Bundespräsident Horst Köhler legte unlängst in einem Stern-Interview dar, was er von den Finanzmärkten hält: „Die Märkte haben sich zu einem Monster entwickelt, das in die Schranken gewiesen werden muss“. Offensichtlich sei, dass selbst viele Banker am Ende ihre Produkte nicht mehr verstanden hätten. Das Monster habe „kaum noch Bezug zur Realwirtschaft“. Das Beispiel Deutsche Bank lässt tief blicken.

 

Bundespräsident Horst Köhler hat mit dieser bisher schärfsten Kapitalismuskritik aus dem Munde einer prominenten Persönlichkeit eine deutschlandweite Diskussion um die Frage entzündet, welche Maßnahmen einzuleiten sind, um die Finanzwirtschaft vor ihrer eigenen Gier zu schützen, die die Welt in den Abgrund zu reißen droht. Herr Köhler weiß, wovon er redet, wenn er behauptet, „wir waren nahe dran an einem Zusammenbruch der Weltfinanzmärkte“. Er war vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Osteuropabank. Dass sich bislang kein Banker für das Desaster öffentlich entschuldigt hat, wie von Herrn Köhler angemahnt, wirft ein eindeutiges Licht auf die Branche. Als Retourkutsche des Deutsche-Bank-Chefs Josef Ackermann darf das in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gegebene Interview gewertet werden, in dem Ackermann davor warnt, die Finanzmärkte zu dämonisieren. Den „Monster“-Vergleich des Bundespräsidenten wollte er nicht kommentieren. Er sei „an einer Problemlösung interessiert, an nichts anderem“. Dass die Deutsche Bank selbst Teil des Problems ist, ist spätestens seit der Sendung des ARD-Politikmagazins MONITOR vom 24. April 2008 bekannt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt indes gegen einen Händler eines Tochterunternehmens der Deutschen Bank AG. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin hatte Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet, weil sie Anhaltspunkte für Insiderhandel mit Aktien der Mittelstandsbank IKB (heute zu 43% über die KfW in Staatsbesitz) gefunden habe. Einige Tage vor der Krise wurden auffällig viele IKB-Aktien über die Deutsche Bank verkauft. Damaliger Kurs ca. 21 Euro, heute keine 4 Euro.
Dass der Fast-Konkurs der IKB den Staat, also uns alle, mit bis zu 10 Milliarden Euro zusätzlich belasten wird, könnte an einigen kranken Geschäften liegen, die die IKB mit der Deutschen Bank tätigte. Beide Banken haben seit Jahren Geschäftsbeziehungen im Feld der hochspekulativen US-Immobilienkreditpapiere, und einer der größten Händler mit solchen Papieren ist die Deutsche Bank Gruppe. Die IKB, bzw. deren Zwischengesellschaft, die Rhineland Funding, übernahmen diese Kreditpakete massenweise, auch von der Deutschen Bank, während schon längst ein Top-Banker in New York unter dem Dach der Deutschen Bank, so die ARD, gleichzeitig auf den künftigen Kursverfall derartiger Papiere spekulierte und damit hunderte Millionen Dollar für seinen Arbeitgeber einstrich. Falls die Deutsche Bank wusste, dass die Papiere marode waren, die der IKB bzw. Rhineland dann angedreht wurden, indem sie Kenntnis davon hatte, dass die Kreditkrise unmittelbar bevorstand, dürfte die Deutsche Bank gegenüber dem Staat ein Haftungsproblem haben.

Ackermann lehnte es in seinem Interview mit der FAS ab, das von Köhler geforderte Schuldbekenntnis zu geben. „Ich fühle mich da nicht angesprochen“, sagte Ackermann. Auch sehe er „keine Anzeichen für eine neue Weltwirtschaftskrise“, und es könne auch keine Rede davon sein, dass die Gefahr des Zusammenbruchs der Weltfinanzmärkte bestand. Das sagt ausgerechnet der Banker, der Wochen zuvor noch die Hilfe des Staates einforderte, um den Zusammenbruch der Märkte zu verhindern. Auf welch dünnem Seil sich die Deutsche Bank selbst bewegt, zeigt ein Blick auf die Kernkapitalquote der Bank. Hedge-Fonds sind mit drei Prozent, US-Banken im Mittel mit sechs Prozent Kernkapital ausgestattet. Die Deutsche Bank bringt es auf schlappe 1,5 Prozent bzw. 28,3 Mrd ?, mit denen sie eine Bilanzsumme von 1.886,8 Mrd ?. darstellt. Wie sehr muss Herr Ackermann da hebeln lassen (hochriskant spekulieren), um am Jahresende selbst mit einem Gehalt von 13.981.492 ? nach Hause zu gehen?

Rohstoffe, und ich nehme an, auch die vom Acker, sind nach einer Verlautbarung das neue Spekulationsfeld von Herrn Ackermann, nachdem der Markt mit gebündelten Krediten zusammengebrochen ist. Neuerdings hat die Deutsche Bank „grüne Investments“ in den Bereichen Technologie, Landwirtschaft und alternative Energie angekündigt. Ist das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht? Um das selbst einmal zu überprüfen, empfehle ich Herrn Ackermann das neue Buch des Dalai Lama und Laurens van den Muyzenbergs – Führen , Gestalten, Bewegen, in dem es um die Prinzipien der Rechten Anschauung, des Rechten Handelns und einer verantwortlichen freien Marktwirtschaft geht. Denn wie sagt der berühmte US-Investor Warren Buffet so schön: Bei Ebbe sieht man, wer ohne Badehose geschwommen ist.

Die großen Spekulanten sind angeschlagen, aber sie wollen weitermachen und die Blase mit wundersamen Finanzprodukten weiter aufpumpen. Nun ist sie bei den Rohstoffen und dem Boden angekommen. Fachleute prophezeien, dort würde gerade die Mutter aller Blasen entstehen. Wenn Privatanleger mit Slogans wie „wie Sie von steigenden Rohstoffpreisen profitieren können“ für die Spekulation z. B. mit Agrarrohstoffen geködert werden sollen, ist das Ende jeglicher Moral nicht mehr fern. Die Politik und jeder Einzelne kann entscheiden, welche Richtung täglich durch unsere Kauf- und Anlageentscheidung unterstützt werden soll.


MONITOR Bericht vom 24. April 2008

http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=953&sid=180

KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau

http://de.wikipedia.org/wiki/KfW

IKB Deutsche Industriebank

http://de.wikipedia.org/wiki/IKB_Deutsche_Industriebank

1. Bild: © Charlos-fotolia.com
2. Bild: © Alexander Zhiltsov-fotolia.com

Hinterlasse einen öffentlichen Kommentar

Deine Email Adresse wird nicht veröffentlicht.

*