Dynamische Meditation – neuer Blick auf einen Klassiker 1. September 2008 Atem & Bewegung Die Dynamische Meditation wurde von Osho speziell für den rastlosen modernen Menschen erschaffen, der zur Ruhe kommen möchte. Dynamisch Meditieren ist eigentlich in sich ein Widerspruch. Dynamisch heißt: Tun und Aktion, während wir mit dem Wort Meditation Stille assoziieren. Deva Aneesha beschreibt ihre langjährigen Erfahrungen mit der „Dynamischen“ und wie sich der Widerspruch für sie auflöst. Seit 28 Jahren praktiziere ich immer wieder die Dynamische Meditation, sei es, um an mir selbst, oder um mit meinen Klienten zu arbeiten. Mein therapeutischer Ansatz beruht auf den von Wilhelm Reich entwickelten Methoden – Techniken des Atmens, der Körperbehandlung (Reichian Bodywork) sowie der Gefühlsentladung (Reichian Emotional Release). Dabei habe ich diese Meditation als wertvolle Unterstützung erfahren. Auf- und Entladung Als ich zum ersten Mal selber die Dynamische Meditation machte, war ich überwältigt von dem Glücksfall, auf einen Mystiker gestoßen zu sein, der Katharsis und Ausdruck mit Meditation zu verbinden verstand. Oft genug habe ich nämlich etwas ganz Bestimmtes bemerkt, sowohl in meiner persönlichen Therapie als auch bei meinen Klienten: dass nämlich der Energiefluss nach einer langen Sitzung mit emotionaler Entladung nicht nur viel freier wurde, sondern auch, dass sich damit ein innerer Freiraum der Stille und der Akzeptanz auftat. Solche Augenblicke waren mir immer als die wichtigsten einer Sitzung erschienen. Auf Anhieb fiel mir auf, dass die Dynamische von ihrer Struktur her eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vier-Phasen-Zyklus von Auf- und Entladung aufwies, der die Grundlage für meine Pulsation-Arbeit zur emotionalen Entladung ist: Aufbau einer energetischen Ladung durch Atmen. Bildung einer Muskelanspannung, da der Körper versucht, der energetischen Aufladung gewachsen zu sein bzw. sie zu halten. Katharsis (emotionale Entladung), sobald der Körper die Spannung nicht mehr erträgt und die Energie sich durch spontane, ausdrucksstarke Bewegungen und Geräusche entlädt. Entspannung, da die frei gewordene Energie jetzt wieder nach innen und durch den ganzen Körper strömt. Gefühle und Orgasmus Reich nannte diesen energetischen Vorgang die „Orgasmus-Formel“. Emotionale Katharsis (Reinigung) beruht auf demselben bioenergetischen Prinzip wie der sexuelle Orgasmus. Im Orgasmus erreicht die Energie einen Gipfel der Erregung und entlädt sich gezielt durch die Genitalien. Bei der emotionalen Freisetzung kann die Energie sich zwar durch jedes beliebige Körperzentrum entladen, sie beruht aber auf demselben Prinzip von Aufladung/Entladung. Reich entdeckte, dass wir jedes Mal, wenn wir den Ausdruck eines Gefühls verdrängen oder uns nicht gestatten, eine natürliche Energie auszuleben, damit auch unsere Fähigkeit zu einem befriedigenden sexuellen Orgasmus schmälern. Aber das kann sich auch umgekehrt abspielen: Im selben Maße, wie wir unsere sexuelle Energie unterdrücken, sterben wir ab, frieren unsere Gefühle ein, verkrampfen uns körperlich und versteifen unsere Charakterstruktur. Verdrängung beginnt damit, dass wir ein Gefühl oder eine emotionale Regung verleugnen, die uns unsere Eltern als unannehmbar eingebläut haben. Von Geburt an gibt man uns endlose Listen von Vorschriften, was man alles darf und nicht darf – darauf beschränkt sich unsere ganze so genannte „Sozialisation“. Die Dynamische Meditation ist ein höchst effektives und zugleich ungefährliches Mittel, die alten erstarrten Verhaltensmuster unserer sozialen Prägung aufzurütteln und den unterdrückten Gefühlen aus der Vergangenheit den nötigen Raum zu geben, um sich auszudrücken. Kaum haben sie sich zum Ausdruck gebracht, lösen sich die körperlichen Verspannungen und Blockierungen (Reich nennt sie „die Muskelpanzer“) auf. Die Muskulatur entspannt sich und die Energie kann wieder frei fließen. Dann kann man sich ganz leicht nach innen fallen lassen; ohne weiteres und auf natürlichem Wege stellt sich Meditation ein – im gleichen Maße, wie sich die alles wahrnehmende Präsenz ausdehnt. Energetisches Fitness-Training Die Dynamische reinigt das Energiesystem deshalb so nachhaltig, weil sie den natürlichen Effekt der biologischen Orgasmusformel (also den ganzen von Reich beschriebenen Vorgang von bioenergetischer Ver- und Entspannung) aktiviert. Ich kenne kein besseres Mittel als das regelmäßige Praktizieren der Dynamischen Meditation, um sich seine natürliche orgasmische Fähigkeit zu bewahren; ich nenne sie daher auch „Energetisches Fitness-Training.“ Was ich damit meine? Die Fähigkeit unseres Organismus, sich unkontrolliert Gefühlswellen hinzugeben, ob sexueller oder emotionaler Art. Die Fähigkeit, Energie zu geben und zu empfangen, ins eigene Innere zu fließen und nach außen zu fließen, auf die Welt zu, unbehindert und anmutig, erzeugt ein orgasmisches Klima, in dem jeder Körperteil mit jedem anderen Teil in Verbindung steht, in einem gesteigerten Gefühl von Ganzheit und Einheitlichkeit. Diese orgasmische Ganzheit zu erleben löst eine große Freude aus! Der Duft der Meditation Die Dynamische Meditation ist insofern einzigartig, als sie Raum gibt für die Freude, ja den Jubel, der aus einer solch tief empfundenen Lebendigkeit aufwallt. Eine Celebration-Phase (die fünfte Phase der Dynamischen) sucht man in Reichs Modell vergeblich; ihm ging es um Entspannung, Wohlbefinden und eine Art sexueller Erfüllung durch den Körper. Seligkeit, der Duft der Meditation, gehörte nicht zu seiner Erlebniswelt. Eben darum finde ich Oshos Vision von Therapie und Meditation so wichtig – weil sie der vollen Bandbreite menschlicher Energie gerecht wird, von den Wurzeln in unserer Tiernatur bis hinauf zu den Flügeln unserer Göttlichkeit. Es gibt Leute, die sagen, dass auch Joggen und Aerobik eine Menge Energie in Bewegung setzen, das Atmen vertiefen und dass man sich da anschließend ebenfalls gut und frisch fühlt. Und sie fragen: „Warum sich also nicht damit begnügen, statt die Dynamische zu machen?“ Aus verschiedenen Gründen nicht. Zum einen ist das Atmen in der Dynamischen zwar tief und schnell, aber auch chaotisch. Dieses chaotische Atmen sowie die Katharsis und die „Hu!“-Phase (d.h. die ersten drei Phasen der Dynamischen) lockern alte festgefahrene Muster der Muskelverspannung und Kontrolle. Joggen neigt zu Routine, ja geradezu Roboterhaftigkeit, und in dieser Routinemäßigkeit tasten wir unsere alten Muster nicht an; weder Joggen noch Aerobik kommen an diese heran. Und der Zyklus von Auf- und Entladung, Tiefenatmung und emotionaler Freisetzung aktiviert einen tiefen biologischen Ansporn, der uns wieder mit unseren orgasmischen Wurzeln im Leben selbst verbindet. Die Dynamische Meditation führt uns hinunter in unsere eigenen Tiefen, rüttelt das Unbewusste auf und bringt viele Dinge ans Licht, die vergraben und versteckt waren. Und sie führt uns zu inneren Höhen hinauf, zu den sonnenbeglänzten Gipfeln im Innern, wo sie uns die Mysterien des Seins offenbart. Ob man sie nun für sich praktiziert oder in Kombination mit körperorientierter bzw. verbaler Psychotherapie – die Dynamische vertieft jede Form von Selbsterforschung und kann im Suchenden die Sehnsucht wecken, die Wahrheit des Seins zu entdecken. Die Dynamische Meditation Die Dynamische Meditation ist eine Meditation, in der es darum geht, sich nicht in der eigenen Erfahrung zu verlieren, sondern ständig bewusster Zeuge zu sein. Sie dauert eine Stunde und hat fünf Phasen. Sie ist eine persönliche innere Erfahrung, deshalb sollte man während der ganzen Meditation die Augen geschlossen halten (wer mag, kann eine Augenbinde benutzen). Erste Phase: 10 Minuten Atme chaotisch durch die Nase; konzentriere dich auf das Ausatmen. Für die Einatmung sorgt der Körper von selbst. Atme so schnell und heftig, wie du nur kannst – und dann noch eine bisschen heftiger, so lange, bis du buchstäblich selbst das Atmen bist. Nutze deine natürlichen Körperbewegungen dazu, deine Energie aufzubauen. Zweite Phase: 10 Minuten Explodiere! Lasse alles raus, was ausbrechen will. Werde total verrückt, schreie, kreische, heule, hüpfe, schüttle dich, tanze, singe, lache, tobe herum. Halte nichts zurück, halte deinen ganzen Körper in Bewegung. Ein bisschen Schauspielerei kann dir anfangs helfen hineinzukommen. Erlaube deinem Kopf auf keinen Fall, in das Geschehen einzugreifen. Sei total. Dritte Phase: 10 Minuten Springe mit erhobenen Armen auf und ab und rufe dabei das Mantra HU! HU! HU!, so tief aus dem Bauch heraus, wie es nur geht. Jedes Mal, wenn du auf deinen Füßen landest, und zwar mit der ganzen Sohle, lasse diesen Ton in dein Sexzentrum hineinhämmern. Gib alles, was du hast, erschöpfe dich total. Vierte Phase: 15 Minuten Stopp! Erstarre auf der Stelle, haargenau in der Position, in der du dich gerade befindest. Mach keinerlei Körperkorrekturen, werde ganz still und ruhig und beobachte einfach alles, was passiert. Fünfte Phase: 15 Minuten Sei ausgelassen, gehe mit der Musik, tanze, drücke deinen Dank an die Schöpfung aus und nimm dein Glücksgefühl mit in den Tag. Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. Überschrift E-Mail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.Auch möglich: Abo ohne Kommentar. Durch Deinen Klick auf "SENDEN" bestätigst Du Dein Einverständnis mit unseren aktuellen Kommentarregeln.