Die Herzen ansprechen

Ich glaube, dass die heutige Schule und die heutigen SchülerInnen viel Anlass zur Hoffnung geben. Wir sind auf einem guten Weg zu einer spirituellen Öffnung der Schule. Über eine Schule der Hoffnung.

Kürzlich erzählte einer meiner Berufsschulsschüler im Unterricht, dass er geträumt habe, wie er in seiner Gymnasialzeit seinem Geschichtslehrer bei der Korrektur einer Klassenarbeit über die Schultern geschaut hat. Der Lehrer hatte ausgerechnet seine Arbeit in den Händen und überzog sie mit roten Bemerkungen. Es kam eine glatte Fünf dabei heraus. Das wunderte den Schüler nicht, denn er hatte ja auch nichts dafür getan. Im Traum sah er sich dann die Verbesserungen des Lehrers genauer an und merkte sie sich. Am nächsten Tag wurde die Arbeit geschrieben und er staunte nicht schlecht, als er feststellte, dass genau die Fragen gestellt wurden, von denen er vorher geträumt hatte. Doch da er nun die richtigen Antworten anhand der Korrekturen des Lehrers kannte, schrieb er eine glatte Eins – ohne etwas anderes dafür getan zu haben, als davon zu träumen.

Bemerkenswert an dieser Geschichte finde ich zweierlei. Zum einen ist es die Sache als solche, die alle wissenschaftlich beglaubigten und neurobiologisch überprüften Vorstellungen vom Lernen in Frage stellt und im Endeffekt sogar ad absurdum führt. Zum anderen gibt allein die Tatsache, dass der Schüler den Mut hatte, ein solches Erlebnis zu erzählen, Anlass zur Hoffnung, zumal die meisten Mitschüler neutral bis positiv reagierten und nur eine kleine Minderheit die Geschichte grundsätzlich in Frage stellte. Die Zeiten und die Menschen ändern sich oder haben sich bereits geändert. Spirituelles Denken und außergewöhnliche Erfahrungen zeigen sich in immer mehr Lebensbereichen unserer Gesellschaft und eben auch in der Schule.

Spirituelles Denken zeigt sich auch in der Schule

Das ist manchmal schwer zu erkennen, denn zu übermächtig scheint zur Zeit das negative öffentliche Denken über die Schule, das den Blick auf positive Entwicklungen verstellt. Da es ist hilfreich, einen Schritt zurückzugehen, einen umfassenderen Standpunkt einzunehmen und die momentane Diskussion über PISA, Gewalt und Schulverweigerung zu relativieren. Ich habe in den 70er-Jahren mein Abi in einer westdeutschen Kleinstadt gemacht. Die Enge war grauslig, doch immer noch sehr viel besser als das furchtbare Schulleben vor gut 100 Jahren, als Bücher mit Titeln wie „Wie breche ich den Willen eines Kindes“ großen Absatz fanden. Und das war damals nicht metaphorisch, sondern wörtlich gemeint. Wir sind bei allen Fehlern, die die heutige Schule noch hat – und auch ich kenne die Wirklichkeit in einer Haupschule –, auf einem guten Weg. Wer hätte sich z. B. vor 20 Jahren träumen lassen, dass die Grundsätze von Hartmut von Hentigs Bielefelder Laborschule, z. B. ein auf den individuellen Entwicklungsstand der Kinder abgestimmter, jahrgangsübergreifender Grundschulunterricht, in das neue Berliner Schulgesetz aufgenommen werden.

Schule der Hoffnung: Wie man Wunder ermöglicht

Seit geraumer Zeit schon rührt sich etwas. Vor einigen Jahren habe ich in einem Vortrag anlässlich einer Fachtagung über selbstgesteuertes Lernen den Fall eines als extrem lernbehindert diagnostizierten Schülers geschildert, dem von allen Seiten eine desolate Prüfungsprognose gestellt wurde. Auch ich habe ihm ein halbes Jahr lang vergeblich den Dreisatz zu vermitteln versucht. Dann, vier Wochen vor der Prüfung, geschah etwas, was kein Beteiligter überhaupt für möglich gehalten hätte. Der Schüler kam von heute auf morgen kaum noch zum Unterricht, setzte sich dafür aber aus eigenem Antrieb mit einem Freund zusammen, lernte Stunden über Stunden, wozu er laut Diagnose an sich gar nicht fähig war – und bestand die Prüfung. Diese Kehrtwendung konnte sich damals keiner erklären, und viele sprachen von einem Wunder. Ich nannte den Vortrag dann auch „Wie man Wunder ermöglicht“ und die Reaktion darauf war für mich überraschend positiv. Einige fingen sogar an, von „ihren“ Wundern zu erzählen. Ich glaube, es gibt mehr Menschen, als man vermutet, die nach Wundern und nach tieferen Einsichten dürsten.

Die Herzen in Resonanz bringen

Schule der HoffnungNach meiner Erfahrung ist es über die Jahre gesehen immer leichter geworden, die Schüler mit dem Herzen anzusprechen, denn sie zeigen ihr Herz bereitwilliger als früher und es zeichnet sich nach meiner Beobachtung immer deutlicher ab, dass die Seelen vieler Kinder und Schüler sich öffnen wollen.
Ich unterstütze sie darin, so gut ich es kann. So habe ich z. B. in 20 cm großen, knallroten Buchstaben die Sätze „Ich will es wissen“, „Ich verstehe“ und vor allem „Ich bin wertvoll“ an den weißen Wänden meines Klassenraums angebracht. Darüber hinaus „füttere“ ich meine Schüler bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit positiven Glaubenssätzen, die nur zu oft in direktem Gegensatz zu deren Selbstbild stehen, doch ich merke, wie diese Positivität die Herzen der Schüler nach und nach in Resonanz bringt. Sie fangen an zu glühen, und etwas Schöneres gibt es für mich als Lehrer nicht.
Abgesehen davon, dass die meisten Schüler in einer offenen, zugewandten Atmosphäre, einer Schule der Hoffnung, mehr, schneller und gründlicher lernen und Dinge verstehen, die sie noch nie zuvor in der Schule verstanden haben, geht es, so glaube ich, zur Zeit vor allem darum, die tieferen Seelenkräfte der Schüler (sowie meine eigenen) zu aktivieren, sie einzuladen und zu ermuntern, sich hier zu manifestieren. Wir verfügen in uns über Fähigkeiten, von denen wir jetzt noch träumen, doch wir brauchen diese höheren Fähigkeiten auch, um langfristig hier auf dieser Erde überleben zu können.

Hilfe von „Ernest“

Dazu eine weitere Erfahrung von vielen: Die medial begabte Schwester einer Freundin fürchtete sich in der Schule nur vor einem Fach: Mathematik. Die Fünfen waren notorisch und ihre Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit ebenso. Dann bat sie innerlich tief um Hilfe und es meldete sich auf telephatischem Wege ein anderer Persönlichkeitsaspekt von ihr namens Ernest. Ernest, vermutlich ein anderes Leben, verstand etwas von Mathematik, er liebte das Jonglieren mit Formeln und Zahlen geradezu. Mit seiner Hilfe gehörte sie innerhalb von zwei Wochen zu den Besten in der Klasse, wobei ihre Herausforderung nunmehr darin besteht, die Fähigkeiten von Ernest als ihre eigenen zu integrieren.
Natürlich wäre es in diesem Zusammenhang auch gut, sich in „spirituellen“ Lerntechniken wie Silva-Mind (einfache, anhand der Bücher von José Silva auch im Selbststudium leicht zu erlernende Techniken, um sich in den sog. Alpha-Zustand zu bringen, in dem man u.a. Zugang zu „höherem“ Wissen erlangt), Edu-Kinesiologie (kinesiologische Übungen, die speziell auf den Lernprozess abgestimmt sind), Suggestopädie, NLP usw. fortzubilden. Doch ich glaube, es geht dabei letztlich nicht wirklich um effizientere Lerntechniken, um sich Wissen anzueignen. Alles Schulwissen dieser Welt ist flüchtig, es entsteht und vergeht. Ein einziger Atemzug Gottes währt dagegen ewig und sein Atem ist nicht durchsetzt mit Formeln und Fakten, sondern mit grenzenloser Freude, mit unbändiger Lust am Manifestieren und mit einer unbeschreiblichen Liebe. Es geht aus meiner Sicht mehr darum, uns auch in der Schulwirklichkeit langsam wieder an höhere Realitäten zu gewöhnen und wieder mit Gott vertraut zu werden.

Glauben bekunden

Es wäre ein erster, jedoch großer Schritt, sich dann und wann dazu zu bekennen, an eine höhere Realität zu glauben. Ein solcher, nicht naiv oder messianisch und nicht bei jeder Gelegenheit, sondern mit einer ruhigen, abgeklärten Selbstverständlichkeit bekundeter Glaube würde meiner Ansicht nach viel Positives bewirken. Als ich einem Kollegen einmal erzählte, dass ich an Schutzengel glaube, sprudelte es nur so aus ihm hervor und er erzählte, dass er es sich nur durch das Eingreifen eines Schutzengels erklären könne, dass er einmal einem Autounfall entging. Alle physikalischen Gesetze schienen mit einem Mal außer Kraft gesetzt worden zu sein.
Ich finde, dass das Ziel, höhere Realitäten und höhere Fähigkeiten hier auf der Erde und auch im Schulwesen zu verankern, nicht unerreichbar ist, sondern sich bereits in der Ferne abzeichnet. Schule der Hoffnung: Wenn wir weiterhin an der Liebe zu uns selbst und zu den uns anvertrauten Schülern und an dem Glauben an die uns und ihnen innewohnenden enormen Fähigkeiten arbeiten, werden wir es auch erreichen. Dazu sind wir doch auch hier, oder?

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