Wir können uns den mentalen und emotionalen Altlasten unserer Vorfahren – dem, was sie uns an unaufgearbeiteten Traumen hinterlassen und an psychischer Konstitution vererbt haben – nicht entziehen. Psychogenetik ist eine einfache Möglichkeit, uns von diesen zerstörerischen Programmierungen zu befreien.

von Sara Maria Hardenberg

Für uns alle ist es ganz normal, dass wir unsere Gene von unseren Eltern und Großeltern bekommen haben. Auf diese Weise erhalten wir bestimmte Merkmale von ihnen, wie zum Beispiel die Augenfarbe oder den Körperbau, aber auch Veranlagungen bezüglich Krankheiten oder Talenten. Doch erben wir – weit über die gängige Vorstellung hinaus – auch deren Psychogene, ein mentales und emotionales Erbe, das uns bei der Zeugung ebenfalls mitgegeben wird und unser eigenes mentales und emotionales Leben maßgeblich mitbestimmt. Die „Psychogen- Mixtur“ besteht aus Erfahrungen, Beschlüssen, Bewertungen, Ansichten, unverarbeiteten Ereignissen, Glaubenssätzen und Schicksalsergebenheiten unserer Eltern, Großeltern und sogar der Urgroßeltern. Die wenigsten Menschen wissen um diese hinterlegten mentalen und emotionalen Codierungen dieses Erbes.

Die Psychogenetik stellt hier eine große Chance dar, so manches Geheimnis zu lüften und sich von einschränkenden Mustern jeder Art zu befreien. Beispielsweise fragen sich viele Menschen, warum es ihnen trotz jahrzehntelanger Arbeit an sich selbst noch nicht gelungen ist, endlich bei sich anzukommen und das eigene Zentrum und einen inneren Ruhepol zu finden. Hier kann die Psychogenetik den Verzweifelten Klarheit verschaffen. Die Methode gibt Antworten auf brennende Fragen zu jeder Art von Familienthema. Viele Menschen träumen zum Beispiel davon, in einer glücklichen, beständigen Partnerschaft zu leben. Und doch ist dieses Glück nur wenigen beschieden – die Anzahl von Single-Haushalten in Deutschland steigt seit Jahren kontinuierlich. Was aber hindert Singles daran, den passenden Partner zu finden, vor allem, wenn man die heutigen mannigfaltigen Möglichkeiten der Partnersuche bedenkt?

Psychogenetik – das Beispiel Matthias

Matthias ist vierundfünfzig Jahre alt und verzweifelt, als zum wiederholten Male eine Beziehung scheitert, ohne dass er sich erklären kann, warum er wieder ungewollt und trotz aller Bemühungen an diesem Punkt gelandet ist. Das, was uns an Psychogenen vererbt wurde, ist in der Regel die Wurzel des Übels, wenn wir ein klares Ziel ansteuern und uns auf dem Weg dorthin immer wieder selbst sabotieren oder schlicht und einfach nicht zum gewünschten Erfolg kommen. Auch Matthias litt unter solchen ererbten unbewussten Verhinderungen seitens seiner Mutter, wie sich herausstellen sollte (siehe unten). Die psychogenetische Analyse geht davon aus, dass der Mensch neben seinem physischen Körper auch über zwei feinstoffliche, nicht sichtbare Körper verfügt, den Mental- und Emotionalkörper. Hier sind Gefühle, Gefühlsketten, Überzeugungen, Glaubenssätze, Ängste, Blockaden und Gedanken aller Art wie auf einer Festplatte abgelegt und gespeichert, wobei nur ein Bruchteil davon für das Bewusstsein des Klienten zugänglich ist. Diese hinterlegten Informationen, auch Psychogene genannt, werden, wenn sie unerlöst bleiben, von Generation zu Generation immer wieder weitergegeben. Wir erben also nicht nur unsere Augenfarbe oder bestimmte Begabungen, sondern ebenso negative Überzeugungen, Lebensängste sowie Verhaltensmuster, die uns im Leben womöglich behindern.

Unbewusste Muster aufdecken

Tückisch daran ist, dass all dies unbewusst geschieht. Aus scheinbar unerfindlichen Gründen scheitern dann Beziehungen immer wieder am selben Punkt, weil man immer wieder denselben Partnertyp anzieht oder es erst gar nicht schafft, verbindliche Partnerschaften aufzubauen. Häufig wiederholen sich wie durch eine „unsichtbare Lenkung“ Beziehungsmuster innerhalb einer Familie, sodass beispielsweise Frauen am Ende alleinerziehend dastehen oder Männer sich ausgenutzt fühlen, weil Frauen nur ihr Geld und Absicherung wollen. Hier setzt die psychogenetische Analyse an. Die unbewussten Informationen, die den Klienten in eine Verhinderung oder Blockade dirigieren, können „ausgesprochen“ und ins Bewusstsein geholt werden. In der Analyse gibt es zum Aufspüren dieser Psychogene und Codierungen sowie zur späteren Loslösung und Veränderung der emotionalen und mentalen Veranlagungen zwei wesentliche Elemente:

Das Herzstück der Psychogenetik – die Identifikation

Die Identifikation ist eines der Herzstücke der Psychogenetik. Durch sie wird es möglich, Zugang zu den psychogenetischen Informationen eines Menschen zu erhalten und die Psychogene „abzulesen“. Diese Informationen befinden sich in den beiden Energiekörpern des Menschen, dem Emotionalkörper und dem Mentalkörper, die dem Unterbewusstsein angeschlossen sind. Mit dem Einverständnis des Klienten und mit Hilfe des neutralen Bewusstseins (Gewahrsein), trete ich in die unbewusste Identität des Klienten. Ich verbinde mich sozusagen mit dem Energieund Mentalkörper des Klienten und nehme stellvertretend die psychogenetischen Informationen und Botschaften zwischen ihm, dem Klienten, und seinen Vorfahren wahr und spreche diese aus. Dies können Gefühle, Gedanken, Schlussfolgerungen, Bewertungen, „Parolen“, etc. sein, die zwischen Mutter und Kind existieren und wirken. Durch mein neutrales Bevon Vermutungen, Interpretationen, Bewertungen, Verurteilungen wahrnimmt – etwas, das man allerdings nicht einfach so lernen kann –, können alle für den Klienten bedeutsamen geerbten Gedanken- und Gefühlsmuster aus dem Unterbewusstsein herausgefiltert und aufgedeckt werden. Interessant ist, dass sich bei den Analysen im Rahmen einer Identifikation immer herausstellt, woher die psychogenetischen Informationen stammen, ob also eine psychogenetische Struktur zum Beispiel „nur“ von der Mutter kommt oder aber von einer vorangegangenen Generation, also von der Großmutter oder Urgroßmutter, stammt. Auf Wunsch des Klienten kann hier weiter nachgeforscht werden.

Hier ein Ausschnitt der Identifikation von Klient Matthias bezüglich seiner Mutter (das ist das, was ich wahrnehme und ausspreche, wodurch es dem Bewusstsein des Klienten erst zugänglich wird): „Ich stehe vor meiner Mutter. Ich war schon sehr früh der Überzeugung: Du gibst mir nichts. Und ich habe eine generelle Überzeugung in mir, nämlich: Eine Frau kann einem Mann nichts geben. Eine Frau will einem Mann nichts geben oder: Eine Frau gibt einem Mann einfach nichts. Und ich sage das in gewisser Weise generalisierend, weil ich mich davor schützen möchte, in das Bewusstsein zu treten ‘Es wäre schön, wenn eine Frau mir etwas gibt’, und mit diesem Wunsch unerfüllt zu bleiben. Ich bin traurig, weil ich gar nicht weiß, wie lange es her ist, dass Männer in unserer Familie von Frauen erfüllt wurden, und ich werde wohl auch in den sauren Apfel beißen müssen, von einer Frau niemals erfüllt zu werden.“ Matthias trägt ein sogenanntes „Implantat“, ein selbsterschaffenes Psychogen in sich, was im radikalen Ausschlussverfahren Frauen negativ generalisiert und „abstempelt“, aus Angst, wieder die Erfahrung machen zu müssen, vom Zusammensein mit einer Frau unerfüllt zu bleiben.

Durchbruch durch Neuprogrammierung

Der wesentliche Vorteil und der Schlüssel zum Erfolg bei der Analyse und Bearbeitung von hartnäckigen Lebensblockaden ist, dass man die unbewussten, vorher nicht greifbaren oder erklärbaren Zusammenhänge aus den Energiekörpern des Klienten bewusst, zugänglich und erkennbar macht. Im Beispiel von Matthias zeigt sich sehr deutlich, dass er zwar im Bewusstsein eine erfüllende Beziehung anstrebt. Aber der tiefere Grund und Anlass für die Verhinderung dieses Wunsches wird erst durch die Identifikation mit seinen Energiekörpern und den darin enthaltenen Psychogenen offenbar. Auf diese erste Identifikation, die hier nur in Ausschnitten gezeigt wird, folgt eine ausführliche und intensive Reflexionsphase. Diese ermöglicht es dem Klienten, die neuen Erkenntnisse und Einsichten in seinem Bewusstsein fest zu integrieren. Er kann das neue Bewusstsein als Grundlage für eine “Neuprogrammierung“ nutzen – frei von den blockierenden Überzeugungen.

Zweites Herzstück der Psychogenetik – die Separation 

Das zweite Herzstück der psychogenetischen Prozessarbeit ist die Separation. Eine Separation trennt den Klienten von den Verwicklungen und negativen Informationen seitens seines emotionalen und mentalen Erbes, beispielsweise dem von seiner Mutter. Nachdem wir über dieses Erbe im Rahmen der Identifikationen und der jeweiligen Analysen erfahren haben, welche psychogenetischen Informationen und Botschaften auf den Klienten wirken, öffnet sich der Weg, um eine kraftvolle Trennung darüber zu erarbeiten. Aber nicht nur die psychogenetischen Informationen seitens der Mutter, auch Schlussfolgerungen, Ansichten und selbstdestruktive Strukturen des Klienten, die er aus sich heraus entwickelt hat, werden aufgelöst. Um Matthias´ Umgang mit Frauen zu verändern, ist es wichtig, seine Abtrennung von den alten Glaubenssätzen (Separation) auch textlich zu erarbeiten, damit er die bisherigen Dogmen über sich und Frauen in sich loslassen kann und damit neuen Raum für erfüllende Beziehungen schafft. Denn mit der Separation, bzw. deren Inhalten, werden in seinem Mental- und Emotionalkörper neue, konstruktive Informationen einprogrammiert und destruktive Psychogene gelöscht.

Seine Aufgabe ist es nun, 21 Tage lang durch das kraftvolle Sprechen der Separationstexte die neuen Informationen in seinem Unterbewusstsein substanziell zu hinterlegen, zu festigen und sich gleichzeitig gemäß diesen Informationen in seinem Leben neu auszurichten und zu verhalten. Im Fall von Matthias könnte ein solcher Separationstext beispielsweise lauten: „Ich habe erkannt, dass ich mir die Tür für eine glückliche und erfüllte Liebe selbst zugeschlagen habe. Es ist meine eigene, getroffene Generalisierung, die dazu beigetragen hat, dass ich bislang in Beziehungen so unerfüllt geblieben bin. Doch damit ist jetzt Schluss. Kraft meines Willens und kraft meiner Wahl, kraft meiner Erwachsenenkompetenz lasse ich jetzt meine eigene Generalisierung definitiv, ultimativ, restgültig und nachdrücklich zurück und lasse alle Verneinungen Frauen gegenüber los. Ich bin bereit, mich von Frauen erfüllen zu lassen. Ich bin bereit, mich einzulassen auf neue Erfahrungen und Erfüllungen und für ein ‚Ja‘ in mir, mich von Frauen lieben und bereichern zu lassen. Es mag sein, Mutter, dass du mir nichts gegeben hast. Doch du bist nicht alle Frauen. Und das war mein Irrtum. Und ich sage dir, Mutter: Frauen, die mit mir Werte teilen in gegenseitiger Achtung und Anerkennung, Liebe und Respekt, die geben mir etwas, die geben mir viel, die erfüllen mich. Und das unterscheidet sie von dir.“

Das Beispiel von Matthias macht deutlich, wie unerwartet, subtil und mächtig die psychogenetischen Übertragungen unserer Herkunft unser Leben beeinflussen und stören können. Dies gilt nicht nur für Beziehungen, sondern für alle Bereiche des Lebens – für beruflichen Misserfolg, Krankheit, Geldmanagement, ungewollte Kinderlosigkeit usw. Im Grunde kann jedes Lebensdrama, jede Blockierung, jede Problematik im persönlichen wie beruflichen, im menschlichen wie im materiellen Bereich anhand der Psychogenetik an ihrer Wurzel analysiert, untersucht und im Sinne des Klienten korrigiert werden. Denn wir können unser psychogenetisches „Erbe“ sehr wohl als eigener, bewusster Schöpfer erlösen, in fundierte, selbstmächtige Lebenskompetenz umwandeln und müssen nicht einem vermeintlichen Schicksal hilflos erliegen.

Epigentik und körperliche „Schalter“

Was die Psychogenetik hinsichtlich der inneren und äußeren Lebensordnung auf psychologischer Ebene bewirkt, kann bezüglich des Körpers im Rahmen epigenetischer Beratungen zur Gesunderhaltung und Stärkung des Körpers ergänzt werden. Die Wissenschaft der Epigenetik geht davon aus, dass Gene unser Leben nicht unbeeinflussbar festlegen, sondern an- und abschaltbar sind. Die Epigenetik beschäftigt sich damit, welche Faktoren die Aktivität eines Gens festlegen und damit auch bestimmte Körperfunktionen von Zellen. Einflussfaktoren, die unsere Genaktivität beeinflussen, können Ernährungs-, Schlaf-, Sportoder Stressgewohnheiten, aber auch Umweltgifte und andere toxische Einflüsse sein.

Diese Schaltmodi, „Epigene“ genannt, können weitervererbt werden. Wenn zum Beispiel ein Vorfahre sich sehr fettreich ernährt hat, kann dies dazu geführt haben, dass gesunde Stoffwechselprozesse bei ihm durch das ernährungsmäßig gebildete Epigen „stummgeschaltet“ wurden. Erbt ein Kind dieses Epigen, wird es entweder selbst eine fettreiche Ernährung bevorzugen oder aber es hat Probleme, eine fettreiche Ernährungsgewohnheit zu verändern, da die hierfür notwendigen Epigene inaktiv sind. Abnehmen erscheint fast unmöglich. Mit Hilfe der epigenetischen Beratung werden einerseits die äußeren Einflussfaktoren analysiert und andererseits Wege zum „Anschalten“ der gesunden Gene und einer gesunden, aktiven Stoffwechselleistung aufgezeigt. Eine neue, umfassende, gesunde Lebensweise wird in allen Bereichen des Lebens und des Körpers initiiert.

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