In seinem neuen Buch „Unschuldig?! – die Ungewissheit hat ein Ende“ beschäftigt sich der Bewusstseinstrainer Klaus Konstantin erneut mit Fragen rund um die Themen Identität, Bewusstsein, Wahrnehmung und Erkennen. Sein-Redakteur Oliver Bartsch sprach mit ihm über die Nützlichkeit von Paradoxien, spirituelle Bewusstseinsarbeit und dem Leben aus der Kraft der Quelle….

 

Du arbeitest in deinen Büchern und Seminaren gern mit Paradoxien wie zum Beispiel „Die Ungewissheit hat ein Ende – es gab sie nie“ oder „Schauen ohne Wissen ist fühlendes Erkennen“ oder „Du gehst da hinein, was du nicht bist, um zu erkennen, was du bist“. Was willst du damit bewirken?

Im sogenannten Quantenansatz, dem Ganzheits-Bewusstsein, gibt es nichts Getrenntes. Alles ist im Grundsatz feinstoffliche Energie und manifestiert sich für eine bestimmte „Zeit“ in grobstofflich physischer und chemischer Form. Alle sichtbaren Phänomene sind gleichzeitig Energie-Wellen und physisch fester Teil. Schon Einstein erkannte in seiner Zeit, dass alles nichts anderes ist als „verdichtete Leere“. Die sichtbare Welle des Meeres ist nicht vom Meer getrennt, sie bleibt Teil davon …! Das ist ein altes gutes Beispiel zur Erkenntnis des Ungetrennten. Es würde hier zu weit führen über das „Non-Duale“ zu referieren.

Wir sprechen hier von metaphysischen Paradoxien – Phänomene, die mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, der trennenden Vernunft und Logik, nicht begreifbar und zu verstehen sind. Paradoxien sind Widersprüche, die sich innerhalb einer Ganzheitssicht auflösen. Wir sprechen hier von der Gegensatz-Auflösung.

Ein gutes und deshalb sogar verständliches Paradoxon ist das Beispiel vom Festhalten und Loslassen, dem Beständigen und dem Wechsel, dem Anziehen und dem Abstoßen. Wie auch immer wir die beiden einzigen Energieströme im Universum etikettieren, sie existieren außerhalb der Zeit, metaphysisch gleichzeitig, und bedingen sich auf der linearen Zeitschiene gegenseitig – genauso wie das Ein- und das Ausatmen.

Also wie bekommen wir das Beständige und den Wechsel als Gegensätze zusammen? Wir brauchen nur die getrennte Sichtweise auf einen anderen Fokus verlegen und das Ganze in einem komplexen Zusammenhang erkennen. Was wir dann wahrnehmen, ist plötzlich vollkommen klar und kann gar nicht anders sein, deshalb hat es auch nichts mehr mit Verstehen zu tun: Das einzig Beständige ist der ständige Wechsel. Aus der unbewussten Sichtweise des trennenden und deshalb auf Mangelbewusstsein ausgerichteten Verstandes ist das nicht möglich. Diese trennende Wahrnehmung führt ins bewerten und urteilen. Somit entsteht das Bewusstsein von „Macht und Ohnmacht“. Also, wie geht’s? „In der Akzeptanz der Ohnmacht liegt die Macht.“

 

Du schreibst über und praktizierst spirituelle Wachstumsarbeit. Was verstehst du darunter?

Ja, ja, das spirituelle Wachstum. Das scheint das ultimative Ziel der Menschen zu sein. Ich gebrauche diese Worte, um über diese Worte im begrifflichen Bezugsrahmen zu kommunizieren. Was ist dann überhaupt Spiritualität und was bedeutet Wachstum?

Bringen wir einmal das Wort „Spiritualität“ in einen größeren Kontext, kommen wir irgendwann zum Begriff „Bewusstsein“. Hier sind wir nun schon in einem Seins-Zustand, also einer Qualität. Also kurz gefasst eine „qualitative und damit wert- und mengenfreie Wachstumsarbeit“. Was bedeutet Wachstum? Aus dem Bewusstsein der linearen Zeitschiene, die Ursache und Wirkung in die Abhängigkeit der Abfolge legt, unterliegt nun Wachstum bestimmten Bedingungen.

Aus der Ganzheitssicht – und diese Sichtweise ist uralt – heißt es: „Im Anfang ist alles.“ Der Apfelbaumsamen trägt den fertigen Apfelbaum in sich. Also geht es hier um eine artgerechte und konditionierte Entwicklung dessen, was schon da ist. Ent-Wicklung als Wachstum heißt dann: „Aus dem Unsichtbaren (noch nicht sichtbaren) ins Sichtbare bringende.“

„Visibilia ex Invisibilibus“, eine uralte bekannte Gesetzmäßigkeit heißt: „Alles Sichtbare wird im Unsichtbaren geboren.“ Alles, was wir sehen und wahrnehmen, was wir für unsere Wirklichkeit halten, entstammt unseren eigenen inneren Werten, Einstellungen und Schaltkreisen, die wir als Projektion in den Spiegel der äußeren Welt tragen. Die innere Welt gestaltet die äußere Welt. Vision und Wirklichkeit sind eins.

Also besteht „spirituelles Wachstum“ nicht in einer Zielorientierung irgendetwas zu erreichen, sondern qualitätsorientiert und damit prozessorientiert das auszudrücken, was im Inneren angelegt ist … ohne Wenn und Aber. Das hat aber nichts mit Ich-Optimierung im Sinne von „Verbesserung von Umständen oder Objekten“ zu tun. Es gibt also einen großen Unterschied zwischen dem denkenden Verstand und dem bedingungslosen Fühlen, der Vernunft und der Sensitivität, den Vorstellungen und der Vision. In der erlebbaren Vermittlung dieser Gesetzmäßigkeit besteht unsere Arbeit als bedingungslose Reflektoren. Die Folgen sind praktisch nachvollziehbar. Spiritualität, die nicht ins tägliche Leben integriert ist, ist Bullshit.

 

Du sagst, dass die größte Angst, die wir haben, die Angst vor dem Sterben ist. Diese Angst dominiert unsere Handlungen, unser Denken und Fühlen und führt uns in die Angst vor dem Leben. Wie kommen wir aus dieser Angstfalle wieder raus?

Ja … eine uralte Weisheit besagt: „Wer Angst vor dem Sterben hat, hat auch Angst vor dem Leben.“

Wir müssen hier wieder einmal fragen, was für ein Sterben und Leben hier gemeint ist. Es ist ja unumstritten, dass es ein psychisches und damit auch ein physisches Leben gibt. Die implizite Ordnung drückt sich durch die explizite Ordnung aus. Das haben wir schon erwähnt. „Der Körper ist der Spiegel der Seele.“

Das Überleben des physischen Körpers ist ein universeller Aspekt und wohnt jedem Wesen evolutionär inne. Diese Angst ist kollektiv und Teil der Evolution. Sie steuert dadurch auch eine grundlegende Gesetzmäßigkeit, die dem denkenden Menschen in keinster Weise gefällt. Sie ist aber auch Grundlage aller biologischen und chemischen Vorgänge in der gesamten Natur, und damit aller Wesen und Organismen: „Nur das Stärkste überlebt.“ Viele Kreationen von Lebenssystemen haben damit ein großes Problem. Hier wäre die Angst kollektiv: „Die Angst zu überleben.“

Was aber mit obiger Weisheit gemeint ist, ist die Angst vor dem Überleben der sogenannten Identität, des sogenannten „Ich“. Niemand zu sein, natürlich außerhalb des Ganzheitsgedanken auch niemand im Besonderen zu sein, macht nicht nur Angst, sondern erzeugt Panik. Vollkommen identitätslos zu sein, keine eigene Autonomität zu haben, bedeutet doch dann „nicht zu existieren“. Jede zugelegte Identität über das, was ich bin, unterliegt somit immer der „Beweislast“ und erzeugt damit ein ständiges Kontrollsystem. Diese Identität muss also 24 Stunden lang verteidigt werden mit Hilfe von Strukturen und Konzepten, wie Moral, Vernunft, Gesetzen, Regeln, Bewertungen und Vorstellungen. Das sind die ganzen Sicherheitsseile, die wir brauchen, um uns mit unserer Identität durch den Raum – sprich Leben – zu bewegen.

Wir haben Angst einfach zu leben – ohne Wenn und Aber, weil wir jetzt glauben müssen, dass etwas falsch oder richtig ist. Ein Kontrollsystem lässt aber bedingungslose Lebendigkeit nicht zu. Die Angst vor dem Kontrollverlust lässt uns nicht leben. Die Angst vor dem Leben, ist also die Angst, unsere Identität zu verlieren. Diese Angst kann aber nur entstehen, wenn wir „natürlich unbewusst wissen“, dass sie nicht stimmig ist. Wir verteidigen also eine Mogelpackung. Daher ist es auch die Angst vor der Erkenntnis unserer Selbstverleugnung. Diese auf Angst aufgebaute Identität kämpft natürlich um ihren „Ruf“ bis zum letzten Blutstropfen, denn … nur das Stärkste überlebt!

Wie wir da heraus kommen? Indem wir bewusst in die Angst hineingehen, damit sie sich als Illusion selbst entlarven kann. Angst ist nur ein fiktiver Aspekt, dient aber der Evolution zur ständigen Kreativität. Nur wer durch die Ängste hindurchgeht und nicht fragt: „Wie komme ich da raus?“, entwickelt von alleine eine Qualität als Identität … nämlich Vertrauen … auf das, was ist.

 

Ein zentraler Aspekt deiner Bewusstseinsarbeit ist der Prozess des Erinnerns. Dabei geht es um die Verlagerung deiner Wahrnehmung und Einstellungen. Wie würdest du diesen Prozess beschreiben?

Es geht ganz einfach um die Wahrnehmung und Einstellung aus einem erweiterten Fokus der Komplexität aller Dinge. Kein Ding oder Umstand steht für sich alleine. Alles ist eingebunden in etwas „Größerem“. Probleme und Widerstände werden erst aus einer „Tieftrance“ heraus als total separat gesehen. Jetzt bieten sie nicht mehr – über die emotionale Identifizierung mit dem Umstand und der darin gefangenen Rolle – die Möglichkeit, das Geschehen in einem Zusammenhang zu sehen. Es geht um die Erkenntnis, dass es in diesem Moment so sein muss, weil … es die eigene Schöpfung ist, um genau diesen Umstand emotional zu erfahren. Erfahrungen werden nur aus emotionalen Erkenntnissen genährt. Wir sprechen hier auch von emotionaler Intelligenz.

Für den denkenden Verstand ist das nicht zu verstehen. Wer will schon bewusst etwas erfahren, was sich beschissen anfühlt. Das ist doch Unsinn. Also gibt es die neutrale Wahrnehmung nur in einem größeren Kontext, der außerhalb von Bewertungen wie „gut und schlecht“ liegt. Ich habe schon erwähnt, dass alles äußere Geschehen „schon geschehen ist“ und wir in der reflektierten Welt nur die emotionalen Aus-Wirkungen unserer inneren Produktionen erfahren. Damit sind das alles Auf-Zeichnungen auf unserer Benutzeroberfläche – sprich tägliches Leben – bestehende Software und Programme, die nur aktiviert werden. Wir stehen ständig an der sogenannten Schnittstelle zwischen dem nicht getrennten Außen und Innen … haben das aber vergessen. Wir befinden uns in einer Trance, absorbiert von den äußeren Geschehnissen, die wir als emotionale Achterbahn beschreiben.

Uns fehlt die Wahrnehmung nach innen von der Schnittstelle aus. Wir müssten uns wieder erinnern, bewusst werden, dass es „beide Welten“ gibt … gleichzeitig.

In der Trance der alleinigen „äußeren Welt“ verhaftet, kämpfen wir jetzt gegen unsere eigenen Schöpfungen. Wir versuchen zu projizieren und kompensieren und kommen trotzdem nicht „an“. Wir versuchen über die Ich-Optimierung die Funktionalität im Leben zu verbessern. Wir versuchen dem Leben unsere Vorstellungen aufs Auge zu drücken, anstatt uns zu fragen, was unsere eigenen Schöpfungen von uns wollen, was sich durch uns ganz einfach ausdrücken will.

Fazit: Es geht in diesem „Erinnerungs-Prozess“ nicht um Ziele und Motivationen, sondern um innere „Erkenntnis-Prozesse“ über das, was ich bin. Nicht zielorientiert, sondern prozessorientiert. So kommen wir dann zu einer „integrierten Funktionsweise“ – Leben aus der Kraft der inneren Quelle. Das Leben ist ein dynamischer Prozess. Das vergessen wir immer.

 

Du schreibst, Freiheit bedeutet Hingabe an das, was ist. Das bedeutet auch die Hingabe an den Schmerz. Kannst du das näher ausführen? Was bedeutet „Schmerz“ in diesem Zusammenhang?

Wir sollten erst mal den Unterschied zwischen Hingabe und Hinnahme klarstellen. Zunächst sind es unterschiedliche Energien in der Bewegung. Hinnahme ist reaktiv und Hingabe eben aktiv. Nehmen und Geben. Nehmen ist aber auch Brauchen und zeigt meist unbewusst einen Mangel und damit eine Abhängigkeit. Geben ist ein Teil von Freiheit und Souveränität. Zumindest kein Aspekt von Bedürftigkeit.

Damit ist Hinnahme niemals frei von Ängsten und Abhängigkeiten und auch nicht freiwillig. Hingabe ist freiwillig. Hinnahme ist eine Bewegung, die über das Brauchen nach außen geht. Hingabe ist eine Bewegung, die nach innen geht. Also das Geben und Zulassen im vollen Bewusstsein oder das Brauchen in der Symptompräsentation von Mangel. Das eine stärkt, dass andere schwächt.

In diesem Zusammenhang liegt die Stärke der eigenen Autonomität. Das bewusste Zulassen des Schmerzes als notwendige und wichtige Information. „Was will mir dieser Schmerz über mich mitteilen? Zu welcher unbewussten Erkenntnis über mich selbst will er mich bringen?“ Der Schmerz als Werkzeug der Selbsterkenntnis.

In der Hinnahme liegt versteckt ein „Nein“, Hingabe zeigt ein „Ja“. Die Freiheit liegt jetzt ganz alleine darin, bewusst und unabhängig zu sein, anstatt ein bedürftiges Umstandsbewusstsein von Abhängigkeit zu entwickeln. Souveränität oder Hilflosigkeit? Macht oder Ohnmacht? Es geht also darum, wie bin ich mit dem Schmerz? Die Freiheit des Schöpfers der eigenen Gefühlsrealität.

 

Wie würdest du die Begriffe „Gefühl“ und „Emotion“ voneinander abgrenzen. Und wie entsteht „Kontakt“?

Emotionen entstehen aus einem wechselseitigen Zusammenspiel von äußeren Bedingtheiten und inneren Anlagen, die wir dann „persönlich“ als ein sogenanntes „Ich“ erfahren.

Emotionen werden ausgelöst durch Reflektion und individueller Persönlichkeit (Matrix, Geschichte), Kultur, Organismus sowie Sozialstruktur (Kultur und sozialer Mainstream). Die Sozialstruktur steuert hauptsächlich die sogenannte Rollenerwartung sowie Machtverhältnisse (das ist selbst gewollt).

Emotionen führen zu Erfahrungen und damit zu Erkenntnissen. Das geschieht im Bewusstsein. Wenn wir dessen gewahr werden, werden wir sehen, dass alle Erfahrung und Erkenntnis ein Erleben von Wandel ist (Holodynamik). Es wird also nur vor dem Hintergrund erfahren, der beständig ist. Am Stillstand der Leinwand erkennen wir den Film. Raum und Inhalt. Nur was sich bewegt kann erfahren werden. Wir nennen es auch die „emotionale Strecke“, die Geschichte, die persönliche Psyche.

Gefühle sind Energiebewegungen, die durch Etikettieren zu Emotionen werden. Das Ganze ist ein komplexer Vorgang in den Schaltkreisen des menschlichen Gehirns. Die Schaltkreise arbeiten selbständig nach inneren Programmen und steuern dann, über das neurale System, den gesamten Body-Mind-Apparat auch auf der Grundlage der Bio-Chemie, im Sinne der Holodynamik.

Kontakte entstehen durch das Gesetz der Kohärenz, dem Gesetz der Zellkontakte und Zellverbindungen. Informations-Zellen arbeiten über die Anziehung und Abstoßung kommunikativ miteinander und führen zu direkten Berührungszellen. Also geht es nur darum, dass dem Menschen zum Teil unbewusste innere Informationen auf Grund der angelegten Matrix, der Lebensgeschichte, mit anderen Informationsfeldern kommunizieren wollen. Diese Vorgänge sind dem denkenden Menschen zum Teil vollkommen unbegreiflich.

 

Wie beschreibst du den Prozess der Selbsterkenntnis, dessen wesentliche Merkmale das Annehmen, das Zulassen und die Integration von Schatten sind?

Zulassen heißt Loslassen und Loslassen heißt Zulassen. Wir können nur Loslassen, was wir angehalten haben. Es geht darum, nichts anzuhalten. Anzuhalten, um es zu bekämpfen oder zu verbessern. Was geschehen ist, ist geschehen, daran können wir nichts verändern.

Es braucht dazu die Bereitschaft hinzuschauen, wie und was wirklich ist, losgelöst von individuellen Einstellungen und Sichtweisen. Wir sehen keine Fakten mehr, sondern nur unsere eigenen Geschichten aus Mangel, Vorstellungen und Wünschen. Das sind die Schatten, das Unbewusste, das nicht beobachtet und damit beleuchtet wird.

Dazu brauchen wir ein wenig Distanz vom Geschehen, um die jeweilige Rolle zu erkennen, die jetzt gerade über Emotionen reflektiert. Es ist eine Beobachterhaltung, den jeweiligen Teilnehmer im Geschehen zu erkennen. Dazu müssten wir aber bereit sein, den Umstand und das Geschehnis zuzulassen, sonst können wir es nicht beobachten und dadurch zu einer wichtigen Erkenntnis kommen. Halten wir den Lebensfilm auf der Leinwand des Lebens an, weil er uns aus unserer „Einstellung“ nicht gefällt, bewerten wir ihn und versuchen ihn an dieser Stelle loszuwerden. Wir halten dadurch auch unseren Lebenserkenntnis-Prozess an, was wiederum den unbewussten Mangel in uns verstärkt.

Jede Form von Abwehrhaltung unserem Leben gegenüber, verstärkt den Schatten unserer Selbstverleugnung. Die Beobachtung des Verstandes öffnet dir vollkommen neue Türen. So geschieht immer „mehr“ Bewusstseinsklarheit. Um das geht es. Je mehr Klarheit, desto weniger Schatten. Es kommt nur darauf an, wohin du wie schaust. Die Identifizierung mit dem Verstand schafft alle undurchsichtigen Schatten von Vorstellungen und Konzepten, wie das Leben sein sollte.

Durch die Selbstbeobachtung kommt Klarheit in unser Leben, sie schafft Bewusstsein. Selbstbeobachtung schafft automatisch Selbstkorrektur. Warum? Weil jede Illusion sich nur als Illusion selbst entlarven kann.

 

Du schreibst: „Das Universum besteht aus zwei Energien: der Energie der Trennung und der Energie der Anziehung.“ Was bedeutet das für das Leben der Menschen?

Trennung und Anziehung stellen die unaufhörliche Dynamik des unbegrenzten Universums dar. Trennung und Anziehung sind auch die Basis von Aktion und Reaktion.

So kommen wir auch in die grundsätzlichen Gegensätzlichkeiten. Das eine gibt es aber nicht ohne das andere, sie ergeben sich gegenseitig. In jedem Menschen gibt es „Weibliches und Männliches“. Diese Gegensätzlichkeit schafft Spannung und Spannung schafft Bewegung, als Dynamik. Somit ist das Universum ein ganzheitlicher und daher holo-dynamischer Komplex, der nur durch innewohnende Spannung sich ständige „ausdehnt“ … und ständig neue Existenzformen schafft … eben die Evolution.

Was bedeutet das nun für den Menschen, für den Mikrokosmos im Makrokosmos, als ungetrennter Teil des Ganzen. Der Mensch als bio-energetisches Produkt ist schon in seiner Entstehung Teil des Spannungsprinzips, dass ihn erzeugt. Dieses Spannungsprinzip ist dann die Basis seiner biochemischen Zusammensetzung und erzeugt Wirkungskraft durch seine bipolare Ausstattung.

Das heißt konkret, dass das Leben aus einem Spannungsprinzip entsteht und auch so gelebt werden muss. Denn Evolution bedeutet Wachstum, Entwicklung sowie Kreativität. Das heißt für uns Menschen, ständige Bewegung, ständige Herausforderung zur Entwicklung des inneren Kerns – der Lebensidee.

Vermeintliche Probleme und Krisen sollten als Wachstumschancen erkannt werden. Was uns daran hindert, sind unsere Ängste vor Veränderung. Durch die Selbstverleugnung haben wir kein Vertrauen in uns und in unser Leben. Wir leben im getrennten Bewusstsein zwischen „Körper und Seele“, zwischen äußerer und innerer Welt, zwischen männlich und weiblich. Ständige Bewegung erfordert Vertrauen in die Bewegung. „Trust your process“, heißt es hier.

Wie soll das gehen? Das kannst du nicht tun. Wenn du aufhörst, dafür etwas tun zu wollen, den Widerstand als das Prinzip der Selbstverleugnung erkennst, schafft dadurch Selbstbeobachtung automatisch Selbstkorrektur. Das geht in spannungsgeladenen Trainings, das kann man nicht lernen. Es ist ja da … die ständige Spannung. Es kommt nur darauf an, wie du sie etikettierst.

Das Interview führte Oliver Bartsch


UnschuldigLiteraturtipp:

Klaus Konstantin: Unschuldig?! – Die Ungewissheit hat ein Ende, Sheema Medien Verlag 2015, 136 Seiten, 19,80 €

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