Warum verlieren immer mehr Menschen weltweit den Glauben an unser derzeitiges Geldsystem? Warum kommt Geld nur als Schuld in die Welt und warum haben Staaten überhaupt Schulden, an deren Rückzahlung offensichtlich kein ernsthaftes Interesse besteht?

 

Sie glaubten bisher sicher auch, dass private Banken nur das Geld verleihen, welches sie auch besitzen. Dies glaubten auch ein Richter und seine Jury in Minnesota, USA, bis sie eines Besseren belehrt wurden. 1969 verklagte die First National Bank von Montgomery den Kreditschuldner Jerome Daly auf Rückzahlung eines 14.000-Dollar-Hypothekendarlehens, welches auf seinem Eigenheim lastete. Jerome Daly, ein Anwalt, der sich selbst vor Gericht vertrat, verweigerte die Rückzahlung des Kredites mit der Begründung, es gäbe keine Gegenleistung für das Darlehen. Eine Gegenleistung sei schließlich ein wesentliches Element eines Vertrages. Die Bank hätte aber kein echtes Geld für sein Darlehen eingesetzt, so Daly. Das Gerichtsverfahren wurde von dem Justizassistenten Bill Drexler protokolliert, dessen Hauptaufgabe während des Prozesse darin bestand, die Ordnung im Gerichtssaal aufrecht zu erhalten, nachdem sich die Anwälte gegenseitig mit Fäusten bedrohten. Drexler hatte zunächst nicht an die Theorie der Verteidigung geglaubt, bis Mr. Morgan, der Präsident der Bank, den Zeugenstand betrat. Zur Überraschung aller gab Morgan an, dass die Bank routinemäßig für die von ihr vergebenen Kredite Geld „aus der Luft“ erschaffe, und dies sei bankübliche Praxis. „Es klingt wie Betrug für mich“, resümierte der vorsitzende Richter Martin Mahoney. In seiner Urteilsbegründung erklärte Richter Mahoney: „Der Kläger räumt ein, dass im Zusammenspiel mit der Federal Reserve Bank von Minneapolis die gesamten 14.000.- Dollar in Geld und Kredit mit einem Eintrag am 8. Mai 1964 in den Büchern der Bankbuchhaltung begannen zu existieren. Mr. Morgan erklärte zudem, dass es kein Gesetz in den Vereinigten Staaten gäbe, das ihm das Recht gab dies zu tun.“ Das Gericht wies den Anspruch der Bank auf Rückzahlung des Kredits zurück und der Beklagte, Jerome Daly, durfte sein Haus behalten.

Dieses Urteil war gesetzlich gesehen unantastbar und würde in die heutige Zeit übertragen bedeuten, dass, falls private Banken tatsächlich Kredite vergeben, die aus dem Nichts erschaffen wurden, diese Kredite auf Immobilien, Firmen- oder Staatsanleihen null und nichtig wären und somit die Machtbasis der Banken in der Welt einstürzen könnte.

Unnötig zu sagen, dass dieses Urteil von 1969 die herrschende Praxis nicht verändert hat. Warum? Richter Martin Mahoney diente einem Friedensgericht, einer Art autonomem Rechtssystem. In diesem System (das inzwischen abgeschafft wurde) entschieden Richter und Gerichte auf eigene Faust. Richter Mahoney, der nicht abhängig war von Wahlkampffinanzierung, ging so weit zu drohen, die Bank strafrechtlich zu verfolgen. Er starb sechs Monate später bei einem mysteriösen Unfall, an dem eine Vergiftung beteiligt war. Seit dieser Zeit haben eine Reihe von Angeklagten versucht, Kreditausfälle mit derselben Verteidigungsstrategie zu rechtfertigen. Aber sie hatten nur begrenzten Erfolg. Ein Richter sagte offen: Wenn ich sie das tun lasse, sie und alle anderen, würde das ganze System zusammenbrechen.

Was ist faul an unserem Finanz- und Geldsystem? Sir Josiah Stamp, der Präsident der Bank von England und der zweitreichste Mann in Großbritannien in den 1920er Jahren, erklärte 1927 in einer Rede an der Universität von Texas Folgendes: „Das moderne Bankensystem produziert Geld aus dem Nichts. Dieser Prozess ist vielleicht der erstaunlichste Taschenspielertrick, der jemals erfunden wurde. Banken wurden in Ungerechtigkeit gezeugt und als Sünde geboren. Bankiers besitzen die Erde. Nehmt ihr ihnen die Erde wieder weg, aber lasst ihr ihnen die Macht Geld zu erschaffen, werden sie mit einem Federstrich genug Geld neu erschaffen, um die Erde zurück zu kaufen. Nehmt ihr ihnen diese Macht, werden alle großen Vermögen wie meines verschwinden. Ab diesem Moment wäre es eine bessere und glücklichere Welt. Aber wenn ihr weiterhin die Sklaven der Bankiers sein wollt und die Kosten der eigenen Sklaverei bezahlen wollt, dann lasst die Bankiers weiter Geld erschaffen und Kredite kontrollieren.“

Wie eine hochkomplexe Analyse von drei Systemtheoretikern der ETH Zürich unlängst ergab, kontrolliert eine verhältnismäßig kleine Gruppe von 147 Unternehmen – größtenteils Banken – im Wesentlichen die Weltwirtschaft.

Es sei eine notwendige Folge des gegenwärtigen Systemdesigns, dass sich nach einiger Zeit der Großteil des Reichtums in den Händen von einem Prozent der Menschen konzentriert. Wenn es also eine Verschwörung gibt, dann hat diese mit der Struktur des Systems selbst zu tun. An erster Stelle der 147 Unternehmen findet sich die Bank Barclays plc. und an 12. Stelle die Deutsche Bank AG.

Wir werden nicht drum herum kommen. Wahre Demokratie beginnt mit einem demokratischen Geldsystem. Diese Aufgabe geht uns alle an.


Buchtipp:

Das Ende des Geldes
Wegweiser in eine ökosoziale Gesellschaft

Franz Hörmann u. Otmar Pregetter
Galila Verlag, 224 Seiten
Preis: 21,90 € 
ISBN: 978 3 902533 333

www.webofdebt.com/articles/dollar-deception.php

www.sein.de/das-kapitalistische-netzwerk-das-die-welt-regiert/


Abb: © lina0486 – Fotolia.com

8 Responses

  1. Detlef Kordes
    Lebensmittel Nr. 1!?

    Das Giga-Problem MegaSchulden und TeraVermögen ist wirklich so beschreibbar:
    Tauschmitel (Bar Auf die Tatze) und/oder Machtmittel (psychologische „Kneifzange“ Schuldzuweisung)
    Ganz
    Einfache
    Lösungen
    Denken/Durchführen…
    Im goldenen Zeitalter (ca. 1150-1450) gab es rostendes Geld, da wurden FREIWILLIG Steuern bezahlt, eher als Spenden betrachtet.
    Und diese Zeit nennt sich auch Kathedralenzeitalter bzw. Brakteatenzeit (mit eisenhaltigen Münzen als Tauschmittel), die kaum einer gern behielt, um den Schlagschatz zu minimieren, den der Münzpräger einbehielt (auch Park-/Haltegebühr auf gesetzliches Zahlungsmittel genannt).
    In Anlehnung an einen nicht ganz unbekannten Unternehmer seiner Zeit (20. Jh.) können unsere Bankinhaber jederzeit (noch) feststellen: „Eigentlich ist es gut, daß die Menschen unser Banken- und Wirtschaftssystem nicht verstehen. Würden sie es nämlich, hätten wir eine (R)-evolution noch vor morgen früh.“
    Was fangen wir eigentlich mit Geld bzw. unserem irdischen Leben an??? Organspende o. ä. als Endziel statt der Reichste auf dem Friedhof zu sein? Wie gehen aus dem begrabenen Leichnahm dann Goldesel bzw. singende klingende Bäumchen hervor auf dem Friedhofsgelände??
    Schüler des Bruckner-Gymnasiums Wels/OÖ haben zum Thema Geld folgende Etikette entworfen: „Damit am Ende des Geldes nicht noch Monat bleibt.“ Weshalb wird denn Geld immer knapper, wenn es um seine Tauschmitteleigenschaft geht, die wir so gut (ge-)brauchen können? Brauchen wir wirklich Milliarden-Vermögen auf dem (virtuellen) Konto mit Buchgeld, das wir niemals in bar alles ausgezahlt kriegen können? Wohl auf denn, liebe Erdenbürger dieser einen Welt, liebe Gemeinde, wir leben zu wenig und streiten uns zuviel, oder?
    Ein nicht ganz unbekannter Kaufmann seiner Zeit (19./20. Jh.) beschreibt seine Lebensbeobachtungen so: „Der Streit beginnt immer dort, wo das Wissen aufhört.“ Also dürfen wir uns kümmern (nachdenken), daß es besser wird, ab morgen schon.

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  2. Andrea C. Feist-Nerowski

    Auf die Frage „Was ist faul an unserem Finanz- und Geldsystem?“
    Dass es als künstlicher Regulator den zugrundeliegenden echten Bedarf völlig verzerrt.
    Und weil das Fundament absolut widernatürlich und sogar lebensfeindlich ist:
    Ausbeutung und Raubbau wird durch möglichen Gewinn belohnt
    Menschlichkeit und Fürsorge ist freiwillig und schmälert das Einkommen – wird also bestraft.
    Maßnahmen für das Leben kosten Geld und muss von mehr oder weniger Freiwilligen (den betroffenen Geschädigten, Spendern und/oder Steuerzahlern) bezahlt werden.

    So ist dieses System einfach aufgebaut und auch, wenn Mensch erkannt hat, dass es langfristig alles kaputt macht und zwangsläufig immer in den Kollapps führt, so ändert das nichts an der zugrundeliegenden Strukturierung.

    DAS ist das Wesentliche. Nicht umsonst sammeln die am schnellsten und am meisten Kohle an, die sich am wenigsten um menschliche Verantwortlichkeiten scheren.

    Und wenn wir das System noch zehnmal umbauen – es wird sich nichts ändern. Weder Kapitalismus noch Kommunismus noch Sozialismus noch sonst irgendein Mus werden etwas daran ändern, weil das einfach die zugrundeliegende Struktur ist.

    Wenn ich einen Schrank auf dem Fuß stehen habe, dann macht das Autschn. Klar kann ich den Schmerz betäuben – ich kann den Schrank umbauen und den Inhalt austauschen, ihn rosa anstreichen und mit wunderhübschen Schnörkeln versehen. Aber wenn ich mich wieder frei bewegen will, dann heb ich den Schrank runter. Alles andere ist Augenwischerei.

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  3. WellenbeobachterHH

    @ venja
    Weil es leider keine Frage des „Geistes“ oder der „Geisteshaltung“ ist, sondern der gesellschaftlichen Konstitution von „Wert“. Deshalb kann es einem eben doch nicht egal sein.

    Die Bank verfügt juristisch meistens über das Recht den Schuldner Enteignen zu dürfen. Und Das wird mit Hilfe des Staates auch ggf. mit Gewalt durchgesetzt.

    Näheres dazu wie gesagt hier:

    http://www.hh-violette.de/2011/12/glauben-geld-und-warenform/

    Antworten
  4. venja

    ich glaube noch nicht mal, dass das Problem der Zinseszins ist. Ich glaube eher, dass das Problem ist, dass wir nicht – jeder Einzelne von uns – an uns selbst glauben. Das Leben ist Überfluss und wir denken in Abhängigkeiten. DAS ist der springende Punkt! Warum soll jemand nicht viel Geld haben? Warum soll ich nicht viel Geld haben? Warum soll es einen Gegenwert geben? Was ist das für ein Wert und wofür brauch ich den? Wofür BRAUCHE ich den? So im Alltag? Das kann mir doch egal sein! Wenn ich davon überzeugt bin, dass das Haus wirklich mir gehört, zu mir passt, stimmig ist; wer sollte es mir nehmen? Was ist Stärker, die Materie, oder der Geist?

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  5. WellenbeobachterHH

    Die ganze Argumentation ist zwar formal betrachtet nachvollziehbar und als Kritik am Kapitalismus auch völlig berechtigt, doch sie ist dennoch gewissermaßen falsch, weil extrem unvollständig und irreführend!!!

    Das ist eine typisch verkürzte Form der Kapitalkritik. Es fehlt nämlich so einiges. Die Darstellung bildet die Wirklichkeit nicht annähernd ab.

    Eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit den typischen Argumenten des Textes findet sich hier:

    http://www.hh-violette.de/2011/12/glauben-geld-und-warenform/

    Antworten
  6. Evo

    Das eigentliche Problem ist nicht ein mal, dass Geld aus Luft geschaffen wird, sondern dass für dieses Geld auch noch Zinsen verlangt werden.
    Wenn eine Bank 10 Leuten je 100€ für ein Jahr gibt und verlangt, dass am Ende des Jahres 110€ zurückgegeben werden müssen, dann ist klar, dass am Ende des Jahres mindestens einer von 10 das nicht können wird (davon ausgegangen, dass keine andere Bank da ist, die dem Armen noch einen Kredit gewährt. Was aber letztendlich nichts am Gesamtproblem ändert).
    Dieses Spiel ist sogar völlig unabhängig davon, wie es der Wirtschaft geht. Wenn nur die (privaten) Banken geld erschaffen dürfen, und für jeden geschaffenen Cent ein Cent+ zurückgegeben werden muss, ist die letztendliche Enteignung der (aller) Kreditnehmer die einzige Konsequenz.
    Wenn man das einmal verstanden hat, kann man über die ganzen „Lösungsvorschläge“, die von unseren Politikern, kommen einfach nur den Kopf schütteln.

    Servus,
    Evo

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