Betrachtungsweise einer Zeitgenossin

Wenn wir „Medizin der Zukunft” hören, denken wir vor allem erst einmal an die Errungenschaften der Schulmedizin, die schon heute über Heilmittel und medizinische Technologien verfügt, die noch vor fünfzehn Jahren Zukunftsmusik waren: Hautzellen werden gezüchtet, mit denen durch Verbrennungen und andere Verletzungen entstandene Hautschäden repariert werden, Knorpel wachsen neu, Schäden ungeborenerer Kinder werden im Mutterleib repariert. In naher Zukunft gibt es eine Schutzimpfung gegen Aids, vielleicht werden auch Zähne und Gliedmaßen nachwachsen. Designer Therapien für jeden, die „maßgeschneiderten Medikamente für morgen” wurden von Prof. Roots von der Charitè in der Urania vorgestellt.
Für viele Leser dieser Zeitschrift besteht die Medizin des 21. Jahrhunderts in Verfahren mit eher exotisch anmutenden Namen wie:Biore-sonanz, Polaritätstherapie, Tachyon- Energie, die Astromedizin nicht zu vergessen, u.a.m. George Vithoulkas wiederum sieht in der 200 Jahre alten Homöopathie die Medizin der Zukunft.

Zurück zu den Wurzeln!

Aber, nicht nur in der Homöopathie – neu kann auch heißen: zurück zu den Wurzeln. Vor Jahren nahm ich an einem Seminar „Heilen, Schwingung der Liebe” bei Frank Natale teil und entdeckte, daß ich als Frau eine natürliche Heilerin bin und wie viele andere Menschen in meinen Händen Heilkraft habe.
Meine Mutter verarztete uns fünf Kinder, und von ihr lernte ich natürliches Heilen. Sie verwendete die alten Hausmittel (Schwitzbad, Güsse, Wadenwickel, Schmalzfleck, Großmutters Medizin, Kräutertees, Nasenspülung mit Salzwasser…). Der Trend „Zurück zu den Wurzeln” zeigt sich auch an dem neuen Interesse an der Heilkunst der Hildegard von Bingen.
Einen großen Raum nehmen östliche Therapieformen ein: Chinesische Medizin, Akupunktur, Shiatsu, Ayurveda u.a.m. Viele, die von der Schulmedizin keine Hilfe mehr erhalten, such(t)en Heilung durch die östlichen oder auch anderen Therapien wie Schamanismus, indianische Medizin oder auch seit Jahrzehnten in Naturheilverfahren, bei Heilpraktikern und Homöopathen, bei Wunder- und Geistheilern. Alle, die als letzte Chance etwas Neues wagen, stellen sich damit zwar auch oft als Versuchskaninchen zur Verfügung, werden aber so zu Vorreitern neuer Entwicklungen.

Alternative kontra Schulmedizin?

Aber müssen esoterische Heiler die Schulmedizin der Gegenwart völlig verdammen? Es ärgerte mich, daß Dr. Rüdiger Dahlke in einem Artikel über „Krisen in Übergangsphasen“ als Mann die Anwendung von Hormonen für Frauen in den Wechseljahren verdammte. Sicher, nicht alle Frauen benötigen Hormone und sie sollten niemandem aufgedrängt werden. Er schreibt u.a.:“Statt sich auf den von allen Religionen empfohlenen Heimweg der Seele vorzubereiten und die Fruchtbarkeit von der körperlichen auf die geistig-seelische Ebene zu verlegen, versuchen wir um jeden Preis, uns an die verlorene Jugend zu klammern. (…) Diese auf der körperlichen Ebene so einfach erscheinende Therapiemaß- nahme (Hormone) hat auf der seelischen die fatale Nebenwirkung, den Entwicklungsweg (…) zu blockieren.” Mir bescheren die Hormone auf allen Ebenen – geistig, spirituell, seelisch und sexuell – mehr Lebensqualität (ich bin über sechzig!) und gerade dadurch ist eine weitere Entwicklung möglich.
Die Medizin des dritten Jahrtausends erfordert das Mit- und Nebeneinander von Schulmedizin und alternativer, oft exotisch erscheinender Medizin. Wir brauchen das oft be-schworene neue Bewußtsein sowie Bewußtheit, Kreativität und Wachsamkeit.

Vorbeugung als Medizin der Zukunft!

Erinnern wir uns an den Aufkleber: „Wir haben keine zweite Erde im Kofferraum”? Die seit langem   geäußerten Warnungen sollten endlich ernster genommen werden. Es gilt, achtsam zu sein und umzudenken, von Profitdenken und der Wahrung von Besitzständen Abschied zu nehmen, Schadstoffbelastungen zu reduzieren und eine gesunde Umwelt zu schaffen, auf das Rauchen zu verzichten. Vor einigen Jahren wurde von den Krankenkassen ein Ansatz zur Vorbeugung gemacht, aber die Finanzierung vorbeugender und gesundheitsfördernder Maßnahmen wie Qi Gong, Zilgrei u.v.a.m. wurde wieder gestrichen. Daß es für viele Mütter selbstverständlicher wird, ihre Säuglinge bis zu einem haben Jahr zu stillen und es sich herumspricht, welche Bedürfnisse Neugeborene und Babys haben, gibt mir Hoffnung. Und weil immer mehr Menschen trotz der ungesunden Umweltbedingungen älter als 80 oder 90 Jahre werden, gehört für mich zur Medizin der Zukunft auch die Würde im Alter (würdiges, humanes Sterben, Hospize), aber nicht die teure Lebensverlängerung um jeden Preis, und auch eine Sterbebegleitung, die den Menschen ermöglicht, loszulassen, im Frieden mit sich selbst zu gehen, wenn ihre Stunde gekommen ist.

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