Das Kehlchakra – Pforte zwischen Innen- und Außenwelt…

Von Shai Tubali

Wer weiß, woher der Komponist Samuel Barber die Inspiration für die Musik des “Agnus Dei” nahm? Ein besonderes Gefühl muss ihn eines Tages ergriffen haben, das er dann in ein geradezu himmlisches Stück für einen gemischten Chor übersetzt hat. Heute gibt es Videos, in denen man es Schuljungen singen sehen kann, ganz normale Jungs wahrscheinlich, mit ganz normalen Alltagsgedanken. Man kann sich vorstellen, wie sie nach der Aufführung die Chorgewänder abstreifen und Fußball spielen gehen. Aber für die Dauer der Aufführung bringen sie mit ihren Stimmen etwas zum Ausdruck, das den Geist und die Herzen der Zuhörer tief berührt. Für ein paar Minuten sind sie Engel.

Was Samuel Barber mit diesem Stück geschafft hat, ist einer der schönsten Ausdrücke dessen, wozu das fünfte Chakra – das Kehlchakra – in der Lage ist. Wir unterschätzen leicht, wie wichtig dieses Chakra ist. Dabei steckt in ihm das Potential, unsere Innenwelt nach außen zu bringen – und sie so zu etwas Realem, etwas Greifbaren werden zu lassen. Das fünfte Chakra ist wie eine Pforte, die bestimmt, ob das, was wir in unserer geheimen inneren Welt erleben, ins Außen darf. Manchmal fürchten wir diesen Prozess der Schöpfung, weil er sich zu groß, zu bedeutungsschwanger anfühlt. Aber wenn das fünfte Chakra nicht aktiviert ist, ist alles, was sich in deinem Inneren sammelt – selbst die wunderbarsten Erkenntnisse, Gefühle und Gedanken – bedeutungslos. Andersherum bekommt alles Bedeutung, wenn es mit anderen geteilt wird.

Manifestationskraft

Die manifestierende Kraft des fünften Chakras kannst du sofort nachvollziehen, wenn du an eine Situation denkst, in der du etwas gesagt hast, das du am liebsten gleich wieder zurückgenommen hättest. Wir haben das alle schon erlebt: Sobald etwas aus unserer inneren Welt raus ist, können wir es nicht wieder einfangen. Eine Realität wurde erzeugt, eine Welle in Bewegung gesetzt – und man weiß nicht, was daraus noch werden wird. Genau deshalb gibt es in allen Erleuchtungslehren ein karmisches Gebot der “rechten Rede”. Im Buddhismus gilt das sogar als eine der wichtigsten Regeln auf dem Weg zur Erleuchtung. Je bewusster wir werden, desto mehr verstehen wir das. Wir erkennen, dass alles, was wir tun, und auch alles, was wir sagen, Wellen erzeugt und einen Eindruck in der Schöpfung hinterlässt. Diese Wellen folgen uns nach und beeinflussen damit unsere Transformation. “Rechte Rede” bedeutet, dass wir achtsam damit umgehen, was wir zum Ausdruck bringen. Es wäre aber falsch, daraus den Schluss zu ziehen, dass wir übervorsichtig sein sollten. Vielmehr geht es darum, dass wir uns der Kraft des fünften Chakras bewusst werden.

Denn die “rechte Rede” baut eine Brücke zwischen den Welten, zwischen Erde und Geist. Sie kann aus jeder Möglichkeit eine Realität werden lassen. Was du zum Ausdruck bringst, ist das, was du bist. Das wird sofort klar, wenn wir an eine typische Situation denken: Du meditierst und erlebst dich als Licht, als Stille und Frieden. Dann kommst du aus der Meditation – und bist sofort wieder in deinem alten Kommunikationsverhalten. Immer wieder erlebe ich das mit Menschen, denen ich in persönlichen Sitzungen begegne. Was während der Session passiert, ist manchmal so heilig, als würden wir zusammen in einem Tempel sitzen. Dann öffnet die Person die Augen, fängt zu reden an – und das, was gerade noch da war, ist wie weggeblasen. Es ist wie ein Verteidigungsreflex. Als müssten wir sofort unser altes Selbst anwerfen, wenn wir den Mund aufmachen. Es kann aber nicht sein, dass eine Meditation immer ein Vorher und Nachher hat. Deshalb bringe ich Menschen dazu, dass sie genau dann sprechen, wenn ihr Bewusstsein weit ausgedehnt ist. Oft ärgert sie das: „Warum muss ich denn jetzt reden?”, sagen sie, “Das hier ist jenseits von Worten, ich will jetzt nichts sagen.” Genau das ist das Problem. Wenn ich sage „Ich bin Unendlichkeit“, dann ist das nicht mehr abstrakt. Es wird wirklich, es ist ernst.

Das Kehlchakra: Sich mitteilen

Jeder kennt den berühmten Satz aus dem neuen Testament: “Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.” Oder diese Stelle der Genesis: “Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“ Das ist nicht nur symbolisch gemeint. Jede Schöpfung beginnt mit dem Wort. Der indische Weise Ramana Maharshi hätte sein ganzes Leben in der Stille sitzen können, ohne irgendeinem Menschen seinen inneren Zustand zu offenbaren. Doch er sprach darüber – und teilte ihn so mit der Welt. Gleiches gilt für den großen Meister Meher Baba, obwohl der in jungen Jahren ein Schweigegelübde ablegte, das er bis zu seinem Tod einhielt. Aber man irrt sich gewaltig, wenn man denkt, er hätte deshalb nicht kommuniziert: Er nutzte dafür eine Buchstabentafel. Wenn wir uns zum Ausdruck bringen, heißt das also nicht, dass wir Reden schwingen müssen.

Es geht darum, dass wir unsere innere Welt in eine Sprache und in eine Handlung übersetzen, die eine Resonanz und eine Wirkung in der Welt erzeugen. Leider hat unsere Kultur uns beigebracht, dass wir die schönen Dinge, die wir fühlen, nicht sichtbar werden lassen. Selbst wenn wir innerlich übersprudeln, machen wir ein Pokerface und tun so, als würde gar nichts in uns vorgehen. Schon ein Satz wie „Ich liebe dich“ wird zu etwas, das wir förmlich herauswürgen. Wenn wir verstehen, wie wichtig es für uns ist, diese Dinge fließen zu lassen, beginnen die Mauern unserer inneren Welt zusammenzubrechen.

Auflösung der Pforte

Und irgendwann in diesem Prozess verschwindet die Wahrnehmung von Innen und Außen sogar ganz. Das zu erkennen, ist eine der tiefsten Transformationen des fünften Chakras. Dessen Pforte ist nämlich weder hart noch unüberwindlich, auch wenn sie sich manchmal so anfühlt. Eigentlich ist sie ganz durchlässig. An einem bestimmten Punkt in unserem Prozess löst sich diese transparente Pforte auf. Dann werden unsere innersten Gefühle und unser tiefstes Wissen wirklich zu dem, was wir sind. So gibt es schließlich keine Zweiteilung mehr, kein äußeres und inneres Selbst. Wenn wir wiederum die Dinge in unserem Innern anstauen, leiden wir. Es liegt in der Natur der Schöpfung, dass das Innerste nach außen fließen will. Ist dieser Fluss gestaut, haben wir im wahrsten Sinne des Wortes das Gefühl, dass wir ersticken. Du kannst in dir großartiges Wissen haben, Schönheit spüren und spirituelle Erfahrungen sammeln.

Aber wenn du diese Dinge nicht ins Außen lässt, wenden sie sich ab einem bestimmten Punkt gegen dich: Fast ist es, als hättest du nicht genug Platz in deiner eigenen Haut, müsstest dich ständig kleiner machen, als du bist. Das ist schmerzhaft und kann sich auch auf der körperlichen Eben zeigen, zum Beispiel mit einem ausgeprägten Gefühl von “Kloß im Hals” oder in Form von Nackenproblemen. Wir merken, dass etwas nicht stimmt, unser neues Selbst darf nicht atmen. Immer wieder begegne ich Menschen, die sagen, dass ihre Wirkung ihnen nicht wichtig ist. Sie wollen gar nichts manifestieren, am liebsten würden sie ihre inneren Erfahrungen mit niemandem teilen. Tatsächlich gibt es aber gar keine Möglichkeit, Manifestation zu vermeiden.

Wenn ich mich entscheide, dass ich gar nichts schaffen will, kreiere ich trotzdem noch eine bestimmte Wirklichkeit. Dann ist es eben die Realität einer Person, die der Welt gegenüber gleichgültig oder schüchtern ist. Wenn wir andererseits keine stillen Zeitgenossen sind, sondern uns im Gegenteil den ganzen Tag beschweren und alles kritisieren, dann leben wir in einer Welt, die disharmonisch ist. Das ist nicht belanglos. Nicht Trump und Putin entscheiden, in welcher Welt wir leben, sondern acht Milliarden Menschen. Jeder von uns ist ein Meister der Welt, ein Schöpfer.

Es gibt keine Nicht-Manifestation

Was nicht bedeutet, dass jeder von uns ein Martin Luther King sein und eine Bürgerrechtsbewegung kreieren muss. Manifestation beginnt in dem Moment, in dem wir einen Raum betreten. Ist dir bewusst, was du in diesem Moment schon alles beeinflusst? Du bist in diesem Raum eine Quelle des Lichts – oder auch nicht. Je nachdem, wie du dort bist, und welche Wellen du in Bewegung setzt, beginnt die Welt sich zu verändern. Wenn uns das wirklich klar ist, geben wir nicht mehr so leicht diesem niederen Teil von uns nach, der Enttäuschung, Wut, Frust nach außen tragen will. Wir wissen, dass wir in jedem Moment die Wahl haben, und wir können uns hier und jetzt entscheiden, dass wir unser wahres Selbst, den nobelsten Teil in uns, zum Ausdruck bringen wollen. Du entscheidest, welches Selbst du manifestieren willst. Ich möchte dich dazu einladen, ein Experiment zu machen.

Versuche einmal, einen Monat lang wirklich dein bestes Selbst zum Ausdruck zu bringen: Alles in dir, das schön und erhebend ist und Harmonie und Frieden fördert. Nicht nur deiner Umgebung wird das guttun, auch dir selbst – versprochen. Vielleicht befürchtest du, dass du deine negativen Gefühle bei einer solchen Übung unterdrücken könntest. Das ist eine weit verbreitete Sorge. Tatsache ist: Es ist nichts besonders authentisch daran, herumzubrüllen und negative Gefühle rauszulassen. Ja, manchmal ist es wichtig, sich mit diesen Gefühlen zu beschäftigen. Aber nicht, damit wir uns kurzfristig besser fühlen, sondern um sie in einem bewussten Kontext zu transformieren. Hast du dich schon einmal gefragt, was es für Folgen haben könnte, wenn wir ständig das Gute und Schöne in uns unterdrücken? Alle scheinen genau darauf zu achten, dass wir bloß nichts Negatives verdrängen. Aber wer fragt: “Was passiert, wenn wir das Beste in uns verdrängen? Ist das nicht ungesund? Könnte das nicht psychosomatische Probleme nach sich ziehen?” Tatsache ist: Dein bestes Selbst ist das, wonach deine Seele ruft. Das zu unterdrücken, tut niemandem gut. Wenn du die Übung, die ich hier vorschlage, einen Monat lang machst, dann wirst du dich selbst davon überzeugen können, dass du zu dem wirst, was du zum Ausdruck bringst.

Die Schule für echten Selbstausdruck

Befreiung der inneren Stimme und Meisterung der eigenen Kommunikationsfähigkeiten

Wie gut können wir unsere inneren Erfahrungen, Wünsche, Emotionen und Visionen mit der Welt teilen? Haben wir vielleicht das Gefühl, dass all dies irgendwie in unserem Hals stecken bleibt und wir nicht so recht wissen, wie wir es so kommunizieren können, dass es unser Leben wirklich positiv zu beeinflussen vermag und die Veränderungen herbeiführt, die wir uns wünschen? Wie finden wir also einen stimmigen Weg, um ausdrucksvoll, klar, effektiv und authentisch zu sein? Spontan und dennoch gleichzeitig Meister unseres Selbst? In dieser Schule wird ein Prozess erweckt, durch den die Schüler lernen, endlich ihr wahres Selbst auszudrücken, sich Gehör zu verschaffen und sich sichtbar zu machen, ohne ihre Natur zu verbiegen. Dadurch werden sie fähig, ihre innersten Gefühle, ihre Wahrheit, ihre Visionen und Träume zu teilen. Es geht darum, die Art und Weise, wie wir mit der Welt und mit anderen kommunizieren, zu verändern. So viele Schwierigkeiten könnten vermieden werden, wenn wir nur wüssten, wie wir richtig kommunizieren…

Termine:

2018: 24.-25.11. und 15.-16.12. 2019: 12.-13.1., 9.-10.2., 16.-17.3., 13.-14.4., 11.-12.5., 8.-9.6.

Ort: Human Greatness Center, Drakestr. 42, 12205 Berlin und online oder über Videoaufzeichnungen

Zeit: 10:30-18:30 Uhr

Sprache: Englisch mit deutscher Simultanübersetzung

Kosten: € 1.650

Online-Teilnehmer: € 1.400

Ratenzahlung möglich.

Info und Kontakt über Noga Müller, Tel.: 0157-316 817 40 oder noga@chiro-yoga.org

 

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