeit gelöst werden und nicht durch egomane Herrschaftsphantasien.

Die kommende Zeit wird an den Grundfesten unserer Routinen und gewohnten Sicherheiten und Strukturen unseres Lebensstils rütteln und dabei viel Unsicherheit und Ängste verursachen, da wir bisherige Gewohnheiten verändert müssen.

Der Weg zur wahren Freiheit

Wenn wir in unserem individuellen Leben mehr Freiheit leben wollen meinen wir  häufig eigentlich, dass wir unabhängiger sein wollen. Und Unabhängigkeit bedeutet, den ersten Schritt zu sich selbst zu tun und dafür muss man die Bedingtheit seiner emotionalen und mentalen Lage erkennen. Man muss verstehen, warum man denkt, fühlt, handelt, wie man es tut, erst dann kann es gelingen, sich aus den Gedanken- Gefühls- und Handlungsmustern, die für gewöhnlich unbewusst bleiben, zu befreien. Man braucht ein ehrliches, tiefes Verständnis für sich selbst, der Welt, der Gesellschaft, der Familie in die man hineingeboren wurde, solange man an das Kollektiv assimiliert bleibt, nicht über gesellschaftliche/familiäre Prägungen hinausgeht bleibt man hinter seinen Möglichkeiten zurück und kann das in ihm angelegte Potential nur schwer verwirklichen. 

Wahre Freiheit hat viel mit Lebendigkeit zu tun – denn man fließt mit dem Leben mit, man stemmt sich nicht gegen Veränderung, im Wissen und im Vertrauen, dass das Leben einen zu neuen Möglichkeiten führen wird. Nur der Mensch ist in der Lage zu tiefgreifende Veränderungen und Erkenntnissen oder gar Quantensprüngen zu kommen und so das Leben auf eine neue Bewusstseinsebene zu heben.

Kant unterscheidet einerseits zwischen einer Willkür-Freiheit („Ich-mach-was-ich-will“), indem ich handle wie ein Kind es tun würde und auf der anderen Seite einer Freiheit, die mit Hirn und Herz mitdenkt, die auf andere und anderes bezogen ist. Um der Freiheit anderer Willen – oder um des Mitgefühls zu anderen Menschen willen – beschränke ich mich selbst. Wir sind nicht allein auf der Welt, wir sind immer in Bezug zu anderen, zur Natur, zur Welt. Freiheit heißt eben nicht, tun und lassen zu können was man will!

Freiheit und Unabhängigkeit brauchen Regeln

Wer wirklich unabhängig sein will hat gelernt, die Regeln zu beherrschen und sich doch nicht von Ihnen vereinnahmen zu lassen. Erst kommt also die Assimilation in die Gesellschaft, dann die Unabhängigkeit von dieser und als dritter Schritt folgt der Weg in die Freiheit.

„Learn the rules so you know how to break them properly“ Dalai Lama

Für einen konstruktiven Umgang auf individueller und gesellschaftlicher Ebene mit den Herausforderungen dieser neuen Zeit wären zwei Dinge wichtig: Altes, überholtes muss revidiert und auf eine neue, bessere, lebendigere Basis gestellt werden, andererseits muss Bewährtes erkannt, gepflegt und erhalten werden, damit es nicht von unüberlegte Rebellionsstürmen hinweggefegt wird.

Informationszeitalter – Vom Internet zum Evernet

Manche sprechen von einem „technoiden Neo-Kommunismus“ (C. Niederwieser) denn bereits jetzt ist die digitale „share-economy“, die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen, ein geflügeltes Wort. Man kann heute nicht mehr nur Wohnung oder Auto mit anderen teilen, sondern auch Dienstleistungen tauschen oder über Crowdfunding Gleichgesinnte für Herzensprojekte finden oder sich für das Gemeinwohl engagieren. Solche Konzepte werden sich in den nächsten Jahren rasant weiterentwickeln, denn die junge Generation wird im Gegensatz zu früheren Generationen schon heute nicht mehr durch materielle Reichtümer und hierarchischen Status motiviert. 

Das Informationszeitalter und die Digitalisierung haben uns spätestens mit der Corona Pandemie alle erreicht, große internationale Konzerne wie Google oder Facebook hatten ihre Netze im großen worldwideweb bereits ausgeworfen und sind nun dabei, sie gewinnbringend wieder einzuholen.

In der Übergangszeit hat sich der Kapitalismus die beginnende Wissensgesellschaft  einverleibt, die Smart Data Prognostik ist nicht nur gefährlich, weil sie aufgrund komplexer Algorithmen das Menschliche berechenbar macht, sondern auch, weil einige Menschen immer mehr zu Sklaven ihrer Routinen werden und immer weniger in der Lage seinen werden aus diesen auszuscheren. 

Deshalb ist es wichtig, die undurchsichtigen Netzwerke digitaler Technologien besser zu durchdringen. Die technische Überlegenheit einiger weniger Konzerne ruft dieselben Mechanismen der Totalität aufs Tablett, den schon die Kirche des Hochmittelalters in ihren Kreuzzügen bedient hat. Bestes Negativ-Beispiel ist China, das mit Social-scoring seine Bürger schon jetzt fest im Datengriff hat und es ist zu befürchten, dass auch andere Länder nachziehen.

Der französische Philosoph Michel Foucault hat dies schon Mitte der Sechziger Jahre beschreiben, mit dem Konzept des „panoptischen Blickes“ – der „Panoptismus“ ersetzt die körperliche Gewalt des Staates durch den normativen Druck zur Selbstdisziplinierung: Da wir uns unter permanenter Beobachtung wähnen, zwingen wir uns selber freiwillig immer mehr zu einem system-konformen Verhalten. 

Ein Projekt, das von einem wassermännischen Geist getragen ist, heißt „Jeder Mensch“ (jeder-mensch.eu), initiiert von dem bekannten Autor und Juristen Ferdinand von Schirach. 

Dabei geht es um eine Erweiterung der europäischen Grundrechte, um die Entwicklungen und Probleme der Digitalisierung, Globalisierung, Umweltzerstörung oder künstliche Intelligenz zu berücksichtigen. Die Vision, die hinter dieser Online Petition steht, ist, dass jeder einzelne Mensch in Zukunft ermächtigt werden soll, die neuen Grundrechte einzuklagen und sich nicht länger der Macht von Konzernen auszuliefern.

Wir werden uns hoffentlich vom Zwang der permanenten Kommunikation und Selbstvermarktung bis zur Selbstentblößung befreien, denn die Mantras der Marketinggurus, die zur Kundenakquise permanent kostenlosen Content in die Sozialen Medien pumpen, funktionieren schon jetzt nicht mehr wirklich. Stattdessen sollten wir wieder mehr Wert auf gehaltvolle Arbeit legen, auf das was uns wirklich berührt,  auf jahrelang gewachsene Expertise, auf Bildung, auf Substanz und Tiefgründigkeit. Nicht mehr nur Charme und Image überzeugen, sondern Seriosität, Authentizität, Zuverlässigkeit und dauerhaftes Renommee. 

Von Handlungen und Haltungen zu Freundschaft und Solidarität

„Der Ökonomische Mensch, der ausschließlich die Optimierung des eigenen Wohls im Auge hat, ist nicht freundschaftsfähig…ohne altruistische Motive keine Freundschaft, ohne Freundschaft keine soziale Gemeinschaft, ohne soziale Gemeinschaft kein gutes Leben“  J. Nida-Rümelin

Für Aristoteles ging es bei der Vorstellung eines guten Lebens nicht allein darum, maximale individuelle Zufriedenheit zu erreichen, sondern es zeichnete sich dadurch aus, die spezifischen Fähigkeiten des Menschen als Gattungswesen und des jeweiligen Individuums zur vollen Entfaltung zu bringen. Dazu gehört für ihn auch, die Fähigkeit Freundschaften zu entwickeln und aufrechtzuerhalten, Freundschaft ist eine Tugend, die eine spezifische Einstellung und Entwicklung von Fähigkeiten verlangt, bei denen man sich in andere Menschen und Situationen hineinversetzten kann, das setzt ein gewisses Maß an altruistischer Motivation voraus. Es wird für uns wichtiger denn je sein, dass wir uns dem Wert und der Wichtigkeit von Freundschaften in unserem Leben bewusst werden.

Ich bin Du – die androgyne Revolution

Die französische Philosophin Elisabeth Badinter brachte 1987 ein Buch in die Bestsellerlisten das den Titel trug: „Ich bin Du – die neue Beziehung zwischen Mann und Frau, oder Die androgyne Revolution“. Sie stellt darin fest, dass Männer und Frauen sich immer ähnlicher werden, alte Geschlechtsunterschiede würden immer weiter verschwinden – und damit auch die bisherige Form des Liebespaares, das immer zwei unterschiedliche Rollen erfordert. Der kühne Eroberer und seine zarte Beute, der Jäger und das scheue Reh. 

Die wahre Liebe hat in der Zukunft eher mit einer brüderlichen Gemeinsamkeit zweier Individuen, mit Nähe und Eintracht und einer gemeinsamen Idee zu tun.

Das Modell der Kleinfamilie, mit Vater, Mutter, Kind im Reihenmittelhaus ist für die meisten Menschen keine erstrebenswerte Zukunftsoption mehr, die Lebenswirklichkeiten der Menschen haben sich verändert. Wir brauchen neue, andere, diversere Konzepte, wie wir leben, wie wir alt werden und ja, auch wie wir sterben wollen. 

Wir können im persönlichen Leben, im Job und in unseren Gemeinschaften Haltung zeigen, indem wir lernen, unser Mitgefühl zu schulen, Respekt für andere Menschen und ihren Lebensmodellen zu zeigen, Freundschaften zu pflegen und echte Wertschätzung, Kooperation und Achtsamkeit in unseren Beziehungen zu entwickeln.

Heilsamer Verzicht, ökologische Wende und Ressourcenschonung

Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, das wir da und dort auf manche Sachen verzichten müssen. Aber für echte Verhaltensänderungen bedarf es sowohl einer Bewusstseinsänderung beim Konsumenten, als auch die entsprechenden politischen Steuerungsinstrumente (framing/nudging). Das betrifft eine Ökonomisierung von Steuersystemen, die Einpreisung von ökologischen Kosten für Waren und Lebensmittel, eine andere Form der Landwirtschaft, des Tierschutzes und die generelle Frage, wieviel und ob wir bestimmte Produkte überhaupt besitzen müssen oder wie sie produziert werden sollen (Stichwort: cradle-to-cradle/Kreislaufkonzepte/Spieletheorie).

Viele große Unternehmen, wie Banken und Versicherungen, die bislang fest am Markt etabliert waren, werden massiv von diesen neuen Entwicklungen betroffen sein und ihre bis dato entwickelten Geschäftsmodelle komplett überarbeiten und teilweise sogar einstellen müssen. Das wird für viele Menschen den Verlust ihres sichergeglaubten Arbeitsplatzes bedeuten, Verbunden damit oft auch: der Verlust ihres Selbstwertes, denn Arbeit ist mehr als bloßer „Broterwerb“. Es wird wichtig sein, hier für Teile der Gesellschaft wieder eine echte Perspektive, eine Aufgabe, ein positives Ziel zu geben und persönliche Wertschätzung zu ermöglichen damit die digitale Postmoderne nicht noch mehr Verlierer produziert. 

Es werden große Herausforderungen auf Behörden, Bildungseinrichtungen und staatliche Institutionen zukommen, dabei könnten gerade hier die neuen Technologien und neuen Arbeitskonzepte helfen, Strukturen enorm zu verschlanken.

Deshalb erfordert der Übergang zu einer tragfähigen sozial-ökologischen Gesellschaft einen radikalen Wandel unserer Wirtschaft und unseres Denkens sowie einen entsprechenden gesellschaftspolitischen globalen Wertewandel. Wir brauchen einen starken internationalen, souveränen, demokratischen „Primaten der Politik“, der nicht zum Spielball von narzisstischen Oligarchen und Medienmogulen  wird.

Bewusstseinsrevolution, KI und die unendlichen Weiten des Weltalls

In den nächsten 20 Jahren ist mit einer Flut von neuen, innovativen wissenschaftlichen Erkenntnissen und Erfindungen und einem enormen technischen Fortschritt in allen Bereichen von Wissenschaft und Forschung zu rechnen, aber es wird wichtiger denn je sein, die Entwicklungen auf philosophisch-ethischer Basis zu begleiten und mit klaren politisch-humanistisch Regeln zu flankieren und eine Teilhabe dieses Fortschritts für alle Teile der Gesellschaft zu ermöglichen.

Wir werden uns mit Fragen auseinandersetzen müssen, wer bestimmen wird, welche Unternehmen, Personen oder Staaten z.B. für Satelliten oder Raumstationen verantwortlich sind oder ob sie einen Teil des Weltraums beanspruchen dürfen. Was geschieht mit Unternehmen und Nationen, ja der ganzen Welt, die von der einwandfreien Funktion dieser Technologie, von Informationen und Daten abhängig sind? Neue globale Gesetze und politische Ideen müssen entwickelt und durchgesetzt werden.

Das neue Denken und Wissen befindet sich in einen Übergang vom rationalen zum intuitiven Denken, von der Analyse zur Synthese, die uns bestenfalls eine holistische-ganzheitliche Sichtweise ermöglicht und bei der es bei unseren Werten zu einer Verlagerung von Quantität zu Qualität, vom Wettbewerb zur Kooperation und von der Herrschaft zur Partnerschaft kommt.

Und dieses neue Denken und die Bewusstseinsrevolution werden u.a. flankiert werden von Erkenntnissen der Medizin, der Hirnforschung, den Neuro- und Verhaltenswissenschaften, der Psychologie und immer mehr werden sich Methoden etablieren, mit denen wir lernen unser Bewusstsein, unsere Intuition und unsere mentalen Fähigkeiten gezielter zu entwickeln und zu steuern. Ähnlich wie Achtsamkeit und Meditation in den letzten Jahren einen Boom erfahren konnten werden weitere mentale Techniken noch gezielter in der Persönlichkeitsentwicklung, aber auch zur einer gezielten Steigerung von Kreativität, Bewusstheit und Lebenszufriedenheit angewendet werden. Dazu werden auch erste postbiotische Egomaschinen, direkte Verbindungen des menschlichen Gehirns mit externen Systemen (Brain-Computer-Interfaces BCI) oder psychoaktive Substanzen gehören.

Aber genau wie wir die Probleme unserer Wirtschaftsform auf einen ethischen Prüfstand der „Lebensdienlichkeit“ (P. Ulrich) stellen sollten, so sollten wir uns auch mit den Fragen rund um unser Bewusstsein beschäftigen und eine „Bewusstseinskultur“ (T. Metzinger) entwickeln. Dazu gehören neben ethischen, auch phänomenologische Fragestellungen, z.B. ob es so etwas wie ein „Selbst“ überhaupt gibt oder ob das  „Ich“ nicht mehr ist als die Summe unserer neuronalen Korrelaten, die wir schon in einigen Jahren bei Google konservieren lassen können, zumindest, wenn es nach den Transhumanisten geht. 

Die Grenzen des Individualismus  – Gefahren und Fallstricke 

Die uranische Energie stellt die Welt infrage, damit sie nicht ewig bleibt wie sie ist und die großen Ideale von Freiheit und Brüderlichkeit passen nicht zu kleinlichen Egoismen. Wir sollen überholte Traditionen zugunsten neuer Entwicklungen und Fortschrittlichkeit hinter uns lassen, doch sind manchmal die Zukunftsvisionen für den einzelnen nicht realisierbar, es werden Dinge in Frage gestellt, die sich für viele eher konservativ-ausgerichtete Menschen als positive Lebenserfahrung erwiesen und bewährt haben. 

Schon heute sehen wir die „Dämmerung“ der Gegenbewegungen in vielen Ländern, in Form einer  „Law-and-order“- Mentalität, Faschismus, gesellschaftliche und politische Rückschritte in Fragen von Demokratie, Bürgerrechten, Meinungsfreiheit (einschließlich „fake-news“ und „hate-speech“) oder Gleichberechtigung und Frauenrechten, die wir nicht für möglich gehalten hätten, ein “roll-back“, der uns zurück in Zeiten dunkelster Vorurteile katapultieren kann.

Zu erwarten sind deshalb leider auch weiterhin ideologische, radikale oder religiöse Heilsbringer und Gruppierungen, die schnelle Lösungen für eine exklusive Gesellschaft, für eine bestimmte Gruppe von Menschen propagieren und die einen klaren Sündenbock für ihre Misere der Welt ausmachen können. 

„Die großen Probleme der Menschheit wurden noch nie durch allgemeine Gesetze, sondern immer nur durch Erneuerung der Einstellung des Einzelnen gelöst“
C.G. Jung

Nächste Seminartermine: 4.12. – 8.12.21, 12.01. – 16.01.22, 02.02. – 06.02.22
Fragen Sie nach Angeboten für Einzelsettings über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel
Weiter Informationen: www.nathal-berlin.de  info@nathal-berlin.de

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*