Ein Leben jenseits der Krankenkasse

Welches Kind kennt das nicht: Es fühlt sich oder ist tatsächlich krank und will eigentlich mehr mütterliche Aufmerksamkeit oder Anregung. Geht die Mutter nun aber ihren eigenen Dingen nach, setzt eine Art Langeweile ein. Und da braucht dann manchmal nur ein Spielkamerad zu fragen, ob man denn zum Spielen herauskäme – und schon ereignet sich eine Blitzheilung… – Mein Weg zu gesundheitlicher Selbstverantwortung.

„Eine Versicherung kann mich nicht wirklich vor Krankheit und Unfällen schützen. Ich bin selbst diejenige, die das tun muss und kann.“

Ich habe selbst in meiner Kindheit einige Male erfahren, dass ich einen Krankheitsprozess verlangsamen oder beschleunigen, ja sogar Symptome abstellen oder hervorrufen konnte, wenn ich nur wollte oder mir alles zuviel wurde. In meinem Elternhaus waren Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte eher die Ausnahme. Meine Mutter brachte Ärzten zwar einen gewissen Respekt entgegen, tat bei Krankheiten aber meistens das, was sie für richtig hielt. Ich selber musste zwar regelmäßig in eine orthopädische Zahnklinik, aber das wohl eher aus Gründen der Ästhetik als der Gesundheit. Auch später bin ich dann eher aus Pragmatismus zum Arzt gegangen: um mir offiziell eine Ruhebedürftigkeit bescheinigen zu lassen, also einen gelben Schein für den Arbeitgeber abzuholen. Dazu bedurfte es natürlich noch einiger anerkannter Symptome. Also legte ich los und produzierte ein paar schöne – je nachdem, was gerade so passte. Hinsichtlich der ärztlichen Kompetenz in Bezug auf meine Gesundheit empfand ich es aber schon immer als Zumutung, dass jemand anders mehr über mich und meinen Körper wissen sollte, als ich selbst fühlen konnte. Meistens hatte ich, wenn es mir nicht gut ging, schon eine ziemlich genaue Vorstellung von dem, was mir fehlte, machte aber oft genug die Erfahrung, dass eine schulmedizinische Behandlung den innerpsychischen Heilungskräften eines Menschen nicht im mindesten Rechnung trug. Mit der Zeit bestärkte sich meine Vermutung, dass die „Götter in Weiß“ mir gar nicht wirklich helfen konnten, da sie niemals nach meinen persönlichen Zusammenhängen fragten. Und dass es deshalb dringend nötig war, meine eigene, vage gefühlte Körperkompetenz weiterzuentwickeln.

Schon seit der Schulzeit hatte ich ein lebhaftes Interesse an Biologie und Anatomie und wollte eine zeitlang sogar selbst Medizin studieren. Ich blätterte mit großer Lust in meinen Anatomie-Büchern und eignete mir bei konkreten Anlässen entsprechende Kenntnisse an. Ich erfuhr, dass es Alternativen zur Schulmedizin gibt wie Akupunktur und Homöopathie, belegte einen Yogakurs – und kurierte mich mit Trommeltänzen, nicht nur von einer Erkältung, sondern selbst von einem Sturz-Trauma mit Gehirnerschütterung. Ich lernte die Kraft der Schwitzhütte und den spannenden Denkansatz von Louise Hay (Autorin des Buches „Heile Deinen Körper“) kennen, der seelisch-geistige Haltungen mit körperlichen Krankheiten in Beziehung setzt – und 1993 traf ich dann tatsächlich einen Mann, der mir das in dieser Gesellschaft „Unmögliche“ vorlebte: ein Leben jenseits der Krankenkasse.

Ausstieg aus der Versicherung – Befreiung und Herausforderung

Seit einiger Zeit war ich es schon leid, Krankenkassenbeiträge zahlen zu müssen, von denen ich selbst nicht viel hatte. Und irgendetwas sträubte sich in mir – die ich ohnehin finanziell knapp bedacht war – all diejenigen Menschen mitzufinanzieren, die sich nicht verantwortlich mit den Ursachen ihrer Krankheiten befassen und Konsequenzen daraus ziehen wollten. Das Ende meiner Refendariatszeit und der Anfang meines Daseins als freischaffende Künstlerin waren dann endgültig der Beginn eines Lebens ohne Versicherung. Damit setzte ich mich selbst unter einen gewissen Zugzwang – in Richtung der zunehmenden Körperkompetenz, die ich anstrebte. Mit dem wohlorganisierten System der kollektiven Angst nicht mehr ganz so eng verbunden zu sein, brachte mir zunächst ein Gefühl der Erleichterung.

Aber natürlich hatte ich auch Angst – das spiegelte mir meine Umwelt mit ihren (ver-) zweifelnden Kommentaren. Dennoch: ich wollte endlich diesem paranoiden Denksystem entfliehen, das besagt, dass Krankheit einfach über einen kommt und man selbst nichts tun kann (sondern nur die Ärzte, und das auch nur vielleicht), und dessen „wissenschaftlich“ genannten Behauptungen und Glaubenssätze (z.B.: Zahnmaterial wächst nicht nach, Zysten kommen immer wieder, bei Erkältungen nimmt man am besten Antibiotika, mit erbbedingten Störungen muss man sich eben abfinden etc.) mich eigentlich eher in Angst versetzten. Und unbewältigte Angst, so fühlte ich, ist der erste Schritt zu einer körperlichen Störung. Ich wollte neue und eigene Wege gehen. Ich suchte nach Heilungsansätzen und Methoden, die mir entsprachen. Ich lernte, tiefer in mich hinein zu horchen und die Zeichen selbst zu erkennen, die mir mein Körper gibt, und sie zunehmend besser zu deuten.

Salz und Intuition

Ich habe beileibe keine Lust, mich ständig um meine Gesundheit zu bekümmern – meistens braucht es dazu bei mir erst ein deutliches Zeichen des Unwohlseins. Meine Hausapotheke ist darum eigentlich leer und besteht lediglich aus Salz für alle Fälle (zur Desinfektion und Darmreinigung, als Badezusatz für energetische Entschlackung), Thomapyrin (falls es mir mit Schmerzen mal zu bunt wird) und starken Hustentropfen (weil ich bei Erkältung nachts lieber schlafe als mit Husten wach zu liegen). Vor allem aber hole ich mir Anregung in den Büchern von Louise Hay und Rüdiger Dahlke („Krankheit als Symbol“), die sich mit der Wechselwirkung von seelischen Mustern und körperlichen Unstimmigkeiten befassen und Krankheit als Sinn-volles Geschehen begreifen – und ich blättere nach wie vor in meinen Anatomiebüchern. Meine Intuition führt mich manchmal zu Heilsteinen oder zu Honig. Manchmal ergibt es sich, dass ich von Freunden, denen ich über meinen aktuellen Gesundheitszustand berichte, einen passenden Tee, eine Salbe, Bachblütenessenzen oder anderweitig kleine Unterstützungen bekomme. Auch unerwartete Schlammbäder, spontanes Fasten oder Saunagänge haben schon zur Bewältigung von aufkeimenden Krankheiten beigetragen… Als Künstlerin nutze ich natürlich auch die Heilwirkung der Kunst – das intuitive Malen ist für mich Reinigung und Auseinandersetzung mit meinen Problemen auf der seelischen Ebene. Aus den entstehenden Bildern leuchten mir dann noch ganz andere Informationen aus dem Unbewussten entgegen. Zur Zeit arbeite ich außerdem an einem Schrein zur Heilung meines Körpers, um die spirituellen Heilkräfte noch stärker einzubeziehen.

 

Mein Weg zu gesundheitlicher Selbstverantwortung:
Wandel der inneren Einstellung und des Erlebens

Je mehr ich meine Haltung gegenüber Krankheiten als lästigem Nicht-in-Ordnung-Sein aufgeben kann und diese vielmehr als einen momentanen Seinszustand zu betrachten lerne, der mir Informationen über meine tiefere Befindlichkeit gibt, desto mehr entwickele ich eine gewisse Leichtigkeit und Kreativität im Umgang mit körperlichen Phänomenen. Bei der beschriebenen Lebensweise bin ich gefordert, die Grenzen meines Körpers auszuloten und zu akzeptieren, mich mit Ängsten und Verzweiflungsgefühlen auseinanderzusetzen und mich auf die verschiedenen Qualitäten von Schmerzen einzulassen, die mir mitunter wichtige Informationen liefern. Zugegebenermaßen führe ich ein Leben, das mir recht viel Freiraum lässt, körperliche Befindlichkeiten zu respektieren. Ich kann mich zurückziehen und in mich hinein spüren, wenn ich es brauche – aber mein Körper lässt mir meistens auch noch genügend Spielraum, wenn es darum geht, etwas Schönes oder Wichtiges zu Ende zu bringen.

Perfekte Gesundheit zu erreichen ist ein hehres Ziel, das ich persönlich als unrealistisch und anstrengend empfinde. Dennoch fällt es auch mir manchmal schwer, mich nicht verrückt machen zu lassen von all dem Makellosigkeitswahn und der damit verbundenen Angst vor Veränderungen, Verfall und Abschied. Aber eigentlich macht es mir immer mehr Spaß, den Zeichen meines Körpers auf den Grund zu gehen. Eine Unannehmlichkeit gleich welcher Art lässt meist nach, wenn ich mich ihr aufmerksam widme und dabei auf irgendeinen interessanten Zusammenhang stoße. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es dafür oft nicht einmal auf eine „fundierte“ Information oder Diagnose ankommt – die braucht nur der Verstand mit seinem Sicherheitsdenken.

Ein Ja zur Unsicherheit

Es gibt Bereiche, bei denen ich bislang noch ratlos bin, wie ich damit umgehen könnte. Zum Beispiel im Falle der Zähne. Dass es mich aber andererseits auch noch nicht treibt, mir hier konkret Hilfe zu holen, wird seinen Grund haben. Es ist nicht immer leicht, statt panisch zu handeln, vertrauensvoll zu warten, bis sich von innen eine Lösung abzeichnet. Natürlich habe ich die Möglichkeit, zum Arzt zu gehen, wenn ich eine Beratung brauche, weil meine eigenen Kenntnisse nicht ausreichen. Doch haben ärztliche Einschätzungen bei mir oft nur zur Folge, dass ich emotional durcheinander gerate und meine Intuition und die eigene Kreativität gestört werden – und damit auch meine inneren Heilkräfte.
Menschen in meiner Umgebung halten mich für mutig und konsequent, verrückt, naiv, unverantwortlich oder sogar unsozial. Die in Diskussionen über meine Lebensweise am häufigsten gestellte Frage lautet: was machst Du, wenn Du einen Unfall hast? Antwort: Ich weiß es auch (noch) nicht. Zum einen glaube ich daran, dass ein Unfall nichtunbedingt „nötig“ ist, wenn man sich angewöhnt, die kleinen Zeichen zu beachten. Zum anderen versuche ich, meine Aufmerksamkeit in meine kreativen Heilungskräfte fließen zu lassen und nicht in eine Angst vor dem Schlimmsten – was ja letztlich nur wieder die Versicherungskassen füllen würde. Und außerdem: eine Absicherung gegen das Leben gibt es nicht wirklich. Sollte ich einen Unfall haben, werde ich mich wohl – nach Überwindung meiner Widerstände – auf die entsprechende Situation einlassen und das Beste aus ihr herausziehen. Und vielleicht sogar mit ihr glücklich sein. Und was die Kosten angeht, übe ich mich im Vertrauen darin, dass es zu gegebener Zeit Wege geben wird, eventuelle Kosten zu tragen. Als Künstlerin fühle ich mich auch durch meinen Fundus an Werken reich (= versichert!) genug, um z.B. entsprechende Tauschaktionen initiieren zu können.
Fazit: Bei dem Abenteuer, mich hinsichtlich meiner Gesundheit immer mehr meiner inneren Führung anzuvertrauen, bin ich zunehmend davon fasziniert, was für einzigartige Erlebnisse mir Störungen in meinem System manchmal bescheren. Soll ich mir die etwa wegoperieren lassen?!

2 Responses

  1. Miriam
    miriam

    Das werde ich ab Oktober d.J. auch machen, ich werde mich komplett vom System abmelden.

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