Die bislang in den USA wirkende spirituelle Lehrerin Dr. Heide-Maria Koubenec (Ranjita) kehrt nach 20 Jahren aus Kalifornien nach Berlin zurück. Ziel ihrer Arbeit ist die Integration von Körper, Herz und Geist und die Entwicklung von Liebe, Freude und Leichtigkeit. Den Körper betrachtet sie als spirituellen Führer auf dem Weg zu Ganzheit und Erleuchtung. Annette Spicker führte ein Gespräch mit ihr.

Was ist Erleuchtung?
Es gibt nicht die Erleuchtung, die von allen gleich oder ähnlich erfahren wird. Erleuchtung ist nicht unbedingt ein einmaliges Ereignis, sondern eher ein Prozess, der verschiedene Ebenen von Bewusstsein und Zustände des Seins beschreibt.

Bist Du erleuchtet?
Vor 22 Jahren hatte ich ein erstes erleuchtendes Erlebnis, dass ich völlig für mich behielt. Ich war in totaler Einheit mit allem und voller Glückseligkeit, eingebettet in eine wundervolle göttliche Liebe. Dieser Zustand verebbte leider nach einigen Wochen und alles, was ich von da ab wollte, war das für immer zu erleben! Ich meditierte, praktizierte Yoga und fastete wie eine Wahnsinnige. Ein Jahr später erlebte ich einen Zustand des Seins, der völlig anders war als ich erhofft hatte. Es war eine unbeschreibliche Revolution meines Bewusstseins, und ich glaubte: Jetzt bin ich ein für allemal erleuchtet!

Und wie lange hielt dieser Zustand bei Dir an?
Über 1 Jahr lang. Später kam ich allerdings mit der materiellen Welt überhaupt nicht mehr klar. Das war eine der krisenreichsten Zeiten in meinem ganzen Leben.

Ich hatte geglaubt, dass Erleuchtete keine Krisen mehr erleiden. Wie bist Du damit umgegangen?
Ich floh nach Kalifornien, dem Mekka des New Age und studierte mit berühmten Bewusstseinsforschern und spirituellen Lehrern. 12 Jahre lebte ich in einer spirituellen Community und lehrte Meditation und Chakra-Energiearbeit. Neue Ebenen des Bewusstseins taten sich auf und ich erkannte, dass mein Erleuchtungsprozess immer weiter geht, wenn ich es zulasse. Erleuchtung ist ein Prozess.

Wie siehst Du das Auftauchen immer neuer Satsang-Lehrer?
Es ist verlockend, nach einem Erleuchtungserlebnis das Guru /Schüler Spiel anzunehmen, vor allem wenn der eigene Lehrer oder das eigene „abgelegte“ Ego einen dazu anregen. Viele LehrerInnen erliegen solchen Versuchungen (ich tat es auch). Damit schadet man nicht nur sich selbst, sondern kann auch anderen nur bedingt weiterhelfen.
Ich habe vor 11 Jahren in Kalifornien eine Weile lang Satsang gegeben und bin damals auch in die Satsangs von den „neuen Erleuchteten“ gegangen. Meiner Erfahrung nach ist das Satsang-Arrangement äußerst begrenzt. Bei jemandem im Satsang zu sitzen ist bequem, einfach und schön. Es beruhigt das Gewissen, aber es passiert im Grunde wenig. Mein Eindruck ist, dass neue Satsang Lehrer meistens zu früh glauben, erleuchtet zu sein und anfangen zu lehren. Sie schwimmen oft im eigenen Konzept bzw. in dem ihrer spirituellen Abstammungslinie und halten es für wahr. Das Problem dabei ist, dass man bestimmten Zuständen wie Einheit, universelle Liebe, Leere, Nichts, Im Hier und Jetzt sein usw. anhaftet, anstatt sie geschehen zu lassen, zu durchwandern und weiterzugehen.

Alle Erleuchteten wollen andere zur Erleuchtung führen, aber jeder auf eine andere Art. Was ist dein Weg?
Andere zur Erleuchtung zu führen ist ein hoher Anspruch. Zu welcher? Niemand will erleuchtet sein um der Wahrheit willen! Die Menschen glauben, dann für immer glücklich sein zu können. Deswegen zielt meine Arbeit darauf hin, die Menschen heil und ganz und damit glücklicher zu machen. In Deutschland biete ich jetzt Chakra-Workshops zusammen mit Uwe Kloss an, einem Lehrer für Tanz und Bewegung, einem Meister seines Faches. Er ist durch seine Energy Dance- Arbeit bekannt geworden. Ich arbeite viel mit dem Körper und der Herzenergie, was bei mentalen Erleuchtungskonzepten östlicher Traditionen oft zu kurz kommt. Liebe, Freude und Ekstase unter Einbeziehung des Körpers, dem Tempel unserer Seele, sind wichtige Aspekte sowohl für unser Leben als auch für jede Ebene von Erleuchtung.

3 Responses

  1. Klaus

    Liebe Elisabeth,

    mit vielem was du schreibst stimme ich völlig überein und ich erkenne daraus, daß der Elisabeth die Gnade des Erkennens in Form eines Erleuchtungserlebnisses zuteil wurde – genauso, wie man aus dem Interview von Heide-Maria erkennen kann, daß diese Erfahrung dort so nicht gemacht wurde.

    Einge Anmerkungen möchte ich machen, da ich der Überzeugung bin, daß das Erleuchtungserlebnis, wo es denn auftaucht, zwar substanziell ähnlich aber doch nicht gleich ist.

    Punkt 1: Ich glaube nicht, daß dem Erleuchtungserlebnis zwangsläufig ein Prozeß vorangehen muß. Die Gnade des Erleuchtungserlebnisses kann aus meiner Sicht völlig unvorbereitet jeden treffen. Ich vermute, daß „spontane“ Erleuchtungserlebnisse häufiger sind, als solche, die durch das Praktizieren spiritueller Übungen erreicht werden.

    Punkt 2: Natürlich ist das Erleuchtungserlebnis eine Gnade an sich selbst – so wie jeder Mord ein Selbstmord ist. Das liegt daran, daß es nur das gibt, was du bist. Alles was existiert bist immer nur du – und genau das ist die Erkenntnis aus dem Erleuchtungserlebnis. Da du erkennst, daß du die Unendlichkeit bist – du bist das Nirvana, du bist das Selbst, du bist diese Einheit in der es keinen Erfahrenden und keine Erfahrung gibt, du bist das NICHTS das zugleich ALLES ist weil es nur und ausschließlich dieses NICHTS gibt – kannst du nicht mehr weiter an einem persönlichen, individuellen „Ich“ festhalten. Ich, das aus sich selbst heraus existierend Absolute, bin ich, du, alle Lebewesen und alle Gedanken, Emotionen.

    Punkt 3: Das Erleuchtungserlebnis kann durch den Aufstieg der Kundalinienergie und die damit verbundene Vereinigung von Energie und Bewußtsein zu Einheit entstehen. Genauso gut kann dieses Erlebnis aber auch ohne den Kundaliniaufstieg vonstatten gehen. Und auch Lichtphänomene müssen nicht etwas mit dem Erleuchtungserlebnis zu tun haben. Auf jeden Fall wird die Dualität von Existenz und Bewußtsein als Illussion erkannt. Existenz und Bewußtsein sind das eine, selbe Sein – alles ist immer das eine, einzige Absolute.

    Und noch etwas: im Grunde ist es völlig egal, ob es irgendo ein Erleuchtungserlebnis gibt oder nicht. Was du bist, das warst du schon immer gewesen und das wirst du auch immer sein. Ob sich das Sein ab und an in einer Elisabeth oder einem Klaus oder sonst irgendwo selbst erkennt, verändert das Sein nicht. Alle die Erfahrungen, die das Sein in seinem „Zustand des Nichterkennens“ macht, sind grandiose Erfahrungen. Der Zustand der „Erleuchtung“ ist keinesfalls besser als der der „Nichterleuchtung“.

    Da nichts wahr ist und da nichts falsch ist, ist es am Besten zu Schweigen. Es gibt keine Wahrheit – es gibt keine Unwahrheit. Auch das Erleuchtungserlebnis ist nur Teil des Traums.

    On shanti
    Klaus

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  2. Sebastian

    Dieser leserkommentar von elisabeth entspricht teilweise auch meiner wahrnehmung der thematik. Gerne möchte ich noch hinzufügen, dass der erleuchtete zustand schon vor der erleuchtung besteht, nur nicht erkannt wird. Die „erleuchtung“ ist wesentlich ein erlebnis der erkenntnis, das alles schon existier- sowie auch der erleuchtete zustand.
    Warum immer ego ablegen, schmerz und gefühlslos werden? All das gehört zur vollständigen ganzheit. Egal wie gross ein ego ist, es ist ein aspeckt der so ist wie er zu erleben ist. Wenn der aspeckt sich verändert ändert sich auch das ego oder die form des wassertrofens der auf einem stein aufschlägt, in lauter kleine tropfen verspritzt und sich allmählich wieder sammelt.

    Ich durfte ein solches erlebnis erleben. Es war wunderschön aber auch sehr intensiv, konfrontierend und vor die wahl stellend. Die wahl, ob ich die all-einige ganzheit leben oder die mehrsamkeit erleben möchte. Ich hab mich für die mehrsamkeit entschieden, da ich das all-einigen in seinen einzelnen aufgeteilten aspeckten erleben möchte und das all-einige trotzdem als ein ganzes jeden moment erleben kann da beide formen wieder teilaspekte des ganzen sind. Usw usw usw… Kämpft nicht mit dem ego gegen das ego. Erlebt als ego das ganze.

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  3. Elisabeth Marichal

    Erleuchtung an sich ist kein Prozess sondern ein einmaliges Ereignis dem ein Prozess vorausgeht. Erleuchtung ist eine Gnade an sich selbst und diese Gnade kann sich jeder nur Selbst erweisen. Erleuchtung bewirkt eine sofortige Transformation des Alltagsbewusstseins in das Bewusstsein der allumfassenden, bedingungslosen , göttlichen Liebe so das diese Liebe ohne Anstrengungen gelebt werden kann. Es gibt dann kein zurück mehr, denn diese Transformation ist nicht umkehrbar da das Ego dabei stirbt. Erleuchtung bewirkt das sofortige hoch steigen der sogenannten Kundalinienergie die das Ego quasi verbrennt wie in einem Feuer. Etwas das verbrannt ist kann nicht wiederkommen. Anschließend kommt ein Prozess der alle Chakren von Selbst öffnet und die Sicht der Vorstellungen in dieser Welt wird komplett durchlichtet. Und alles wird als die absolute Wahrheit erkannt. Es wird auch bewusst das kein Mensch ,der nicht auch genau diese Erleuchtung bei sich durch Gnade bewirkte, das nachvollziehen und Glauben kann. Und dabei ist es ganz einfach diese Gnade bei sich zu bewirken. Doch da ist das kleine Ego das dieses nicht will und sich bedroht fühlt wenn ein Erleuchteter Mensch über gewisse Dinge redet, da das kleine Ego sich im tiefsten Matrixtraum befindet.

    Erleuchtung ist etwas wundervolles mit dem anschließendes Prozess des Erkennens dessen was alles ist.

    Alles andere ist ein langsames Erwachen aus dem Matrixtraum der sich über Jahrzehnte hinziehen kann. Das kleine Ego bleibt solange erhalten bis Erleuchtung durch Gnade bei sich Selbst erwirkt wurde.

    In Liebe und Frieden

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