Rotes, weißes, schwarzes Tantra, linker und rechter Weg und ganz viel dazwischen. Wohl kaum ein Begriff polarisiert wie dieser: Während die einen zu strahlen beginnen, schauen andere höchst skeptisch oder verächtlich, oft ohne eine persönliche Erfahrung. Ilona Strohschein über die Welt des Tantra-Yoga.

Tantra als Schlüssel zur schöpferischen Potenzialentwicklung oder als „Königsweg der buddhistischen Meditation“, wie es der Dalai Lama in seinem gleichnamigen Buch über Tantra-Yoga schreibt, ist viel weniger bekannt als die ca. 7% tantrischen Schriften, die sich im weitesten Sinne mit Sexualität beschäftigen.

Der Yoga mit all seinen verschiedenen Traditionen ist inzwischen akzeptiert als Weg, der nach innen führt, Grenzen bewusst macht und sie langsam in Bewegung bringt, Starre oder Blockaden löst, innere Kraft aufbaut und fließen lässt. Tantra heißt sich auszudehnen – und es macht diese Qualität nach außen sichtbar. Beides gehört untrennbar zusammen. Und der tantrische Weg beginnt immer bei dir selbst.

„Tantra-Yoga ist die Wissenschaft zur Errettung. Er ist das wunderbare Boot, das den Menschen sicher zum anderen Ufer von Furchtlosigkeit, Unsterblichkeit, Freiheit und Vollkommenheit trägt, wenn er mit Verständnis und unter der persönlichen Anleitung eines fest verwurzelten Tantra-Lehrers praktiziert wird“, lautet ein alter Lehrsatz.

Ein guter Lehrer ist wichtig, um die „Bequemlichkeitsfalle“ oder die anerzogenen, unbewussten Muster aufzulösen. Tantra ist die praktische und energetische Anwendung aller yogischen Weisheit von Leben, Zeit, Weltraum und Energie. Dieser ist es gleich, wozu sie genutzt wird: Erfolg, Entspannung, Ekstase, Erfüllung von Visionen. Sie fließt und fließt… Ruhig, voller Kraft und Dynamik, sie macht weit, klar und umsichtig, schafft Ur-Vertrauen. Wer sich Tantra mit dieser Absicht nähert, der kann das höchste Ziel, die Realisierung des gesamten Universums innerhalb des eigenen Bewusstseins, erreichen. Und wer sorgfältig sucht, wird den dazu passenden Lehrer finden.

Es war und ist für mich der beste Weg aus der Angst in die Liebe, zu einem bedingungslosen JA zum Leben – die universelle Energie-Tankstelle. Der Alltag verlangt viel von uns und wir geben alles – 100 Prozent, ja sogar 150 Prozent. Etwa bis zum 30. Lebensjahr regeneriert sich der Köper im Schlaf nahezu vollständig. Später verbrauchen wir zunehmend mehr, als wir wieder aufbauen. Passierte das in unserer wirtschaftlichen Bilanz, würden wir umgehend Maßnahmen ergreifen, um gegenzusteuern. Dem Körper sagen wir: „Nur keine Schwäche zeigen!“ Besser ist es, die Batterien regelmäßig aufzuladen.

Die Nierenenergie ist nach der Traditionellen Chinesischen Medizin die wichtigste Grundenergie unseres Lebens. Sie ist der Sitz der Urkraft, der Willensstärke, Kreativität, Libido und Fortpflanzung. Sie stärkt und wärmt den Rücken, gibt den Knochen und dem Haar Kraft, steht in direkter Verbindung mit dem Gehirn und dessen Funktionen. Sie reguliert den Wasser- und Mineralstoffhaushalt sowie die Ausscheidungsfunktionen des Körpers. Wir sagen z. B. etwas „geht mir an die Nieren“. Es gibt eine Reihe von Asanas zur Stärkung der Nierenenergie und des Nierenfunktionskreises.

Yoga-Anfänger brauchen vor allem einfache und effiziente Möglichkeiten, diese Energie aufzubauen und in Fluss zu bringen. Die Regelmäßigkeit schult zudem die Selbst-Wahrnehmung und Lenkung der Energie. Geübte Yogis erfahren sich im Wurzel- und Sakralchakra völlig neu.

Praxis des Tantra-Yoga

Hände wecken und erwärmen, auf den Rücken geben und damit die Nieren erwärmen, Hände und Achtsamkeit für einige Atemzüge da ruhen lassen. In diesen Bereich vollständig einatmen, Nieren füllen und vollständig ausatmen und leeren. Dann in die Rückenlage mit aufgestellten Beinen. Lege die Hände auf den Unterbauch und spanne beim Einatmen den Beckenboden an, halte die Beckenbodenspannung bis kurz vor Ende der Ausatmung. Dann erlaube dir eine Atem- und Bewegungspause. Diese Atem- und Beckenboden-Praxis integriere z. B. in die Schulterbrücke. Probiere den Sonnengruß ohne und dann mit der Beckenbodenarbeit und vergleiche die Wirkung. Ich wünsche dir maximale Energie.

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