Es ist offensichtlich: Das Corona Sars-CoV-2 Virus ist auch ein Symptom für die weltweite Systemkrise. Es ist ähnlich einem Computervirus in das Betriebssystem unserer Gesellschaft eingesickert. Das Ansteckungsrisiko legt große Teile des weltweiten Flugverkehrs, der Wirtschaft und unserer sozialen Aktivitäten lahm. 2,6 Milliarden Menschen sind betroffen.

von Aman

Wir werden uns noch lange an Corona erinnern, wenn das alles vorbei ist. In mehrfacher Hinsicht. Diese Pandemie ist gewiß keine Grippe. Das Sars-CoV-2 ist wegen seiner vielfältigen Ansteckungswege ein besonders aggressiver Erreger. Die gute Nachricht ist, dass es trotz der vielen Todesfälle (noch) kein „Supervirus“ ist. Was könnten die Ursache und mögliche Zusammenhänge dieser Pandemie sein? Dass vor allem die Älteren betroffen sind, die sterben, wird auf vorhandene Vorerkrankungen zurückgeführt. Es sterben aber auch, wenn auch wenige, sehr junge Menschen. Das Fehlen von Vorerkrankungen soll ein Beleg dafür sein, dass ausschließlich das Coronavirus verantwortlich für deren Erkrankung ist.

Immunschwäche der Gesellschaft

Kann nicht auch in Betracht gezogen werden, dass bei allen Verstorbenen und bei denjenigen, die gerade um ihr Leben ringen, eine generelle Immunschwäche und damit eine einhergehende Anfälligkeit für Infektionen aller Art vorliegt? Der Status des Immunsystems der betroffenen Menschen wird in dieser Pandemie nicht erfasst. Wie sollte dies auch geschehen? Allerdings gibt es Anhaltspunkte für einen Zusammenhang zwischen Immunstatus und Infektionsrisiko. In Italien sollen 26 Prozent der Bevölkerung bereits eine Antibiotikaresistenz gegenüber den gängigsten Krankheitserregern entwickelt haben. Das heißt im Umkehrschluss, dass dort viele BürgerInnen gleich mehrfach die Erfahrung mit Antibiotika gemacht haben. Da Antibiotika in der Wirkungsweise nicht zwischen pathogenen Keimen, also lebensbedrohlichen und lebenswichtigen Mikroorganismen unterscheiden können, sind Antibiotika mitverantwortlich dafür, dass das Immunsystem des Menschen geschwächt wird.

Besonders die existenziell wichtige Darmflora leidet besonders unter der Anwendung von Antibiotika, wenn die Nebenwirkungen nicht beachtet und durch Einnahme von Probiotika korrigiert werden. Mindestens 400 verschiedene Arten aerober und anerober Mikroorganismen, Milliarden an der Zahl und mit der Masse von eineinhalb Kilo, sollen unseren Darm besiedeln. Die unverzichtbaren Helfer schlüsseln die Nahrung, die wir zu uns nehmen, auf und machen sie für die weitere Verstoffwechslung verfügbar. Ist der Darm runiert, wird Krankheiten aller Art Tür und Tor geöffnet. Das zunehmende Aufreten von Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien kann seine Ursache in der Beeinträchtigung der Darmflora haben. Auch Mangelerscheinungen, trotz guter Ernährung, können die Folge sein.

Die Nebenwirkungen von Antibiotika scheinen vielen Medizinern nicht bekannt, oder sie werden leichtfertig ignoriert. Jedes Jahr sterben in der EU ca. 25.000 Menschen an Leiden, die aufgrund von Antibiotikaresistenzen nicht mehr behandelt werden können. Zunehmend wird die unkritische Verschreibungspraxis von Antibiotika in der Human- und Tiermedizin angeprangert.

Als 2009 in der Schweiz über einen Volksentscheid die Komplementärmedizin gleichrangig neben der klassischen Schulmedizin in die Verfassung gehoben wurde, geschah dies auch mit dem Wunsch vieler Schweizer BürgerInnen, diesem Treiben ein Ende zu setzen. War es bis zu diesem Zeitpunkt gängige Praxis, auch bei leichtem Fieber, Husten und Bronchitis (Bronchitis ist keine durch Bakterien verursachte Infektionskrankheit) Antibiotika zu verschreiben, gelang es ab der praktischen Umsetzung des Volksentscheides mit viel Überzeugungsarbeit, unter anderem mit der Verschreibung von Placebos, den ungerechtfertigten Antibiotikaeinsatz in den Hausarztpraxen deutlich zu reduzieren.

 

Antibiotika-Einsatz in der Nahrungmittelindustrie

Etwa die Hälfte der weltweit produzierten Antibiotika geht in die Tiermast. Antibiotika als Wachstumsförderer sind dort zwar seit 2006 in der EU verboten, werden aber in großem Stil z.B. in China, Brasilien und den USA weiterhin eingesetzt. Mit den Fleisch- und auch mit den Futtermittelimporten aus diesen Ländern kommen diese dennoch nach Europa. Der prophylaktische Einsatz von Antibiotika zur Unterdrückung von Krankheiten in der Massentierhaltung erfolgt in Europa ungestört weiter. Am häufigsten geschieht dies in der Schweine- und Hähnchenmast. Dadurch bilden sich zwangsläufig multiresistente Keime in den Stallungen, die sich auf der Schale von Billig-Eiern oder mit der Ausbringung von belasteter Gülle auf Getreide- und Gemüsefeldern und in den Flüssen und Trinkwasserbrunnen wiederfinden. Die Schweinemastbetriebe, die das Schweinefleisch für die beliebten Rohschinken (!) in Italien liefern, sind in der Lombardei, Venetien, der Emilia Romagna und dem Piemont ansässig. Die Sars-CoV-2- Infektionswelle nahm in Europa in der Lombardei und Venetien ihren Ausgang und auch in der Folge lag der Schwerpunkt der Epidemie in Norditalien.

Könnte es sein, dass es, getrieben durch die Ernährungsgewohnheiten, einen Zusammenhang zwischen der Belastung der Bevölkerung mit multiresistenten Keimen, dem hohen Einsatz von Antibiotika, dem damit einhergehenden Niedergang der Immunabwehr und der daraus resultierenden Anfälligkeit für Viren, Bakterien und anderen Krankheitserregern gibt?

 

Wir verhungern an vollen Töpfen

Ein weiterer Grund für die offensichtlich reduzierte Immunabwehr unserer Spezies ist im Konsum denaturierter Nahrungsmittel zu suchen. Fertiggerichte, Fastfood, oder auch Lebensmittel aus konventionellem Anbau, die auf ausgelaugten Böden produziert werden und kaum noch Vitamine enthalten, lassen uns sprichwörtlich an vollen Töpfen verhungern. (Siehe Artikel auf sein.de: „Perfekt mangelversorgt“). Gute Lebensmittel bekommt man nicht zum Schleuderpreis. Es liegt an uns, unsere Prioritäten für bessere Lebensmittel neu zu setzen. Durch den Klimawandel, der unseren Wohlstand bedroht, wird sich sowieso alles verändern.

 

Wie wird die Welt am Ende dieser Krise aussehen? Und was ist Wohlstand?

Ein Interview mit Wachstumskritiker Tim Jackson

Unser wahrer Gott ist das Wachstum. Wir brauchen Wachstum für die Arbeitsplätze.

Tim Jackson, Wachstumskritiker: „Das stimmt eben nicht. Arbeitsplätze und Wachstum sind nicht dasselbe. Wir hatten Wachstum ohne neue Jobs, das reiche Leute sehr reich gemacht hat, und arme Leute hatten keine Arbeit. Wir hatten 50 bis 60 % Jugendarbeitslosigkeit in manchen Ländern. Wir müssen herausfinden wie sich Arbeitsplätze schaffen lassen ohne Wachstum. Das ist möglich. Denn es ist so viel Arbeit zu tun auf der Welt. Wir müssen Menschen pflegen, wir müssen Kinder ausbilden. Wir müssen Häuser renovieren, wir müssen Parkanlagen bauen. Wir müssen Gemeinschaften aufbauen. Es gibt genug Arbeit auf der Welt. Falsch ist nur ein Wirtschaftssystem das uns nicht erlaubt, sie zu finden.

Wenn Wohlstand nicht Wachstum ist, was ist Wohlstand dann?

Es ist eine Frage, die uns schon unsere gesamte Geschichte lang verfolgt. Es ist die fundamentalste Frage der Welt, die wir immer wieder stellen. Und bei der wir uns weder mit vereinfachenden noch dummen Anworten zufrieden geben. Als ich begann, mich mit Wohlstand zu beschäftigen, schrieb mir der Leiter eines Hospiz. Seine Aufgabe war es, sterbende Menschen in seine Obhut zu nehmen, die sich mit ihrer eigenen Sterblichkeit abfinden müssen. Auch das ist Teil dieser Frage „was ist Wohlstand?“, die alle jene Menschen sich stellen mussten, die wussten, dass sie sterben werden. Und dieser Hospizleiter sagte mir, dass nichts in unserer Konsumgesellschaft, nichts in unserer materialistischen Welt, nichts in unserem endlosen Streben nach Wirtschaftswachstum die Menschen in diesen Umständen auf diese Frage vorbereitet hatte. Was ist Wohlstand? Und es ist eine persönliche Frage, eine, die wir alle stellen müssen. Es ist eine Frage, bei der wir uns nie mit vereinfachenden Lösungen zufrieden geben sollten. Wir müssen anerkennen, dass es eine umfassende Idee ist. Es geht dabei sicherlich nicht nur um Geld. Es geht um die Gesundheit unserer Familien, um unser eigenes Wohlbefinden. Um unsere Bestimmung und um Sinn. Es geht darum, an der Gesellschaft aktiv mitwirken zu können. Und letzten Endes geht es dabei um die fundmentalen Fragen:

Was tun wir hier? Warum sind wir hier? Was tragen wir bei zu der Gesellschaft, in der wir leben?

Und alle diese Beiträge werden unterschiedlich sein. Manche bestehen darin, Dinge herzustellen und zu kaufen. Aber es gibt auch jene, die versuchen, Sinn zu finden in der unerklärlichen Herausforderung, dass wir sterbliche Wesen auf einer endlichen Welt sind. Und das ist der Startpunkt: nicht für ein eingeengtes Leben, nicht für ein schwieriges Leben, sondern für ein Leben voll neugieriger Suche, ein Leben voller Herausforderung, ein Leben voller Erfüllung.

Grenzen bedeuten letzten Endes nicht Einengung.

Sie sind Einladung zur Fülle, zu Erfüllung. Zu Sinn.

 

Buchtipp

Wohlstand ohne Wachstum, Das Update
Tim Jacksons Forderung für die konventionelle Wirtschaft stellt offen das höchst geschätzte Ziel von Politikern und Ökonomen in Frage: das fortgesetzte Streben nach exponentiellem Wirtschaftswachstum. Jackson zeigt, dass der Aufbau einer Wirtschaft nach dem Wachstum eine präzise, definierbare und sinnvolle Aufgabe ist. Ausgehend von klaren ersten Grundsätzen legt er die Dimensionen dieser Aufgabe fest: die Art des Unternehmens, die Qualität unseres Arbeitslebens, die Struktur der Investition und die Rolle der Geldmenge.

Er zeigt, wie die Wirtschaft von morgen auf eine Weise verändert werden kann, die die Beschäftigung schützt, soziale Investitionen erleichtert, Ungleichheit verringert und sowohl ökologische als auch finanzielle Stabilität gewährleistet.

oekom verlag, 368 S., 2017, 19,95 €

 

 

Stefan Stoppok: Songtext „Verjubeln“aus dem neuen Album „Jubel“

Komm, wir verjubeln den Rest vom Paradies, damit endlich Schluß ist und der Spieß sich für die Erde hier umdrehen kann. Sie sich erholt, denn die letzten Jahrtausende mit uns Idioten warn der Horror für sie.

Wenn die Chance besteht sind wir erstmal weg, dass ganz frischer Wind weht und sie sich beleckt.

Vielleicht kommen neuere Wesen, die sich besser benehmen, mit ganz neuen Thesen, und besseren Themen, mit ihr besser umgehen.

Wir warn die „pain in the ass“ für den schönen Planet.

Warn hochintelligent, trotzdem tiefschürfend blöd.

Wir haben alles vergeigt, was nur irgendwie geht. Ein Wunder, dass die Erde sich immer noch dreht.

Vielleicht kommen ja Wesen die nicht alles zertrampeln und alles zubetonieren. Und dann alles was dann noch da ist schwer optimieren. Dann wieder zerstören, sich mit Bomben beschmeissen, dann wieder aufbaun und wieder einreissen.

So viel Dummheit tut weh.

Komm, wir verjubeln den Rest unsres Schatzes, damit endlich Schluß ist und hier wieder Platz ist für ganz neues Leben, für ganz neue Ideen. Ohne unsere hausgemachten Probleme.

Schade, dass wir dann nicht mehr dabei sind. Das wär sicher schön.

 

 

 

 

 

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