Drittes Kaptitel aus „Das New-Age-Manifest“ von Shay Tubaly.

Die östlichen Konzepte der Realität, welche die Leere und Stille betonen und die Welt als Illusion begreifen, bieten dem westlichen Geist eine gute Projektionsfläche, um seine Angst vor dem Leben und seinen Eskapismus auszuleben.

Das Guru-Spiel

Das aufgeregte, aber beherrschte Publikum lässt sich nach und nach auf den wenigen Dutzend Mediationsstühlen und Matratzen nieder. Dann schließen alle bereitwillig die Augen und warten auf das Erscheinen der flüchtigen Präsenz des Lehrers. Endlich tritt der Lehrer in den schwach erleuchteten Raum, der nur von einigen Kerzen sanft erhellt wird. Er ist ganz in weiß gekleidet, sein Gesichtsausdruck ist ernst und sein Blick durchdringend. Nachdem er sich gesetzt hat, mustert er die Anderen mit sanftem Blick, legt die Hände für einen langen Moment in der ‘Namaste‘-Geste der Hindus zusammen und beginnt dann über das Wesen der Stille zu sprechen, oder sogar zu flüstern.

Die Menschen lauschen in einer intensiven Ruhe, begleitet von der angespannten und romantisierten Erwartung einer plötzlichen Eingebung, die in erster Linie ‘alles ändern wird‘ – eine Art großartige Einsicht, die sofort jederlei Kummer hinwegfegen wird. Der Lehrer spricht weiter und zitiert dabei sämtliche bekannten Klischees der Satsang-Szene. Die meisten Menschen im Publikum könnten sie längst selbst mit der gleichen Eleganz formulieren, aber jeder weiß, dass die Wahrheit ewig ist, und dass es eigentlich gar nichts zu sagen gibt…

Eine Stille ruht über dem Raum; sie zeigt an, dass eine Form von Wahrheit in der Luft liegt, aber auf gewisse Weise ist diese Stille leblos und karg und hat nichts mit dem Leben zu tun, wie wir es kennen, sie grenzt an eine Zone des Zwielichts, in welcher der Unterschied zwischen Befreiung und der Flucht vor dem Leben in einen erlösenden Zufluchtsort nicht mehr klar ist.

Integrieren, nicht Imitieren

Wie ich in dem vorhergehenden Artikel herausgestellt habe, ist die Satsang-Szene ein gutes Beispiel für den Missbrauch des östlichen Geists – und zwar genau deswegen, weil diese Szene danach strebt, das ‘Juwel in der Krone‘ zu repräsentieren, das lebendige Herz des östlichen Wissens. Wir haben uns auf unkluge Weise die Lehren des Ostens zunutze gemacht. Zum Teil, weil der Versuch, sie in den Westen hinein zu kopieren, sehr oberflächlich verlaufen ist, und zum Teil, weil große Teile dieser Lehren für die westliche Kultur schlichtweg irrelevant sind (manchmal nehmen sie gerade wegen dieser unbeholfenen Nachahmung sogar eine absurde und groteske Form an.) Eine intelligente Handlungsweise hätte darin bestanden, aus der östlichen Weisheit genau das zu ziehen, was wir brauchen, und alles andere zurückzulassen.

Wir brauchen das Verständnis des reinen Subjekts unbedingt für die Evolution des autonomen Individuums, ebenso brauchen wir Meditation und genaue Karten der Evolution des menschlichen Bewusstseins. Aber wir sollten lernen, diese Gaben weise zu nutzen, denn ansonsten verstricken wir uns in dem Versuch, uns einer spirituellen Weltsicht zu unterwerfen, die überhaupt nicht zu uns passt – weswegen wir dann womöglich leiden, bewusst und unbewusst.

Östliches und westliches Denken

Genau darauf deuten also zwei der zentralen Probleme bei der Integration der östlichen Lehren hin – auf unsere Unterwerfung unter Welt-verneinende Perspektiven, besonders jene, welche Leere und Selbstvernichtung, oder die ‘Befreiung vom Leben‘ betonen.

Normalerweise achten wir in der Spiritualität wenig auf die Bedeutung der Worte, die wir nutzen – als könnte die Wahrheit, die ja ohnehin flüchtig ist, irgendwie energetisch übertragen werden. Aber jedes Wort, das wir wählen, formt unseren Geist radikal und gibt unserem Leben und unseren Handlungen eine spezifische Richtung. Dass so viele von uns die Wahl treffen, Begriffe wie ‘Leere‘, ‘Nichts‘, ‘unendlicher Raum‘ und ‘Stille‘ als die bevorzugten Anhaltspunkte des Realen anzunehmen, führt uns unausweichlich zu einer tiefgehenden Verneinung einer legitimen Existenz der Welt. Schließlich erweckt das Fühlen dieser Worte die kühle und gleichgültige Berührung des Geistes. Eine Weltsicht, welche die Existenz der Welt von Raum und Zeit negiert, und sie schlichtweg als ‘Illusion‘ betrachtet, mag für den Osten geeignet sein oder nicht, aber ergibt sicherlich keinerlei Sinn im Westen.

Wir sollten verstehen, dass der östliche Geist aufgrund seiner Neigung zur inneren, subjektiven Welt voreingenommen ist: Der Bereich des Geistes erhält wesentlich mehr Realität, während die Welt der Erscheinungen in die Unbedeutsamkeit hinein verblasst. Obwohl es einen gewaltigen Unterschied zwischen ‚Nirvana‘ oder ‚Befreiung‘ und der monotheistischen Vorstellung von der Überlegenheit des Geistes über das Fleisch gibt – die ‚jenseitige Welt‘ ist extern, während ‚Nirvana‘ intern ist und im physischen Körper auftreten kann – ist der östliche Geist klar von seinem in die Ferne gerichteten Blick in Richtung des subjektiven Himmels charakterisiert, und von seiner Verliebtheit in die Transzendenz der objektiven Welt.

Angst vor dem Leben

In der New-Age-Bewegung sieht man meines Erachtens zu oft die ehrliche Anstrengung, eine weltverneinende Weltsicht anzunehmen und die Leere oder den unendlichen Raum inmitten des westlichen Daseins zu leben. Wir entwickeln eine Sehnsucht nach nicht-Schöpfung, nach Rückentwicklung, ein seltsamer Zustand, in welchem der Einzelne sich voller Leidenschaft zurück zum reinen Geist entwickelt, der vor dem Urknall existierte. Aber warum? Ist dies nicht die kontraproduktivste Herangehensweise, die wir jemals annehmen könnten? Sie nährt auf höchst fundamentale Weise unsere Angst vor dem Leben und steht unserer vollen Kapazität für die Liebe zum Leben im Weg.

Eine externe oder interne Zurückweisung der Welt kann leicht eine eskapistische Tendenz verbergen, die von psychologischer Instabilität verursacht wurde. Wenn einer der Welt entsagen will, warum sollte er dann inmitten des westlichen Lebens verbleiben? Wir können nicht vollständig leben, so lange wir zwischen dem Entsager in uns und dem Westler in uns zerrissen sind – indem wir zerrissen sind, leben wir keine dieser beiden Möglichkeiten aufs Vollste. Wir müssen uns eines Tages entscheiden. Und wenn wir ‘Leere‘ als absolute Realität wählen, hilft uns das sicher nicht bei der Entscheidung.

Vielleicht könnte ein besserer Begriff für uns ‘Fülle‘ sein – eine vielschichtige Fülle, die sowohl das Transzendente, als auch den Prozess der Evolution als verschiedene Schichten der absoluten Realität einschließen kann.

Nicht duale Nicht-Dualität

In der Satsang-Kultur folgen die Sprecher oft der Auffassung der Nicht-Dualität – aber die östliche Nicht-Dualität ist für uns ihrem Wesen nach selbst dual! Sie trennt zwischen der Realität und der Welt von Raum und Zeit. Ist es also nicht dringend an der Zeit für uns zu verstehen, dass die westliche Spiritualität ihren eigenen Typ Nicht-Dualität entwickeln muss – einen Geist, der die Welt der Veränderungen und das gesamte, sich entfaltende Universum als voll und ganz real annimmt? Diese Form der Spiritualität entspringt dem Herzen des Universums und wandert nicht irgendwo außerhalb der sichtbaren Welt umher.

Dieser Akt der Verschmelzung passt hervorragend zum Kontinuum des westlichen Geists. Indem wir dem Universum das Etikett des Realen geben, bringen wir Gott oder die Realität in das Universum hinein; das Zentrum der göttlichen Schwerkraft bewegt sich in das Herz der Materie hinein. Aber dies ist weit mehr als eine philosophische Verschiebung, denn dieses Verständnis impliziert, dass spirituell-sein bedeutet, voll und ganz in die Welt involviert und in ihr engagiert zu sein.

Die Vernichtung des Egos

Eine weitere ergänzende Idee ist ‘Selbst-Vernichtung‘, oder das Verschwinden des ‘Ego‘. Die Tatsache, dass das ‘Ego‘ aus der psychologischen Tradition des Westens geliehen ist, ist recht faszinierend. Wieder ist das Benutzen dieser Vorstellung, so wie bei ‘Leere‘ und ‘Stille‘, im Westen wirklich riskant und kindisch; es ist, als würde man sich einer gewaltigen evolutionären Errungenschaft entgegensetzen und sich zu einer prähistorischen Stufe zurück entwickeln wollen, auf welcher wir tatsächlich keine Egos hatten.

In einem westlichen Zusammenhang klingt das wie Irrsinn! Im westlichen Denken kann das Ego vielleicht eine evolutionäre Schicht darstellen, zu welcher eine weitere Schicht hinzugefügt werden kann – denn im Westen werden wir fortwährend komplexer, und niemals weniger komplex. Daher kann eine für den Westen wesentlich reifere Version dieser Idee die Ausdehnung des Selbst sein, eine Auffassung, die unweigerlich das Ego einschließt und seine Wichtigkeit als evolutionäre Schicht anerkennt.

Befreiung oder Fluchttendenzen?

Gemeinsam mit ‘Selbst-Vernichtung‘ geht die Vorstellung einer endgültigen Befreiung aus dem Zyklus des Lebens und Sterbens einher. In den östlichen Traditionen wird das Leben oft als Synonym für Leiden betrachtet, und Befreiung bedeutet, aus dem brutalen Zyklus von Geburt und Wiedergeburt entlassen zu werden.

Wieder: Diese Lehren mögen unsere psychologische Furcht vor und sogar unseren Hass auf das Leben stützen, und sie können leicht zu einem Hafen für jene werden, die ganz einfach nicht zurechtkommen (oder nicht zurecht kommen wollen). Indem wir eine Sehnsucht nach Flucht aus dem Leben des Westens kultivieren, unterstützten wir tatsächlich unbewusste Wünsche, die eine subtile Form des Selbstmords darstellen.

Die Auffassung von der Erlösung des Selbst verwandelt sich im Westen in einen reinen Eskapismus, und diese Art von Ideen stellt einen bedeutenden Teil des narzisstischen, selbst-beobachtenden und in sich selbst schwelgenden typischen Charakters der New-Age-Anhänger dar. Die Betonung auf der subjektiven Welt – die einen höheren Wert im Vergleich zur objektiven Welt bekommt – führt uns dazu, uns mehr und mehr in einem geschützten Bunker zu verschanzen, der sehr effizient alle Mitteilungen aus der äußeren Welt filtert.

Das reine Selbst ist so zu einer weiteren Form des Vermeidens geworden, ebenso wie Befreiung und Selbst-Auflösung. Mediation ist für zu viele zu einer erlösenden Zuflucht geworden, in welcher sie für eine gewisse Zeit die drückenden Bürden dieser Welt vergessen können. Wir sollten daher an dieser Stelle vielleicht erneut die „Befreiung von der Welt“ mit „Befreiung für die Welt“ ersetzen: eine Freiheit von psychologischer Knechtschaft also, die uns ganz und gar zugänglich für die Welt macht.

Hingabe oder Entschuldigung für Apathie?

Schließlich sollten wir in diese Revolution der Begrifflichkeiten auch die Begriffe der ‘Ergebenheit‘, der ‘Hingabe‘ und der Vorstellung des ‘Nachgebens angesichts der höheren Kraft des Lebens oder Gottes‘ einschließen. Diese Begriffe sind ganz und gar mit dem Rest der östlichen Weltsichten verflochten: Da Realität gleich Leere ist, und die objektive Welt nichts als ein vergängliches und relatives Reich ist, müssen wir diese Illusion erkennen, wir müssen unser Ego, das uns an diese Welt fesselt, loslassen, und uns von dem Bedürfnis befreien, jemals zu den sichtbaren Gefilden zurückzukehren – und so ist eine der wichtigsten Praktiken für die Selbst-Vernichtung natürlich die Ergebenheit und die Erlaubnis, alles genau so, wie es ist, frei fließen zu lassen, während wir uns selbst still zulächeln und wissen, dass es sich lediglich um ein Spiel Gottes handelt, …und so weiter.

Diese Mythologie, die ganz und gar aus der östlichen Mystik hergeleitet ist, mag sehr erlösend klingen – aber sie ist für den westlichen Geist beinahe gefährlich. Sie kultiviert eine gewaltige Passivität und Ohnmacht, und begünstigt ein generelles Gefühl der Apathie. Vielleicht könnten wir ‘Hingabe‘ mit ‘Co-Kreation‘ ersetzen, als Mittelweg zwischen dem übermaskulinen Feuer des Westens und den über-femininen kühlen Gewässern des Ostens.

Dies sind lediglich Vorschläge, aber die grundsätzliche Erkenntnis ist in meinen Augen kein Vorschlag, sondern eine Notwendigkeit: Wie sollten die östlichen Konzepte zerstören, welche tief in uns gepflanzt worden sind und die sich in eine extrem limitierende Konditionierung verwandelt haben. Andernfalls werden wir für immer in diesem Zustand der Entfremdung gefangen bleiben, der die gesunden Energien unseres Willens, unserer Leidenschaft und unseres Engagements zerfrisst: durch irrelevante Ideen über das Nichts, durch llusionen über Selbst-Vernichtung und völliges Fließen, den göttlichen Willen und Stille und durch eine distanzierte spirituelle Arroganz.

Übersetzung aus dem Englischen von Theresa Bauerlein

– – –
Im nächsten Artikel: Die guten und schlechten Effekte der psychologischen Revolution auf die New-Age-Bewegung. Wie diese Revolution uns mit wichtigen Schlüsseln für unsere Befreiung ausgestattet, unseren Geist aber auch in überwältigendem Narzissmus und Überempfindlichkeit eingefangen hat.

Veröffentlichung Kapitel 4: 28.09.2012

 

Teil des Buches

„Das New-Age-Manifest“

von Shay Tubaly

erschienen online
bei editonSEIN

https://www.sein.de/editionsein/das-new-age-manifest.html

 

15 Responses

  1. Kristina

    @Johannes
    wir alle haben unser eigenes Denken, aber leider benutzen es nur wenige.
    Die Ursache dafür liegt in der Schulerziehung, die uns vom logischen Denken bzw. von der Intelligenz abgekoppelt hat. Viele Menschen sind sogar trotz Schule Analphabeten und die meisten haben gewaltige Sprachprobleme. Viele können zwar mechanisch lesen und schreiben, aber verstehen offenbar keine Zusammenhänge und Bedeutung der Worte, die sie benutzen.
    Konfuzius sagte: „Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kommen keine guten Werke zustande.”

    Das New-Age-Manifest ist ein Paradebeispiel dafür. Aber die Ideologen nutzen offenbar bewußt die Sprachdefizite, um die neue Meinungsmache und Angst-Konzepte zu verbreiten. Wenn alle Menschen das logische Denken aktivieren, können sie alle diese Angst-Konzepte durchschauen und sie auslachen.
    ——————————————————————————————
    @Hauke
    der Autor und seine Angst-Konzepte sind mir längst bekannt. Wie ich bereits begründet habe, kann im realen Leben keine „Angst vor dem Leben“ existieren. Das ist nur eines von vielen Angst-Konzepten, die über solche Bücher vermarktet werden, um die Köpfe künstlich mit Angst zu beschäftigen und diverse Kontroll- und Beratungssysteme mit Millionen von Arbeitsplätzen zu errichten wie Therapie, Coaching, Lebensberatung, Sozialdienste und andere Psychonauten.

    Seit die Technik und Elektronik unser Leben erleichtert hat und uns von der Arbeit weitgehend befreit hat, wollen die Politiker und Manager für neue Beschäftigungs-formen sorgen, um die Menschen klein zu halten, zu beschäftigen und weiter Steuergelder zu kassieren.
    Aber auch die psycho-soziale Industrie ist offenbar am Ende wie im folgenden Artikel konkret mit Zahlen nachzulesen ist: „Gewaltige Umverteilung:
    Die Industrialisierung der Sozialhilfe … Laut Sozialbericht der Bundesregierung wurden im Jahr 2009 immerhin 754 Milliarden € … für soziale Hilfen und Dienste ausgegeben. Für das Jahr 2012 wurden diese Ausgaben auf 790 Milliarden € geschätzt. 153 Milliarden € gab allein der Bund 2010 für Soziales aus.“ http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/hennig-lindhoff/gewaltige-umverteilung-die-industrialisierung-der-sozialhilfe.html;jsessionid=ED20E81963E2929F53CFFBD7C856CB2F

    Da alle Staatskassen und Banken auf der ganzen Welt für dubiose Zwecke leergeräumt sind, wird jetzt dringend eine neue Massen-Verblödungs-Strategie gebraucht und zwar eine globale pseudo-spirituelle wie z.B. New-Age.

    Antworten
  2. Johannes

    @Kristina

    Schön, dann hast du dein „eigenes“ Denken.
    Und das Manifest würdest du natürlich nur weiterlesen und/oder -kommentieren, um andere Leser vor der „Schädlichkeit“ zu warnen und ein Weiterlesen zu verhindern? Dann müsstest du aber weiterlesen, um den Schaden zu beweisen und an dieser aufopfernden Heldentat dranzubleiben 😉

    Antworten
  3. David (SEIN Redaktion)

    Hallo Mangold,

    wir zensieren keine Kommentare, außer sie enthalten ethisch fragwürdigen Inhalt.
    Es ist auch für uns schade, dass keine wirklich inhaltliche Diskussion zu einem so spannenden Thema zustande kommt, aber wir sehen uns auch nicht in der Position, bestimmte Menschen an einer Teilnahme an den Kommentaren zu hindern, nur weil einige Beiträge oberflächlich oder destruktiv sind. Es steht anderen Gesprächteilnehmern frei, als solches empfundende Kommentare einfach zu ignorieren. Aber solange diese noch irgendwen in seinem intellektuellen Ego „pieksen“, erfüllen die Kommentare ja vielleicht auch noch ihren Sinn 🙂

    Grüße
    Die Redaktion

    Antworten
  4. Kristina

    @Johannes
    es ist gar nicht widersprüchlich sondern berechtigt, ein Buch nach dem Probelesen zu kritisieren und abzulehnen.
    Wenn etwas fehlerhaft bzw. unverdaulich ist (wie diese 3 Neu-Age-Manifestteile), soll man es besser gleich verwerfen, bevor man den Geist, den Magen oder den Charakter ganz verdirbt.
    Ich empfand dieses Probelesen dermaßen zäh, ungenießbar und langweilig,
    dass ich dieses Buch nicht mal gegen eine Bezahlung zu Ende lesen würde.
    Ich glaube nicht, dass dieses New-Age-Manifest etwas bringt, außer Verlust von Zeit und Geld.
    Aber das ist ja nichts neues, dass unserer Gesellschaft viel Energie für minder-wertige oder schädliche Produkte verschwendet und verdorbene Sachen schöngeredet werden. Die lange Schulerziehung hat viele so auf die Unmündigkeit konditioniert, dass sie vieles angepasst und kritiklos hinnehmen und die Führung den Medien, den Konzernen und diversen Hochstaplern überlassen.

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  5. Oliver

    @Hauke
    Dass Du die Vertreter des Christtentums wenig wach findest, wundert mich nicht. Vermutlich sind diejenigen, die Versuchen eine Idee/Religion zu leben, immer weniger attraktiv als die Idee selbst. Ich vermute mal, dasselbe würde passieren, wenn man 10 Vertreter meinetwegen des tibetischen Buddhismus näher kennen lernen würde. Auch hier ist die Idee, die man z.B. in den Büchern des Dalai Lama findet, möglicherweise schöner als das Leben der Menschen, die sie verwirklichen wollen. Das ist o.k. so. Wir sind eben keine Halbgötter.

    @F.D. Ob wir, wenn wir frei sind, befreit in unserem Zimmer sitzen würden? Ich vermute mal, wir hätten die Wahl – und vermutlich würde uns unsere Liebe, die wir wohl im vollen Maß hätten, dazu bringen, etwas zu tun.
    Mich selbst treibt die Frage, die Du stellst, in dem Sinne um: Soll ich mich einsetzen für das, woran ich glaube, – mit all den Turbulenzen und unangenehmen Gefühlen, die das mit sich bringt, oder soll ich erst Frieden finden in mir? Eine Lehrerin von mir schlug mir folgenden Weg vor: Wenn Du nach außen gehst, ist das auch ein Weg zur inneren Befreiung – und zwar ein ehrlicher, weil Du Deinen Schatten im Vollkontakt mit der Wirklichkeit weniger leicht ausweichen kannst.
    Letztlich ist es das, was ich an Christus attraktiv finde und was vielleicht in der Formulierung ganzer Mensch und ganzer Gott ausgedrückt ist: Er ist die Liebe und die Freiheit selbst und doch nimmt er Anteil und leidet.

    Dann interessiert mich die Frage, was es heißen könnte, Angst vor dem Leben zu haben. Zunächst sieht das in der Tat wie eine Absurdität aus: Schließlich sind wir eine Form des Lebens selbst. Trotzdem scheint mir die Formulierung etwas Sinnvolles auszudrücken. Ich spreche von Angst vor dem Leben dann, wenn jemand – oder ich – Angst vor der Fülle des Lebens hat bzw. bestimmte Aspekte nicht wahrnehmen will, z.B. das Leiden, die Wut, die Verzweiflung etc., die das Leben auch mit sich bringt. Spiritualität und Meditation können raffinierten Mittel sein, dieser Fülle zu entkommen. (In diesem Sinne verstehe ich auch den Autor des Manifests.) Spannenderweise haben wir nach meiner Erfahrung sogar oft Angst vor unserem Glück, weil auch ein zuviel an Glück unsere bisherigen Sicherheiten gefährden kann.

    Übrigens treffe ich immer wieder auf Menschen, die sich wünschen, lebendiger zu werden. Wenn ich diesen Wunsch richtig verstehe, wünschen sie sich intensiver zu leben, mehr zum empfinden und nicht nur müde und lustlos vor sich hin zu vegetieren.

    Antworten
  6. Hauke

    @kristina

    lies doch einfach mal das Buch des Arzt und Psychotherapeuten Alexander Lowen „Angst vor dem Leben. Über den Ursprung seelischen Leidens und dem Weg zu einem reicheren Dasein.“

    Dann verstehst du, was damit gemeint ist. Im Moment liegt anscheinend noch ein ziemliches Missverständnis vor.

    Antworten
  7. Mangold

    liebe sein-redaktion, wieso werden kommentare wie die von kristina, die ein gespräch im keim ersticken will und bisher noch keinen einzigen konstruktiven satz hierher geschrieben hat, nicht gefiltert? man kann sich noch so sehr um zuhören und nachdenken bemühen, ein einziger lauter mensch kann ein echtes gespräch verhindern.

    Antworten
  8. F.D.

    Schöner Text! Bei nähren Hinlesen merke ich, dass dies nicht nur ein philosophischer Text ist, sondern ein Aufruf für eine ganz andere Art, Spiritualität zu leben. Ich denke, wenn mich FÜR die Welt befreie, nicht VON ihr, dann will ich die Welt verbessern, in dem ich freier bin. Aber ich frage mich: Was dann? Ich bin also frei in der Welt. Ich nehme an, das bedeutet, dass ich nicht mehr egoistisch handeln kann. Würde ich mich auch automatisch für meine Mitmenschen und Umwelt einsetzen? Oder würde ich unegoistisch und befreit in meinem Zimmer sitzen? Diesen Zweifel habe ich immer.

    Hat jemand dazu eine interessant Einsicht?

    Antworten
  9. Johannes

    @Kristina

    Allein diese Aussage „Das gesamte New-Age-Manifest ist absurd und widersprüchlich.“ ist selbst widersprüchlich – denn das Manifest ist in seiner Gesamtheit noch nicht veröffentlicht – und zeugt von voreingenommenen Urteilen gegen „New Age“.

    Antworten
  10. Kristina

    @Hauke
    es ist ein Fakt, dass ein Lebender keine Angst vor dem Leben haben kann,
    genauso wie ein Toter keine Angst vor dem Tod haben kann.
    Möglicherweise kann ein Toter Angst vor dem Leben haben, genauso wie ein lebender Mensch Angst vor dem Tod haben kann.
    Alle die glauben, dass man Angst vor dem Leben haben kann, haben vielleicht
    mit toten Geistern kommuniziert oder sind selbst tot.
    Auch ist es Quatsch, dass ein Mensch sich mit dem Leben auseinander setzen müsste. Ein Mensch ist das Leben selbst und er kann sich lediglich mit Problemen auseinander setzen, die ihn interessieren und die er verstehen möchte.
    Bereits der Begriff zeigt, dass man sich aus-ein-ander also mit etwas anderem beschäftigt. Alles andere ist Glaube, Interpretation und Gehirnwäsche.

    Aber ich habe gar nichts dagegen, dass du an merkwürdige Dinge glaubst wie
    an New-Age-Ideologie, an „Angst vor dem Leben“, an „Ost- und Westgeister“,
    an den „Missbrauch der östlichen Weisheit“, an „nicht duale Nicht-Dualität“,
    und an nicht intelligente Nicht-intelligenz.

    Übrigens sind deine Sprachfehler gravierend, doch ich kritisiere keine Sprach-fehler, sondern lediglich den Unsinn und die Manipulation im Sprachgebrauch.

    Antworten
  11. Sebastian

    Mich sprechen die Artikel sehr an. Was haltet ihr von dem Gedanken, dass die östlichen spirituellen Leere von ‚Leere‘ und ‚Selbstentleerung‘ in unserer jetzigen, westlichen Welt so schwer umzusetzen sind, weil sie in dieser Form nicht zu uns passen?

    Antworten
  12. hauke

    Kristina: wenn du sprachlich kritisierst, solltest du die Sprache können. „Angst vor dem Leben“ ist etwas ganz anderes als Angst „um das Leben“.

    „Angst vor dem Leben“ bedeutet, dass man Angst hat, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen. „Angst um das Leben“ bedeutet, das man Angst davor hat, dass man stirbt. Zwei ganz verschiedene Aussagen.
    Du kannst dazu gerne im Duden nachschlagen.

    Deine seltsamer Fokus auf nicht-zutreffender Sprachkritik zeigt, das du keinerlei Bereitschaft hast, dich mit Inhaltlichem auseinanderzusetzen.

    Antworten
  13. Kristina

    Das gesamte New-Age-Manifest ist absurd und widersprüchlich.
    An vielen Stellen blamiert sich der Autor mit Eigentoren und fällt seinen eigenen Urteilen zum Opfer (Zitat): „Normalerweise achten wir in der Spiritualität wenig auf die Bedeutung der Worte, die wir nutzen“.
    Dieses Urteil trifft erstmal auf seine New-Age-Ideologie zu, da er selbst überhaupt nicht auf Bedeutung seiner Worte achtet. Gleich am Anfang behauptet der Autor, dass der westliche Geist „Angst vor dem Leben“ hätte.
    Falls der Autor mit „westlichem Geist“ irgendwelche Menschen meint, kann es nicht sein, dass ein Mensch Angst „vor dem Leben“ haben könnte, sondern höchstens
    UM sein Leben oder UM etwas.
    Wie das Wort „vor“ signalisiert, kann es sich dabei nur um Zustände handeln die be-vor-stehen, aber noch nicht eingetreten sind, wie z.B. der Tod oder ein Verlust.
    Es ist also möglich Angst vor dem Tod bzw. vor Verlust zu haben, wobei solche Angst die meisten Menschen haben (nicht nur die „westlichen“).
    Auch im Titel urteilt der Autor über „Missbrauch der östlichen Weisheit“.
    Allein schon das Wort „Missbrauch“ wurde seitens des Autors falsch benutzt, da „Missbrauch“ eine bewusste, absichtliche und zielgerichtete Handlung voraussetzt. Somit könnte theoretisch nur ein östlicher Weise, Missbrauch der östlichen Weisheit begehen (z.B. der Dalai Lama), aber doch kein Geist und schon gar nicht ein ängstlicher westlicher Amateur.
    Das Wissen/Weisheit kann logischerweise nur seitens eines Wissenden, doch kaum seitens eines Unwissenden missbraucht werden. Wissen bzw. Weisheit könnte von einem unwissenden, halbaufgeklärten Menschen niemals missbraucht werden, sondern höchstens missverstanden werden.
    Analog kann Missbrauch nur von einem erwachsenen Menschen ausgehen, aber niemals von einem Kind oder einem Tier.

    Konfuzius sagte: „Wenn die Sprache nicht stimmt, dann ist das, was gesagt wird, nicht das, was gemeint ist. So kommen keine guten Werke zustande.”

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  14. Hauke

    @oliver

    Ich kenne mich mit Hegel und Schelling nicht aus, aber ich finde es interessant, einen Freund des Christentums zu lesen, der tatsächlich anders (wacher) klingt, als die Christen, an dich ich gewöhnt bin…

    Antworten
  15. Oliver

    Eine westliche Form der Nicht-Dualität gibt es schon, nämlich in Gestalt der Philosophien Hegels und Schellings: Stark vereinfacht gesagt, wird Einheit von ihnen verstanden als aktive Verbindung von Gegensätzen im Erkennen (Hegel) bzw. im Handeln (Schelling). Ohne Gegensätze, die sie verbindet und versöhnt, wäre die Einheit tot und leer. So aber ist sie Fülle.
    Dieser Gedanke wiederum stammt aus der christlichen Trinitätsspekulation und beruft sich auf den Beginn des Johannes-Evangeliums: Gott wird am Ende der Welt alles in allem sein, d.h. die ganze Fülle des Wirklichen in sich versöhnen. Das Christentum ist letztlich eine nicht-duale Religion, auch wenn viele Vertreter des Christentums ständig das Gegenteil predigen.

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