„Stille, es umgibt mich eine tiefe Stille, wie die Oberfläche eines klaren Bergsees und ich atme tief und immer tiefer in diesen Frieden hinein und tauche ab in den Schlamm. Ich bin der Same, den der Vater in ein Kleid gelegt hat und ich tauche ab in den Schlamm des Sees, um mich für kurze Zeit im Unbewußten zu vergessen. In mir liegt die Gewißheit, die in allen lebenden Wesen schlummert, der lichte Funken aus der Quelle des ewigen Seins. Mein Wandel ist der freudige Ausdruck göttlicher Kraft, die hinter dem Vorhang waltet und alles erschafft. Ich diene den Wesen zur Freude, wie auch mir selbst. Aus des Schlafes selbstvergessenem Sein, regt sich eine Kraft, die himmelwärts strebt, und meine Wurzeln schlagen tief um eine Brücke zu schlagen zwischen dem Dunkel und dem Licht. Ich tauche aufwärts und verlasse die Tiefen des Sees, bis mein Haupt in Fühlung kommt mit den luftigen Höhen und voller Dankbarkeit öffne ich meine Knospe dem Licht, aus dem ich geboren wurde. Ich bin, der ich bin und werde Lotus genannt.“

Auroville und die Mutter

Für Mira Alfassa (die “Mutter) war der Lotus ein Symbol für den Avatar und steht stellvertretend für vollendetes Bewußtsein jenseits menschlicher Dimensionen. Mira Alfassa war die spirituelle Begleiterin des großen indischen Philosophen Sri Aurobindo, mit dem sie im südindischen Pondichery lebte. Auf sie geht auch die Gründung von Auroville zurück, jener spirituellen Gemeinschaft, die die Vision von Aurobindo und der Mutter zu leben versuchen. Und wer einmal dieses Land, genannt Auroville besuchen möchte, sollte zumindest ei- nen Besuch nicht vergessen – den der Blumengärten und der Gärtnerei. Mira Alfassa selbst verbrachte viele Jahre mit dem Studium der Blumen und Pflanzen. Dabei hat sie für mehr als 800 Blumen einen spirituellen Namen vergeben, welcher die ihnen zugrundeliegende Bewußtseinsqualität ausdrücken soll. Der rote Hibiskus beispielsweise wurde dem Aspekt der Kali zugeordnet, jenem dynamisch-geistigen Prinzip, das für schnelle Transformation des Bewußtseins verantwortlich ist. Die Sonnenblume dagegen ist Ausdruck für eine Bewußtheit, die sich dem supramentalen Licht zu zuwendet. Eine der größten Errungenschaften der geistigen Arbeit von Aurobindo und der Mutter war es übrigens, diese Bewußtseinsqualität, dieses supramentale Licht, in der Erdbewußtseinssphäre zu verankern, um eine schnellere Transformation für die Erde einzuleiten. Man sagt, daß es vor ihrer Arbeit dieses Licht noch nicht auf der Erdsphäre gegeben hätte.

Für die Liebe an die Schöpfung wurde die Rose mit all ihren Aspekten geboren. Es zählte zu einer ihrer Besonderheiten, daß die Mutter, wie Mira Alfassa von ihren Anhängern aufgrund ihrer Bewußtheit genannt wurde, ihren Schülern bei der Kraft-übertragung des Lichts (uns bekannt als Segen) eine Blume reichte. Dabei sollte die Blume dem Schüler eine Hilfestellung bei seiner spirituellen Entwicklung liefern. Die Blume war Repräsentant für einen gewissen Bewußtseinsaspekt, mit dem sich der Schüler vertraut machen sollte, um in seiner geistigen Entwicklung und Bewußtwerdung voranzuschreiten. Für Aurobindo und die Mutter hatten die Blumen eine okkulte Bedeutung, da sie Überbringer von Botschaften waren. Und wer ein wenig mit den östlichen Ritualen vertraut ist, weiß, daß Blumen dort nie fehlen, weil sie die Vereinigung von Liebe und Hingabe darstellen.

Bachblüten – Boten des Lichts

Dem britischen Arzt Edward Bach gelang es, aus wildwachsenden Blumen Heilmittel herzustellen. Auch er folgte dem Prinzip, daß Krankheit von der Seele herrührt, und er vertrat die Ansicht, wer dauerhaft etwas für sein Wohl tun wolle, sollte sich den geistig seelischen Aspekten des Lebens zuwenden. Insgesamt machte Bach 38 Heilmittel ausfindig, von denen 37 aus Blüten hergestellt werden. Bach hatte aufgrund seiner hohen Sensibilität die Gabe, in energetischen Kontakt mit den Blüten zu kommen. Obwohl, so wird erzählt, es für den modernen Heiler nicht immer angenehm war, da er oft die Symptome, welche die Pflanze zu heilen imstande war, am eigenen Leib erfuhr. Diese Art der lebendigen Schulung brachte ihm die Gewißheit der Heilkraft der Pflanzen. Insgesamt teilte er die Pflanzen in sieben Gruppen ein. Diese Gruppen stellen die sieben Disharmonien zwischen Persönlichkeit und Höherem Selbst dar und lauten wie folgt: Angst, Unsicherheit, wenig Interesse am Hier und Jetzt, Einsamkeit, Überempfindlichkeit gegenüber Einflüssen von außen, Mutlosigkeit und Verzweiflung, übergroße Sorge um das Wohl anderer. Bachs Liebe zur Natur und seinen Wesen brachte ihm diese Erkenntnisse, die heute von vielen Leuten sehr geschätzt werden.

Lotus Chi Gong

Wir selbst tragen den Duft von Blumen in unseren Herzen. Das ist nicht bloß eine Metapher oder ein altes Sprichwort aus längst vergangen Zeiten. Es ist eine bewußte Erfahrung, die alle machen können, wenn sie mit dem Lotus Meister Ling Yi aus China in Kontakt kommen. Ling Yi ist Meister des Lotus Chi Gong, einer taoistischen Tradition, von der man annimmt, daß sie auf die Medizinbuddhalinie zurückführt. Lotus Chi Gong gilt als ein Weg zur Einheit und hat als zentrales Element das Motiv des Lotus. Beim Lotus Chi Gong wird offensichtlich, daß der Lotus mehr ist  als ein ästhetisches Beiwerk auf buddhistischen Thangkas (sakrale Malereien, welche die verschiedenen Aspekte des Buddhabewußtseins darstellen). Bei einigen Übungen stellt man sich vor, auf einem Lotus zu sitzen, wie ein Yogi auf seinem Lotusboot. Je nach dem Grad der seelischen Bereitschaft kann man feststellen, wie der ganze Körper zuneh- mend energetisiert, belebt und leichter wird. Nach etwas Übungserfahrung kann man unter Umständen den Duftstrom von Blumen aus seinem Herzen wahrnehmen. In der Vollendung dieses Weges öffnen sich alle Herzenstüren und man wird eins mit dem Lotus und dem Universum.

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