Homöopathische Antworten am Puls der Zeit

von Werner Baumeister

 

Der Schmetterling Acherontia atropos (Totenkopfschwärmer) ist ein Nachtfalter.
Seinen Namen verdankt er einer der drei griechischen Schicksalsgöttinnen. Diese drei sogenannten Moiren sind die Töchter des Zeus, die den Lebensfaden spinnen, dessen Länge bemessen und ihn auch abschneiden. Atropos, die Unabwendbare, ist diejenige, die den Lebensfaden schließlich kappt. Homöopathisch schneidet sie aus meiner Praxiserfahrung all das ab, was uns vom Lebensfluss trennt – auch dann, wenn uns eine mögliche Wandlung vielleicht schreckt. Sie schneidet uns ab von unserem Kontrollkokon mit all seinen selbstzerstörerischen Gewohnheiten und Konzepten, in die wir uns eingewoben haben. Außerhalb dieses Kokons wartet eine völlig neue Freiheit, die wir aus unserem aktuellen Blickwinkel unmöglich wahrnehmen können. Was wir aus der Sicht der Raupe als das Ende empfinden, ist aus einer anderen Perspektive betrachtet der Schmetterling.

Hierzu ein Klienten-Feedback aus meiner Praxis, das zeigt, wie diese homöopathische Arznei in den Kokon überkommener Vorstellungen „eindringt“ und eine neue, weitere Sicht der Welt eröffnet:
„Zwei Tage nach Einnahme des Totenkopfschwärmers wurde mir nachts im Bett plötzlich nicht nur klar, dass wir Menschen uns schicksalsmäßig in einem unaufhaltsamen Fluss der Dinge befinden, sondern dass es auch verschiedene Realitätsebenen gibt, von denen wir allerdings nur diejenigen – zumindest mit Hilfsmitteln – wahrnehmen können, die sich unterhalb unserer eigenen Bewusstseinsebene befinden (Zellen, Moleküle, Atome usw.). Ich durfte dann einen groben Blick in die nächste Ebene über mir werfen. Ich sah, dass all die Dinge, die wir autonomen menschlichen Aktivitäten zuschreiben, letztlich einfach nur Energieverschiebungen – im Sinne sich ausgleichender Polaritäten – auf der nächsthöheren Bewusstseinsebene sind, deren Impulsen unsere Körper wie Marionetten folgen. Leben und Tod im großen Maßstab (wie er beispielsweise bei Kriegen auftaucht) beruhen auf ganz anderen Ursachen als wir uns das vorstellen können. Einerseits kann einem das Angst machen, weil es dann mit der Kontrolle des eigenen Lebens nicht weit her ist. Andererseits kann daraus, wenn ich mich der Unvermeidlichkeit dieser Realität hingeben kann, eine Erkenntnis resultieren, die mich durchs Leben trägt. Denn wenn meine Gestaltungsmöglichkeiten sowieso nur eine Illusion sind, kann ich ja meinen eisernen Kontrollgriff ein bisschen lösen …“

Totenkopfschwärmer – Ein Selbstversuch

Ich selbst durchlaufe mit der homöopathischen Schmetterlingsarznei Totenkopfschwärmer innerhalb einer Woche drei völlig verschiedene Stadien. Die Erstwirkung ist wie ein Geschenk, das zeigt, was möglich ist. „Das ist es eigentlich, wo ich mit Homöopathie hin will“, denke ich. Ich würde dieses „Das“ als ein Plötzlich-wieder-im Fluss-Sein beschreiben, als ein Wieder-an-mich-selbst-Anschluss-Finden. Das Mittel ist der Ausgang aus meiner jahrzehntelangen, traumatischen „tonischen Immobilität“ (wörtlich: starre, steife Unbeweglichkeit; alles unter Kontrolle, aber tot!) wieder rein in die Lebendigkeit. Jugendbilder von mir, wo ich sehr bei mir war, tauchen auf. Albträume in diesem Stadium erlebe ich wie eine Tiefenreinigung. Was dann folgen sollte – der Weg dorthin durch all das, was meiner Lebendigkeit noch im Wege steht –, waren sehr unangenehme Tage, in denen ich permanent „immer in Erwartung des Schlimmsten“ war. Dieser Zustand ist übrigens eine zentrale Indikation für den Einsatz dieser Arznei! Im dritten Stadium wurde ich dann immer weicher. Diese Metamorphose des Werner B. war mir so unbekannt und fremd und das, was da rauskam aus dem harten Kokon, so überhaupt nicht mehr das, womit ich mich bisher identifiziert habe, dass ich Angst bekam, dass nichts mehr von mir übrig bleibt. Diese Angst vor dem Neuen, Unbekannten hält uns krampfhaft dazu an, jeden möglichen Schmerz zu vermeiden, uns zu verhärten und uns dem natürlichen Lebensfluss entgegenzustellen. So weich hielt ich mich dann auch irgendwann nicht mehr aus und nahm homöopathisch die Puffotter (Sein 7/16) – in der irrigen Hoffnung, dass sie mir schnell in meinen verhärteten Kokon zurück hilft. Aber dennoch bin ich diesem Schmetterling dankbar für diesen ersten zaghaften Ausblick dorthin, wo das Leben mit mir hin will. Ich fühle mich viel entspannter! Der Schmetterling symbolisiert das Leben, das darauf wartet, dass wir unsere Flügel entfalten und fliegen. Er möchte uns ungeahnte Türen zu neuen Räumen unentdeckter Potentiale öffnen. So gesehen beendet Atropos, die Unabwendbare, all das uns so vertraute und liebgewonnene Lebensfeindliche, mit dem wir uns selbst zerstören.

Homöopathischer Themenbereich

Die homöopathischen Schmetterlinge „toppen“ noch die Schlangen.
Denn bei der Häutung einer Schlange kommt ja wenigstens noch etwas heraus, was der Form, die vorher existierte, ähnelt. Die Metamorphose des Schmetterlings jedoch ist ein so radikaler Gestaltwandel, dass danach nichts mehr an das erinnert, was vorher war. Die Angst, die uns biographisch angesichts solch anstehender Veränderungen erfasst, findet homöopathisch im Schmetterling den idealen Begleiter.

 

Schlagworte (mit Links zu weiteren Artikeln von Werner Baumeister):
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Werner Baumeister

ist Arzt und bietet individuelle homöopathische Begleitung an.

30 Jahre Erfahrung in eigener Praxis in Berlin.

Einzeltermine nach Vereinbarung, Behandlungstermine zum Thema des Artikels jederzeit möglich.

Information zu aktuellen Workshops immer auf der Seite „Homöopathie am Puls der Zeit

(mit Themenregister aller Artikel) sowie unter Tel.: 0172 – 391 25 85 .

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Die homöopathischen Arzneibilder von Werner Baumeister verstehen sich auch

als homöopathischer Spiegel aktuellen Zeitgeschehens.

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