Gedanken zu den hoffungsfrohen Verkündungen zu einem neuen Weg in einer „Neuen Zeit“…

von Evelin Rosenfeld

Es ist Frühling – ohne Zweifel. Die Energien haben begonnen, sich neu zu bewegen, nehmen an Fahrt und Richtung auf, es sprosst und keimt und wächst an allen Enden. Doch ich bin etwas verhalten gegenüber den hoffnungsfrohen Verkündungen einer „Neuen Zeit“. Für mich ist einfach erst einmal Frühling, mit seiner ganz charakteristischen, energiehebenden und beschleunigenden Kraft. Freilich habe auch ich die heftigen Entwicklungen und Ereignisse der letzten Jahre aufgenommen, habe mir über Krieg, Armut, Manipulation und ihre konstruktiven Gegenkräfte Gedanken gemacht. Ich kann mich nicht erinnern, dass – zu meinen Lebzeiten – in so weiten Kreisen so konkret über eine Neuordnung gesellschaftlicher Verhältnisse diskutiert wurde wie in diesen Jahren. Ich interpretiere diese Aufbruchstimmung und teilweise auch Polarisierung in unserer Welt als sehr nachdrückliche Aufforderung zur Selbstreflexion: Wie verdienen wir eigentlich unser Geld? Welche Auswirkungen hat unser Tun auf das Ganze? Wodurch tragen wir zu Schmerz, Konflikt und Mangel selbst bei?

In meinen Augen wäre es traurig, wenn diese kollektive Chance zur höchstpersönlichen (!) Bereinigung verpufft in Heilsverkündungen von irgendwoher und in der kindlichen Hoffnung, dass etwas anderes als wir selbst unsere menschlichen Schattenseiten erlöst. Ich glaube fest daran, dass wir einen gesellschaftlichen Neuanfang initiieren können, dass wir in der Lage sind, aus eigener, innerer Reifung zu erkennen, was wir in unseren Herzen tragen, und es zu unterscheiden von dem, was wir aus unbearbeiteten Mangelerlebnissen „wollen“. Wenn es gelingt, das Herzenslicht von all den verkrusteten und kompensierten Erfahrungen zu befreien, dann entdecken wir auch Wege, unser tiefstes Anliegen in der Welt zu manifestieren.

Nun bin ich eine, die schon seit dem frühen Erwachsenenalter Wege der Selbstverantwortung sucht und geht. Ich habe zugleich die Bedingung des „Dienstes am Ganzen“ in mir getragen und habe versucht, sie zu erfüllen. Das hat mir ein bewegtes Leben als Biochemikerin, als wirtschaftspolitische Beraterin, als Coach und nun auch noch als Kräuterbäuerin beschert… Und auch in dem kleinen Rahmen, den ich auf Aditi (siehe Infoteil S. 34) geschaffen habe, zeigen sich nach diesen bewegten Jahren (und ich glaube nicht, dass es in naher Zukunft „ruhiger“ wird…) die alten, immer wiederkehrenden Themen des menschlichen Zusammenlebens und Wirkens: Selbstausdruck und Arbeit: Wie ist es im gemeinsamen Wirken möglich, die individuellen Eigenheiten zum Ausdruck kommen zu lassen und zugleich ein Gemeinsames zu erschaffen, das allen dient? Teilhabe und Ressourcen: Wie verteilen wir begrenzte Ressourcen so, dass Verantwortung und Einsatz gewürdigt und zugleich Unterschiede in der Leistungsfähigkeit integriert werden? Verständigung und Regulierung: Wie lösen wir Konflikte und Meinungsverschiedenheiten, in denen das Gemeinsame betroffen ist? Nach welchen Maßstäben werden Entscheidungen getroffen?

Selbstausdruck und Arbeit

Die Geschichte vom „bedingungslosen Grundeinkommen“ wurde von einem millionenschweren Unternehmer und Kapitalisten am Ende seines beruflichen Werdegangs hier bei uns in Deutschland in den Raum geworfen. Wer der Natur nah ist, erkennt, dass die Idee der „staatlichen Almosen“ zutiefst widernatürlich ist und das Bild eines abhängigen, wert(e)losen Proletariats bis zur Unerträglichkeit ausführt. Zudem ignoriert die Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen konsequent die Herkunft des Wohlstandes, der da verteilt werden soll. Und sie ignoriert die Tatsache, dass das „Arbeiten“ – im Sinne von „in dienenden Kontakt mit der Umwelt gehen“ – eine nicht nur natürliche, sondern für die Lebendigkeit notwendige Bewegung ist. Jedes Wesen auf dieser Erde muss aktiv und täglich Energie im Einklang mit dem Umfeld bewegen, um zu leben. Materiell und geistig. Das hat nichts zu tun mit schönen Neigungen, denen Mensch unbeeinträchtigt nachgehen möchte… Das Wesentliche und das, was über die Lebendigkeit des Ganzen letztlich entscheidet, ist: Dient das individuelle Tun der Gemeinschaft?

Individuelle Selbstverwirklichung und das große Ganze

Und ich bin es leid, über den Wert von Erziehungsarbeit diskutieren zu müssen (braucht das Ganze noch mehr Menschen auf diesem Planeten? Kinder in die Welt zu setzen ist kein Dienst am Ganzen – wird aber so diskutiert), über die Entstehung von Marktpreisen oder über den Wert des künstlerischen Ausdrucks im Allgemeinen. Der Exzess individueller Selbstverwirklichung hat unseren Blick für das Ganze so weit getrübt, dass viele Menschen sich überhaupt nicht mehr vorstellen können, wie sie in einen konstruktiven, energetischen Austausch mit ihrem Umsystem gelangen. Um zu erkennen, wie wir die individuellen Gaben in Einklang mit unserer Umwelt entwickeln und einbringen können, müssen wir uns verabschieden von einem Arbeitsverständnis, in dem Arbeitskraft eine zählbare Ware ist (ich empfehle hier wärmstens die Lektüre von Steiners Vortrag „Das Soziale – Dreigliederung von Wirtschaft, Recht und Kultur“, vom Februar 1919), die mit fettwanstigen „Kapitalisten“ getauscht und verhandelt wird. Was ist das für ein Menschenbild?

Hier beginnt die mechanistische Sicht auf die menschliche Schaffenskraft! Doch zum schöpferischen Vorgang, zu dem ursprünglich jeder Mensch begabt ist, gehört eben mehr als eine hübsche Idee oder segensreiche Stunden im inneren Flow. Der Zusammenhang zum Umfeld, die Beantwortung der Fragen und Bedürfnisse des Ganzen sind wesentlicher Teil der menschlichen Integration in das Ökosystem Erde und darüber hinaus auch in andere Systeme. Was in der Natur Fressfeinde, Wetterumschwünge, konkurrierende Populationen, Jahreszeiten und Fruchtfolgen sind – das sind bei uns Menschen die Ordnungen, die wir „Ökonomie“, „Rechtssystem“ und „Kultur“ nennen. Das sind keine „fremden Zwangsmechanismen“ von bösen, dummen Machtmenschen. Nein, das ist das Resultat der Art zusammenzuleben, wie wir es alle tun. Es sind unsere Um(welt)bedingungen. Wir gestalten sie täglich neu mit der Art, wie wir unser Einkommen erzielen, wie wir konsumieren und wie wir uns in den politischen Prozess einbringen. Sich dieser Aufgabe des bewussten Mitgestaltens zu entziehen, bedeutet, sich dem Leben zu entziehen. Arbeit, ein Schaffen, das lebendig sein kann, bedeutet also, die individuellen Gaben tatsächlich so in unser Umfeld einzubringen, dass es dem Ganzen dient UND sich selbst trägt. Letzteres ist übrigens ganz von selbst gegeben, wenn das Schaffen die Fragen und Bedürfnisse des Ganzen beantwortet…

Teilhabe und Ressourcen

Wir stehen heute in einer Situation, in der eine kleine Anzahl Menschen über den größten Anteil an Ressourcen auf dieser Welt verfügt. Dieser Sachverhalt verleitet manche Menschen dazu, dies durch Zwang, Gewalt und Enteignung verändern zu wollen. Doch selbst wenn wir uns erniedrigen würden, unter der Fahne der Gerechtigkeit zu stehlen und eine Minderheit pauschal zu verurteilen – es würde dem Ganzen nicht dienen. Die zu beobachtenden Unverhältnismäßigkeiten sind Resultat der gemeinsamen Lebenshaltung. Die oben beschriebene Degeneration der Arbeit zu einem abhängigen und seelenlosen Deal um Lebenszeit ist ein wesentlicher Faktor bei der Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Ungleichverteilung. Wissen, Fleiß, Ausdauer, Netzwerken und Risikobereitschaft sind die menschlichen Eigenschaften, die zur Anhäufung von Kapital führen (auch ein Millionenerbe, der diese Eigenschaften nicht hat, wird alles verlieren…). Zu diesem „Wissen“ gehört allerdings auch die Nutzung bestehender Verhältnisse – also das Wissen um Menschen, die sich nicht zuständig für das Umsystem fühlen, das Wissen um Unwägbarkeiten und die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, das Wissen um Macht und Gewalt. Wir alle verfügen über mindestens eine Ressource, die uns niemand nehmen kann, außer wir selbst: unseren freien Willen.

Wir entscheiden, wofür wir unsere Lebenszeit einsetzen – und wir haben freien Zugang zu all dem Wissen um die menschengemachten Zusammenhänge. Steiner schlägt in seiner oben zitierten Abhandlung vor, Arbeitskraft nicht mehr als „Ware“ zu behandeln. Er schlägt vor, dass „der Kapitalist“ dem „Arbeiter“ nicht Lebenszeit abkauft, sondern das, was Marx als „Mehrwert“ definiert: Das Ergebnis der Arbeit. Mit diesem einfachen Vorschlag, mit dem auch die Entwürdigung des Stundenzählens und der Ersetzbarkeit beendet wird, sind Verantwortung, Risiko, aber auch der tatsächliche materielle Wert eines Arbeitsvorgangs wieder natürlich verteilt. Auch das Geldverdienen ohne Arbeit – die Zinsgeschäfte – wäre hiermit passé. Die Anhäufung von Kapital ist dadurch möglich, dass viele Menschen die notwendige Integration ihrer Arbeit in das Umsystem (kalkulieren, auf Risiko produzieren, im Markt etablieren und permanent mit den Umbedingungen abstimmen) nicht zu vollziehen bereit sind. Diese – den meisten unangenehme – Arbeit ist bis dato Aufgabe der Unternehmer, der Manager und Macher.

Nicht jeder ist ein Macher?

Ja, nicht jeder hat Herz UND Lunge. Die Natur sagt: Dann kann er nicht leben. Die meisten Menschen treten aber mit Herz UND Lunge in dieses Leben. Jeder Mensch kann manche Dinge besser und andere schlechter. Jeder. Und jeder Mensch hat die Aufgabe, sich mit diesen heterogenen Gaben eine Situation zu erschaffen, in der er seine Gaben wirklich in sein Umfeld einbringt. Das ist Ganzheit, Lebendigkeit und Integration. Das ist natürlich und führt zu Balance. Die Diskussion um „die Schwachen“, die auf irgendeine Weise „subventioniert“ werden müssen, damit sie überleben können, degradiert all jene, die anders als durchschnittlich begabt sind (zum Beispiel hyperaktive Kinder, die man mit Medikamenten vollstopft, um sie ruhigzustellen), und spricht ihnen von Anfang an Eigenständigkeit ab. Und die Diskussion um „die Schwachen“ hat auch sogleich „Täter“ (hier: Eltern, Ärzte, Sozialarbeiter usw.) zur Hand. Leute … dieses Niveau ist ausgereizt… !!!

Diese pseudo-soziale Argumentation hat Heerscharen unproduktiver Verwalter, Kontrolleure, Schichtarbeiter, Versprechenmacher und Subventionsempfänger hervorgebracht, merzt gerade das Handwerk und den Mittelstand aus – denn ein normaler Handwerksbetrieb kann die vielfältigen staatlichen Forderungen kaum erfüllen und müsste speziell Personen einstellen, die nur damit beschäftigt sind, die Kommunikation mit den Behörden am Laufen zu halten, was für viele Betriebe finanziell unrealistisch ist – und beschert uns Staatsschulden, die historisch durch Kriege bereinigt werden … Nein, wenn es einen neuen, lebensfördernden Weg der Verteilung von Ressourcen geben soll, dann braucht es viele Einzelne, die bereit sind und sich in die Lage versetzt haben, das Ganze und das natürliche Lebenspaket in die eigenen Hände zu nehmen. Mit Risiken und ungeliebten Aufgaben – aber auch mit der Freiheit, das in die Welt zu bringen, was sie selbst aus tiefster Überzeugung für wertvoll und wichtig halten. Zunächst einmal gehört zu einer friedvollen Menschheits-Zukunft die Einsicht, dass wir alle auf einer persönlichen Ebene „die Schwachen“ sind – jeder Mensch ist mit individuellen und existentiellen Erfahrungen konfrontiert, die absolut gleichwertig sind! Der eine hat gesundheitliche Probleme, der nächste schwierige Familienverhältnisse, ein weiterer kämpft immer wieder mit materiellen Mangelerfahrungen oder mit äußeren Übergriffen.

Es ist schlichte Arroganz, die eigenen Herausforderungen als schwerwiegender zu deklarieren als die Herausforderungen der anderen. Und jeder ist auch „Täter“ oder besser gesagt: ein mit vielen Geschenken ausgestatteter Mensch. Das heißt: Er ist nicht machtlos, sondern kann etwas tun und bewegen. Auch hier gibt es ganz unterschiedliche Ebenen, von denen keine mehr oder weniger wichtig ist. Diese Kraft zu verleugnen heißt, gegenüber dem, was wir vom Leben empfangen haben, keine Wertschätzung aufzubringen. Zufriedenheit und der aktive Einsatz der ganz individuell empfangenen Gaben – seien sie nun materiell, sozial, geistig – ist eines der deutlichsten Zeichen für ein entwickeltes Menschsein. Hier einen erweiterten Blick zu gewinnen, durch innere Arbeit und durch Liebe für die Mitwesen, ist die wichtigste innere Arbeit, die wir alle zu tun haben. Letztlich geht es hier um Mitgefühl und Dankbarkeit.

Die Bereitschaft, Risiken einzugehen

Und natürlich gehört dazu, Produktionskapital bereitzustellen. Bei „Dienstleistungen“ ist das noch leicht und überschaubar. In dem Moment aber, in dem wir wirklich materiell produzieren, benötigen wir das Equipment zum Produzieren. Es muss – auf eigenes Risiko – bereitgestellt und eingesetzt werden. Und auch anders als bei der arbeitsteiligen, abhängigen Beschäftigung muss „auf Risiko“ gearbeitet werden: Wir wissen am Ende noch nicht, ob wir durch Verkauf oder Tausch genug zurückerhalten, um unser Leben zu finanzieren. Diese großen Verantwortlichkeiten werden von den wenigsten gesehen, die ihre Lebenszeit gegen feste Stundensätze verkaufen. Und dieser Einsatz weniger, Einzelner verdient Respekt und Ausgleich, um mehr Menschen dazu zu ermutigen, Unternehmen zu gründen, die lebensfördernd sind. Es braucht viele einzelne Menschen, die ihre Arbeit als Beitrag zu etwas Gemeinsamem verstehen und dafür sorgen, dass das Ergebnis ihrer Arbeit ihr eigenes Leben trägt und dem Ganzen wirklich hilft. Dazu müssen sie sich die Mühe machen, „das Ganze“ überhaupt zu einem gewissen Grade zu durchdringen – ob dies nun das Lesen von Ökobilanzen, das Studium unserer Grundgesetze oder die Einsichten unserer wichtigsten Literaten betrifft …

Vor allem aber braucht es ihre Mitverantwortung für das, was sie tun, und die Ergebnisse ihres Tuns. Denn „irgendjemand“ (die Gemeinschaft) steht sonst dafür gerade. Mit der uns vertrauten Arbeitsteilung und mit der staatlichen Manipulation von Preisen und Löhnen ist das unglaublich schwierig. Aber es ist möglich.

Verständigung und Regulierung

Hier geht es – Klartext – um die Machtfrage. Wer entscheidet im Zweifel? Und nach welchen Regeln? Das Prinzip der Mehrheit ist in meinen Augen ein zutiefst ungerechtes Mittel, um gemeinschaftliche Fragen zu lösen. Eine Gruppe völlig unterschiedlich informierter und zum Ausdruck befähigter Menschen überstimmt eine Minderheit. Die überstimmte Minderheit trägt im Nicht-Einverständnis ein wachsendes Potenzial an Destabilisierung für das Ganze. Sie werden aus gutem Grunde nicht helfen, die gefundene Mehrheitsentscheidung gangbar zu machen, und entziehen sich mit ihren wertvollen Potenzialen dem Gemeinsamen. Der Ausschluss und somit die Vernichtung Andersdenkender ist auf der ganzen Welt – auch bei uns – gang und gäbe. Das Resultat ist ein Regime der Angst und der Wut. Der Konsensansatz, wie etwa in der Schweiz, zwingt die Menschen, ihre Positionen auszudiskutieren. Bei kritischen Entscheidungen wird der Zeitdruck hier zum fragwürdigen Richter.

Sicher macht es Sinn, den vollständigen und oft mühsamen Austausch der unterschiedlichen Auffassungen fest in der Gemeinschaft zu verankern. Andererseits gibt es einfach Phasen und Bereiche, in denen Konsens nicht herstellbar ist. Die beste Antwort, die ich bisher hierauf gefunden habe, ist, VOR dem Zusammenschluss die Ähnlichkeit in Gesinnung, Selbstreflexion, Verantwortungsfähigkeit und Dynamik zu prüfen. Ich habe hierzu mit einigen Großorganisationen ein ganzes Managementmodell entwickelt („Wertebasiertes Management“; Buchveröffentlichung 2009: „Die Strategie der Aufrichtigkeit“). Die Umsetzung einer solchen „Gemeinschaftsbildung Gleichgesinnter“ setzt allerdings voraus, dass jeder einzelne Beteiligte sich seiner tiefsten, inneren Werte bewusst geworden ist und sein Leben derart konsequent umgestaltet hat, dass er selbst diesen Werten um jeden Preis treu ist. Das wiederum setzt eine spirituelle Reifung voraus, die sich nach wie vor seltenst in dieser Welt findet.

Bis dahin – bis sich Zelle für Zelle genug gleichgesinnte Menschen für eine gemeinsame, lebensspendende und voll verantwortete Unternehmung zusammenfinden, führt zwangsläufig „das Kapital“. Also derjenige oder diejenigen, die auf eigenes Risiko Produktionsbedingungen zur Verfügung stellen. Hier geht es nicht selten um Ersparnisse, um mögliche und riskierte Altersversorgungen… Doch auch hier eine zentrale Erkenntnis meiner ökonomischen Beobachtungen: Arbeit und Kapital sollten so eng wie möglich verbunden bleiben. Jemand, der „nur“ Geld gibt und nicht selbst in den Arbeitsprozess integriert ist (Shareholder) hat einen ganz anderen Blick, ganz andere Interessen als jemand, der „nur“ arbeitet, jedoch nicht in ein kapitales Risiko geht. Diese Spaltung in unseren aktuellen Wirtschaftsverhältnissen führt zu enormen Spannungen, die die eigentliche produktive Kraft auffressen. Gibt es einen neuen Weg ? Nun, da ich die Voraussetzungen für mehr Lebensfreundlichkeit unserer Gesellschaft in der geistigen Entwicklung der einzelnen Menschen sehe, sind wir wohl noch eine ganze Weile „auf dem Weg zum Weg“.

Ich hab schon mal angefangen

20 Jahre lang half ich Menschen, die oben beschriebenen Bewusstseinsschritte zu vollziehen und tragfähig in ihrer Lebensgestaltung umzusetzen. Dann traf ich „Aditi“ – diesen wundervollen, wilden Berg, den ich für einen Knotenpunkt im kosmisch-terrestrischen Netz halte. Und ich vernahm die Aufgabe, diesen Ort ganz zu aktivieren, das vorhandene, fast intakte Ökosystem zu schützen und zu erhalten und zugleich einen Dienst an den Sonnenpflanzen, an den traditionellen Heilkräutern für die Menschheit zu vollziehen. Nebenbei habe ich ein neues Modell der nachhaltigen Landwirtschaft geschaffen – was glaubst du, was für Hürden zu nehmen sind, um maschinenfreie Permakultur in den gängigen Landwirtschaftsinstitutionen zu kommunizieren? Doch das Verständnis wächst und die Resonanz ist positiv. Es war bald klar, dass ich hierfür ALLES – meine gesamte Arbeitskraft, sämtliche Ersparnisse, mein ganzes Netzwerk und mein ganzes Wissen einsetzen musste. Das war auch für mich ein großer Schritt. Diese Bewegung war getragen von unzähligen Segnungen und Menschen, die mich auf ihre Weise unterstützt haben. Und so gedeiht Aditi und die Spirits verbreiten sich in der Welt. Aber… Es ist auf lange Sicht quantitativ viel zu viel Arbeit für mich alleine.

Und auch die bestehenden Risiken sind eine große Aufgabe für mein Vertrauen und meine Zuversicht. Mit Vernunft betrachtet bräuchte es einen Kreis von Menschen, der dieses große Vorhaben trägt. In Arbeit, Ressourcen und Verantwortung. Zusätzlich zu dem großen Netzwerk an Menschen, die bereits aus der Ferne oder punktuell hierher ihre wundervolle Energie fließen lassen. Nach diesem Kreis halte ich Ausschau. Meine Erfahrung bisher ist: Ich finde unter tausend Begegnungen bestenfalls eine, bei der ich mich einem Menschen gegenübersehe, der Verantwortung, Gemeinschaft, Aufrichtigkeit und Spiritualität auch nur annähernd ähnlich betrachtet wie ich. Immer wieder stellen sich hier auf Aditi herzensreiche Menschen ein, die mitmachen wollen. Wenn ich versuche zu erklären, dass ich ihre Arbeitszeit nicht kaufen will, muss ich immer schon die Ausbeutungskeule fürchten.

Dabei geht es mir darum, das sehr, sehr große Werk hier auf Aditi auf gleichberechtigte, gleichentwickelte, gleichstarke Schultern zu verteilen. Ich ersaufe förmlich in administrativen Zwängen (Umsystem) – und auch ich würde am liebsten nur mit den Pflanzen arbeiten und sonst gar nichts. Schöne und weniger schöne Aufgaben Doch dann … gäbe es Wild Natural Spirit und den damit verbundenen Leuchtturm nicht. Also erkläre ich meinem (geliebten!) Team immer wieder: Die Herausforderung, diesen Raum hier zu erschaffen und zu erhalten, die Herausforderung, die Spirits hinaus in die Welt zu bringen, enthält ein riesiges Paket an Aufgaben.

„Schönere“ und „nicht so schöne“ Aufgaben

Und die (unglaublich vielen, materiellen und immateriellen) Ressourcen … müssen erarbeitet werden. Dieses „Erarbeiten“ enthält eben nicht nur Gartenarbeit, sondern auch die Abstimmung mit Behörden, die Kommunikation im Markt und und und … Arbeitsteilung macht keinen Sinn (siehe oben). Es resultieren „amputierte Menschen“ und ein entsprechend unzusammenhängendes Werk. Es braucht den ganzen Menschen für das ganze Werk. Ich kann gerne alles teilen oder abgeben – wenn ich sicher sein kann, dass das Werk getan ist. Was ich nicht abgeben kann, ist meine selbst gewählte Aufgabe: diesen Berg hier zu seiner vollen Blüte zu führen und den Sonnenpflanzen zu helfen, unter den Menschen zu wirken. Und so bin ich – mangels gleichgesinnten Gegenübern – gezwungen, „Kapital“ und „Macht“ vorerst weiter allein zu tragen und das Vorhaben so klein zu halten, dass ich all die darin stattfindenden Vorgänge noch verantworten kann. Bis sich Menschen hinzufinden, die mit mir sehen: Arbeit, ein Schaffen, das lebendig sein kann, bedeutet, die individuellen Gaben so in unser Umfeld einzubringen, dass es dem Ganzen dient UND sich selbst trägt. Dafür braucht es Verantwortung für den Gesamtprozess, in Arbeit, in Produktionsmitteln und in der Kommunikation mit dem Umfeld. Diese Verantwortung ist keine deklaratorische, sondern eine sehr handfeste Bereitschaft und Kompetenz, die mit einer ganzen Reihe von Risiken verbunden ist. Mit dieser Ausstattung kann ein neuer Weg entstehen. Ein Weg, auf dem tiefgreifende strukturelle Veränderungen in das Umsystem eingebracht werden von freien, verantwortungsbewussten und schöpferischen Menschen.

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*