Viele Klienten in meiner Kundalini-Praxis, die sich in einem Erweckungsprozess befinden, klagen über mehr oder weniger heftige Rückenschmerzen, die jedoch organisch völlig unauffällig sind. Die Schmerzen werden häufig als pochend, drückend oder auch massiv brennend empfunden. Ärzte und oft auch Heilpraktiker stehen meist ratlos vor diesen Phänomenen und suchen verzweifelt nach Ursachen. Doch wer weiß hierzulande schon etwas über die Kundalini und die Phänomene, die bei einer Erweckung begleitend auftreten können?

Von Karin Brucker

 

Kundalini ist nicht – wie viele meinen – eine Energie, sondern unser Bewusstsein. Energie ist nur eine Form, wie sich Bewusstsein ausdrücken kann. Es kann sich auch in Form von Kraft, Liebe oder Stoßkraft zeigen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Es ist ein bisschen wie Hund und Dackel: Jeder Dackel ist ein Hund, aber nicht jeder Hund ein Dackel. Bewusstsein ist eine übergeordnete Ebene, der sich verschiedene Ausdrucksformen unterordnen. Allerdings kann die Kundalini unsere Energien lenken. Daher ist es oft hilfreich für Klienten, an ihren Energiesystemen zu arbeiten, Blockaden zu entdecken und aufzulösen. Denn je weiter ein solcher Erweckungsprozess fortschreitet, desto mehr Energie fordert die Kundalini für das Gesamtsystem an, und darauf ist nicht jeder physische Körper vorbereitet.

Die Rückenschmerzenproblematik, die bei vielen Menschen in Erweckungsprozessen auftaucht, hat ihre Ursache in der Tatsache, dass es im Rücken einige wichtige energetische Verbindungslinien (Nadis) gibt und sich die Kundalini selbst auch im Wirbelkanal bewegt.

Die energetische Hauptverbindungslinie reicht vom unteren Ende der Wirbelsäule bis hinauf zum Scheitel. Entlang dieser Linie gibt es einige zentrale, sehr große Chakren (Energiezentren), von denen unter anderem tausende von Nadis abgehen, die als Kanäle für die Lebensenergie (Prana) fungieren. Dabei sind die Nadis so angeordnet, dass das Bild einer Blüte mit Blütenblättern entsteht.

Wie viele Nadis es genau im Körper gibt, ist nicht bekannt, es handelt sich aber sicher um sehr viele. In manchen Traditionen ist von 72.000 die Rede, in anderen wieder von 352.000. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, den genauen Verlauf dieser Energiebahnen zu kennen und sich mit deren Aufgaben zu beschäftigen. Im Wesentlichen sind es wohl 14 Nadis, die im Zusammenhang mit Kundalini wichtig sein können.

Die Nadis – Kanäle in Schlangenform

Im Zentrum der Kundalini-Traditionen stehen zunächst drei Nadis: Ida, Pingala und Shushumna. Dabei handelt es sich bei Ida und Pingala um zwei Nebennadis der Shushumna. Die Ida befindet sich auf der linken Seite der Shushumna und wird mit dem Mond und dem weiblichen Prinzip in Verbindung gebracht sowie mit Kälte, Passivität und der negativen Phase des Kraftstroms (also einem Kraftstrom, der sich der Aktivität entgegenrichtet). Pingala dagegen befindet sich auf der rechten Seite der Shushumna und wird mit dem männlichen Prinzip, mit Wärme, Aktivität, der Sonne und der positiven Phase des Kraftstroms assoziiert. Ida und Pingala haben keinen geraden Verlauf, sondern winden sich abwechselnd rechts und links um die Shushumna herum nach oben. Dabei bewegen sie sich auch um die Chakren herum. In der Darstellung des Aeskulap-Stabes zum Beispiel sind Ida und Pingala in Schlangenform symbolisch nach diesem Prinzip dargestellt. Auch hier winden sich beide um den zentralen Stab. Alle drei Nadis entspringen gemeinsam dem Wurzelchakra und treffen sich schließlich wieder im dritten Auge zwischen den Augenbrauen.

Mit Meru-Danda bezeichnet man nun eine feinstoffliche Entsprechung der Wirbelsäule, besser noch des Spinalkanals. Und genau in diesem Kanal bewegt sich die Kundalini. Man kann sich diesen Meru-Danda so vorstellen, als sei er eine feinstoffliche Röhre, in der die Hauptnadi Shushumna verläuft. Die Shushumna ist jedoch in sich noch weiter unterteilt. Weitere subtile Nadis befinden sich im Inneren der Shushumna. Insgesamt sind es, nach Angaben meines Lehrers Shin, 72, die jedoch unabhängig davon bei jedem Menschen in Feinheiten völlig anders strukturiert sind. Gewisse Hauptstrukturen sind dennoch immer ähnlich, innerhalb derer sich dann die individuellen Varianten finden. Je nachdem, für welche Aufgabe sich die Seele in dieser Inkarnation entschieden hat, steigt die Kundalini lediglich in vier bis maximal fünf dieser 72 Kanäle auf. In den anderen Kanälen geschieht nichts. Wären alle gleichzeitig aktiv, würden wir das gar nicht aushalten. In jedem dieser Kanäle liegen dann so genannte Siddhis. Das sind besondere Fähigkeiten wie zum Beispiel Hellsehen, Hellriechen, die Fähigkeit des Heilens, der Levitation (Gegenstände hochheben) und vieles andere mehr. Meist macht die individuelle Kombination der Kanäle, in denen sich die Kundalini aufwärts bewegt, dann die individuelle Persönlichkeit aus, die man in diesem Leben realisieren soll.

Evolutionärer Prozess

Auf der nächst subtileren Ebene der Shushumna findet man die vajrini-Nadi und auf einer weiteren subtileren Ebene die chitrini-Nadi, deren Inneres wiederum als brahma-Nadi bekannt ist. Dabei umhüllen sich die Nadis oder besser gesagt Nadi-Schichten gegenseitig (wie Schläuche, die ineinander gesteckt sind), wobei es zur Mitte hin immer subtiler wird. Im Inneren schließlich befindet sich eine hohle Röhre, die als bezeichnet wird. Die Öffnung dieser chitrini-Nadi ist eine Art Tür, durch die die Kundalini in diese hohle Röhre, die auch als „königliche Straße“ bezeichnet wird, eintritt. In ihr kann die Kundalini ohne jedes Hindernis direkt aufsteigen.

Wenn man versucht, die Kundalini als eine Art Substanz ausfindig zu machen, so wird man nicht fündig werden. Das Bewusstsein ist substanzlos, dennoch ist es vorhanden. Was es genau ist, damit befasst sich die Wissenschaft bis heute und es gibt endlos viele Meinungen und Bücher darüber. Im Prinzip heißt Bewusstsein, sich des Seins bewusst zu sein. Zu wissen – oder besser gesagt zu ahnen – was das Sein ist. Was wir in Wirklichkeit sind. Es sind Erkenntnisse, die man in Verbindung mit einer Kundalini- Erweckung gewinnt, die uns zeigen, dass selbst die Vorstellung eines Ichs eine Fehlwahrnehmung ist. Wir leben in einer Welt, in der duale Vorstellungen herrschen. Wir kennen Gut und Schlecht, Hell und Dunkel, Schwarz und Weiß. Daher neigen wir auch dazu, alles um uns herum zu be- oder verurteilen. Wer in diesen Erkenntnisbereich vordringt, gelangt in die Welt der Trinität, die erkennt: das Leben oder etwas kann eben so oder auch ganz anders sein. Beides hat seine Existenzberechtigung, dient eventuell zum Lernen und hat seine Funktion. Je weiter Menschen in einem Kundalinierweckungsprozess fortgeschritten sind, desto mehr betrachten sie sich selbst und das Leben aus dieser trinitären Sicht, sie haben oft einen etwas kühlen, gelassenen Ausdruck, wirken in Extremsituationen entspannt und gelassen, in sich selbst ruhend, generell jedoch mit einer liebenden Haltung.

Die Menschheit befindet sich schon immer in einem generellen Weiterentwicklungsprozess. Die Tatsache, dass bei so vielen Menschen im Moment eine Kundalini-Erweckung stattfindet, ist ein kollektiver Effekt. Da kann man auch nicht aussteigen. Man kann versuchen, sich dagegen zur Wehr zu setzen – das wird aber nicht wirklich gelingen. Es ist ein evolutionärer Prozess. Die äußeren Umstände ändern sich und man kann sich anpassen. Wer sich nicht anpassen kann, wird in irgendeiner Form „aussortiert“. Und sei es durch den Tod … man kommt ja wieder. Ausgelöst werden diese kollektiven Erweckungsprozesse vermutlich durch geänderte äußere Frequenzen, die auf uns kosmisch Einfluss nehmen, so genannte Schumann-Frequenzen.

Hilfe bei Kundalini-Symptomen

Das Ziel einer solchen Erweckung ist es, dass die Kundalini – die Shakti, der weibliche Anteil – wieder zu ihrem männlichen Partner zurückfindet. Dann findet eine Vereinigung statt – das kann man vollständige Erleuchtung nennen, Unio Mystika, chymische Hochzeit, je nach religiöser Tradition – und danach bewegt man sich wieder zurück in die materielle, duale Welt, jedoch mit der dadurch gewonnen Erkenntnis. Man ist „erleuchtet“. Wer also eine Kundalinierweckung erfährt, ist nicht erleuchtet, aber auf dem Weg dahin. Ziel ist es wohl, dass die ganze Menschheit erleuchtet sein soll. Das wird wohl noch was dauern, aber im Prinzip steht jeder Mensch – ob er will oder nicht – in diesem gesamtkosmischen Bewegungsprozess.

Doch was macht man nun, wenn man sich in einer solchen Erweckungsphase befindet und zum Beispiel mit Rückenschmerzen zu tun hat? Es gibt sehr viele verschiedene spirituelle Traditionen, die hier Techniken anbieten. Angefangen von Yoga über bestimmte Meditationstechniken bis hin zu Atemübungen. Das viel beworbene Kundalini-Yoga ist ein interessanter Ansatz. Allerdings begegnet man in diesen Kursen sehr selten Lehrern, die selbst eine erweckte Kundalini haben bzw. erkennen, wenn sich ein Klient im Prozess befindet. Es ist dabei wichtig, die Körperübungen sehr exakt auszuführen, da sich der Lichtkörper bei falschen Anwendungen auch „verbiegen“ kann, was meist zu allen möglichen Problemen führt. Sowohl auf rein energetischer Ebene, als auch im emotionalen Bereich können eventuell unangenehme Zustände ausgelöst werden (Angstzustände, Panikattacken, extreme Trauer etc.) Bei der Wahl solcher Kurse sollte man sich die Lehrer sehr genau ansehen und beachten, welchen eigenen Erfahrungsschatz sie haben. Aussagen wie „ich bin dann schon gechannelt (bekomme rechtzeitig irgendwelche „Durchsagen“), wenn etwas passiert“ – habe ich leider schon mehrfach gehört und sie würden mich eher zurückhalten.

Der Bewegung hingeben

Kundalini-Stefan-Yang-Fotolia

Wenn man weiß, dass die Kundalini die Eigenschaft hat, den Körper in leichte Bewegung zu versetzen, kann man in einer meditativen Stimmung einfach mal versuchen, den Körper sich selbst bewegen zu lassen. Hinspüren: Wo möchte der Körper jetzt gerade hin? Das bedeutet eigentlich, dass man sein eigenes Bewusstsein ans Steuer lässt und in die innere Haltung von „Dein Wille geschehe“ kommt. Auf diese Weise kann sich die Kundalini besser ihren Weg suchen, durch die Bewegungen an Blockaden direkt arbeiten, ohne den Verstand dabei „bemühen“ zu müssen. Das wirkt oft sehr befreiend und ist im Übrigen auch eine tantrische Übung aus dem kaschmirischen Shivaismus. Es ist eine Übung darin loszulassen, nicht „selber“ zu wollen, sondern mal geschehen zu lassen. Das Ego steht der Kundalini im Wege, denn das Ego versucht der Kundalini – unserem Bewusstsein – zu sagen wo’s langgeht. Und das führt zu Blockaden.

Viele beschreiben diese Bewegungen dann als lemiskatenförmig, also wie eine liegende Acht. Daher ist eine weitere schöne Körperübung, sich hinzustellen und zunächst nur die Knöchel in eine Achterbewegung zu versetzen und dabei den Körper darüber möglichst wenig zu bewegen. Nach einer gewissen Zeit verlagert man dann diese Achterbewegung in die Knie und danach in die Hüfte. Dabei bemerkt man schon, dass die Arme automatisch auch in einer Achterbewegung „mitschlenkern“. Die kann man dann mit den Armen immer größer und dann auch wieder kleiner werden lassen. Danach bewegt man die Schultern in diesem Muster und zum Schluss auch den Kopf. Für diese Übung kann man sich an jedem Punkt ruhig eine Minute und mehr Zeit lassen. Hat man die Übung beendet, beginnt man wieder von vorn, aber ändert dabei die Richtung der Achter-Bewegung.

Den Weg für die Energie frei machen

Natürlich haben wir in unserem gesamten energetischen System an allen möglichen Stellen Blockaden sitzen. Viele Psychotherapeuten verdienen damit ihr Geld, die Arbeit ist aber meist endlos. Die häufigsten Blockaden, die man sich im Laufe seiner Leben aufbaut, sind dabei traumatischer Art. Das heißt, jemand war nicht nett zu uns oder wir nicht zu einem anderen. Auch wenn etwas uns selbst nicht direkt betrifft, hat das Auswirkungen. Wenn jemand seinen Hund schlägt und ich zuschaue, bin ich zwar weder Täter noch Opfer, aber möglicherweise dennoch traumatisiert. Mit fast allen meinen Klienten mache ich eine von mir entwickelte Trauma-Liquidation, in der innerhalb von acht bis zwölf Stunden Millionen solcher Traumen gelöst werden können. Dabei ist das Wichtigste, dass niemand von einem Trauma erzählen darf, da dies zu einer Retraumatiserung führt, die in einer solchen Therapie natürlich unerwünscht ist. Zu beachten ist dabei, dass es auch Traumatisierungen aus vergangenen Leben geben kann, die sich im System einspeichern, oder übernommene Traumata von den Ahnen oder Inkarnationslinien, aber auch von geliebten Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung. Eine solche Trauma-Liquidation behandelt manchmal mehrere tausend bis Millionen Traumata, die man in Einzelsitzungen niemals therapieren könnte. Hier braucht es meist vier bis fünf Sitzungen, meist hintereinander weg.

Bei vielen Klienten wirkt sich eine solche Systembefreiung sehr positiv aus. Man kann der Kundalini dabei auf eine kurze und überschaubare Weise einige Steine aus dem Weg räumen. Bei einigen Klienten beginnt der Körper nach der Behandlung schon leicht von selbst zu schwingen. Ich habe auch schon plötzlich einsetzende Visionen und andere wunderbare Dinge dabei erleben können.

Musik hören und Mantren singen

Andere Methoden können auch das Hören bestimmter Trommelmusik sein, die allerdings nicht computeranimiert sein sollte, das funktioniert irgendwie nicht. Auch da sollte man sich der Musik hingeben und den Körper sich zur Musik bewegen lassen. Auch Mantrengesänge sind ein hilfreicher Weg, sich selbst zu klären und zu reinigen. Wenn man aktiv am Gesang teilnimmt, ist das oft noch effektiver, aber allein das Hören guter Mantren kann zur energetischen Klärung führen. Ich selbst habe mich intensiv mit tibetischem Buddhismus beschäftigt und bei vielen Einweihungen, die ich von Lamas bekommen habe, ebenfalls immer wieder eine massive Klärung erfahren. Auch hinduistische Mantrengesänge können sehr kraftvoll sein.

Ist die Kundalini-Erweckung etwas Gutes? Klar, sie führt uns dahin, wo wir evolutionär hinsollen. Die Probleme, die sie macht, sind eigentlich nur Hinweise für uns, an den Schwierigkeiten und Herausforderungen zu arbeiten. Kann man die Kundalini verhindern oder blockieren? Ja, das kann man. Aber die Kundalini wird immer wieder versuchen aufzusteigen, und jede Blockade führt dann zu immer größeren Problemen. Der Erweckungsprozess ist eine ganzheitliche Arbeit am physischen Körper, am Energiekörper, am Emotionalkörper und an unserem geistigen Denken. Hat die Kundalini ihren beendet, ist das Leben einfach nur noch wunderbar.

 

Grafik im Text: Abb: © Stefan Yang – Fotolia.com

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