Mit den Pflanzen der eigenen Heimat sind wir seelisch auf besondere Weise verbunden, ihre Gestalt und ihren Duft verbinden wir für immer mit Kindertagen. Die Heimatkräuter bringen uns gut durch das Jahr.

Von Nicola Cordes

Unvergesslich heimatlich für mich bleibt nach einer sommerlichen Reise die intensive Duftmischung der Brandenburger Kiefern gepaart mit dem Abteilgeruch der Deutschen Reichsbahn.

Pflanzen, die mit denselben Lichtverhältnissen, Temperaturschwankungen und Bodennährstoffen gedeihen wie wir, leben in natürlicher Resonanz mit uns. Oft genügt ein Blick ums Haus herum, um zu sehen, welche Pflanzen sich mit ihrer Heilkraft anbieten, indem sie sich in unserer Nähe ausbreiten. Nicht völlig zu Unrecht als Streusandbüchse verunglimpft, mag der Brandenburger Boden für Gärtner eine Herausforderung darstellen, aber er birgt reiche Schätze an kraftspendenden Heilkräutern. Die immense Lebenskraft der Pflanzen, die auch in sandiger, trockener Erde noch üppig gedeihen, tragen sie auch in ihrer Heilkraft.

In Lebensphasen, die uns geistig und seelisch fordern und bisweilen auslaugen, ist es die erdige Heilkraft, die uns in unterschiedlichen Qualitäten neu nährt und aufrichtet. Auf unserem Weg durch die Jahreszeiten helfen uns die pflanzlichen Verbündeten, die in Nachbarschaft mit uns gedeihen, gut verwurzelt und gesund zu bleiben.

Brennnessel – Winterschwäche austreiben

Mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühjahrs schießen die frischen Triebe dieser feurigen Marspflanze aus der Erde. Bereits unsere Vorfahren, die Kelten, Slawen und Germanen, hielten die Brennnessel aufgrund ihrer vielfältigen Kräfte in hohen Ehren. Stets eine unerlässliche Zutat in der frühjährlichen 9-Kräuter-Suppe, erweckt sie die bleiernen Lebensgeister und bringt sämtliche Säfte im Körper in Wallung. Damit ist sie nicht nur harn-, schweiß- und schleimtreibend, sondern auch die beste Pflanze für eine Blutreinigungskur. Da sie stark eisenhaltig ist, hilft sie nicht nur bei Blutarmut, sie unterstützt auch die seelische Wehrhaftigkeit und Willensstärke – so stachelig wie ihre Hülle ist, umhüllt sie empfindsame Menschen mit ihren Abgrenzungskräften. Während im Frühjahr die frischen Triebe als Suppe oder Spinat gekocht oder als Urtinktur verarbeitet wohltun, sind es ab August die lecker nussig schmeckenden Samen, deren Verzehr eine weitere Tugend der feurigen Brennessel offenbart: Ihre Samen gelten seit jeher als fruchtbarkeitsfördernd und aphrodisierend für Männer und Frauen.

Johanniskraut – Sommersonne für die Seele

Zur lichtdurchfluteten Zeit der Sommersonnenwende steht diese wunderbare Heilpflanze auf Brandenburgs Wiesen in voller gelber Blüte und kann dann auch am besten geerntet werden. Das Johanniskraut ist so voller Sonnenkraft, dass es die menschliche Seele durchwärmt und durchlichtet. Als pflanzliches Antidepressivum ist es daher auch sehr bekannt. Die Nervenkraft, die das Johanniskraut dem Gemüt spendet, schenkt es auch körperlich: Bei Nervenverletzungen, Ischialgien und leichten Verbrennungen ist die Pflanze, als Urtinktur eingenommen oder als Öl auf die schmerzenden Stellen gegeben, eine schmerz- und krampflindernde Wohltat.

Beifuß – Reinigung und Frauenkraft

Die Artemisia, wie der Beifuß auf botanisch heißt, gilt rund um die Welt als heilige Pflanze und großes Frauenheilmittel. Die Indianer reinigen bis heute mit dem Rauch des Beifuß ihre heiligen Orte von negativen Energien, und auch bei den Sommer- und Wintersonnenwenden in unserem Kulturkreis war und ist der Beifuß die wichtigste Kultpflanze. „Artemisia ist das Beste bei der Menstruation“, sagte schon Paracelsus, weil sie blutungsfördernd, krampflösend und hormonausgleichend wirkt. Eine Teekur mit den kurz vor dem Aufblühen getrockneten Blüten reinigt Körper und Seele und bringt uns in jeder Hinsicht ins Fließen.

Goldrute – Septembergold für die Nieren

Wenn die These stimmt, dass Pflanzen, die sich in einer Landschaft in großer Menge verbreiten, von den dort lebenden Menschen in ihrer Heilkraft besonders benötigt werden, sollte die Goldrute in keiner Brandenburger Teemischung fehlen. Ganze Goldrutenwiesen wiegen sich mit ihren schmalen, hochgewachsenen Rispen freundlich in der Septembersonne, als warteten sie nur darauf, für wohltuende Blasen- und Nierentees geerntet und getrocknet zu werden. Und auch ihr sonniges Gelb zeigt in der Pflanzensignatur bereits die Heilkraft für die Seele an – wenn uns etwas psychisch an die Nieren geht, und insbesondere bei schmerzlichen Beziehungskonflikten, hilft die Goldrute, den Fluss der Gefühle zu harmonsieren.

Für Frauen: 1.-3. Juni 2018, „Weibliche Gesundheit mit Homöopathie & Heilpflanzen – Lebensfreude-Wochenende am Badesee in Brodowin

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