Abb: © mixedmindarea - matthias grimm, berlin, red. bearbeitetOsho Meditationen: Die Welt vor Glück umarmen 28. November 2015 Atem & Bewegung 1 Kommentar Meditation heißt aufrecht sitzen und still sein? Von wegen! Anstatt „stillzusitzen und keinen Ärger zu machen“, eröffnen die Osho Meditationen, eine Welt der aktiven Bewegungsmeditationen. Aktiv Meditieren: Begegnung mit den Osho Meditationen Meditation, so hatte ich es mit 22 gelernt, war eine Methode, bei der es darum ging, möglichst aufrecht und still zu sitzen. Für mich als lebensund bewegungshungriges Wesen lag die Assoziation mit „sitz still und mach keinen Ärger“ sehr nahe und wurde noch durch das autoritäre Gehabe mancher Meditationslehrer bestärkt. Das hatten mir meine Eltern zwanzig Jahre lang eingetrichtert, damit wollte ich nichts mehr zu tun haben, davon versuchte ich mich gerade mühevoll zu befreien. Also war Meditation offenbar nichts für mich. Nachdem ich mich erfolglos in mehreren „Stillsitzübungen“ erprobt hatte, tanzte ich viel lieber klassisch oder modern und immer mit viel Ausdruck, glitt im Butoh- Tanz hunderte Male anmutig zum Boden und stand wieder auf, schrie mir bei bioenergetischen Übungen die Seele aus dem Leib und erlebte unglaubliche Transformationen bei einer Schauspielmethode namens Stuhlentspannung. Das alles brachte mich mir selbst wesentlich näher und machte mich friedvoller als dieses anstrengende Stillsitzen, dessen Sinn sich mir in all den Kursen vorher nicht erschlossen hatte. Oshos Dynamische Meditation: Einfach tun, was ich will Der Weg der Selbsterfahrung führte mich eines Tages auch zum Zwei-Jahres- Training „Der Weg des Herzens“ in den Westerwald. Am ersten Seminartag wurden wir um sieben geweckt: „Guten Morgen, wir beginnen mit der dynamischen Meditation in fünf Phasen. 1. Phase: Chaotisch ausatmen, 2. Phase: Sich mit Körper und Stimme ausdrücken, 3. Phase: Springen und dabei „Huh“ aus dem Hara heraus tönen, 4. Phase: Stilles Stehen mit erhobenen Armen und Beobachten, 5. Phase: Der Tanz in den Morgen. Die Meditation dauert eine Stunde. Bitte benutzt eine Augenbinde.“ Mein kurzes Resümee nach dieser Vorstellung: Chaotisch atmen hört sich interessant an, macht bestimmt auch Spaß, alles rauslassen dürfen ist immer gut, springen und das Mantra „Huh“ rufen wird bestimmt anstrengend, Stille mit erhobenen Armen, nun, diese Phase hätte man ja gut weglassen können, und tanzen, tanzen tue ich sowieso gerne. Also, auf geht’s, die Trommeln wirbelten chaotisch treibend durch den Raum, ich presste mir noch den letzten Rotz aus meiner Nase – und war mitten in meiner ersten dynamischen Meditation gelandet. Die zweite Phase, Katharsis genannt, fiel mir leicht. Endlich einfach nur das tun, was ich will. Und niemand durfte das, was ich am meisten fürchtete: sich ein negatives Urteil darüber erlauben. Denn ich war ja schließlich in einer Meditation. Machte das Spaß! Ich trat um mich und verausgabte meine Stimme so, dass ich für den Rest des Seminars heiser war. So ging es übrigens vielen. Köstliche Stille Springen und „Huh“ rufen: Wie ich es geahnt hatte, diese Phase ging an meine physische Existenz. Wenn ich mir auch schon in den Phasen vorher nicht mehr wirklich viele Gedanken gemacht hatte, so raubte mir das Springen noch den letzten Funken Gedanken von „Ich möchte dies“ oder „Ich möchte das“ oder „Es sollte so und so sein“. Ich war schon nach einigen Minuten intensiven Springens einfach nur erschöpft. Aber ich sprang weiter und weiter, bis in diesem fast tranceartigen Zustand auf einmal eine Stimme „STOP“ rief. Mit einem Schlag wurde es totenstill im Raum. In mir hämmerte immer noch das „Huh“, und ich spürte mein Blut im Rhythmus dieses Mantras weiter pulsieren, aber ich war wach geworden, hellwach und todmüde gleichzeitig. Eine Weichheit fiel über mich, die war einfach nur angenehm. Zwar wollten meine Ellbogen andauernd zu Boden wandern und wurden von den Assistenten immer wieder eifrig nach oben geschoben, was ziemlich anstrengend war, aber es störte mich nicht wirklich. Im Raum lag eine so wunderbar köstliche Stille. Ich konnte sie auch hören, diese Stille, ohne aber sagen zu können, was ich da wirklich hörte. Irgendwann setzte die Musik ein, eine mich sanft umspielende sphärisch-rhythmische Musik. Das war jetzt wohl die letzte Phase, der „Tanz in den Morgen“. Ich tanzte wild. Aber wie. „Die dynamische Meditation ist jetzt beendet. Du kannst dich jetzt duschen und dann frühstücken. Guten Appetit!“ Das hörte ich in den folgenden zwei Jahren noch über fünfzig Mal. Und ich habe es nachher, in den folgenden Jahren meiner Assistenzzeit, oft selber angesagt. Dann folgte der Gang aus dem Seminarraum zur Dusche, völlig verschwitzt und irgendwie noch nicht auf diesen Planeten zurückgekehrt. Und jedes Mal, mit der wiederkehrenden Präzision eines Uhrwerkes, hatte ich dasselbe Gefühl: Ich möchte einfach nur die ganze Welt vor Glück umarmen. Es gab dann Menschen, die kamen mit meinem plötzlichen Ausbruch von Freude nicht zurecht, die fanden mein Lachen zu laut, mein Benehmen zu hemmungslos, mein kompromissloses Dasein zu anstrengend. Mir war das egal. Ich war heimgekehrt, ich hatte meine Methode gefunden, ich war zur Liebhaberin der Dynamischen Meditation geworden. Dynamische Meditation – Auch in Kliniken anerkannt Die Dynamische Meditation ist die wohl berühmteste aktive Meditation, die der indische Mystiker Osho kreiert hat, man könnte sagen, sein Klassiker. Eine weitere, sehr bekannte ist die Kundalini- oder auch Schüttelmeditation. Die vier Phasen sind hier Schütteln, Tanzen, Sitzen und Liegen. Beide Meditationen haben ihren Siegeszug durch die Welt angetreten und werden mittlerweile in psychosomatischen Kliniken, verschiedensten therapeutischen Ausbildungen und sogar als Fitnesstraining für Polizisten angeboten. Osho hatte in den siebziger Jahren erkannt, dass der moderne Mensch neue Meditationen braucht. Er scheute sich dabei nicht, aus dem großen Fundus jahrtausendealter bewährter Meditationstechniken religionsübergreifend das Beste herauszusuchen und neu aufzubereiten. Insbesondere hatte er erkannt, dass der moderne Mensch kaum noch mit seinem Körper verbunden ist, seine vitalen Impulse und seine natürliche Lebendigkeit genauso unterdrückt wie seine tieferen Gefühle. Er ist mit seiner Aufmerksamkeit in den Spiralen seiner Gedanken gefangen, in einem sich unablässig wiederholenden, meist leidvollen Spielfilm, der ihn niemals wirklich in der Gegenwart und in seinem Körper ankommen lässt. Deswegen gibt es in allen aktiven Meditationen Oshos Phasen, in denen der Fokus ganz auf der freigelassenen und manchmal auch recht anstrengenden körperlichen Bewegung und deren bewusster Wahrnehmung liegt. Auch verschiedene Atemtechniken sowie subtile, sehr spezifische Bewegungsaufgaben können Teil einer aktiven Meditation sein. Da gibt es beispielsweise die Nataraj-Tanzmeditation, das Whirling, wo man sich nach Sufitradition im Kreis dreht, die alttibetische Nadabrahma-Meditation, in der man unter anderem gemeinsam summt, oder das Chakra-Breathing. Der Weg führt immer aus der Aktivität in die Stille. „Körper, Herz, Geist – alle meine Methoden bewegen sich auf demselben Weg. Sie fangen mit dem Körper an, sie gehen durch das Herz, erreichen den Geist – und gehen dann über all das hinaus“, schreibt er in seinem orangenen Buch der Meditationen. Mehrtägige Intensivmeditationen Dieses Konzept wendet Osho auch bei seinen mehrtägigen Intensivmeditationen an. Einer dieser meditativen Therapieprozesse ist die 21-tägige Mystic Rose. Dort widmen sich die Teilnehmer sieben Tage lang drei Stunden täglich dem Lachen, um intensiv ihren Witz, ihren Humor und ihre Freude zu entdecken. Sieben Tage weinen sie, um ihrem Schmerz und ihrer Traurigkeit Raum zu geben, und schließlich schweigen sie sieben Tage lang drei Stunden täglich. Die Kernmeditation ist in ein breites Repertoire verschiedener anderer aktiver Meditationen eingebettet, die bestimmte Aspekte dieser Arbeit noch vertiefen sollen. Diesen unglaublich transformatorischen Meditationsprozess hat Osho 1988, ein Jahr vor seinem Tod, kreiert. Er ist für mich wie für viele andere Meditierende aus dem Osho-Feld der Höhepunkt seines Schaffens. Mit einer Gruppe von Meditierenden in die Mystic Rose einzutauchen, schafft ein ganz eigenes Energiefeld. Man kann förmlich dabei zusehen, wie die Menschen auftauen, zerschmelzen, mehr und mehr lebendig werden, sich von alten Mustern befreien, und wie sich in der Gruppe zunehmend die Liebe ausbreitet. Osho schreibt über den zweiten und dritten Teil der Mystic Rose: „Die Vorstellung der Mongolen war – und ich stimme ihnen zu –, dass sich ein Leben nach dem anderen in dir anhäuft. Sie werden gewissermaßen zu einer harten Schale von Schmerz. Diese Wunden und Narben haben sich über viele Leben hinweg entwickelt. Sie sind nicht Teil des Körpers, sie umschließen das Bewusstsein und sie müssen freigelassen, erlöst werden. Darum sagen alle Heiligen und alle Weisen dir ständig – sie rufen es dir zu: ‚Geh nach innen!‘. Du hörst es, aber du gehst nicht. Es gibt einen Grund, warum du nicht gehst. Du weißt, nach innen zu gehen bedeutet, dem Schmerz zu begegnen; wenn du nach innen gehst, wirst du dem Leiden begegnen, dem Elend, der Agonie. Es ist besser, im Außen zu bleiben, betriebsam, beschäftigt. Sieben Tage lang musst du dir erlauben, zu weinen, ohne jeden Grund zu weinen – die Tränen warten nur darauf zu fließen. Du hast sie nur zurückgehalten. Halte sie einfach nicht mehr zurück. Der dritte Teil schließlich ist das Beobachten: The Watcher on the Hill. Nach dem Lachen und den Tränen ist da nur noch eine Stille, die beobachtet.“ Mystic Rose bietet Peggy Pohl gemeinsam mit Bert Esdohr vom 10. bis 21. August 2016 im Osho-Seminarzentrum Samana im Osterzgebirge an. Info und Kontaktüber Tel. 030-84720704 oder Tel. 0151-42433280peggypohl@gmx.de Dynamische Meditationund andere aktive Osho-Meditationen werden vom Team des Osho Mauz in verschiedenen Berliner Stadtteilenangeboten. Mehr auf www.mauz-berlin.de Eine Antwort Markus 8. August 2018 Meine Erfahrung mit Osho Meditationen Hallo Peggy, danke für den tollen Artikel. Mir erging es ähnlich wie dir. Ich habe jahrelang im Sitzen oder Liegen meditiert und meist Atemübungen angewendet und vielleicht hier und da mal eine Gehmeditation oder Autogenes Training. Meine erste Begegnung mit der dynamischen Meditation hatte ich während meiner Meditationsausbildung. Im ersten Moment hat mich diese Meditation etwas eingeschüchtert, da ich eher der introvertierte Typ bin. Dennoch habe ich mich darauf eingelassen und die Erfahrung war unvergleichlich, man muss sich einfach nur trauen 🙂 Seit diesem Tag liebe ich die Osho Meditationen und habe vor Kurzem auch einen Artikel zu den 7 besten Osho Meditationen geschrieben. Für alle interessierten habe ich den Artikel hier verlinkt: https://einfachmeditieren.net/osho-meditationen/ Antworten Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar Antwort abbrechenDeine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.KommentarName* E-Mail* Meinen Namen, meine E-Mail-Adresse und meine Website in diesem Browser für die nächste Kommentierung speichern. 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Markus 8. August 2018 Meine Erfahrung mit Osho Meditationen Hallo Peggy, danke für den tollen Artikel. Mir erging es ähnlich wie dir. Ich habe jahrelang im Sitzen oder Liegen meditiert und meist Atemübungen angewendet und vielleicht hier und da mal eine Gehmeditation oder Autogenes Training. Meine erste Begegnung mit der dynamischen Meditation hatte ich während meiner Meditationsausbildung. Im ersten Moment hat mich diese Meditation etwas eingeschüchtert, da ich eher der introvertierte Typ bin. Dennoch habe ich mich darauf eingelassen und die Erfahrung war unvergleichlich, man muss sich einfach nur trauen 🙂 Seit diesem Tag liebe ich die Osho Meditationen und habe vor Kurzem auch einen Artikel zu den 7 besten Osho Meditationen geschrieben. Für alle interessierten habe ich den Artikel hier verlinkt: https://einfachmeditieren.net/osho-meditationen/ Antworten