Über die Verbindung von systemischen Aufstellungen und Kreativität in der Arbeit von Meera Hashimoto und Svagito Liebermeister

Jeder von uns hat sicher schon einmal konsterniert den Kopf geschüttelt bei der plötzlichen Erkenntnis, dass sich das eigene Handeln selbst im Erwachsenenalter noch immer an den Eltern und ihren Urteilen orientiert. Oder sich ihnen trotzig entgegenstellt. “Werden sie meinen neuen Freund mögen? Vielleicht sollte ich doch Lehrer werden, das würde sie glücklich machen. Sollte ich dieses Bild von der Wand nehmen, wenn mein Vater kommt?”

von Michaela Ruhfus


Obwohl ich bei meiner Berufswahl ganz bewusst einen eigenen Weg einschlug und als Tochter eines ganz “unkünstlerischen” Haushalts Malerin wurde, und obwohl ich mich seit Jahren beruflich mit Kreativität auseinandersetze, mich immer wieder frage: “Was willst DU?”, stelle ich oft erschüttert fest, dass mir die Stimmen meiner Eltern im Kopf ordentlich Irritation verschaffen. Dass mich die Vorstellungen meiner Eltern immer wieder einholen – unbemerkt haben sie viel Macht über mein Handeln. Auch im Atelier steht oft die Frage: “Was denken andere darüber?” im Vordergrund. Hier sind es dann nicht die Stimmen der Eltern, sondern die meiner Lehrer oder “der Gesellschaft”. “Das ist Kitsch, das ist zu esoterisch, zu weiblich, zu …“

 

Im Irrgarten der Glaubenssätze

Die japanische Malerin und Tänzerin Meera Hashimoto leitet seit mehr als zwanzig Jahren Kunst- und Kreativitätsworkshops überall auf der Welt. Ihre Arbeit besteht darin, Menschen wieder mit ihrer Schöpfungskraft in Verbindung zu bringen. Wir haben im Laufe unseres Lebens viele Annahmen über uns selbst und unsere Kreativität etabliert, die uns den Weg zu unseren wahren kreativen Wurzeln verstellen. In diesem Garten der Glaubenssätze Unkraut zu jäten lässt Raum entstehen für die Erfahrung eigenen Wollens. Meera: “Wir schauen uns den Impuls an, aus dem heraus wir etwas tun: Folgst du deinem eigenen Impuls oder gehorchst du einer Stimme in deinem Kopf, machst einen Kompromiss in deiner Handlung und schwächst deine Energie ab?”

Wir entwickeln Denk- und Handlungsmuster im Laufe des Heranwachsens als Reaktion auf bestimmte Erfahrungen und als Folgen von Erziehung. “Als Kinder sind wir abhängig von unseren Eltern. Um uns ihre Aufmerksamkeit und Liebe zu sichern, haben wir entschieden, uns in einer bestimmten Art und Weise zu verhalten. Wir waren unterwürfig oder aufmüpfig, um in der Abhängigkeit zu den Eltern zu überleben. Wir haben uns entschieden, uns auf eine bestimmte Art und Weise auszudrücken oder nicht auszudrücken. Dieses erlernte Verhalten beeinflusst unser ganzes Leben.” Die Erfahrung, mit dem, was wir ausdrücken möchten, nicht angenommen zu sein, hinterlässt Wunden, die wir im weiteren Leben bewusst umschiffen, um nicht an den alten Schmerz erinnert zu werden.

 

Ordnung ins System bringen

Um über diese Verhaltensmuster und Überlebensstrategien Klarheit zu bekommen und uns daraus zu befreien, können Familienaufstellungen helfen. Svagito Liebermeister, Partner von Meera und seit 28 Jahren als Therapeut tätig, beschreibt, wie das ablaufen kann: “Mit Hilfe anderer Gruppenteilnehmer stellen wir das Familiensystem, so wie es individuell erlebt wird, auf, wodurch Beziehungen und Gesetzmäßigkeiten innerhalb dieses Systems deutlich werden. Man kann erkennen, wie man durch bestimmte Dynamiken, die sich einer bewussten Kontrolle entziehen, seit Kindheit geprägt wird. Mit einfachen Lösungssätzen werden wir unterstützt, uns daraus zu befreien. Nur wer die Verbindung zu seiner Familie anerkennt und in Ordnung bringt, kann sie als stärkende Kraft in seinem Leben erfahren – ohne das Gefühl, dass ihn etwas aus der Vergangenheit belastet oder behindert.“
Bei einer solchen “Systemischen Aufstellung” kann nicht nur die Familie, sondern im Grunde jedes System oder Thema aufgestellt werden, mit dem wir zu tun haben, z.B. das Arbeitsumfeld oder das Thema Kreativität. Aber auch hier stellen wir immer wieder fest, wie der Chef an die Stelle des Vaters, die Kollegin an die Stelle der Mutter tritt und wir alte Muster wiederholen.

Wir sind aus Vater und Mutter gemacht, sie bilden die Basis unserer Psyche. Zu lernen, unsere Eltern anzunehmen, heißt eine gesunde Beziehung zu uns selber zurück zu gewinnen. Und mit jedem Schritt in diese Richtung werden wir erwachsener, reifer, unabhängiger … und kreativer! Denn dann ist Raum und Vertrauen, die wirklich eigenen Schritte zu gehen. Dann ist genug Liebe, Vertrauen und Kraft in uns.
Stell dir einmal vor, aus diesem Zustand heraus zu malen. Momente zu erleben, in denen es fließt. Jeder Pinselstrich ergibt sich aus dem Gefühl der Richtigkeit. Freude und Befriedigung stellen sich unmittelbar ein. Meera ermöglicht diese Erfahrung in ihren Seminaren durch die Methode des “Primal Painting”, das sie entwickelt hat, um in den kreativen Fluss einzutauchen.

Meera: „In dem Moment, in dem du deine wahren Wurzeln wiederentdeckst, die dir von deinen Eltern entgegenwachsen, wirst du wieder fähig sein wie ein Kind zu spielen, das sich nicht um ein Resultat sorgt, sondern purer Ausdruck seiner Selbst ist. Unsere Arbeit wird sein, die ursprüngliche Energie des Kindes in uns zurück zu gewinnen.“


Workshop: „Familienaufstellungen (2 Tage) und Primal Painting (4 Tage)“ mit Svagito und Meera
vom 22. – 27. Mai 2010 im Lebenspark Tollense
Info: www.malen-mit-meera.info
Tel.: 030 – 21 99 63 70, shako@web.de

Meera Hashimoto

Meera Hashimoto

ist seit 1974 Schülerin des spirituellen Lehrers Osho und hat zahlreiche seiner Bücher illustriert. Sie entwickelte eine Methode des „primären Malens“, die auch Menschen ohne künstlerische Vorbildung ermöglicht, ihre kreative Seite zu entdecken.


www.meera.de

 

 


Svagito R. Liebermeister

Svagito R. Liebermeister

hat über 28 Jahre Erfahrung in der Arbeit als Therapeut. Er studierte Familienstellen bei Bert Hellinger und bildet seit 2000 darin aus. Autor des Buches „The Roots of Love. A Guide to Family Constellation“.


www.family-constellation.net

 

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